Maria Stuart gilt aufgrund der zahlreichen künstlerischen Darstellungen ihrer Lebensgeschichte als eine der bekanntesten Monarchinnen Schottlands und Großbritanniens. In der jüngsten Kinofassung Maria Stuart, Königin von Schottland von Regisseurin Josie Rourke, welche mit dem Historiendrama ihr Filmdebüt feiert. Verkörpert Saoirse Ronan (Ladybird) die junge Monarchin und verleiht ihr eine Darstellung als stolze und intelligente Frau, welche versucht, sich gegen Patriarchat und Kirche durchzusetzen. Der am 15. November 2018 erschienene Film feiert am 27.03 seine Free-TV-Premiere auf Vox. Grund genug für uns, einen genaueren Blick auf die jüngste Verfilmung des historischen Stoffs zu werfen.
Maria Stuart, Königin von Schottland nach einem Skript von Beau Willimon, welches wiederum auf dem Buch Queen of Scots: The True Life of Mary Stuart von John Guy basiert. Fokussiert sich auf den Lebensabschnitt der jungen Königin, welchen sie in Schottland verbracht hat. In der ersten Szene sieht man Maria Stuart mit stolzen und ungebrochenen Blick am Schafott knien. Ein perfektes Sinnbild für Saoirse Ronans Darstellung der jungen Königin, welche bis zum Schluss für Ihre Überzeugungen einsteht und nicht nachgibt. Sowieso ist die Hauptdarstellerin optisch optimal gecastet. Dank Make-up und den Kleidern von Designerin Alexandra Byrne sieht sie Original-Porträts von Maria Stuart sehr ähnlich. Doch auch ihre Schauspielerische Leistung ist herausragend und wird durch eine wohl überlegte Gestik und Mimik abgerundet.
Ankunft in Schottland
Mit einem eleganten Übergang wechselt die Szenerie und man sieht nun eine junge Maria Stuart an der schottischen Küste knien. Nach dem überraschenden Tod ihres ersten Ehemanns Franz II dem König von Frankreich. Kehrt sie mit 18 Jahren nach Schottland zurück um die Regierungsgeschäfte von ihrem Halbbruder James Stewart (James McArdle) zu übernehmen und ihr Anrecht auf den schottischen Thron zu beanspruchen. Dabei sieht sie sich schnell mit politischen Intrigen und patriarchischen Strukturen konfrontiert. Denn ihre männlichen Berater sind nicht begeistert, von einer Frau regiert zu werden und verfolgen hauptsächlich ihre eigenen Interessen.
Hinzu kommt der im 16. Jahrhundert aktuelle Glaubenskonflikt zwischen Protestanten und Katholiken. In eine der ersten Szenen nach ihrer Ankunft gerät Maria Stuart in einen Konflikt mit Vertretern der protestantischen Kirche. Denn als bekennende Katholikin verkündet sie zwar jeglichen Glauben ihrer Untertanen zu respektieren. Weigert sich aber, selber zum Protestantismus zu konvertieren. Dies schürt die Angst der protestantischen Kirche vor einer Einflussnahme durch den Papst. Der Priester John Knox verkörpert durch David Tennant (Dr. Who), nimmt dies zum Anlass, um gegen die junge Königin zu hetzen. Von seiner Kanzel herunter wettert die wunderbar unsympathische Figur gegen Maria Stuart und tut alles, um das gemeine Volk gegen sie aufzuhetzen.
Der Film versteht es wunderbar, die Themen Patriarchat und Kirche zu einem Handlungsstrang zu vereinen. Welcher sich durch den gesamten Film zieht, aber insbesondere die erste Hälfte bestimmt und in der Rebellion von Marias Halbbruder mündet. Auch wenn diese im Film schnell und erfolglos zerschlagen wird. Hat sie starken Einfluss auf die weitere Handlung und sorgt für eine glaubwürdige Charakterentwicklung.
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Junge Frau und stolze Königin
Insbesondere im ersten Drittel des Films wird oftmals die Jugend Maria Stuarts aufgegriffen. Saoirse Ronan versteht es wunderbar zwischen der Darstellung einer jungen und unerfahrenen Frau. Welche fast noch ein Mädchen ist. Sowie der Verkörperung der stolzen und strengen Königin zu wechseln, die versucht, sich gegenüber ihren männlichen Beratern durchzusetzen. Gezeigt wird die mädchenhafte Darstellung insbesondere in Szenen mit den Kammerzofen Maria Stuarts. Hier kichern und giggeln die jungen Frauen ausgelassen und unterhalten sich über Themen abseits der politischen Bühne.
