Pinguine durch eine eisglatte Arena zu schießen, um diese sogar einige Kunststücke aufführen zu lassen, scheint ziemlich angesagt zu sein im Jahr 2017. Am 19. Juni wurde im Hamburg das Kinderspiel des Jahres 2017 ausgezeichnet. Im Rennen waren die Brettspiele Captain Silver vom Troisdorfer Verlag Queen Games, Icecool von Brian Gomez aus dem Hause Amigo sowie Der Mysteriöse Wald, erschienen bei HUCH!/Iello. Jedes der drei Kinderspiele hätte des Titel sicherlich verdient, gewinnen konnte die Auszeichnung am Ende jedoch nur eines. Folgt man der Meinung der Jury, bietet Icecool von Amigo ein stimmiges Gesamtpaket, das Schulkinder schnell in das Spielgeschehen finden lässt, gleichzeitig durch die große Lernkurve zu Weiterspielen motiviert. Wir stellen spielbegeisterten Familien das Kinderspiel des Jahres 2017 im nachfolgenden Beitrag vor.
Ice, Ice, Baby: Icecool ist das Kinderspiel des Jahres 2017
Die Freude war groß bei den Verantwortlichen von Amigo Spiele sowie bei Autor Brian Gomez, der die Jury des Spiel des Jahres e.V. mit seiner Spielidee besonders begeistern konnte. Am 19. Juni 2017 fand in Hamburg die Verleihung des Preises Kinderspiel des Jahres 2017 statt und die Pinguine haben die Konkurrenten eiskalt abserviert. Icecool ist ein kindgerechtes Geschicklichkeitsspiel für 2 bis 4 Spieler ab einem Alter von ca. 6 Jahren. Die Altersempfehlung ist stimmig – auch weil jüngere Spieler aufgrund der Entwicklung ihrer motorischen Fähigkeiten ein hohes Maß an Unterstützung beim Spielen von Icecool benötigen. Kinder ab ca. 6 Jahren können das Geschicklichkeitsspiel dagegen völlig selbständig spielen. Die Spielzeit beträgt pro Runde knapp 20 Minuten und ist daher für Kinder keine lästige Geduldsprobe.
Das Spielthema ist klug gewählt. Spielautor Brian Gomez verlegt das tierische Wettrennen in eine Pinguinschule, in der die flugunfähigen Seevögel lieber auf den Fluren Fische fangen, statt sich im Klassenraum zu langweilen. Der Hausmeister der Schule hat verständlicherweise andere Pläne und setzt alles daran, die Unterrichtsverweigerer einzufangen. Dieses einfache, wie vergnügliche Szenario weiß Schulkinder zu begeistern. Immerhin kennen sie ähnliche Gedanken höchstwahrscheinlich aus ihrem eigenen Schulalltag. Bei der Bewertung kommt ein simples Punktesystem zur Geltung, bei dem die Läufer Punkte für eingesammelte Fische, der Fänger dagegen Punkte für eingefangene Pinguine erhält.
Das Spielmaterial von Icecool kann sich jedenfalls sehen lassen. Neben der Spielanleitung finden Kinder fünf Pappschachteln, die sich zu einem Spielplan zusammenfügen, Pinguine in vier verschiedenen Farben, 16 Holzfische in fünf verschiedenen Farben sowie jeweils vier Pinguin-Karten und Pinguin-Ausweise. Schon der dreidimensionale Spielplanaufbau ist eine Augenweide und bietet Kindern einen motivierenden Schauplatz für spannende Schnipp-Duelle. Insgesamt hat die Jury des Spiel des Jahres e.V. die Ausstattung von Icecool als „eindrucksvoll“ bezeichnet. Neben der üppigen Ausstattung wurden vor allem die „detailverliebten Illustrationen“ gelobt.
Spielaufbau und Vorbereitung: Keine Geduldsprobe
Bei Kinderspielen wesentlich ist eine Vorbereitungsphase, die weder zeitlich noch materiell in einer Zerreißprobe der kindlichen Geduld endet. Das Kinderspiel des Jahres 2017, Icecool, löst die Herausforderung quasi spielerisch. Schon das Aufbauen des 3D-Spieplans motiviert Kinder sich eingehend mit dem Material zu beschäftigen. Rein optisch ist Icecool eine Augenweide, die nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen gefallen wird. Die Boxen werden mit den neutralen Fischen fixiert. Anschließend wird die Startausrüstung, bestehend aus den farbig passenden Materialien an die Spieler ausgeteilt. Einer der Mitspieler schlüpft in die Rolle des Fängers, alle anderen versuchen zu flüchten, um auf ihrem Weg durch die Arena Fische und damit Punkte zu sammeln.
