Der Test zu Battlefield 2042 dauert nun rund vier Wochen. Warum so viel Zeit bis zur Wertung vergangen ist? Weil der Start des Taktik-Shooters alles andere als gelungen war, Updates und Patches allerdings erwartbar waren. Es gab keinen Grund zur Eile. Und tatsächlich: Battlefield 2042 befindet sich inzwischen auf einem guten, aber es sind gleichzeitig noch viele Schritte zu gehen.
Battlefield 2042 ist der inzwischen achtzehnte Teil der Shooter-Reihe – und er wurde von Fans herbeigesehnt wie kaum ein anderer Battlefield-Titel. Nicht zuletzt lag das an den teilweise einschneidenden Veränderungen, die EA Dice als Entwicklerstudio hinter dem Taktik-Ballerspiel vorgenommen hat.
Das war mutig und irgendwie auch clever, aber alles andere als einfach. Aus mehreren Gründen: Fans der Serie schätzen Veränderungen nicht unbedingt, zudem besteht die Gefahr, mit einem neuartigen Gameplay-Konzept zu scheitern. Seit Release von Battlefield 2042 ist jedenfalls deutlich geworden, dass EA Dice noch viele Arbeitsstunden wird investieren müssen, um aus der grundsätzlich guten Idee auch ein gutes Spiel zu machen.
Battlefield 2042: 1.000 Meilen bis zur Front
Der Start hätte EA Dice sich für Battlefield 2042 sicher anders vorgestellt. Unzufriedene Spieler straften den Shooter mit miesen Wertungen ab, vor allem die Technik samt unzähliger Bugs stieß auf wenig Gegenliebe. Verständlich: Bei einer derart populären Videospielreihe muss man Sorgfalt walten lassen. Dass das inzwischen kein Standard mehr ist, haben jüngst auch andere Videospielfirmen bewiesen, deren Werk nach der Veröffentlichung alles andere als positiv aufgenommen wurden. Auch Battlefield 2042 hat zu kämpfen: mit der Technik, mit dem Konzept, mit Bug, mit Fehlern, mit Verbindungsabbrüchen – es läuft nicht so richtig. Auch vier Wochen nach dem Start hakt es deutlich.
Dabei sind die Voraussetzungen auf dem Papier gut: Drei unterschiedliche Spielmodi (All-Out Warfare, Hazard Zone und Portal) sind der Lockstoff für virtuelle Soldaten beziehungsweise Söldner, um etwas näher an der Story zu bleiben. Die ist vorhanden, aber blass: Offenbar hat das bei einem Mehrspieler-Shooter keinen Platz gefunden. Warum Dice dem Taktik-Shooter keinen Solospiel-Bereich geschenkt hat? Unverständlich. Insbesondere, weil das bei anderen Shootern aus dem Hause EA Dice bereits funktioniert hat und gut angekommen ist.
Also ist irgendwie der drohende Dritte Weltkrieg das Szenario. Der Klimawandel hat die Welt in die Katastrophe gestürzt. Ressourcen sind knapp, Menschen kämpfen um ihr Überleben. Die USA und Russland als verbleibende Staatsmächte rekrutieren jene nun Staatenlosen als Söldner. Dann wird geschossen. Story Ende. Dice möchte die „Geschichte“ durch den Season-Pass fortführen, könnte das allerdings auch lassen, sofern die Präsentation auch dann weiterhin lediglich aus den schnipselhaften Erzählungen, wenn auch unter Zuhilfenahme mehrerer Quellen, besteht. Gepaart mit dem System der Spezialisten kommt ohnehin kaum Stimmung auf, wenn die Maps von Klonkriegern bevölkert werden. Am Ende ist es verwunderlich, wie EA Dice als erfahrenes Entwicklerstudio den Story-Part so laienhaft umsetzen konnte, während die Qualitätsabteilung offensichtlich einfach die Füße stillgehalten hat. Schade, hier geht ordentlich Potenzial verloren.
