Die Crowdfunding-Welt ist manchmal unerbittlich. Das geplante Brettspiel zu dem Mittelalter-Videospiel Kingdom Come: Deliverance kommt vorerst nicht – die Finanzierungskampagne hat der Verlag Boardcubator abgebrochen und zugleich sein eigenes Aus verkündet.
Der Brettspiel-Adaption von Kingdom Come: Deliverance hat man vorerst eine Absage erteilt. Trotz eines erreichten Finanzierungsziels hat Boardcubator die Kampagne auf Gamefound abgebrochen – über 300.000 Euro sind zusammen gekommen, gereicht hat das offensichtlich nicht. Das bestätigen die Macher selbst, die auf deutlich mehr Geld gehofft hatten.
Kingdom Come: Deliverance – eine Warnung
Die misslungene Kampagne kann nun als mahnendes Beispiel herhalten: Crowdfunding funktioniert bezüglich der Projektplanung hinter den Kulissen offenbar anders als Fans das vordergründig mitbekommen. Die Pläne waren Ambitioniert: aus dem Videospiel Kingdom Come: Deliverance sollte ein Brettspiel mit App-Unterstützung werden, mit Voice-over-Erzählungen, adaptivem Sounddesign und KI-gesteuerten Nebenspielercharaktere.
100.000 Euro hatte Boardcubator dafür als Finanzierungsziel angegeben. Eine Schnäppchensumme im Vergleich zu ähnlichen Brettspielprojekten mit vergleichbarer Ausstattung und vergleichbaren Designplänen. Dass die Summe deutlich zu niedrig angesetzt ist, war offenkundig. Dass auch mehr als die dreifache Summe nicht ausreichen würde, ist allerdings weitaus weniger offensichtlich. Fans reagieren enttäuscht.
Mutmaßlich war man mit der Idee sogar auf dem richtigen Weg, wenn man dem Urteil des „Youtube Council“ Glauben schenken mag. Die ewigen Werbegesichter des Crowdfunding erklären dort vollmundig, wie großartig Kingdom Come: Deliverance in Brettspielform ist. Offensichtlich waren die potenziellen Crowdfunding-Unterstützer etwas vorsichtiger mit ihren Urteilen – sie investierten zwar Geld in die Kampagne, allerdings weniger als Boardcubator sich erhofft hatte.
Wie die Macher hinter dem Brettspielprojekt nun mitteilen, habe man sich rund 1,5 Millionen Euro erhofft. Die 100.000 Euro waren demnach nicht nur unrealistisch, sondern auch vorgeschoben. Mit derartigen Marketing-Tricks arbeiten Verlag bei Schwarmfinanzierungen häufig. Die Psychologie ist stark und effektreich: nur 100.00Euro und schon ist die Kampagne durch, da kann ich doch als Fan einfach noch schnell Geld reinschieben. Es klappt ja mit dem Brettspiel.
Je größer der Prozentsatz der Überfinanzierung wird – bei Kingdom Come: Deliverance waren es 318 Prozent – desto werbewirksamer lässt sich die Kampagne verkaufen. Blöd nur, dass derartige Spiele meist jene Fans ansprechen, die inzwischen selbst echte Crowdfunding-Experten sind. Leere Versprechungen, geschönte Kampagne, unzählige Testimonials – das alles wirkt längst nicht mehr so gut wie noch vor wenigen Jahren.
Rund 10.000 Unterstützer hätte man für die Realisierung des Brettspiels zu Kingdom Come: Deliverance letztendlich benötigt. Davon war man weit entfernt – und hat die Reißleine gezogen. In einer Welt, in der der Slogan „In XY Minuten finanziert“ ein Highlight vom Crowdfunding-Kampagne sei, so Boardcubator, habe man nicht den Mut gehabt, die tatsächlich erhoffte Millionensumme zu kommunizieren. Chapeau, das ist immerhin ehrlich.
Damit nicht genug: Auch Boardcubator selbst wird es so nicht mehr geben. Der Verlag hat sein eigenes Aus im selbst Atemzug verkündet.
Das Brettspiel zu Kingdom Come: Deliverance möchte man dennoch irgendwie realisiert bekommen. Drei Jahre harter Arbeit stecken in dem Projekt. Das wolle man nicht einfach hinwerfen. Betroffen sei übrigens nicht nur Kingdom Come: Deliverance als Spieletitel, sondern auch die dahinterstehende Plattform rund um die Hybrid-Idee mit der App.
Im vergangenen Jahr hatte man das Brettspielprojekt um Kingdom Come: Deliverance auf der SPIEL in Essen präsentiert. Die Hoffnungen auf einen Erfolg waren groß. Besonders tragisch ist bei derartigen Kampagnenverläufen für die Macher vor allem eines: Das Brettspiel hatte keine Chance, sich dem Qualitätsurteil der Fans zu stellen.
Womöglich setzt irgendwann ein Lernprozess ein. Das Ziel muss lauten, ehrlich mit den Fans umzugehen, wenn man deren Geld haben möchte. Marketing hin oder her.
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