Per Kickstarter finanzierte der amerikanische Verlag Crafty Games ein „hoch interaktives und taktisches mittelschweres Euro-Game“, welches mit Premium Komponenten und üppigen Grafiken punkten sollte. Insgesamt überzeugte das Werk aus der Feder von Stephen Wren, Alex Flagg und Taran Lewis Kratz über 1300 Unterstützende und konnte knapp 113.000 Dollar sammeln. Ob das Spiel Biet-, Aktionsauswahl- und Engine Building-Elementen in seinem fertigen Zustand auch wirklich überzeugen kann, erfahrt ihr in der folgenden Rezension.
Als Adlige des Majapahit-Rechs im 14. Jahrhundert wurden wir auf Befehl des Königs Hayam Wuruk und seines Wesirs Gajah Mada zur entlegenen Insel Buru entsandt. Als Teil der ersten Expedition ist es unsere Aufgabe, Allianzen zu bilden und die Macht Majapahits zu erweitern. So entsenden wir unsere Kundschafter, verhandeln mit den Einheimischen und ehren die hochgeschätzten Geister. Nur durch geschicktes Planen und einer Prise Glück werden wir das Ansehen der Einwohner für uns gewinnen können und die Repräsentation Majapahits auf Buru übernehmen.
Ansehen sammeln
Buru ist ein kompetitives Spiel für 1 – 4 Spielende, indem wir über 5 Runden verdeckt Kundschafter in die vier Regionen Burus entsanden. In diesen sammeln wir Ressourcen, werben Einwohner an, führen Aufgaben durch und zollen den Geistern Burus Tribut. Alles, damit wir am Ende das höchste Ansehen erhalten. Dieses erhalten wir durch Tribute an die Götter und Ziele der Ältesten. Zudem können wir während der Partie auf verschiedene Arten Ansehen sammeln.
Eine Partie geht über 5 Runden á 5 Phasen: Morgengrauen, Morgen, Mittag, Nachmittag, Abenddämmerung. Während der Morgendämmerung bereiten wir die aktuelle Runde vor. Wir legen zwei Dekrete auf, die uns wertvolle Boni geben, wenn wir am Nachmittag in einem Gebiet die meiste Stärke besitzen, und füllen die Waldkarten auf.
Bieten um Aktionen
Anschließend geht es in den Morgen. Beginnend beim Startspielenden platzieren wir im Uhrzeigersinn je einen unserer Kundschafter verdeckt in einem der vier Gebiete Burus. Die vier Gebiete erlauben uns dabei verschiedene Arten von Aktionen. Im Wald sammeln wir Ressourcen, an der Küste sammeln wir Anwohner, im Dorf beauftragen wir gesammelte Anwohner, um Belohnungen zu erhalten und am heiligen See zollen wir den Geistern Tribut, um Ansehen zu gewinnen.
Durch das Platzieren unserer Kundschafter bieten wir darum, wer als erstes am Nachmittag eine Aktion in dem jeweiligen Gebiet ausführen darf, denn jeder Kundschafter besitzt auf seiner Rückseite unterschiedliche Stärken. Dabei gilt, wer die höchste Stärke am Nachmittag besitzt, darf als erstes eine Aktion in dem Gebiet ausführen. Je früher man eine Aktion in einem Gebiet ausführen darf, desto freier ist die Auswahl an den verschiedenen Möglichkeiten, die die Aktionen mit sich bringen. Allerdings können pro Runde nur 4 Kundschafter genutzt werden. Heißt, man ist in der Möglichkeit der Biet-Optionen stark begrenzt und muss gut überlegen, ob man alle Aktionen einmal ausführen möchte und dabei in Kauf nimmt, dass man weniger Möglichkeiten innerhalb der Aktion besitzt oder ein oder mehrere Aktionen in der Runde nicht nutzen möchte, dafür aber auf jedenfall in einer anderen Aktion großen Handlungsspielraum besitzt.
Der letzte, übriggebliebene Kundschafter gibt uns in der Mittagsphase, je nach Stärke, die Ressource Fisch, welche zum Beauftragen der gesammelten Anwohner wichtig sein kann. Anschließend decken wir am Nachmittag beginnend beim Wald nach und nach die Kundschafter auf und vergleichen ihre Stärken. Die Person mit der höchsten Gesamtstärke erhält neben dem Vortritt zur Aktionsauswahl das jeweilige Totem bzw. Ansehen des Gebietes. Liegt ein Dekret in der Region, erhält die zusätzlich noch den Bonus des Dekrets.
Die Abenddämmerung beendet die aktuelle Runde. Alle aufgedeckten Dekrete werden abgelegt, alle Kundschafter eingesammelt und Einwohner, die genutzt worden sind, wieder aktiviert.
Verschiedene Aktionen pro Gebiet
Jede Region besitzt ihre eigene Aktion. Diese werden Region für Region ausgeführt. Beginnend im Wald sammeln wir Ressourcen. Hier liegen je nach Anzahl der Mitspielenden 3 – 5 Karten aus. Wer hier als erstes die Aktion ausführen darf, darf sich zuerst eine der ausliegenden Karten aussuchen und alle auf ihr befindlichen Ressourcen nehmen. Anschließend wird diese Karte abgelegt und die nächste Person darf sich eine Karte aussuchen.
Haben alle im Wald mitgebotenen Spielenden ihre Ressourcen ausgewählt, geht es an die Küste. Hier darf die erste Person sich entscheiden, welche der fünf verschiedenen Aktionsstärken sie nutzen möchte. So kann sich auf dem Feld ganz links zwei Karten kaufen und einmal die komplette Auslage erneuern. Ganz rechts hingegen darf man nur eine Karte erwerben. Einwohner erwirbt man durch die Ressource Fisch.