Lieber auf gemütlichen Maps
Egal, man ballert sich also gegen menschliche Spieler durch die Karten – die spielen ohnehin besser. Sofern man sie denn findet. In Vollbesetzung mit 128 Spielern ist das Gameplay-Gefühl absurd: Erst rennt man durch die Wüste oder durch Häuserschluchten oder Häfen oder wodurch auch sonst, trifft mit Glück auf denen einen oder anderen Mitspieler, und ist minutenlang damit beschäftigt, die Frontlinie oder einen der Hotspots zu erreichen. Das schmelzen die gigantischen Maps dann zu kleinen Arenen zusammen und feiern Massengefechte auf engstem Raum ab. hat den eigenen Söldner das Zeitliche gesegnet und erbarmt sich kein Mitspieler, den Verstorbenen zu reanimieren, muss man wieder losrennen. Das nervt und zwar sehr. Mit etwas Glück ist ein Fahrzeug verfügbar oder auch ein Platz in dem Fahrzeug eines Mitspielers frei – sofern der denn anhält. Battlefield 2042 ist zwar ein Team-Shooter, es gibt allerdings auch viele Einzelkämpfer in den eigenen Reihen. Das war schon immer so und ist auch bei diesem Titel nicht anders.
Bis zu 128 Spieler zuzulassen war eine der Neuheiten, die sich EA Dice für Battlefield 2042 ausgedacht hat. Inzwischen kann man die Spielerzahl auf Wunsch halbieren und das ist gut so. Es nimmt dem Spiel einen großen Kritikpunkt, der nun an eine Einstelloption geknüpft wurde. Die Entwickler arbeiten auf Hochtouren, um den Shooter in die Spur zu bringen. Ohnehin sind es die deutlich kleineren Karten, die Spieler lieber mögen. Der Grund liegt auf der Hand: Es ist dort einfach mehr los und die Downtime ist geringer. Absurderweise wirkt sich bei Battlefield 2042 direkt auf die Strategien aus: Taktisches Spielen funktioniert auf einem überschaubaren Schlachtfeld nämlich deutlich besser.
Das zunächst kritisierte System um die Specialists funktioniert letztendlich besser als gedacht. Mehr noch: Es macht Spaß, sich seinen Kämpfer zusammenzubauen. Aus vielen Einzelteilen kann man das virtuelle Alter-Ego nämlich basteln und damit seinem persönlichen Spielstil anpassen. Das klappt wunderbar, es dauert nur einige Zeit, weil man zunächst Features freischalten muss. Klassen gibt es auch, allerdings sind die rudimentär aufgeteilt in Sturmsoldat, Versorger, Pionier oder Aufklärer. Der Rest bleibt quasi dem Spieler selbst überlassen. Ein echter Lichtblick Battlefield 2042 und definitiv der Weg, den EA Dice zukünftig konzeptionell beschreiten sollte. Im Spiel lässt sich auch die Waffe „on the go“ anpassen – etwas bezüglich des verwendeten Zielfernrohrs. Es steckt augenscheinlich deutlich mehr hinter der Idee als Fans zuvor vermutet hatten. Wie gut die Klassen beziehungsweise Spezialisten sich dann in das Gefecht integrieren lassen, ist nicht zuletzt eine Frage des Teams. Wer in bester Doom-Manier losrennt, um Kills zu sammeln, kann das auch bei Battlefield 2042 tun, deutlich spannender wird es allerdings mit Absprechen und Kommunikation. Dafür sind die Fans dann aber selbst verantwortlich.
Waffen und Gadgets gibt es indes genug, wenn auch nicht im Übermaß. Das Waffengefühl passt auch, wurde bereits feinjustiert und gibt nur noch wenig Anlass zu Kritik. Und effizient sind die meisten Wummen auch noch: Man muss keine Wagenladung Kugeln in den Gegner ballern, um ihn aus den Stiefel zu schießen – gezielte Salven oder gar perfekte Treffer reichen aus. Zusammen mit dem Rückstoß und dem grandiosen Waffensound kommt Stimmung auf.
