Die Videospielereihe „The Legend of Zelda“ dürfte nicht ausschließlich eingefleischten Spielern bekannt sein – immerhin gelten die einzelnen Titel weltweit als populäre Vertreter der Abenteuer-Rollenspiele. Weil selbst Fans bei der Masse an Zelda-Spielen den Überblick verlieren können, hat Tokyopop nun den dritten Band der Kompendien-Trilogie zu „The Legend of Zelda“ auf den Markt gebracht. Das rund 320 Seiten lange Werk ist dabei mehr als ein reiner Fan-Service.
Alles über (fast) alle Zelda-Titel
„The Legend of Zelda“ hat sich im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte zu einer der populärsten Videospielmarken weltweit entwickelt – und auch die Fan-Gemeinde konnte Nintendo dementsprechend stetig vergrößern. Gelungen ist dem japanischen Publisher das nicht nur durch gut umgesetzte Games, sondern auch mit einem starken Fokus auf Merchandise-Produkten. Besonders angetan sind Fans von den Enzyklopädien, die Tokyopop in der deutschen Variante als Trilogie auf den Markt bringen wollte beziehungsweise gebracht hat: der dritte Band ist kürzlich erschienen. Die Original stammen dagegen aus dem Hause Dark Horse Books. Thematisch ist die „The Zelda of Zelda Encyclopedia“, so der diesmal allgemeiner gefasste Buchtitel, eine Rundreise durch die Welt von Link und Co.
Nach „Hyrule Historia“ und „Art and Artifacts“ erscheint der dritte Band als Abschluss der Trilogie. Lange mussten Fans auf den aktuellen Titel warten – das hat sich jedoch gelohnt. Auf satten 328 Seiten finden Gamer und Zelda-Fans alles über „ihr“ Franchise, zumindest fast, denn das Archiv schließt mit „A Link beween Worlds“ aus dem Jahr 2013. Dafür gibt es als Bonus Informationen zu zahlreichen Gastauftritten der Charaktere in anderen Videospielen sowie Impressionen internationaler Werbeauftritte des grün gewandeten Helden.
Über 1.000 Abbildungen
Ein Nachschlagewerk sollte vor allem eines sein: umfassend. Und genau mit seinem Umfang punktet auch das neue Zelda-Kompendium. Auf den über 320 Seiten finden Fans mehr als 1.000 Abbildungen, von allem, was das Zelda-Universum an Gegenständen und Monstern hergibt. Besonders interessant dürfte für viele Leser die Evolution der Monster sein: jeder noch so vermeintlich nebensächliche Gegner wird in mehreren seiner Pixel-Varianten abgebildet, jeweils ergänzt durch einige kurze Erläuterungen. Spannend ist das vor allem, weil einem die Entwicklung anschaulich vor Augen geführt wird, darüber hinaus wecken die vielen bunten Pixel-Bilder Erinnerungen an die eigenen Ausflüge mit dem charismatischen Retter Link. Die „The Legend of Zelda Encyclopedia“ ist tatsächlich also solche zu verstehen. Informationen gibt es von den Welten über die einzelnen Charaktere und Schurken bis hin zu Rüstungsgegenständen oder Tränken.
In dem Kompendium zu schmökern ist wie eine Reise in die Vergangenheit – für viele erwachsene Fans in die ihrer Kindheit. Die ersten Seite widmen sich den Völkern und Schergen, interessant vor allem für alle, die sich intensiv mit der Geschichte von „The Legend of Zelda“ auseinandersetzen wollen. Ein Blick lohnt sich allerdings auch für all jene, die Link und Zelda nicht seit rund 30 Jahren begleiten, denn die „Datenbank“ in der zweiten Hälfte des Buchbandes listet und erklärt unzählige, alphabetisch geordnete Gegenstände aus den verschiedenen Spieltiteln. Abschließend finden dann die Monster samt ihrer Dungeons und Spielumgebungen Platz in dem blauen Wälzer mit dem schicken Einband.
Echte Fans lesen zwischen den Zeilen
Zurecht kann man behaupten, dass es nach „Hyrule Historia“ und „Art and Artifacts“ eines weiteren Bandes nicht zwingend bedürfe, immerhin bekommen Leserinnen und Leser auch in den ersten beiden Nachschlagewerken mehr als genug Informationen über „The Legend of Zelda“ präsentiert. Die besondere Ausrichtung den „blauen Bandes“ – oder aber in der Deluxe-Edition angelehnt an das güldene Cartidge der NES-Fassung – bietet auch Nicht-Fans erneut einen Mehrwert. Echte Fans lesen ohnehin zwischen den Zeilen, um sich anhand chronologischer Auflistungen und detaillierter Erklärungen die Restinformationen zu ermitteln, die ihnen in ihrem Wissensschatz bisher gefehlt haben.