Im Dorf darf man je nach Aktionsstärke 1 – 3 Einwohner im eigenen Besitz nutzen. Jeder besitzt unterschiedliche Aktionen, die uns bestimmte Boni geben und durch geschicktes Nutzen mehr Möglichkeiten geben, Ansehen zu erlangen.
Abschließend können wir am Heiligen See Tribut an die Geister zollen. Dazu bezahlen wir die Ressourcen, die auf dem Altar angegeben sind. Auch hier gibt es verschiedene Abstufungen, was die Stärke der Aktionen anbelangt. So darf man bei der stärksten Aktion beispielsweise zwei Mal den Geistern Tribut zollen und erhält eine Ältestenkarte. Die Ältestenkarte gibt uns zusätzliches Ansehen am Ende der Partie, wenn wir das Ziel der Karte erfüllen.
Infos zu Buru
Spielerzahl: 1 – 4 Alter: ab 12 Jahren Spielzeit: 60 – 75 Minuten Schwierigkeit: Familienspiel Langzeitmotivation: mittel Klassifikation: Bieten, Aktions-Draften Autor: Stephen Wren, Alex Flagg, Taran Lewis Kratz Illustrationen: Enggar Adirasa, Dann May Verlag: Kobold Spieleverlag, Crafty Games Offizielle Website: Link Erscheinungsjahr: 2024 Sprache: Deutsch Kosten: Standard 54,99 Euro; Deluxe 85 € |
Fazit
Buru macht richtig viel gut. Das Bieten um die Regionen bzw. Aktionen bringt sehr viele interessante Entscheidungen mit sich. „Benötige ich diese Runde wirklich alle Aktionen oder lasse ich diese eine Aktion aus, um eine große Chance auf den Sieg in einer anderen Region für ihre Aktion – die ich definitiv brauche – zu erlangen?! Verdammt, mein Gegenspielender hat zwei Kundschafter in die Region geschickt, will er mich nur verwirren oder stiehlt er mir wirklich die Aktion. – Ich glaub ich leg noch einen dritten dazu!“. Diese ganzen Gedanken und Überlegungen machen tierisch viel Spaß und es kommt ständig zu kleinen Neckereien, wenn man seine Kundschafter ausspielt und sie letztendlich aufgedeckt werden.
Auch die Auswahl an Aktionen macht Spaß. Als erstes nimmt man sich natürlich immer die beste Aktion, damit die Gegenspielenden nichts vom Kuchen abbekommen. Doch direkt als Zweitplatzierter eines Gebietes kommt man auf ganz andere Gedanken: „Will ich wirklich zwei Göttern Tribut zollen oder nur einem und erhalte dafür noch eine Ältestenkarte?“. Das macht das Spiel durchweg spannend, denn man hofft als letzter vielleicht doch noch, dass der Gegenspielende das gewünschte Aktionsfeld vielleicht frei lässt. Genau dies passiert allerdings nur zu dritt. Bei vier Spielenden ist man als letztes nicht wirklich gut dran und bekommt nur die gefühlt schlechteren Aktionen. Schlimm ist dies nicht, dennoch macht Buru zu dritt deutlich mehr Spaß.
Einen kleinen Fehler macht Buru dann aber in Sachen Spieldesign, der große, nicht wirklich schöne Auswirkungen hat. Zollt man einem Geist Tribut, so erhält man die oberste Karte des Tributstapels des Geistes. Das Ansehen auf den Karten bewegt sich in einem Rahmen von 3 – 5 bzw. 4 – 6 Punkten. Es ist also purer Zufall, wie viel Ansehen man bekommt, wenn man Tribut zollt. Ist man vielleicht gut dabei, weil man sich taktisch gut platziert hat, zollt einem Geist dann dreimal Tribut und erhält jeweils nur drei Ansehen fühlt sich das einfach unbefriedigend an. Besonders wenn ein Gegenspielender am Ende des Spiels mit seinen ganzen 5er Tributen protzt. Hier wäre ein einfaches einheitliches Punktesystem deutlich befriedigender gewesen. Eines wo jeder Geist mehr Punkte bringt, aber auch je nach Punkte höhere Anforderungen mit sich bringt.
Dieser kleine Fehler kann mit Hausregeln gut ausgebessert werden, aber dennoch wäre Buru an sich ein deutlich schöneres und weniger auf Glück basiertes Spiel ohne diese Komponente. Insgesamt ist Buru dennoch ein tolles Spiel, dass ich immer wieder spielen würde. Auch Solo, denn dieser Modus ist für ein Spiel mit Biet-Mechanismus hervorragend gelungen! Buru sieht dazu auch einfach super aus. Vielspielende wie auch Gelegenheitsspielende können hiermit viel Spaß haben und ich bin mir sicher, dass ich meine nicht spielende Familie auch mit Buru an den Tisch bekommen kann und wir alle eine gute Zeit mit vielen Neckereien haben werden.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
---|---|---|---|---|
|
Kobold Spieleverlag 1027076 - Buru: Standard-Edition - Brettspiel... * |
* = Affiliate Link. Bei einem Kauf über einen der Links erhalten wir einen Teil des Kaufpreises als Provision. Für Euch ergeben sich keine Mehrkosten, Ihr könnt unser Portal jedoch dadurch unterstützen. Letzte Aktualisierung am 8.02.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API. Bilder von Amazon PA-API.