Spielerisch ist Battlefield 2042 derzeit auf dem Weg der Besserung. Was dem Spieler allerdings weiterhin den Spaß verhagelt, sind die zahllosen Bugs: Man funktionierte die Heilung nicht, mal glitchen verstorbene in Mauern und Schildern umher, manchmal hängt das Spiel gar im Wiederbelebungsbereich fest und nur ein Neustart hilft. Auch die Verbindungsabbrüche sind mitunter unschön. Und die Performance geht selbst auf den Next-Gen-Konsolen in die Knie, wenn die Spieler auf dem großen Maps ihr Effektfeuerwehr abschießen. Dann ist Lag spürbar, Ruckler auch, die Bildrate bricht teils dramatisch ein. Hier gilt es, an Verbesserungen zu arbeiten. EA Dice tut das bereits, derzeit reichen die Maßnahmen aber noch nicht aus. Fans benötigen Geduld bei Battlefield 2042 – wirklich neu ist das für Veteranen der Serie aber ohnehin nicht.
Infobox
Spielerzahl: Multiplayer
Alter: ab 16 Jahren
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: hoch
Genre: Ego-Shooter
Untergenre: Taktischer Team-Shooter
Entwickler: EA Dice
Publisher: Electronic Arts
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2021
Plattformen (Testsystem): PC, Playstation 4, Playstation 5, Xbox One, Xbox Series X|S
Sprache: deutsch
Kosten: ab 59,99 Euro
Fazit
Battlefield 2042 macht einiges richtig, vieles aber auch nicht. Macht der Shooter dennoch Spaß? Ja, allerdings mit Abstrichen. Die aktuellen Patches lassen auf deutliche Verbesserungen hoffen, und die sind auch notwendig. Battlefield 2042 macht es einem nicht leicht, das Spiel zu mögen. Zu oft wird der Spielspaß gestört, durch die Technik, manchmal durch das Konzept.
Doch es gibt auch Lichtblicke: das Spezialisten-System ist deutlich besser als angenommen. Dice‘ Plan geht auf. Spieler können sich tatsächlich austoben beim Kämpferbau und den eigenen Söldner dem Lieblingsspielstil anpassen. Das motiviert dann sogar. Ebenfalls gelungen sind die voneinander verschiedenen Spielmodi, allen voran „Portal“ ist grandios. Bei Battlefield 2042 können Fans sich mit dem Baukasten ihre eigenen Matches basteln und die Regeln festlegen, nach denen gespielt werden muss. Dafür haben die Entwickler mit Battlefield 1942, Battlefield 2042, Battlefield 3 und Battlefield Bad Company 2 mehrere Basisbausteine zur Hand genommen. Kreativ sein in einem Ballerspiel? Das ist mit Battlefield 2042 auf vergleichsweise unkomplizierte Weise möglich – ein Meilenstein für das Genre.
Wessen kreative Ader nicht so ausgeprägt ist, schaut sich bei den Werken der anderen um. Auch dafür bietet der Portal-Modus genügend Anreiz, denn was man selbst kaum oder gar nicht hinbekommt, können andere offenbar ziemlich gut. Wer damit überhaupt nichts anfangen kann, greift eben zu All-out Warfare-Modus oder Hazard-Zone zurück. Dort hat man ebenfalls viel Spaß – sofern die Technik von Battlefield 2042 das zulässt.
Battlefield 2042 ist umfassend, was die Inhalte betrifft. Es spricht unterschiedliche Spielertypen an, bietet viel Inhalt und ein ordentlich Paket an Shooter-Content, also unter anderem Waffen, Maps, Fahrzeuge und Goodies. Hier geht das Konzept also auf. Umso unverständlicher ist, weshalb ausgerechnet auf der Detailebene die Fehler passieren.
Battlefield 2042 ist derzeit ein Problemkind, aber es ist gleichzeitig bei EA Dice in guten Händen. Das haben die Entwickler zuvor bereits mehrfach eindrucksvoll bewiesen. Spieler benötigen Geduld und eine gewisse Frustrationstoleranz bis auf dem neuen Taktik-Shooter das Spiel geworden ist, das es von Beginn an hätte sein sollen. Die Weichen scheinen jedenfalls bereits gestellt zu sein: An vielen Ecken ist schon jetzt erkennbar, dass aus Battlefield 2042 ein großes Spiel werden wird.
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