Zwei Schweizer Bänker haben sich eine Illustratorin ins Boot geholt, um ein Brettspiel zu projektieren, das sich um das Thema Blockchain dreht. Ihr Werk „Token Economy“ soll lehren, aufklären und erklären – und auch Spaß machen. Finanziert wird das Ganze via Crowdfunding, nicht allerdings über Kickstarter, sondern über die Plattform „We make it“. Lobenswert: Das Brettspiel soll in Deutschland produziert werden und dabei auf nachhaltige Materialien und die Einhaltung von Umweltstandards setzen. Was hinter „Token Economy“ steckt? Das können die Macher am besten selbst erklären.
Zugeben, es ist eine Art Déjà-vu, wenn man das E-Mail-Postfach öffnet und einen dann eine Nachricht über ein neues Brettspiel anlächelt, bei dem es ausgerechnet um Finanzthemen geht. Zwei Schweizer Bankern waren Aktien, Anleihen und Kredite noch nicht kompliziert genug, also haben sie „Blockchain“ als zentrales Thema ausgewählt.
Token Economy soll Blockchain „spielerisch darstellen“
Warum es ausgerechnet immer Bänker sein müssen, die Brettspiele mit Finanz-Settings entwerfen? Vermutlich, weil sie die Einzigen sind, die in der modernen Finanzwelt überhaupt noch den Durchblick haben. Weil das so ist, soll sich daran etwas ändern, das zumindest ist ein Anspruch, den Felix und Dominik, die beiden Autoren hinter dem Brettspiel „Token Economy“, haben. Und tatsächlich war die Greifbarkeit des Themas ein Auslöser dafür, genau dieses Spiel zu entwerfen.
„Dominik und ich kommen aus der Finanzbranche, wir arbeiten bei derselben Bank, und sehen täglich Kunden und Mitarbeiter, die zu Finanzthemen keinen Zugang finden beziehungsweise sich schwertun dranzubleiben“, meint Felix Saible, dem die Idee zu „Token Economy“ kam, nachdem er eine Fachweiterbildung besucht hatte. Die Bank, in der die beiden Züricher arbeiten, sei Pionier im Bereich Blockchain-Banking, mit dem Thema sind beide also früh in Berührung gekommen. Dann der Aha-Moment: „Ich war letztes Jahr bei einer Weiterbildung zum Thema Blockchain und dann dabei erlebt, dass sogar den meisten Fachleuten komplett der Zugang zum Thema fehlt „, erklärt Felix Saible – und dieser Moment war so etwas wie die Geburtsstunde für „Token Economy“. Seine Idee als neugieriger Bänker mit einem Hang zum Basteln: Ein Brettspiel entwerfen, um einen spielerische Lerneffekt zu erzeugen.
Gesagt, getan. Felix holte mit seinem jetzigen Autoren-Partner Dominik einen Brettspiel-Fan und Warhammer-Anhänger ins Boot, Loraine ergänzt das Team als Illustratorin. „Es ist vollständig unsere Idee und wir möchten damit zur Aufklärung bzw. ein wenig zur Finanzbildung beitragen und vielleicht dafür sorgen, dass sich Menschen für solche Themen begeistern können und sie nicht vor sich herschieben“, meint Felix. Die Macher gehen davon aus, dass Blockchain-Technologien in den kommenden Jahren bei immer mehr Endkunden landen werden: „So können sich Leute im privaten Umfeld der Thematik nähern“, erklärt der Autor, „haben die wichtigsten Begriffe schon mal gehört, erlernen das Prinzip der Tokenisierung und erfahren weitere nützliche Facts aus dem beiliegenden Booklet, das auch die Geschichte von Blockchain und ihren Anwendungen in der Schweiz und Liechtenstein aufzeigt“.
