Viele Fans des erfolgreichen Anime One Piece wünschen sich seit langem ein ordentliches Open-World Spiel. Ob Bandai-Namco es tatsächlich geschafft hat, die Erwartungen zu erfüllen und vielleicht sogar zu übersteigen, verraten wir euch im nachfolgenden Spieletest zu One Piece: World Seeker.
Mitreißend und emotional
Ihr seid als Monkey D. Ruffy unterwegs, Kapitän der Strohhut-Piratenbande, und sucht auf der Gefängnisinsel einen Schatz der dort angeblich sein soll, dabei werdet ihr von eurer Mannschaft getrennt und macht euch auf, um eure Kameraden wieder zu finden. Dabei lauft ihr durch eine schön gestaltete offene Welt, sucht Materialien und kämpft gegen die Marine sowie gegen Piraten und lernt die Geschichten der Dorfbewohner und der Insel kennen. So richtig los geht das Spiel nach circa zwei Stunden, wenn ihr eure Kameraden endlich gefunden habt.
Ab diesem Zeitpunkt ist es dann auch möglich sich von der Crew Sachen herstellen zu lassen und sie auf Suche nach Materialien zu schicken. Außerdem erscheinen überall auf der Insel Nebenquests sowie Sammlerobjekte. Die am Anfang recht Monotone Story in der ihr einfach nur eure Crew finden sollt, wandelt sich im Laufe der Zeit um und ihr entdeckt die wahren Probleme der Insel und ihrer Bewohner. Denn die Marine bringt die Bewohner dazu, sich in zwei Parteien aufzuspalten, die Marine Befürworter und die Marine Gegner. Zu allem Überfluss machen die Piraten auf der Insel auch noch Probleme und so macht ihr euch auf, die Insel und ihre Bewohner zu retten. Die Autoren hinter der Story haben es geschafft den Spielern die Motivation zu geben weiter zu spielen, einfach weil die Lage traurig und aussichtslos erscheint und einen emotional mitreißt.
Neben den Hauptmissionen gibt es natürlich noch ein paar Dutzend Nebenmissionen, welche teils lustig und teils traurig sind und die Geschichten der Bewohner erzählen.
Neben den Haupt- und Nebenmissionen gibt es auch so genannte Karma, welche Zahlreich vorhanden sind und noch einige Einblicke in bekannte One Piece Charakter geben. Bringen werden euch diese Quests nur etwas, wenn ihr auf das Karma System von One Piece scharf seid. Denn wenn man ihr bei einem der Charakter sehr beliebt seid, bekommt ihr vom Spiel zu dem jeweiligen Charakter einen Bonusclip. Für Fans eine kleine Motivation, für Gelegentliche Zocker die Keine Fans sind wahrscheinlich nicht wirklich erstrebenswert.
Großartig unterscheiden tun sich die Quests leider nicht sehr. Bei der einen müsst ihr einen Charakter oder NPC beschützen, bei der anderen jemanden verfolgen oder jemanden finden. Aber Hauptsächlich einfach stumpfe Bekämpfung von Gegnern, welche es auf der Insel von genüge gibt.
Gelungene Welt mit einigen Abzügen
Die ganze Handlung des Spiels findet auf der Gefängnisinsel statt, früher auch Juweleninsel genannt. Die Atmosphäre der Spielwelt ist für ein Videospiel aus 2019 vielleicht nicht herausragend, doch für ein Anime Spiel ist die Spielwelt sowie die Grafik vollkommen in Ordnung. Denn anders als bei anderen Anime Spielen haben sich die Entwickler viel Mühe gegeben die Wälder,Berge und sanften Ebenen der Gefängnis Insel zu gestalten. Das einzige Problem der recht großen Welt ist, dass es keine Tiere gibt die durch die Welt hüpfen denn so ein Feature würde gleich mehr Leben mit auf die Insel bringen. Was uns aber positiv beeindruckt hat, war die Gestaltung der insgesamt 7 Städte der Gefängnisinsel. Sie sind nämlich nicht nur schön gestaltet sondern jede einzelne Stadt sieht vollkommen anders aus, was durchaus gelungen ist.
Abzüge muss man allerdings vor allem machen, wenn wir über die Gestaltung der Bewohner sowie Gegner und Piraten zu sprechen kommen. Denn da merkt man, dass sich die Spieleentwickler nicht viel Mühe gegeben haben. Denn es gibt nur circa eine Handvoll von verschiedenen Typen, welche sich nur durch minimale Merkmale unterscheiden wie zb. Hut oder Bart, Frisur. Da finden wir, hätte man sich definitiv mehr Mühe geben können.
