In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November ist es wieder soweit: Halloween! Verkleidete Kinder und dem Trend entsprechend jede Menge Zombie treiben zu nächtlicher Stunde ihr Unwesen auf den Straßen. Gebt ihnen Süßes oder bekommt Saures – ihr habt die Wahl. Wer die Geister nicht zufrieden stimmt, der kann sich auch in diesem Jahr auf eine unruhige Nacht gefasst machen. Alle Angsthasen, die sich an Halloween nicht nach draußen trauen, können den Abend allerdings auch mit Brettspielen verbringen. Und was passt besser zu einem leckeren Bloody Mary als ein ebenso blutiges Brettspiel? Im diesjährigen Halloween Special stelle ich Euch meine liebsten Horror-Brettspiele vor. Trick or Treat!
Ecsape – Zombie City
Es geht seicht, aber hektisch los. Seit dem Erscheinen des aufregenden Brettspiels aus dem Hause Queen Games, sorgt Escape regelmäßig für kurzweilige Spannung und Hektik in den heimischen Spielezimmern. Wenn die Hintergrundmusik das Signal gibt, dass es Zeit wird schnell und zielgerichtet zum Ausgang zu hetzen, fängt das Blut der Spieler an zu kochen. Und was in einem Tempel gut funktioniert, funktioniert in einer zombieverseuchten Stadt natürlich noch besser. Im Escape-Ableger Escape – Zombie City sammelt ihr keine Schätze, sondern Vorräte und versucht Euren Wagen fahrbereit zu machen, um aus der Stadt zu flüchten, bevor die blutrünstigen Zombies Euch ans Leder können. Dieses Echtzeit-Spiel sorgt für mächtig viel Aufregung und macht vor allem in Spielerunden mit 4 Spielern Spaß, denn dann ist die Hektik am größten. Alternativ funktioniert Escape auch zu zweit oder zu dritt. Der modulare Spielplan des Echtzeit-Brettspiels ist hübsch gestaltet und detailreich.
Das sieht auf dem Tisch gut aus und gefällt mir noch besser als beim Vorgängerbrettspiel Escape. Der Spielablauf bleibt dabei seinen Wurzeln treu: Nur die geschickte Verteilung der Würfel bringt Euch der erfolgreichen Flucht näher. Und wie in Escape geht es auch bei Escape – Zombie City rein kooperativ zu. Alle Spieler würfeln für sich, müssen aber stets den Überblick über die Situationen der Mitspieler haben, um die ideale Vorgehensweise zu erspielen. Und ‚wenn die Musi spielt…‘ werden nicht nur Schlager- und Volksmusikfreunde plötzlich munter, sondern auch zombiegeplagte Brettspieler, denn dann heisst es wieder: Lauft, bevor Euch die Monster beissen!
In den kurzen, 15-minütigen Spielrunden entstehen keine Pausen. Ihr verbringt also keine Zeit mit Warten, sondern seid wirklich 15 Minuten lang beschäftigt. Das ist großartig und macht Escape – Zombie City zu einem der Favoriten für Halloween. Viel Spaß!
H.P. Lovecraft’s Kingsport Festival
Meiner nächster Brettspieltitel für gruselige Halloweennächte ist H.P. Lovecraft’s Kingsport Festival. Lovecraft war einer der weltweit einflussreichsten Autoren im Bereich Fantastik und Horror und genießt bei Fans des Genres absoluten Kultstatus. Seine Ideen sind nicht nur faszinierend, sondern zeitlos und begeistern auch heute noch Horror-Fans aus aller Welt. Kein Wunder also, dass seine Ideen auch im Brettspiel-Sektor regelmäßig als Hintergrundgeschichten herhalten müssen. Im Brettspiel „Kingsport Festival“ dreht sich alles um das namensgebende Städtchen Kingsport, in dem es augenscheinlich nicht mir rechten Dingen zugeht. 3 bis 5 Kultisten streben nach Macht über die Einwohner der Stadt. Die Autoren Andrea Chiarvesio und Gianluca Santopietro verstehen es blendend, den Spielern die Rollen von echten Bösewichten zu zuschreiben. Diese Idee macht auch den Reiz des Spiels aus. Endlich mal nicht auf der hellen Seite stehen, sondern beim Brettspielen so richtig fies sein dürfen – und damit auch noch zu gewinnen!
H.P. Lovecraft’s Kingsport Festival ist im KOSMOS-Verlag erschienen und begeistert Fieslinge ab ca. 13 Jahren. Das Brettspiel kommt dabei in einer Vollausstattung zu Euch nach Hause: Fast 300 Einzelteile sind im Paket enthalten und machen das das „Kingsport Festival“ zu einem Brettspiel mit ein wenig Eingewöhnungszeit. Doch ähnlich wie bei Eldritch Horror, wird die Einarbeitungszeit mit spannenden Spielstunden belohnt., die mit einer Länge von rund 90 Minuten für abendfüllenden Halloween-Spaß sorgen. Das mächtigste Werkzeug der Spieler sind die Würfel, mit denen Sie Horrorgestaltungen und unnatürliche Kreaturen beschwören, die ihnen dabei helfen, die Macht über Kingsport an sich zu reißen. Und wie bei Konzepten im Cthulhu-Universum üblich, spielen auch die Großen Alten eine zentrale Rolle. Sie gilt es in die Welt zurückkehren zu lassen, um die Chaosherrschaft auszurufen. Hilfreich sind dabei die Gaben „Tod“, „Übles“ und „Zerstörung“.