Schweiz und Liechtenstein? Genau, das Brettspiel Token Economy hat einen starken geografischen Bezug, nämlich nach Vaduz und Zürich, wo zwei Börsen liegen. Ein Bezug nach Deutschland besteht auch, dort soll das Spiel nämlich produziert werden – nachhaltig und unter Einhaltung vom Umweltstandards. Das schlägt sich in den Kosten nieder. Rund 45.000 Schweizer Franken sollen via Crowdfunding generiert werden, das entspricht umgerechnet knapp 42.000 Euro. Durchaus ambitioniert, wenn man sich bei Projekten umschaut, die per „Schwarmfinanzierung“ realisiert werden sollen. „Wir decken damit allerdings einfach nur die Kosten für die erste Auflage von 2.000 Exemplaren sowie alle Kosten, die uns bisher entstanden sind“, erklärt Felix Saible. „Wir möchten einfach, dass das Spiel tatsächlich produziert wird und den Leuten hilft, Blockchain ein wenig besser zu verstehen.“ Und so hat man sich für den Weg über einen namhaften Hersteller aus Deutschland entschieden, den persönlichen Kontakt zum Produktionsstandort zu schätzen gewusst und sich auf die Expertise der Ansprechpartner dort verlassen.
Die Schweizer setzen alles daran, ihr Projekt erfolgreich zu finanzieren. Und wenn es trotzdem nicht klappen sollte? „Wenn das Crowdfunding kein Erfolg wird, was wir aber nicht hoffen, dann werden wir aber nicht aufhören, sondern versuchen, das Spiel selbst zu finanzieren und zwar indem wir so gut es geht Vorabbestellungen von Unternehmen generieren, die das Spiel ihren Mitarbeitern und Kunden weiterschenken möchten“, erklärt Felix Saible. „Sobald wir in diesem Fall die Mindestbestellmenge zusammen haben, würden wir dann mit dem B2B-Geschäft starten und eine gewisse Menge mehr produzieren, die wir in einem eigenen Onlineshop und einigen kleinen Spielehändlern in Zürich verkaufen möchten.“ Es gibt also einen Plan für den Fall der Fälle, aufgeben sei allerdings keine Option, lässt Felix wissen. „Wir glauben felsenfest an Token Economy und daran, dass Finanzthemen auch begeistern können. Hinzukommt, dass wir bereits weitere Idee haben und noch mehr Finanzthemen in Spiele übersetzen möchten!“
Bewusst auf die Nische gesetzt
Dass Finanzthemen eine Nische bei Brettspielen sind und Blockchain umso mehr, das wissen die Macher – und sie setzen bewusst darauf. „Wir möchten damit einerseits im Fachhandel vertreten sein und andererseits auf Unternehmen und Bildungsträger zugehen – mit einigen Hochschulen aus der Schweiz und aus Liechtenstein sind wir da sogar schon in Verhandlung“, freut sich Felix Saible. Gerade weil es ein völlig neuer Ansatz sei, sei es für sie interessant. In einem späteren Schritt möchten die Autoren auch auf Schulen zugehen, mittel- bis langfristig dann auch mit weiteren Spielen, da dann auch alltäglichere Finanzthemen, etwa das Vorsorgesystem der Schweiz oder das Thema Konsumkredit zum Inhalt haben.
Man merkt schnell, dass Felix und Dominik als Idealisten ans Werk gehen, unter anderem, weil „Finanzbildung in den meisten Ländern viel zu kurz kommt!“. Was abgehoben klingt, ist im Alltag verwurzelt: „Man lernt zwar Mathematik, aber schon bei Ratenzahlungen für Handys hört das dann auf und die Verschuldung von Teenagern ist beispielsweise in der Schweiz immer mehr ein Problem“, erklärt Felix Saible. „Würden wir mit unseren Spielen in die Schulen gelangen, könnte man hier ansetzen. Und ja, Brettspielen bleiben wir treu und das obwohl alle von Digitalisierung und Apps reden – dabei lieben die Menschen Dinge zum Anfassen und Auspacken“.
Nun läuft die Finanzierungskampagne zu Token Economy auf der Crowdfunding-Plattform „We make it“. Verschiedene „Pledges“ stehen zur Auswahl, das Grundspiel kostet dabei mit 65 Schweizer Franken etwas über 60 Euro. Durchaus ein stolzer Preis, den die Macher so erklären: „Auf den ersten Blick bekommen sie natürlich ein liebevoll gestaltetes Spiel von hoher Qualität. Dazu beinhaltet das Spiel neben einem großen Spielfeld eine Anleitung, Booklet, 137 physische Token, Besitz-, Kurs- und Ereigniskarten sowie Spielfiguren, Spielgeld und einen Notizblock für den eigenen Krypto-Handel.“ Dann der eigentliche Kniffe, der den ambitionierten Hobby-Investor aufhorchen lassen könnte: „Daneben ermöglichen wir einen Lerneffekt, der vielleicht dafür sorgt, dass sie sich weiter über das Thema informieren und später keine falschen Entscheidungen treffen. Man ist sicher kein Experte für Tokenisierung, aber man wird sich auch nicht mehr das erstbeste Produkt von seinem Bankberater aufschwatzen lassen.“
Finanzen oder Fantasy? Hauptsache Mechanik!