Die Jugendlichkeit und Naivität mündet auch in der überstürzten Heirat mit Lord Henry Darnley (Jack Lowden) in welchen sich die junge Königin Hals über Kopf verliebt. Dieser Ausdruck jugendlicher Unbedarftheit bildet den Anstoß für einen weiteren wichtigen Handlungsstrang rund um die unglückliche Ehe mit Lord Darnley. Jack Lowden (Dunkirk) verkörpert mit seiner Darstellung einen jungen und arroganten Adligen. Welcher von sich selbst überzeugt ist und deshalb zu hohen Ambitionen nachgeht.
Auf der anderen Seite spürt die junge Monarchin schon in sehr jungen Jahren (noch vor ihrer Ankunft in Schottland) den Druck und die Verantwortung durch die Regierungsgeschäfte. Dies führt dazu, dass sie kühl und besonnen agieren muss, um sich ihre eigenen Schwächen nicht anmerken zu lassen. Der Spagat zwischen diesen beiden Seiten der Figur gelingt Saoirse Ronan wunderbar, ohne das eine der Darstellung überzogen wirkt. Dadurch erhält die Figur der Maria Stuart noch mehr Glaubwürdigkeit.
Maria Stuart und Königin Elizabeth I – Die Geschichte zweier starker Frauen
Ein weiterer wichtiger Aspekt, welcher sich als roter Faden durch den Film zieht. Ist das ambivalente Verhältnis zwischen Maria Stuart und Königin Elizabeth I gespielt von Margot Robbie (Birds of Prey: The Emanzipation of Harley Quinn). Während die beiden Königinnen grundlegend eine friedliche Lösung bevorzugen, müssen sie auch den Interessen Ihrer Berater nachgehen und verfolgen auch noch eigene Ziele. So sieht Maria Stuart sich als rechtmäßige Thronerbin Englands, was Elizabeth nicht akzeptieren kann. Dies führt immer wieder zu Konflikten und Scharmützeln zwischen England und Schottland. Diese werden allerdings im Film nur angesprochen und nicht dargestellt.
Insgesamt werden militärische Konflikte im Film nur in Dialogen thematisiert, und lediglich die Rebellion von Marias Halbbruder wird in Szene gesetzt. Die Stärke des Films liegt mehr darin, die Intrigen am Hofe darzustellen, als Schlachten abzubilden. Doch genau hierauf legt Maria Stuart, Königin von Schottland auch seinen Fokus. Was ihm dank eines guten, teilweise großartigen Schauspieler Ensemble, auch gelingt.
Die Beziehung der beiden Königinnen gipfelt letztendlich in einem gemeinsamen Treffen. Nachdem sich die beiden den ganzen Film über nur über Briefdialoge ausgetauscht haben, teilen sie die wahrscheinlich beste Szene des Films miteinander. In einem abgelegenen Waschhaus treffen sich die beiden konspirativ zwischen Leinentüchern und Vorhängen. Dabei begegnen sich zwei Frauen, die zum Ende des Films durch ähnliche und doch unterschiedlich Lebensumstände gezeichnet sind. Auf der einen Seite Elizabeth, welche ihr durch Pocken gezeichnetes Gesicht durch Schichten von Make-up überdeckt und alles aufgegeben hat, um an der Macht zu bleiben. Selbst Ihre eigenen Überzeugungen und ihre Weiblichkeit. „Ich bin jetzt mehr Mann als Frau, das hat der Thron aus mir gemacht.“ Auf der anderen Seite Maria, die auch am Ende des Films noch eine natürliche Schönheit und einen unbeugsamen Willen ausstrahlt. Die bis zum Schluss an ihren Überzeugungen festhält und dafür sogar bereit ist zu sterben.
Fazit
Maria Stuart, Königin von Schottland, ist ein Historiendrama, welches sich in der Umsetzung der Fakten kleinere künstlerische Freiheiten nimmt. Der Fokus des Films liegt in der Inszenierung politischer Intrigen und erinnert teilweise an eine Soap im historischen Gewand. Hervorzuheben ist die Leistung der Schauspieler, allen voran die beiden Darstellerinnen Saoirse Ronan und Margot Robbie, welche auf Oscar-Niveau agieren. Abgerundet wird der Film durch die zu jeder Szene passenden Kostüme von Alexandra Byrne. Sowie die musikalische Untermalung von Max Richter.