Auf gar keinen Fall sollten die Spieler sich von den Ermittlern erwischen lassen und deren Angriff erfolgreich abwehren. Das Spiel erstreckt sich über mehrere Runden (im Spiel als Monate bezeichnet) und ähnelt den bekannten Horror-Ablegern. Das Besetzen von Gebäuden bringt Kultpunkte und zudem Boni wie z.B. Stärke gegen Ermittler, eine Limiterhöhung für Zauber oder zusätzliche Magie- oder Kultpunkte. Neu sind die beiden Spielleisten für Magie und Geist. Mit der erstgenannten werden Zauber und Gebäudefähigkeiten eingesetzt. Letztere dient zum Beschwören der stärkeres Großen Alten und mildert zugleich den Glücksfaktor bei Würfelwürfen ein wenig ab. Das gelingt in der Spielpraxis hervorragend und macht Kingsport Festival zu einem unterhaltsamen Strategie-Spiel mit wenigen Glücksmomenten, aber viele Glückgefühlen. Ideal für Halloween und herrlich mystisch.
Winter der Toten
Das Brettspiel Winter des Toten ist im Jahr 2015 erschienen und geht damit noch als Neuheit im Horror-Geschäft durch. Das Spiel von den Autoren Isaac Vega und Jon Gilmour wird in Deutschland vom Heidelberger Spieleverlag vertrieben und richtet sich an 3 bis 5 Spieler ab 13 Jahren.
Schauplatz von Winter der Toten ist eine postapokalyptische Welt, auf der es ums nackte Überleben geht. Dieses Survival-Brettspiel steckt voller … Zombies! Womit wir auch schon die Brücke zu Halloween geschlagen hätten. Soweit so einfach die Handlung. Die Texte, die für das Brettspiel geschrieben wurden, sind auf jeden Fall einen zweiten Blick wert und das ist gut so, denn einen Großteil der Spielzeit verbringen die Spieler mit dem Vorlesen von Kartentexten oder dem Durchlesen von den eigenen, geheimen Karten. Insbesondere die Inhalte der Schicksalskarten überzeugen und liegen qualitativ auf dem Niveau moderner Survival-Horror-Geschichten.
Für die Spielatmosphäre ist dieser Umstand dienlich, denn so mitgerissen wie in die Winter der Toten wird man als Brettspieler selten. Jeder Spieler hat dabei seine höchstpersönliche Aufgabe, die über Leben oder Tod entscheidet. Der Spielablauf gliedert sich in zwei Phasen: Einer Spielerphase, in der die Spieler ihre Aktionen durchführen, den Würfel werfen und die Krisenkarten enthüllen und der Koloniephase, die das nackten Überleben in den Mittelpunkt rückt. Es müssen Vorräte verteilt, Zombies abgewehrt und für Ordnung in der Kolonie gesorgt werden. Dabei bleibt „Winter der Toten“ stets spannend, denn unter den geheimen Zielen der Spieler kann auch ein verräterisches Spielziel stecken, das die gesamte Kolonie ins Verderben stürzen kann. Diese Ungewissheit bringt zusätzliche Würze in das kooperative Survival-Brettspiel, denn verdächtige Mitspieler können verbannt werden und erhalten somit ein neues, sogenanntes Verbannungsziel. Ob die Abstimmungsentscheidung der Spielerrunde richtig ist, bleibt stets offen.
Wie in einem waschechten Überlebensspiel üblich, ist die Mortalitätsrate der Spieler ziemlich hoch. Nahrungsmittelvorräte sind knapp bemessen, Zombies ohnehin immer hungrig und auch die winterlichen Temperaturen machen den schicksalsgeplagten Brettspielern das (Über-)Leben schwer. Für rund 35 Euro bekommen Survival-Fans ein toll ausgestattetes Brettspiel, das mit seinem semikooperativen Spielablauf für paranoide Halloween-Abende sorgt. „Winter der Toten“ ist ein storydichtes, spannendes und innovatives Brettspiel, das ein wenig an Robinson Crusoe erinnert, die Spieler aber noch mehr zur Kooperation zwingt – immer mit dem Wissen, dass Mitspieler möglicherweise nicht die besten Absichten haben. Spannung und Langzeitmotivation garantiert!
Villen des Wahnsinns
Wer mit dem Horror-Brettspiel H.P. Lovecraft’s Kingsport Festival nichts anfangen kann, weil er ungern den Bösen spielt, der bekommt hier mit dem Brettspiel Villen des Wahnsinns aus der Eldritch-Horror-Reihe die Alternative präsentiert. Einer der Spieler übernimmt die Rolle des Bösen, alle andere schlüpfen in die Rollen der Ermittler. Helden haben es bekanntlich schwerer und ohne fiese Zauberkräfte sind die Bösen nicht so schnell besiegt.
Das schlägt sich direkt in der Spielzeit nieder, die den Spielern mit rund 2 bis 3 Stunden ordentliches Sitzfleisch und Geduld abverlangt, dafür die Halloweennacht aber vollständig mit Horror-Unterhaltung ausfüllt. Das Spielprinzip ähnelt dabei den bekannten Vertretern der Eldritch-Horror-Serie. Schauplatz ist eine mysteriöse Villa: Umheimlich, dunkel, monsterbevölkert. Und bis zum gnadenlosen Showdown bleibt es spannend. Ziel ist es, das Rätsel der Villa zu lösen und die Machenschaften des fiesen Gegenspielers erfolgreich zu durchkreuzen. Die Villen des Wahnsinns spielt sich wie ein Horrorfilm und ersetzt den nächsten BluRay-Abend durch eine schaurige Brettspielpartie. Fans von Eldritch-Horror müssen Villen des Wahnsinns unbedingt spielen, alle anderen Halloween-Anhänger riskieren zumindest eine gruselige Testpartie!