Spiele vom heimischen Spieltisch in den Außenbereich zu verlagern, ist vor allem in der warmen Sommerzeit ein echtes Trendthema. Die XXL-Schachspiele, die oftmals in Erholungsparks oder in Schwimmbädern zu finden sind, dürfte nahezu jeder Spielebegeisterte kennen. Insbesondere Geschicklichkeitsspiele lassen sich hervorragend unter freiem Himmel spielen: die Kombination aus niedrigen Materialanforderungen und einfachen Regeln machen aus Freiluft-Geschicklichkeitsspielen tolle Alternativen zu den ansonsten eher tischgebundenen Gesellschaftsspielen. Ein Trend des Sommers ist Kubb, das hierzulande auch als Wikinger-Schach bekannt ist.
Historische Wurzeln: Kubb ist Ein Spiel mit Geschichte
Dass man bei dem Geschicklichkeitsspiel Kubb gedankenlos mit Wurfstöcken hantiert, um andere Holzblöcke umzuwerfen, stimmt nicht: Wikinger-Schach symbolisiert eine Schlacht, in der zwei verfeindete Parteien gegeneinander um den Sieg kämpfen – und für ihren König. Bei Kubb handelt es sich daher um ein Zwei-Parteien-Spiel mit Duellcharakter, was die Attraktivität dieses Geschicklichkeitsspiels weiter erhöht. Die Turnierkompatibilität ergibt sich direkt aus den spielerischen Rahmenbedingungen, sodass Kubb zukünftig auch hierzulande auf immer mehr Spielwiesen anzutreffen sein wird. In den skandinavischen Ländern, also auch der Heimat der Wikinger, wird Kubb bereits seit vielen Jahren gespielt. In der modernen Variante wird Wikinger-Schach seit ca. 1990 gespielt.
Dass dieses Geschicklichkeitsspiel allen voran in Norwegen und Schweden populär ist, vermag angesichts der Tatsache, dass es sich bei den beiden Ländern um Königreiche handelt kaum zu überraschen. Norweger und Schweden kämpfen gern für ihre Royals, auch wenn es nur mit Holzfiguren ist.
Mit der Namensgebung hält man es übrigens nicht besonders einheitlich. Auch wenn Kubb und Wikinger-Schach die derzeit gebräuchlichsten Titel für das nordische Geschicklichkeitsspiel sind, existieren zudem die Bezeichnungen Bauernkegeln, Wikingerspiel, Hägars Wikingerschach, Wikingerkegeln oder auch ganz simpel: Stöckchenspiel.
Für ambitionierte Wikinger: Kubb als Turnierspiel
Wer sich mit einem Geschicklichkeitsspiel wie Wikinger-Schach intensiv beschäftigen möchte, hegt bei entdecktem Talent eventuell die Absicht, seine Fähigkeiten auf verschiedenen Turnieren mit denen anderer Spieler zu vergleichen. Dank des trendigen Spielthemas finden verschiedene Turnierveranstaltungen statt: von kleinen lokalen Events über die Deutsche Meisterschaft im Kubb bis hin zur Weltmeisterschaft, die seit 1995 jährlich auf der schwedischen Insel Gotland stattfindet. Erstaunlich sind vor allem die jüngsten Ergebnislisten. Wurden die Weltmeisterschaften im Wikinger-Schach bis in das Jahr 2012 von den Schweden (etwa Team Ekeby) dominiert, waren es in den vergangenen vier Jahren vor allem deutsche Spieler, die sich an der Spitze der weltbesten Kubb-Spieler festsetzen konnten. Wer sich das Spektakel selbst anschauen möchte, ohne nach Schweden reisen zu müssen, findet jedes Jahr Ende Juli die Gelegenheit, der Europameisterschaft im Kubb in Berlin beizuwohnen. Die EM 2017 ist für den 22. Juli geplant.
Weil Wikinger-Schach spielen immer beliebter wird, werden zudem in immer mehr Bundesländern regionale Meisterschaften veranstaltet. Interessierte Spieler finden sicher auch einen Kubb-Verein in der Nähe des Wohnortes – auch weil es außer einer Spielfläche keine besonderen Voraussetzungen braucht, um Kubb spielen zu können.
Die grundlegenden Regeln von Kubb
Bevor der erste Holzklotz (Kubb) umgeworfen werden kann, müssen zwei Teams aus jeweils 1 bis 6 Personen gebildet werden. Schon daraus ergibt sich, dass man Wikinger-Schach auch als klassisches Zwei-Spieler-Spiel einsetzen kann. Die Größe des Spielfeldes kann an die Fähigkeiten der Spieler angepasst werden, beträgt traditionell jedoch fünf mal acht Meter. Der Untergrund spielt keine Rolle: auf einer Wiese kann Kubb ebenso gespielt werden wie im Schnee, auf der Straße oder im Sand. Wikinger-Schach ist daher auch das ideale Strandspiel für den nächsten Sommerurlaub. Eingepackt werden müssen lediglich die sechs Wurf-Rundhölzer, die zehn Kubbs (umzuwerfende Holzklötze) sowie der König, der ersichtlich größer ist als seine hölzernen Gefolgsleute.
