Der Test zu Spongebob Schwammkopf: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated für Nintendo Switch muss zumindest in der Überschrift ohne weitere Zusätze auskommen. Wäre Platz gewesen, hätte dort so etwas gestand wie „Hochglanz-Nostalgie schlägt Innovation“. Mindestens so lang wie der Spieletitel war auch die Wartezeit auf das Remake. Rund 17 Jahre nach der Erstveröffentlichung des Plattformers kehrt der Schwammkopf zurück – diesmal auf die Current-Gen-Konsolen, die Nintendo Switch und den PC.
Der Schwammkopf ist zurück: eckig, gelb, albern – und er hat alle seine Freunde mitgebracht. Nach der Erstveröffentlichung im Jahr 2003 meldet THQ Nordic sich mit dem THQ-Klassiker zurück, der damals unter anderen für Playstation 2 erschienen ist. Grundsätzlich erinnert Spongebob Schwammkopf: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated an Hüpfspiele wie Super Mario Odyssey, der Klamauk-Faktor ist allerdings weitaus größer, der Innovationsfaktor dafür spürbar niedriger. Generell ist das kein Manko: Das Remake des Spongebob-Klassikers macht Spaß, aus mehreren Gründen.
Schwammkopf-Style: Außen hui, innen oldschool
Zu Spongebob kann man durchaus eine Art Hassliebe entwickeln. Seinen fast schon nostalgischen Charme kann man dem Charakter allerdings nicht absprechen. Seit mehr als 20 Jahren treibt Klamauk-Schwamm bereits sein Unwesen auf den Bildschirmen, dabei geizt die Serie nicht mit guten Gags. Das für Videospieler umzusetzen gelang im Jahr 2003 vergleichsweise gut. Schon damals war deutlich: die knallbunte Welt der Vorlage hatte ihr Pendant in der Videospielvariante gefunden.
Das Remake beschreitet keinen anderen Weg, im Gegenteil. Es ist mindestens genauso bunt, allerdings optisch ordentlich aufpoliert. Dem Auge gefällt, was es sieht. Spongebob Schwammkopf: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated schafft die Gratwanderung zwischen Oldschool-Präsentation und Hochglanz-Optik. Entwickler Purple Lamp Studios setzt dabei keineswegs auf spielerische Innovationen, sondern auf eine konsequente Aufarbeitung der alten Tugenden.
Spielerisch bleibt das Remake den Wurzeln des Originals treu: Spieler manövrieren Spongebob durch hübsche 3D-Umgebungen, immer unter der Prämisse, dass der Schwamm für Ordnung sorgen muss in der Unterwasserwelt. Plankton hat seine Robo-Armee auf den Meeresgrund geschickt, damit die blechernen Fiesling in „Bikini Bottom“ Chaos stiften können. Fakt ist also: Spongebob Schwammkopf: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated hat eine Story. Fakt ist aber auch: Die Story ist ziemlich seicht. Um das Hüpfabenteuer voranzutreiben, reicht die Handlung allerdings aus, zumal damit auch die jüngere Zielgruppe gut zurecht kommt.
Das Spongebob-Abenteuer richtet sich vornehmlich an Schwammkopf-Fans, an die Zielgruppe der Serie und an Genre-Interessierte. Und genau die bekommen einen ziemlich unterhaltsamen Plattformer geboten, der sich zumindest optisch nicht hinter Konkurrenten wie Super Mario Odyssey verstecken muss. Ziemlich cool und vermutlich einer der wesentlichen Faktoren für die gelungene Präsentation: Die Originalstimmen hauchen den Figuren leben ein. Hinzu kommt ein überarbeiteter Soundtrack.
Rein technisch liefern die Entwickler eine gute Leistung ab. Das Spiel läuft flüssig, Ruckler gibt es auch auf der Nintendo Switch kaum, die Bildrate bleibt konstant. Lediglich an der Kameraführung hätte man hier und da noch einmal Hand anlegen können. Mitunter wird es unübersichtlich, wirklich störend und mit Auswirkungen auf das Gameplay allerdings selten. Sprungpassage lassen sich so problemlos meistern, machen Spaß und erinnern an die Zeit, in den Videospiele noch einfach gestrickt waren.
„Guten Morgen Welt und alle, die sie bevölkern!“
Spongebob Schwammkopf: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated erweist sich als spielerisch gradlinig, verzichtet auf Schnickschnack – lädt allerdings dennoch zu Ausflügen abseits des Weges ein. Dort warten dann Sammelorgien und kleinere Nebenaufgaben. Etwas Varianz kommt an Stellen hinzu, an denen Spieler statt Spongebob in die Rollen von Sandy oder Patrick wechseln. Weil jeder der Charaktere dabei auf einige individuelle Fähigkeiten zurückgreifen kann, wirken sich die Wechsel auch spieltechnisch aus. Während Sandy, Lasso sei dank, Abgründe überwinden kann, ist Grobnatur Patrick ein Könner, wenn es darum geht, Gegenstände zu werfen. Der Schwammkopf hingegen metzelt sich mit einer Sprungattacke nieder.
Insgesamt spielt sich das Schwammkopf-Remake ähnlich gemächlich wie vor 13 Jahren. Hier hätten die Entwickler ruhig mehr Mut beweisen und moderne Gameplay-Maßstäbe anlegen dürfen, den Figuren beispielweise eine Sprint-Funktion spendieren oder die Sammelei etwa abmildern können. Vielleicht hätte man auch neue Gegner-Typen oder -Modelle einfügen können, um die optische und spielerische Vielfalt etwas zu erhöhen.
