Jüngst feiern einige populäre Videospielreihen Comebacks – nicht alle sind gelungen. Bei Monkey Island schienen die Voraussetzungen für einen Erfolg zu stimmen: die Original-Entwickler der ersten beiden Adventure-Teile zeichnen sich die die Umsetzung verantwortlich. Was kann da schon schiefgehen? Der neue Look zum Beispiel, oder?
Videospiele altern meist nicht besonders gut. So manches Retro-Spiel von damals ist heute kaum mehr einen Pixel wert. Und ihren alten Charme versprühen die manchmal fast vergessenen Marken auch nicht mehr. Aber Monkey Island? Ernsthaft?! Das wird bestimmt eine Ausnahme sein. Genau!
Monkey Island: 30 Jahre sind (k)ein Alter
Über 30 Jahre haben Guybrush Threepwood und seine Freunde bereits auf dem Buckel. Nicht besser sieht es bei dem Fiesling LeChuck aus. Als „The Secret of Monkey Island“ und „Monkey Island 2: LeChucks Revenge“ erschienen, waren es Highlights ihrer Jahrgänge. Echte Perlen. Klick-Abenteurer von hervorragender Qualität. Auch heute haben die beiden Titel ihre Fans – für das Comeback haben sich Kenner von damals daher nicht weniger gewünscht als eine Rückbesinnung auf die gute alte Zeit. Ron Gilbert und Dave Grossman hatten offensichtlich andere Vorstellungen von einem echten Nachfolger. Das spürt man nicht nur, man sieht es auch: der grafische Stil ist komplett anders – eher Paper Mario als Monkey Island. In der Szene kam das nicht überall gut an. Es gab sogar richtig Stunk in den Sozialen Medien. Aber das war vor der Veröffentlichung von Return to Monkey Island.
Jubelstimmung hat die Skepsis inzwischen abgelöst. Ja, mit dem neuen Look muss man sich zunächst arrangieren, hat man es allerdings getan, ist der neue Teil der Monkey Island-Reihe mindestens so gut wie seine Vorgänger. Teils gelingt es den Machern sogar, das Spielvergnügen dank ihrer Erfahrung und des Fortschritts in der Spieleentwicklung auf eine neue Stufe zu heben. Bei all den Anpassungen, die Return to Monkey Island mitbringt, etwas hat sich mit dem ersten Klick auch in 30 Jahren nicht verändert: das typisches Monkey Island-Feeling.
Viele Lacher gehören dazu, auch mal Kopfschütteln und Frust über so manches Rätsel auch – das war damals so und es ist heute so. Return to Monkey Island ist Monkey Island in Reinkultur. An dieser Stelle ein gut gemeinter Ratschlag (eigentlich ist es ein Befehl!): Finger weg vom „Buch der Hinweise“ – das hilft in kniffligen Situationen, nimmt dem Spiel allerdings auch eine gute Portion Herausforderung. Nur in äußersten Notfällen sollte man die Spielhilfe daher bemühen, denn schaffen lässt sich das Adventure auch ohne.
Kenner der Vorgänger holt auch die erste Fortsetzung der Serie seit rund 13 Jahren wieder ab, alle anderen brauchen etwas Zeit, um mit den Figuren und der Geschichte des Kult-Abenteuerspiels warm zu werden. Das liegt vor allem an den vielen skurrilen Momenten, die Fans der Reihe zum Schmunzeln bringen, Unkundige allerdings so manches Mal ratlos zurücklassen. Sei es drum: Der Humor zündet, selbst wenn man von Guybrush und LeChuck vorher noch nie etwas gehört haben mag.
Zurück auf die „Affeninsel“
Die Erzählstruktur ist ein Clou des Spiels: Return to Monkey Island ist eine Rückblende. Spieler führt die Vater-Sohne-Geschichte letztendlich wieder nach Melee Island, dem Ort des ersten Serienteils aus dem Jahr 1991. Die Mission: Das wahre Geheimnis von Monkey Island finden. Kenner wissen: auch LeChuck – Guybrush Threepwoods Nemesis – hat es versucht. Mehr Spoiler zur Geschichte und ihren Wendungen und Überraschungen soll es an dieser Stelle nicht geben. Man könnte weit ausholen und die feinen Kniffe anhand des Spielverlaufs positiv hervorheben, aber es würde einen Teil des Spaßfaktors zunichte machen. Also muss das genügen: Es lohnt sich, die Abenteuer auf der Affeninsel in Angriff zu nehmen. Als Neuling, weil es spielerisch erfüllend ist – als Veteran, weil bekannt herausragend ist.
Anekdoten und Verweise auf die Vorgänger liefert Return to Monkey Island regelmäßig ab. Kaum überraschend, denn nicht weniger als das war zu erwarten.
Ansonsten präsentiert sich das Spiel modernisiert: aufpolierte Grafik mit einem ungewöhnlichen Stil, den man allerdings auch als Mix aus verschiedenen älteren Monkey-Island-Stilen sehen kann; der Sound ist gut, es kommt Piraten-Flair auf, und mit einem Notizbuch können sogar Serienneulingen die Abenteuer von damals erfahren. Fans werden vor allem das feiern.
Return to Monkey Island ist zweifellos modern, aber ein echter Klassiker. Vor allem bei der Steuerung per Maus und Tastatur merkt man die Überarbeitungen. Modernisiert ist auch der Look, allerdings nicht unbedingt die Animationstechnik dahinter. Die Simpel-Bewegungen sind am Ende dem kleinen Budget geschuldet, man muss sich damit arrangieren. Einfach wunderbar ist hingegen die Sprachausgabe, wenn auch auf Englisch allein. Deutsche Untertitel lassen sich immerhin einschalten, was gut ist für Fans hierzulande.