Der Spielaufbau erinnert an eine Schlachtenreihe. Die Königsfigur wird in der Mitte des Spielfeldes platziert, also auf dem zentralen Punkt der Mittellinie. Jeweils fünf der Kubbs stehen auf den Grundlinien der beiden Spielteams (Basiskubbs); in einem Abstand von etwa einem Meter. Anschließend wird ausgelost welches Team beginnen darf und somit über das Erstwurfrecht der ersten Runde verfügt. Alternativ kann ein Rundholz-Wurf in Richtung König über das Erstwurfrecht entscheiden: wessen Stab näher zur Königsfigur liegt, beginnt das Spiel.
Gespielt wird stets Teamweise, nicht abwechselnd. Jedes Team darf alle sechs Wurf-Rundhölzer verwenden, wobei jeder Teamspieler die selbe Anzahl an Hölzern erhält. Eine wichtige Rolle kommt nun der regelkonformen Wurftechnik zu. Würfe dürfen nur von unten geworfen werden, um beim Kubb Spielen die Rundhölzer zu fällen. Das Wurfholz fliegt dabei üblicherweise längsgerichtet auf die gegnerischen Kubbs bzw. den König zu. Würfe von oben, Horizontalwürfe oder rotierende Wurftechniken sind dagegen nicht erlaubt. Wikinger-Schach spielen zu können, erfordert daher tatsächlich ein hohes Maß an Geschick und stellt neben der Zielgenauigkeit auch die Kraftaufwendung in den Fokus.
Taktische Vorgehensweisen werden ab dem ersten Teamwechsel sichtbar. Nach den Wurfversuchen des ersten Teams, sammelt das nachfolgende Spielerteam alle Wurfhölzer sowie die umgefallenen Kubbs ein. Letztere werden dann in die gegnerische Feldhälfte geworfen, wo sie am Landeort aufgestellt werden (Feldkubbs). Dass das nun aktive Team versuchen wird, die Kubbs möglichst nah hinter der Mittellinie und möglichst eng beieinander zu platzieren, haben Taktikfüchse bestimmt sofort erkannt. Bevor die Basiskubbs auf der gegnerischen Grundlinie angegangen werden dürfen, müssen sämtliche Feldkubbs gefällt werden. Der Aufbau des Spielfeldes und auch die Wurfpositionen verändern sich stetig mit jeder weiteren Spielrunde. Es wird solange gespielt, bis ein Team den König fällen konnte (und durfte). Der König ist so etwas wie die Schwarze Acht beim Billard: fällt er zu früh, verliert das Team, das ihn umgeworfen hat.
Abwechslung durch Spielvarianten
Wenn sich bei dem Basisspiel trotz stets anders verlaufender Spielrunden, Routine einstellt, können Spielvarianten die Leidenschaft für das Wikinger-Schach neu entfachen. Schon kleine Abwandlungen haben beim Kubb spürbare Auswirkungen auf den Spielverlauf oder die Geschicklichkeitsanforderungen. So darf der König in einer Abwandlung nur mit dem Rücken zum Spielfeld und mit einem Wurf durch die eigenen Beine gefällt werden. In einer anderen Variante darf die Königsfigur nur mit der jeweils „schwächeren“ Hand des aktiven Spielers umgeworfen werden. Wer als Rechtshänder jemals einen Ball mit der linken Hand geworfen hat, kann sofort nachvollziehen, wie sich diese kleine Änderung auf den Schwierigkeitsgrad auswirkt.
Wer Interesse am dem Geschicklichkeitsspiel gefunden hat und Wikinger-Schach kaufen möchte, findet komplette Spielsets in gut sortierten Spielehandlungen oder im Internet. Angehende Spieler sollten unbedingt auf die Verwendung solider Materialien achten: durch die hohe Beanspruchung, eignet sich Hartholz am besten als Ausgangsmaterial für die Figuren. Traditionell werden die Figuren allerdings selbst gebaut und zwar mit den folgenden Maßen:
- König, ca.9 cm × 9 cm × 30 cm
- Vier Eckstäbe, ca. 2 cm × 2 cm × 30 cm
- Sechs Wurfhölzer, Durchmesser ca. 4,4 cm × 30 cm
- Zehn Kubbs, ca. 7 cm × 7 cm × 15 cm
Weil Regelabwandlungen üblich sind, kann Kubb auch problemlos mit Kindern gespielt werden. Die jüngeren Werfer dürfen ihr Geschick dann etwa durch Würfe von der Mittellinie aus beweisen – und feiern so motivierende Erfolge durch eigene Treffer. Wikinger-Schach ist dank der Anwendung von sogenannten Hausregeln äußerst familienfreundliches Spiel.