Was man aber besonders hervorheben muss, welches auch die bisherige Stärke von den One Piece Machern ist nämlich: die Gestaltung/Zeichnung der Hauptcharakter. Denn auch darauf hat das Entwickler-Studio wieder geachtet, damit die Charaktere aus der Serie auch genau so aussehen wie im Anime.
Langweiliges Kampfsystem glücklich gerettet
Das Kampfsystem welches für ein Spiel wie One Piece World Seeker eines der Hauptmerkmale ist, ist leider etwas einseitig. Denn man drückt im Kampfsystem eigentlich durchgehend beim Nahkampfangriff eine einzige Taste. Eine Taste, um kleine Piraten, mächtige Pacifistas und Admiräle der Marine gleichermaßen in die Knie zu zwingen. Das hört sich schlimmer an als es ist, denn das eigentliche Kampfsystem besteht darin, dass ihr als Ruffy zwischen zwei Kampf-Formen wechseln könnt nämlich das Rüstungshaki, welches über langsame, starke Attacken verfügt sowie das Beobachtungshaki mit schnelleren dafür aber schwächeren Angriffen.
Dadurch, dass wir das Rüstungs sowie das Beobachtungshaki (und Gear4) haben, können wir auch unsere erhaltenen Fertigkeiten sinvoll nutzen um zum Beispiel mehr Schaden auszuteilen bzw. einzustecken oder Spezialangriffe wie Gum-Gum.Elefantengatling benutzen zu können. Es war sehr wichtig, dieses Fertigkeiten-Skill-System ins Spiel zu implementieren denn dadurch schafft man es, dass Kampfsystem wieder etwas spannender zu gestalten. Denn die verschiedenen Haki-Formen können dann auch etwas enger nach eigenem belieben gestaltet werden, sodass jeder seinen Stil zu kämpfen bekommt. Die Erfahrungspunkte hierbei erhält man im Kampf sowie nach beendigen einer Quest. Meiner Meinung nach ein Feature welches das Kampfsystem nun doch noch abrundet.
Die ganz normalen Gegner verfügen über keine Intelligenz und schießen einfach sinnlos auf euch, wenn ihr nah dran seid gehen sie mit dem Messer auf euch los. Das gilt für den durchschnittlichen Handlanger, der überall auf der Insel angetroffen werden kann, genauso wie für Mini-Bosse, die alle paar Missionen Ruffys Weg von kreuzen. Admiral Fujitora, der ehemalige Samurai der Meere Crocodile oder auch CP-0-Agent Rob Lucci sind eher lästig als mächtig. Drückt im richtigen Moment die Taste zum Ausweichen (beziehungsweise Blocken) und gebt Konter; das war´s. Sammelt genügend Energie, um eine Spezialattacke auszulösen, und der Lebensbalken eures Gegners sinkt schnell. Die einzige Überraschung auf diesem Gebiet kommt im Endgame in Form von Ruffys aktuell stärkstem Modus, dem Gear 4. Doch hätte man von der Möglichkeit dieser Verwandlung vielleicht besser abgesehen. Zum einen wurde der Modus optisch nicht gut umgesetzt – die Attacken, die Ruffy nun beherrscht, sehen durchgehend unterirdisch aus. Zum anderen ist unser Held nach der Transformation völlig nutzlos.
Seine Angriffe sind nur geringfügig stärker als zuvor, die Steuerung ein Graus – und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wird er durch jede Feindattacke ausgebremst. Mächtigere Gegner werfen ihn sogar um, was zusätzlich für eine Menge Frust sorgt, denn Ruffy kann diesen Zustand nicht ewig aufrechterhalten. Entsprechend kann es vorkommen, dass ihr euch verwandelt und die gesamte Zeit über auf dem Rücken liegt. Hättet ihr stattdessen einen Finisher vom Stapel gelassen, wäre der Feind bereits besiegt und euer Nervenkostüm intakt.
Komisch wird es dann, wenn man als Ruffy schleichen muss. Ja ganz genau man kann schleichen, dazu stellt man sich einfach in ein Fass und bewegt sich unauffällig. Und da fragt man sich ob die Entwickler überhaupt wissen was Ruffy für eine Person ist denn schleichen ist eindeutig gegen seine Kämpfernatur. Nur leider klappt das schleichen in der Praxis noch nicht mal denn in Acht von Zehn Fällen bemerken die Gegner ursprünglich trotzdem eure Gegenwart und euer Fass zerfällt je weiter ihr euch bewegt.
Also im Endeffekt bringt das Schleich-System nichts da es unausgereift ist und nicht mal Anlass dazu besteht die Fässer zu benutzen, dar die Gruppen Gegner an die man sich schleicht meistens eh schon eher klein und schwach ausfällt.