Sei’s drum: Auch in der nostalgisch-langsamen Variante machen die Hüpfeinlagen Spaß. Vermutlich auch, weil es so viele Genre-Ableger gar nicht gibt. Wer derartige Plattformer mag, würde in dem Remake auch ohne zusätzlichen Spongebob-Bonus ein mehr als akzeptables Spielerlebnis sehen. Es sind vor allem die charmanten Kniffe aus der Vergangenheit, die bei diesen Spielen für Unterhaltung sorgen. Zu wenig Liebe oder Hang zum Detail kann man den Entwicklern nicht vorwerfen. Spongebob Schwammkopf: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated wurde an den richtigen Stellen überarbeitet.
Ein Spiel nicht nur für Nostalgiker
Man muss das Original nicht gespielt haben, um mit der Neuauflage Spaß zu haben. Man muss nicht einmal Spongebob Schwammkopf kennen, damit dieses Hüpf-Abenteuer unterhält. Wer die Vorlage kennt, fühlt sich in Bikini Bottom sofort heimisch, wer Mr. Krabs und Co für die neuen Aktionsprodukte im Fast-Food-Restaurant hält, wird allerdings ebenso abgeholt – dann nicht vom Thema, sondern vom Gameplay. Das Spiel plätschert stetig und insgesamt unaufdringlich daher. Die Entwickler leisten sich keine groben Schnitzer, die den Spieler aus dem Geschehen reißen. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Die Ladezeiten. Einen Tick zu lange geraten sind die Zwangspausen, wenn der Hüpfer im Schlamm landet und man an den Checkpoint zurückgesetzt wird.
Fans profitieren dennoch doppelt, denn der Wiederkennungswert von Sound und Optik ist immens. Schon das Intro lässt Kenner schmunzeln. Weil die Purple Lamp Studios auch bislang unveröffentlichte Inhalte, so etwa den Abschnitt „Patricks Traum“, im Spiel untergebracht haben, ist das Remake kein bloßer Abklatsch, sondern eine sinnvolle Weiterentwicklung. Auch der neue Mehrspieler-Part ist „schwammtastisch“. Kooperativ dürfen Spieler – am besten im Couch-Koop – gemeinsam antreten und dabei aus mehreren ikonischen Figuren wählen. Der Hordemodus ist insgesamt etwas für echte Fans, denn das Spielprinzip nutzt sich schnell ab.
Bis zum Spielende sorgt Spongebob Schwammkopf: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated auf der Nintendo Switch für viele unterhaltsame und einige wenige eintönige Momente. Nach etwas mehr als zehn Stunden ist Schluss, dafür geht der Release-Preis von knapp 30 Euro allerdings völlig in Ordnung. Purple Lamp haben bewiesen, dass oldschool längst nicht altbacken sein muss. An den richtigen Stellschrauben gedreht, kann das Gameplay der Vergangenheit auch modernen Ansprüchen genügen.
Infobox
Spielerzahl: Solo / Koop-Mehrspieler
Alter: ab 6 Jahren
Spieldauer: 10 Spielstunden
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: niedrig
Publisher: THQ Nordic
Entwickler: Purple Lamp Studios
Erscheinungsjahr: 2020
Plattformen: Nintendo Switch, PC, Playstation, Xbox One
Sprache: Deutsch
Kosten: 30 Euro
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Fazit
Man kann Spongebob Schwammkopf: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated dafür kritisieren, dass sich spielerisch so gar nichts geändert hat. Die Frage ist allerdings: Muss man das? Wenn ein klassisches Konzept auch unter modernen Gesichtspunkten funktioniert, ist eine rein audio-visuelle Aufarbeitung möglicherweise der bessere Weg, um ein solides Spiel aus der Vergangenheit erneut zu beleben. Das Schwammkopf-Remake gewinnt keinen Innovationspreis, allerdings die Herzen der Fans. Das sich heutige Mittdreißiger die nächste Folge Spongebob im TV reinziehen, ist eher unwahrscheinlich. Viel eher begeben sie sich auf PC oder Konsole auf ein interaktives Abenteuer – und genau das kommt an. Battle for Bikini Bottom – Rehydrated enthält viel Fan-Service, packt mit seinem gradlinigen Gameplay allerdings auch Spongebob-Unerfahrene.
Spieler hüpfen und kloppen durch verschiedene Level, immer entlang der jeweiligen Hauptmission pro Gebiet. Die Schauplätze werden von einer Art Startgebiet aus gewählt: dem Areal um das bekannte Ananas-Haus. Neue Gebiete können mithilfe von goldenen Pfannenwendern freigeschaltet werden, zu entdecken gibt es damit genug – spielerische Freiheit bleibt am Ende dennoch eher eine Illusion. Dennoch: Das Spiel unterhält über rund zehn bis zwölf Stunden (teilweise durch Sammelaufgaben etwas gestreckt) auf einem konstanten Niveau, lässt an einigen Stellen zwar Abwechslung vermissen, ist aber alles andere als schlecht gealtert. Derartige 3D-Plattformer sind – eine solide Umsetzung vorausgesetzt – zeitlos. Die moderne, vor allem aber gelungene, Hochglanzoptik poliert das Spiel ohnehin gehörig auf. Spaß haben können mit diesem Hüpfspiel grundsätzlich alle, die Hüpfspiele mögen, Fans macht Spongebob Schwammkopf: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated aber doppelt so viel Spaß.
Ein tiefgründiges Unterwasserabenteuer mit einer wendungsreichen Story, abwechslungsreichen Gegnern und sprachlicher Vielfalt und spielerischen Herausforderungen sollte man allerdings nicht erwarten. Dafür gibt es coolen Sound, den man gern auch mal dudeln lässt, und eine grandiose Optik, die es einem leicht macht, in das Spiel „einzutauchen“.
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