Der Titel verrät, worum es in dem strategischen Aufbau-Brettspiel Spartacus geht: Blut und Verrat. Ersteres fließt reichlich, letzteres ist quasi der Schlüssel zum Erfolg in einem Brettspiel, das von Brettsiel-Webseiten teilweise durchwachsene Kritiken bekommen hat. Völlig zu unrecht, wie ich finde, denn Spartacus – Ein Spiel über Blut und Verrat unterhält auf hohem Niveau – und das sogar bei völliger Unkenntnis der guten TV-Serie. Ich habe mir das Spielkonzept des Spartacus-Brettspiels einmal genauer angeschaut und möchte meine Erkenntnisse gern mit Euch teilen. Viel Spaß mit dem Brettspiel-Test von Spartacus – Ein Spiel über Blut und Verrat!
Alea iacta est: Die würfel sind gefallen
Strategische Aufbauspiele sind derzeit ziemlich trendig. Es gibt also keinen besseren Zeitpunkt dafür, das Brettspiel Spartacus – Ein Spiel über Blut und Verrat etwas genauer zu betrachten. Dass dieses Brettspiel ab 16 Jahren freigegeben ist, erscheint zunächst wie ein kluger Marketing-Gag, immerhin handelt es sich um ein analogen Spiel. Trotzdem ist die Altergrenze recht passend gesetzt, denn die Bebilderung des Spielmaterials ist teilweise freizügig, mitunter recht hart, weil der Serie entnommen. Für Fans der TV-Produktion ist dieser Umstand sehr gelungen, denn sie stellen schnell eine Verbindung zu bereits gesehenen Inhalten her.
Statt schneller Arena-Kämpfe setzt Spartacus – Ein Spiel über Blut und Verrat auf eine spannende Mischung aus sozialer Interaktion zwischen den Mitspielern und eine ordentlich Portion Glück, denn Kämpfe werden ganz klassisch per Würfelwurf entschieden. Spieler greifen beim Würfeln auf jeweils 3 Würfel zurück, die die Beweglichkeit, den Angriff sowie die Verteidigung der Gladiatoren darstellen. Wird einem Kämpfer eine blutende Wunde zugefügt, verliert dieser einen Würfel nach Wahl. Das System funktioniert im aktiven Spielbetrieb hervorragend und sorgt für jede Menge Spannung, denn selbst starke Gladiatoren können geschwächt und besiegt werden. Durch dieses ausgeklügelte Würfelprinzip gewinnen auch die Wettmöglichkeiten deutlich an spielerischem Wert, denn es macht einfach einen riesigen Spaß auf Kämpfe zu wetten, die eben nicht schon allein durch Kampfwerte vorbestimmt sind.
Grundsätzlich ist das Spiel ab 3 Spielern spielbar, den vollen Spielspaß habt Ihr jedoch in einer Spielrunde mit 4 Spielern, denn hier entfalten die Intrigen ihr unterhalterisches Potenzial. Man kann nie sicher sein, was als nächstes passiert und ob ein vermeintlicher Verbündeter nicht doch ein falsches Spiel spielt. Anhänger der TV-Serie werden sich sofort wohlfühlen. Schnapp Dir also drei Freunde und begib dich in die Arena!
Und das Volk wird euch lieben
Als strategisches Brettspiel ist ein Spielzug in vier Phasen aufgeteilt. Alles beginnt mit einer üblichen Verwaltungsphase, in der Karten nachgezogen und jeweils ein Status Quo hergestellt wird. In Spartacus – Ein Spiel über Blut und Verrat bedeutet dies auch, dass die Verletzungen der Kämpfer ihre Wirkungen entfalten – teils mit dramatischen Folgen für Euren Ludus, denn hier wird auch gestorben. Anschließend beginnt die Intrigenphase, einem Herzstück dieses Brettspiels. In der Intrigenphase könnt ihr so richtig fies sein. Fans der Serie haben auf die Machenschaften in Rom, um Rom und um Rom herum bereits einen Vorgeschmack bekommen und nun dürft Ihr selbst ran ans Gladiatoren-Business.
Die Intrigenphase ist spannend, leider aber auch die schwächste Kernphase des Aufbauspiels zur Spartacus-Serie. Trotzdem fängt der Spielmechanismus die Stimmung der Römerzeit gut ein und macht Spaß. Daran schließen sich eine Handelsphase und zuletzt die Arenaphase an. Im Handelsabschnitt können Spieler die Besitztümer ihres Ludus frei tauschen; das betrifft alle Habseligkeiten, also auch Gladiatoren oder Wachen. Eine gute Möglichkeit, positiv auf den eigenen Einfluss einzuwirken. In der letzten Phase geht es dann endlich zur Sache und der Römer liebste Freizeitbeschäftigung wird veranstaltet: Blut und Spiele. Dank der Erfindung des Schleifsteins glänzen Kurzschwerter nicht nur schön im Sonnenlicht, sondern schneiden sich leicht durch Brot und Butter sowie Haut und Knochen. Das spannende Würfelsystem entfaltet sein volles Potential und lädt zum fröhlichen Zittern ein. Die Spielerrunde könnt Ihr übrigens mithilfe der Erweiterung Die Schlange und der Wolf auf sechs Mitspieler erweitern.
Infobox
Spielerzahl: 3 bis 4 Spieler (mit Erweiterung 6)
Alter: ab 16 Jahren
Spieldauer: 60 bis 120 Minuten
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: hoch
Verlag: Heidelberger Spieleverlag ►
Erscheinungsjahr: 2013
Autor: Sean Sweigart
Sprache: deutsch
Kosten: 30 Euro
Fazit
Ok, die eine oder andere Phase weist kleinere Schwächen auf. Namentlich sei hier die Intrigenphase genannt, aus der man deutlich mehr Spieltiefe hätte herausholen können. Bei Spartacus – Ein Spiel über Blut und Verrat kratzen die strategischen Möglichkeiten meist nur an der Oberfläche, trotzdem machen die Spielzüge viel Spaß. Und darum geht in erster Linie bei einem Brettspiel: Spielspaß. Den entfaltet das Spartacus-Brettspiel vor allem in einer Vier-Spieler-Partie, sogar fast grenzenlos. Die vernichtenden Kritiken so mancher Spieleportale kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Sicher, Spartacus ist kein taktisch anspruchsvolles Aufbau-Brettspiel, aber es unterhält auf ordentlichem Niveau. Dabei entfaltet das Brettspiel einen ähnlich trashigen Charme wie schon die Serie.
Fans der TV-Serie können bedenkenlos zugreifen. Liebhaber von strategischen Aufbau-Brettspielen sollten einen Blick riskieren. Grundsätzlich gilt: Je wichtiger die Interaktion mit Euren Mitspielern/Gegenspielern für Euch ist, desto wertvoller wird dieses Brettspiel.