Die Illusion vom Open-World-Spiel
One Piece World Seeker hat sich viel mit der Bezeichnung Open-World umworben, doch ein Open-Word Spiel ist es leider nicht. Denn nur weil sie eine große frei erkundbare Spielwelt bieten macht es das nicht gleich zu einem Open-World Spiel.
Vielmehr wird eine Illusion von einem Open-World Spiel erschaffen, was einem spätestens klar wird, wenn man einen Laden mit Gästen sieht und dort mal versucht rein zu gehen. Denn dann steht man plötzlich vor einer unsichtbaren Wand und einem wird bewusst, dass es eben nicht das ist, was man sich von einem Open-World-Spiel erwartet.
Die Crew- Nett aber nicht wichtig
Wie ich am Anfang ja schon erklärt hatte, mussten wir unsere Crew finden und nach dem uns das geglückt ist, bekam die Crew anders als gedacht keine sinnvolle Aufgabe im Spiel sondern ist nur dafür da Ausrüstung und Kleidung herzustellen sowie auf Materialien suche zu gehen.
Gut, nett ist es schon wenn man Ruffy bekleiden kann, was auch ausgesprochen interessant im Kampf aussieht aber wir hätten uns doch schon wichtigere Aufgaben für die Crew gewünscht. Stattdessen sieht man sie hin und wieder mal in Dialogen und ganz selten mal in der Spielwelt während einer Mission.
Schatzsuche: Spaß und Verzweiflung
Ein Schatzsuche-System in das Spiel einzubauen, war eine sehr gute Idee denn so haben wir neben den Sammelobjekten und Items einen wirklichen Grund durch die gesamte Spielwelt zu laufen und auch den endlegensten Winkel zu erkunden. Beispielsweise erledigt man ein paar Piraten und bekommt von denen eine Schatzkarte ausgehändigt, auf der ein Bild abgebildet ist, wo der Schatz vergraben sein soll.
Eben gerade betont ist es schön die Welt zu erkunden, aber das alles kann auch ziemlich verzweifelt enden, wenn man 2 Stunden durch die Welt wandert und immer noch nicht den Ort gefunden hat, wo der Schatz begraben liegt. Denn man hat wirklich nur als einzige Information ein Bild von dem Ort und eine kleine von Oben Ansicht, welche einem aber beim Blick auf die Weltkarte auch nicht weiterhilft. Aber alles in allem ist die Freude die man nach eine 2 Stündigen erfolgreichen Suche verspürt nicht mehr in Worte zu fassen.
Gum-Gum in den Himmel
Das wir mit Ruffys Gum-Gum-Rakete Spaß haben werden konnte man dank den Trailern schon erwarten. Denn damit ist man nicht mehr angewiesen lange Strecken per Fuß zurückzulegen sondern kann sich per Rakete von praktisch jeder Sache, an der man sich anhängen kann durch die Luft stürzen.
Zugegeben erscheint einem die Steuerung der Rakete am Anfang sehr komisch aber nach dem man sich erst mal dran gewöhnt hat, macht es dann doch sehr viel Spaß. Ein Feature wie dieses haben wir bei Videospielen bislang nicht häufig gesehen und damit macht es One Piece World Seeker zu einem einzigartigen Spiel.
Infobox
Spielerzahl: Solo-Modus
Alter: USK Ab 12 freigegeben
Spieldauer: 20+ Spielstunden
Schwierigkeit: einstellbar
Langzeitmotivation: hoch
Publisher: Bandai Namco
Entwickler: Ganbarion
Erscheinungsjahr: 2019
Plattformen: PC,PS4,Xbox One
Sprache: Deutsch
Kosten: 62,99 Euro
Fazit
Da wir von Anime-Spielen häufig nicht sehr zufrieden waren, kamen wir dementsprechend mit recht niedrigen Ansprüchen in das Spiel konnten aber miterleben, dass die Entwickler ein beeindruckendes Spiel auf einer beeindruckenden Insel erschaffen haben. Zwar gibt es einige negative Aspekte wie die Illusion vom Open-World-Spiel und die mangelnde Motivation der Entwickler mehr Variationen bei den NPCs mit reinzubringen aber dennoch wiegen diese Vergehen im Vergleich zu den positiven Aspekte recht milde.
Denn die beeindruckende Atmosphäre der Insel sowie die Gum-Gum Rakete oder die zutiefst gelungene Story runden das Spiel ab und machen es zwar nicht zu einem guten Open-World-Spiel aber doch zu einem guten Anime-Adventure-Spiel, welches ein Muss für Jeden One Piece Fan ist! Mit Freude können wir es kaum noch erwarten, wie die Evolution der One Piece Spiele weitergeht.