Weil preislich eher leidenschaftliche Brettspieler, also Kenner oder Experten, angesprochen werden, stellt sich die Frage, ob diese Zielgruppe mit Token Economy angesprochen wird: „Eine Game Night haben wir für Kenner im neuen Spielemuseum Gameorama in Luzern organisiert. Die haben unser Spiel natürlich bis ins Detail auseinander genommen und unfassbar wertvollen Input geliefert und da hab ich sie – als Banker – gefragt, ob sie die Thematik denn an sich ranlassen würden bzw. ob sie das ansprechend fänden. Die Antwort war: Weißt du, ob wir uns in eine Fantasywelt eindenken oder in Finance spielt für uns keine Rolle, wenn das Spiel gut gemacht ist und funktioniert.“
Und wo es grade um Funktion geht: Wie genau läuft das Brettspiel Token Economy eigentlich ab? Felix Saible erklärt das Konzept: „Zentrales Spielelement ist der Handel untereinander und an den Börsen. Jeder Spieler startet auf Los mit einem Grundstock an Geld und hat dann im Verlauf die Möglichkeit, verschiedene Assets zu kaufen. Und da man – im Vergleich zu einer klassischen Aktie – beinahe alles auf die Blockchain bringen, sprich tokenisieren kann, ist hier auch so ziemlich alles vertreten: Von Nachtclubs über Firmen, Lizenzrechten, Fußballspielertransfers bis zu einem Fonds oder Skiliftbetreiber.“
Dazu gebe es auf dem Spielfeld zwei Börsen: Zürich und Vaduz. Sobald die erste verkauft ist (wer sich eine Börse sichert, ist ein wenig im Vorteil, weil er Handelsgebühren von den andern Spielern einstreicht), können alle Spieler ihre Assets tokenisieren und mit Kryptowährungen handeln. Für letzteres gibt es Kursfelder und zugehörige Karten, auf denen jeweils der aktuelle Kurs von fünf Kryptowährungen abgebildet ist. Die Tokenisierung erfolgt entweder freiwillig oder auf Basis von externen Einflussfaktoren, z.B. Ereigniskarten. Bei dem Krypto-Handel geht es darum, das eigene Vermögen zu steigern. Bei der Tokenisierung darum, möglichst clevere Beteiligungen aufzubauen (allein oder im Team gegen andere), um einerseits Vermögen mittels Dividendenzahlungen aufzubauen und sich andererseits gegen Kostenfallen abzusichern. Zudem gibt es noch das HODL-Spezialfeld (Begriff aus der Blockchain-Szene), auf dem alle Spieler mit Kryptowährungen belohnt werden und mit ihren Drinks anstoßen dürfen.
Am Ende gewinnt das Team mit dem höchsten Vermögen. Ungewöhnlich: Ein automatisches Ende hat das Brettspiel nicht. „Token Economy kann sehr lang gespielt werden und den Spielern steht es frei, wann sie aufhören möchten“, erklärt Autor Felix Saible die Idee. „Allerdings arbeiten wir aktuell noch Feedback aus unseren Game Nights und Blindtests ein, die wir veranstaltet haben.“ So könnte zum Beispiel eine „Clock“ eingeführt werden, sodass man den Spielstand nach jeder Runde messen kann.
Wer weitere Informationen zu Token Economy sucht, wird auf der Projektseite zur Crowdfunding-Kampagne fündig. Dort erklären die Macher in einem Video, was hinter ihnen und ihren Ideen steckt. Zeit bleibt bis zum 13. November, dann endet die Finanzierungsphase. Übrigens: Bislang haben die Schweizer etwas mehr als ein Fünftel des erforderlichen Betrags gesammelt.
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