Kickstarter könnte bei den generierten Unterstützungen bei den Brettspiel-Kampagnen zum zweiten Mal in Folge einen Rückgang verzeichnet haben – das zumindest legen aktuelle Zahlen von „Tabletop Analytics“ das nahe.
Dass es nicht so richtig rund läuft bei Kickstarter, deutete sich bereits im vergangenen Jahr an. Erstmals verzeichnete die Plattform nämlich im Segment der Brettspiele-Projekte einen Rückgang bei den eingesammelten Geldern. Um rund zwölf Prozent ging es nach unten. Unklar war allerdings, ob das nach der Zeit der Pandemie nicht schlicht ein Ausgleichseffekt auf einen vorherigen Boom gewesen sein könnte. Denn: In den Jahren vor der Pandemie fielen die Steigerungen bereits eher moderat aus. Mit dem aktuellen Zahlenwerk verdichten sich die Hinweise darauf, dass Kickstarter womöglich tatsächlich vor einem Abwärtstrend stehen könnte. Ein wahrscheinlicher Grund: Gamefound.
Die Analyse-Plattform „Tabletop Analytics“ zeigte jüngst, dass Kickstarter erneut rund zehn Millionen US-Dollar weniger mit Unterstützungsgeldern bei den Brettspiel-Kampagnen generiert hat. Das entspricht einem Minus von etwas über vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein Doppel-Effekt ist möglich: Nach der Corona-Lage könnte sich das Aufkommen an Pledge-Geldern einerseits ohnehin normalisieren und auf ein Prä-Covid-Niveau zurückkehren, andererseits könnten die aufstrebenden Plattformen wie Gamefound und Backerkit dafür sorgen, dass ein signifikanter Teil der Crowdfunding-Gelder an die Konkurrenz fließt.
Anhaltspunkte dafür gibt es bereits. Wie das Portal Boardgamewire berichtete, hat Gamefound im vergangenen Jahr die Hälfte der zehn meistfinanzierten verzeichnet. Allein die eigenständige Nemesis-Erweiterung Retaliation generierte eine Summe von knapp über zwölf Millionen US-Dollar, was historisch gesehen die drittgrößte Crowdfunding-Kampagne bei Brettspiele überhaupt gewesen ist. Nur Kingdom: Death Monster und Frosthaven waren noch erfolgreicher. Weitere millionenschwere Kampagnen waren The Witcher: The Witcher: Path of Destiny (6,4 Millionen), Stalker – The Board Game (4,7 Millionen) und The Elder Scrolls: Betrayal Of The Second Era mit 4,6 Millionen US-Dollar. Selbst Backerkit konnte einen Titel aus den Top-10 absaugen. Was vor allem auffällt: Bei den erfolgreichsten Kampagnen auf Gamefound geht es um starke Lizenzen, auch das dürfte eine gewisse Signalwirkung entfalten.
Weitaus wichtiger ist letztlich, dass Awaken Realms mit den 50 Prozent an Top-Kampagnen den Standort Europa als Zentrum erfolgreicher Brettspiel-Projekte stützt. Schon der Einstieg von Ravensburger in die Gamefound-Plattform war diesbezüglich ein bemerkenswerter Schritt. Dem Käufer – oder besser: Spieler – ist es letztlich egal, wo er seine Spiele kauft. Womöglich aber auch nicht. Denn: Sollte die Branche irgendwann in der Zukunft auch bei der Produktion neue Wege gehen, diese etwa von China nach Europa verlagern, würden Spielefans von einer erstarkten Gamefound-Plattform erneut profitieren.
Auch beim Umsatz hat Gamefound enorm zugelegt. Während man das gesteckte Ziel in 2022 noch verpasst hat, stehen für das vergangene Jahr rund 56 Millionen US-Dollar an Brettspiel-Umsätzen in den Büchern von Gamefound – das ist rund ein Viertel dessen, was Kickstarter generieren konnte.
Kickstarter könnte zudem Gegenwind aus dem eigenen Land bekommen, denn auch Backerkit meldete für 2023 einige signifikante Erfolge: Die Zahl der gestarteten Projekte hat sich vervierfacht, die generierten Projektumsätze verdreifacht – die Plattform wirbt damit, dass neun von zehn Crowdfundings erfolgreich gewesen sind.
Problem Corona: Man kann die Zahlen auch anders lesen
Die zentrale Frage ist dennoch schwer zu beantworten: Wie steht es um Kickstarter? Grundsätzlich kann man das Zahlenwerk nämlich auch anders lesen. Nimmt man den Pandemie-Boom in den Jahren 2020 und 2021 heraus und nimmt man das Jahr 2022 als Markierung für den Durchbruch des Trends, hat Kickstarter ein ordentliches Wachstum bei den Pledge-Einnahmen hingelegt: Im direkten Vergleich der Jahre 2019 und 2023 steht am Ende ein deutliches Plus von fast 30 Prozent.
Diese These wird durch die Anzahl der erfolgreich abgeschlossenen Kickstarter-Kampagne bei den Brettspiele gestützt. Deren Zahl steigt nämlich seit Jahren kontinuierlich. Waren es 2015 noch rund 1.400, so zählte die Analyse-Plattform „Tabletop Analytics“ in 2019 fast eine Verdopplung dieser Zahl. Und in 2023 steht fast wieder eine Verdopplung in der Tabelle – genauer: rund 81 Prozent im Vergleich zu Prä-Corona.
Für die Verlage und Kreativen bedeuten die Zahlen dennoch, dass die Sahnestücke der Torte unter deutlich mehr Gästen aufgeteilt werden. Jeder bekommt also weniger.
Hinzu kommt: Kickstarter entwickelt sich als Plattform kaum weiter, während Gamefound ein ordentliches Tempo an den Tag legt, um Kreativen möglichst komfortable Toolsets anzubieten. Daraus könnte sich für Kickstarter ein negativer Effekt ergeben: Verlage, die Gamefound ausprobieren und dort erfolgreich sind, könnten bleiben. Vor allem bei den großen Playern der Szene schmerzt das – und wir erinnern: Gamefound verzeichnete im vergangenen Jahr bereits viele Top-Kampagnen.
Insgesamt wird der Druck auf Kickstarter also größer – egal wie man das Zahlenwerk auch auslegt. Auch mangelnde Transparenz ist weiterhin ein Problem: Kickstarter selbst veröffentlicht kaum ausreichende Kennzahlen, um sich ein valides Bild machen zu können. Was man insgesamt jedoch festhalten kann, ist, dass auch kleine Projekte es zum Erfolg schaffen – und zwar deutlich leichter als noch vor einigen Jahren. Die Zeiten, in denen massenhaft Miniaturen als Anreize herhalten musste, sind vorbei. Nicht zuletzt zeigen das erfolgreiche Lower-Budget-Projekte wie Cascadia, Age of Comics: The Golden Years, Calico oder Dollars to Donuts.
Der Crowdfunding-Sektor wird jedenfalls ordentlich durchgeschüttelt, einige Karten neu gemischt. Und was auch immer passieren wird: Kickstarter kann sich zukünftig nicht mehr darauf verlassen, die einzige sinnvolle Option für ambitionierte Verlage oder Kreative zu sein.
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