Return to Monkey Island ist das gewohnt langsame Spielerlebnis. Genau das könnte moderne Gamer stören: Heute geht es vielfach actionlastig, schnell, teils wild zu. Das neue Monkey Island ist das Gegenteil. Es entwickelt sich, die Story entspinnt sich gemächlich, die Rätsel erfordern Herumlauferei – Point & Click hat seine Hochzeit hinter sich, fristet heutzutage ein Nischendasein, auch wenn viele Fans dem Genre stets treu geblieben sind. Im Fokus stand schon immer und steht immer noch die Handlung: die ist bei Return to Monkey Island grandios. Beim Drumherum hakt es mitunter: Animationen sind hölzern, die Umgebungen teils detailarm, die Übergänge wirken wie aus der Mottenkiste. Fans der Reihe kennen das, alle anderen wird es überraschen. Fakt ist allerdings: Von Handlung, Aufbau und Spielablauf richtet sich auch der neue Teil ohnehin im Kern an jahrelange Fans. Sie werden sich an den Makeln nicht stören.
Ist man an diesem Punkt, gibt es es noch eines: nahezu grenzenlosen Spaß mit dem Witz und Charme von früher.
Ein Piratenleben
Das Piratenleben ist lang und voller Abenteuer. Return to Monkey Island lässt Spieler zum sechsten Mal Geschichten rund um die Affeninsel erleben. Mit „The Secret of Monkey Island“ kam im Jahr 1990 der Debüttitel auf den Markt, nicht unumstritten. Heute gilt das Spiel als Meilenstein in der Geschichte der Videospiele insgesamt und als einer der besten Vertreter des Point & Click-Adventures. Der Nachfolgetitel „LeChucks Revenge“ stieß in ein ähnliches Horn, am Ende sahen sich Fans mit einem Cliffhanger konfrontiert, der bis jetzt nicht aufgelöst wurde. Weil Ron Gilbert als Autor der beiden Ursprungsteile für den dritten Serienableger nicht mehr verfügbar war, hatte man das offene Ende einfach ignoriert. Nun gibt es endlich die Fortsetzung der Fortsetzung, was erklärt, weshalb der sechst Teil von Monkey Island eigentlich der dritte ist.
Auch Disney muss man an dieser Stelle danken, denn ohne das Einverständnis des Konzern hätte es Return to Monkey Island vermutlich nicht gegeben – zumindest nicht in dieser großartigen Form unter Beteiligung von Gilbert und Grossman. Die Geschichte des Duos ist clever, unterhaltsam und funktioniert von Anfang bis Ende – hier und da gibt es Highlights und Lowlights im Spielverlauf. Fünf Kapitel gilt es zu absolvieren, das vierte ist jenes, auf das Spieler sich von Beginn an freuen sollten.
Return to Monkey Island“ ist am 19. September für PC und Nintendo Switch erschienen.
Infobox
Spielerzahl: Singleplayer
Alter: ab 6 Jahren
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: niedrig
Genre: Abenteuerspiele
Untergenre: Point and Click Adventure
Entwickler: Terrible Toybox
Publisher: Devolver Digital
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2022
Plattformen (Testsystem): PC, Nintendo Switch
Sprache: Englisch (Voice-over)/Deutsch (Untertitel/Texte)
Kosten: 22,99 Euro
Fazit
Nach 13 Jahren Pause fühlt sich Return to Monkey Island erfrischend an: die Story ist hervorragend. Allein dafür lohn es sich, den Titel zu spielen. Allerdings haben die Entwickler sich auch beim Gameplay kaum Schnitzer erlaubt – im Gegenteil. Die Rätsel sich überwiegend gut designt, insgesamt ist der neue Serienteil allerdings zumindest für Kenner etwas zu leicht. Zum alten Eisen gehört die Spielereihe lange nicht. Die Steuerung ist gelungen und modernen Standards entsprechend, die Musik ist wunderbar und auch die Sprachausgabe ist fantastisch. Einen Makel gibt es allerdings: Man hört lediglich englisch. Deutsche Spieler müssen sich mit lokalisierten Texten begnügen.
Am Ende haben es Ron Gilbert und Dave Grossman allerdings wieder geschafft: Insbesondere Fans werden den Titel feiern. Die Entwicklern haben haufenweise Humor in das Spiel geschaufelt. Return to Monkey Island steht seinen Vorgängern in nichts nach, überflügelt sie dank moderner Kniffe sogar. Und auch der Humor ist ein anderer: Albern, witzig, skurril, aber manchmal auch fein entlang der Grenze des noch Hinnehmbaren – man spürt förmlich, wie Witz und Witzemachen sich gesellschaftlich verändert haben.
Das Spiel ist zudem offiziell der sechste Teil der Reihe, knüpft dankenswerter Weise aber an dem Abenteuer „Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge“ aus dem Jahr 1991 an. Genial! Zum Ende hin geht etwas an Fahrt verloren, dafür ist das vierte Kapitel ein echtes Fest.
Hat man sich an den Stil gewöhnt, steht puren Spielvergnügen nichts mehr im Weg. Ja, Return to Monkey Island ist in erster Linie ein Fanservice, aber das ist kein Makel. Denn: den vollen Spaßfaktor wird man ohnehin nur erleben können, wenn man die Vorgänger kennt. Für Einsteiger heißt es: Unbedingt nachholen!
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Return to Monkey Island Complete Guide: Best Tips, Tricks and... * |
16,00 EUR |
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