Auf den 328 Seiten – das Format ist etwas größer als DIN-A4 – findet jeder Fan sein persönliches Highlight, darunter Übersetzungstabellen oder Anmerkungen der Entwickler. Das Layout von „The Legend of Zelda – Encyclopedia“ entspricht dem der Vorgänger – das lässt sich auch bezüglich der Qualität sagen. Die einzelnen Buchseiten sind ansprechend gestaltet, enthalten viel grafisches Beiwerk , um das Auge des Betrachters darauf zu lenken. Nicht selten ertappt man sich dabei, wie man selbst die kleinen Bilder nach zusätzlichen Details durchforstet.
Was Fans selbst bei intensiver Suche nicht zwischen den Zeilen finden, sind Informationen zu Zelda – Breath of the Wild, einem Titel, der zu den besten der gesamten Videospielreihe zählt. Verwunderlich ist das vor allem, weil das Veröffentlichungsdatum weit hinter dem von „Breath of the Wild“ liegt. Informationen gibt es allenfalls in Form eines abschließenden Interviews mit Eiji Aonuma, der seit „The Legend of Zelda: Majora’s Mask“ in leitender Funktion an der populären Reihe beteiligt ist. Die Zeitlinie dieses Bandes um Inhalte aus „Breath of the Wild“ anzureichern, wäre äußerst sinnvoll gewesen. Auf technischer Seite gibt es kaum Kritik, allenfalls der für Kratzer anfällige Einband.
Bilder zu The Legend of Zelda – Encyclopedia
Infobox
Softcover: 328 Seiten
Verlag: Tokyopop / Dark Horse Books
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3842049574
Genre: Kompendium (Videospiele)
Erscheinungsjahr: 2019
Kosten: 29,99 Euro
Fazit
Die Erwartungen waren nach den beiden gelungenen Vorgänger-Bänden hoch. Umso so schöner, dass Tokyopop Fans auch mit der deutschsprachigen Version von „The Legend of Zelda – Encyclopedia“ nicht enttäuscht hat. Beginnend mit den historischen Aufzeichnungen, haben die Redakteure die Inhalte sinnvoll geordnet – ganz im Sinne eines Nachschlagewerks. Das Buch nach Informationen zu durchsuchen oder sich einfach gedankenlos auf das Zelda-Universum einzulassen, macht gleichermaßen Spaß. Langjährige Fans profitieren von den Inhalten allerdings in besonderem Maße, immerhin steckt hinter der Zelda-Reihe nicht nur eine Evolution der Videospieleentwicklung, sondern vielfach auch eine persönliche Geschichte des Spielers selbst. Hand hoch: Wer kann sich noch daran erinnern, wie er mühsam sein Taschengeld zusammengekratzt hat, um die die legendäre „goldene Kassette“ der NES-Version zu kaufen?
Viel zu selten gibt es derartige Kompendien zu populären Videospielserien – vor allem in dieser Qualität. Buchbände wie die „The Legend of Zelda – Encyclopedia“ tragen direkt dazu bei, dass Videospiele als Kulturgut wahrgenommen werden können. Denn welche jahrzehntelange Geschichte sich hinter so manchem Titel verbirgt, ist vielen Branchenfremden selten bewusst. „The Legend of Zelda“ steht für Abenteuer, Kreativität und miteinander verwobene Geschichtsfetzen. Um all das dreht sich auch die Enzyklopädie, meist detaillierter als man zunächst vermuten würde. Beeindruckend sind insbesondere die zahllosen Monster-Abbildungen, die dem Leser die fortschreitenden technische Entwicklung im Bereich der Videospiele verdeutlichen. So charmant alte „Pixel-Arts“ auch sein mögen: moderne Grafik verleiht Abenteuerspielen oft eine zusätzliche Tiefe.
Statt auf einen gleichförmigen – und dann meist langweiligen – Aufbau, setzen die Macher des Kompendiums auf eine ansprechende und abwechslungsreiche Seitengestaltung. Immer wieder lockern die Illustrationen und Textfetzen das Lesevergnügen auf. Wirklich zu lesen gibt es diesmal viel – ein großer Kritikpunkt, des eher als Artbook ausgerichteten „Hyrule Historia“ wurde damit beseitigt. Der neue „blaue Band“ hat für Fans und Nicht-Fans einen tatsächlichen Mehrwert aufgrund seines hohen Informationsgehalts. Preislich ist der Buchband mit Kosten von 29,99 Euro sogar als eher günstig zu bezeichnen.