Fische finden sich jeweils an den Türen, durch die die Spieler ihre Figuren schnippen müssen, um die Fische einzusammeln. Im Erfolgsfall nimmt der Spieler den Fisch an sich und zieht eine Fischkarte. Letztere geben Aufschluss über die zugeschriebenen Punktwerte der Fische. Zwei Fischkarten mit dem Wert 1 führen zu einem extra Zug, der für zusätzliche Spannung sorgen kann. Der Fänger punktet, wenn er einen gegnerischen Pinguin berührt, ganz gleich, ob er selbst aktiv schnippst oder von einem Läufer selbst angerempelt wird. Als Konsequenz muss der Läufer seinen Pinguin-Ausweis abgeben, der am Spielende für Bonuspunkte sorgt. Konnten alle Läufer eingefangen werden oder hat ein Läufer drei Fische gesammelt, endet die Runde. Das Spiel endet dagegen, wenn jeder Spieler einmal Fänger gewesen ist.
Pinguine Schnippen ist eine Kunst
Dass Icecool ein waschechtes Geschicklichkeitsspiel ist, wird deutlich, wenn man sich das Schnippen der Pinguine als Kernmechanik des Spielgeschehens vor Augen führt. Die Kombination aus zielgenauen Schüssen und einem wohldosierten Einsatz der Kraft macht aus dem bloßen Schnippen eine Fingerübung mit großer Lernkurve. Die Kunststücke, die die Pinguine in der eiskalten Arena zeigen, wird sogar manchen Erwachsenen derart beeindrucken, dass aus einer Testpartie ein Spieleabend in voller Länge wird. Das Schnippen der Figuren ist dabei gar nicht so leicht.
Der Schwerpunkt der Pinguine liegt weit unten, sodass die ersten Bewegungsversuche einige Übung erfordern. Einmal verinnerlicht, kann man die Figuren nicht nur um die Ecke schnippen, sondern sogar über Wände hüpfen lassen. Erfolgreiche Sprünge vergrößern den Abstand zum Fänger, sodass waghalsige Manöver nicht nur gut aussehen, sondern auch spielerisch äußerst sinnvoll sind. Geübte Spieler befördern ihren Pinguin gar durch mehrere Räume.
Die Jury begründet die Entscheidung, Icecool zum Kinderspiel des Jahres 2017 zu küren wie folgt:
„Da sage noch einer, Schule sei uncool. Schule ist cool, icecool. Ist die Arena erst einmal aufgebaut, können Spielkinder jedes Alters gar nicht anders, als sofort die Pinguine über das Eis schlittern zu lassen. Die Lernkurve ist groß – mit Übung sind erstaunliche Tricks möglich. Hier stimmt alles: Brian Gomez verbindet eine originelle Spielgeschichte, eindrucksvolle Ausstattung, detailverliebte Illustration und fordernden Ablauf zu einem idealtypischen Geschicklichkeitsspiel.“
Wer „echtes Schippen“ als zu schmerzhaft empfindet, sollte übrigens die Bewegungsform ausprobieren, die auch in der Spielanleitung empfohlen wird: sanfteres Schieben. Kontrollierte Schiebebewegungen manövrieren die Spielfiguren ähnlich kunstvoll über das Brett, schonen jedoch die Finger. Bei Icecool ist es tatsächlich nur die Übung, die den Meister macht.
Kommentar zum Kinderspiel des Jahres 2017
Die Konkurrenz war stark im Jahr 2017. Sowohl Captain Silver von Queen Games als auch Der Mysteriöse Wald wären würdige Träger des Preises Kinderspiel des Jahres 2017 gewesen. Der erstgenannte Titel dreht sich voll um das Piraten-Setting und ist spielerisch ein Sammel-Spiel in Reinkultur. Der Mysteriöse Wald von HUCH!/Iello ist dagegen ein fantastisches Abenteuerspiel, bei dem die Merkfähigkeit der Spieler gefordert und gefördert wird. Dagegen ist das Setting von Icecool eher zweckmäßig, aber leicht nachvollziehbar. Im Mittelpunkt des Kinderspiels des Jahres 2017 steht eindeutig die materielle Komponenten gepaart mit der enormen Lernkurve, die aus ambitionierten Spielern wahre Künstler des Pinguin-Schiebens werden lässt.
Der Motivationsfaktor von Icecool ist enorm hoch, sodass Kinder dieses Spiel mit hoher Wahrscheinlichkeit regelmäßig aus dem Spieleregal nehmen werden. Ganz autonom können Kinder sich an den Spielabläufen versuchen und ihre Fingerfertigkeiten völlig selbstständig verbessern. Insgesamt ist die Auszeichnung von Icecool vielleicht schon als mutig zu bezeichnen, denn dieser Titel ist alles andere als ein reines Kinderspiel.