Zu Beginn der Corona-Krise haben viele das Online-Gaming für sich entdeckt. So hat es auch mich erwischt und ich versuchte mich mit einer Jägergemeinschaft als virtueller Waidmann. Über 300 Spielstunden später, lässt mich der Jägersimulator „The Hunter – Call of the Wild“ noch immer nicht los. Warum dieses Spiel so fesselnd sein kann, erfährt ihr in diesem Artikel.
Vorab sei erwähnt, dass sich alle kommenden Aussagen auf die PC-Version (Steam) beziehen. Auf Konsolen läuft das Spiel ähnlich, aber kommt es auf der Xbox oder Playstation bei manchen Usern zu ständigen Lag-Problemen. Und im Gegensatz zur PC-Version kommen DLCs oft verspätet. „The Hunter – Call of the Wild“ erschien nach „The Hunter – Classic“ und unterscheidet sich nicht nur am Preis. Call of the Wild bewegt sich im Bereich der Casual Simulatoren mit einem leichten Einstieg, wogegen Classic deutlich realitätsnaher und schwieriger zu spielen ist.
Wie alles begann…
Letztes Jahr hatte der Entwickler Expansive Worlds zum kostenlosen Anzocken von „The Hunter – Call of the Wild“ eingeladen. So machten sich ein Freund und ich auf die Pirsch. Die ersten Schritte kommen einem sehr langsam vor. Vor allem, wenn man Shooter mit etwas Action gewohnt ist, wirkt „Call of the Wild“ wie ein Rollator Simulator. Die Stunden verrinnen dahin, obwohl eigentlich nicht viel passiert ist.
Das Prinzip klingt simpel
Es ist eigentlich ganz einfach: Nimm eine vollgeladene Waffe, laufe durch die Landschaft und wenn du ein Tier siehst, knallst du es ab. Dieser Spielstil ist möglich, allerdings nicht bei Level 1. Wie ein Irrer herumzulaufen, verscheucht alles was nur irgendwie Ohren hat und kann im Übrigen auch in den Logs nachgelesen werden. Bei mir sind es satte 85.000 Tiere, die ich mit Geräuschen vertrieben habe (Abschüsse hingegen habe ich gerade Mal 2.000). Und dann muss man noch die richtige Waffe mit der richtigen Munition auf das richtige Tier und auf die richtigen Organe schießen.
Call of the Wild ist eher einem Walking Simulator und kann auch mit VR Brille gespielt werden. Für einen besseren Einstieg habe ich euch ein paar Anfängertipps am Ende des Artikels zusammengefasst.
Der Entdecker in mir will erkunden und das lässt sich wunderbar mit Freunden verbinden. Dabei klingen unsere Gespräche auf Teamspeak wie von einer religiösen Gemeinschaft. Wir wollen Hotspots finden, stellen Theorien auf und suchen vor allem nach einem: Diamanten.
Die Jagd nach Diamanten
In Call of the Wild wird deine erlegte Beute bewertet. Dabei ist die höchste Auszeichnung ‚Diamant‘. Um ein Tier mit der Auszeichnung ‚Diamant‘ zu schießen, müssen einige Parameter zusammenpassen.
- Das Tier muss Diamant „machen können“
Dazu braucht es vor allem große Männchen, die zu Diamant Trophäen werden können. Zu Beginn kann man bei manchen Tierarten durch das Aussehen erkennen, ob es ein Potenzial für einen Diamanten hat z.B.: anhand des Geweihs. Hat man genug Levels auf dem Buckel, dann ist es deutlich einfacher und das Fernglas gibt bei jedem Tier eine Spanne an, welche Wertung es nach Abschuss haben kann.
- Der Abschuss „muss sitzen“
Wie erwähnt, müsst ihr mit der richtigen Kugel auf lebenswichtige Organe wie Lunge, Herz und Leber treffen, damit das Tier schnell zu Boden fällt. Zum Glück ist auch noch ein zweiter Schuss erlaubt, denn ab und zu trifft man nur da Hinterteil, weil das Tier einfach nicht stillhalten will.
Und genau, dass ist das eine Prozent am Spiel, dass richtig stressig, jedoch auch sehr belohnend ist. Stellt euch vor: Ihr latscht stundenlang durch eine wunderschöne Landschaft und erspäht eine Herde Maultierhirsche nach der anderen, aber nie ist eine großartige Trophäe dabei. Kurz bevor ihr den PC abschalten wollt, passiert es!
Bei einem letzten Blick in das Fernglas, bemerkt ihr ein Männchen mit potenzieller Diamant-Wertung. Jetzt könnt ihr mal sicher sein, dass ihr mindestens noch eine halbe Stunde beschäftigt seid. Anschleichen und eine gute Sicht auf das Tier zu haben, braucht nämlich Zeit.
Sobald ihr unbemerkt die richtige Distanz zur werdenden Trophäe habt, heißt es Luft anhalten und schnell die Lunge mit der richtigen Munition durchbohren. Bei diesem Moment zerreißt es mich oft förmlich vor Spannung. Denn genau da kann einiges schief gehen: Ein anderes Tier stellt sich im letzten Moment davor, man wird bemerkt und alle hauen ab und so weiter.
Ein paar Tiere mit Diamant-Wertung, die ich erlegen durfte:
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Der Moment der Wahrheit
Manche Tiere fallen bei The Hunter – Call of the Wild nach dem Schuss sofort, andere laufen gefühlt noch kilometerweit in der Pampa rum, bis sie endlich am Boden aufprallen. Sobald man vor dem Tier steht, kann man erahnen, ob es eine Diamantwertung bekommt und jetzt kommt der spannendste Moment: Der Weg deines Fingers, der langsam auf den Buchstaben ‚E‘ auf deiner Tastatur steuert. Dieser Klick öffnet nämlich den Harvest Screen und zeigt sofort die Wertung.
Sofort wird klar, ob alles für eine Diamantenwertung gegeben war. Da kann es auch richtig enttäuschende Momente geben, indem man einem Troll zum Opfer gefallen ist. Trolle sind Tiere, die eine sehr hohe Chance für einen Diamanten haben, aber letztendlich nur knapp oder auch weit an der Topbewertung vorbeischrammen.
Es gibt auch eine höhere Wertung als Diamant. Diese nennt sich „Great One“ und ist nur bei Weißwedelhirsche und seit kurzem auch bei Rothirsche erreichbar. Allerdings ist die Chance auf einen Great One so dermaßen gering, dass mir persönlich der Ansporn fehlt, es überhaupt zu versuchen. Da ist die Chance vom Blitz getroffen zu werden deutlich höher.
The Hunter: Top Immersion, weniger top Stories
Die restlichen 99% sind sehr entspannt. Dabei ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich eine virtuelle Aussicht in diesem Spiel genieße. Manchmal ist die Idylle unfassbar schön, obwohl es nur Bits und Bytes sind. Ich hielt mich am Anfang etwas verrückt, wenn ich mir eine idyllische Aussicht mit Vollmond „reinzog“. Es stellte sich bald heraus, dass ich damit nicht alleine bin. Auf Steam findet man neben Trophäen auch Unmengen an Screenshots von unglaublich schönen Aussichten. Ob in einer russischen Schneelandschaft, in deutschen Wäldern oder auf den Rocky Mountains – jede Map hat seinen eigenen Flair und das Sounddesign setzt der Immersion noch ein bisschen oben drauf. Im Übrigen ist Call of the Wild das einzige Spiel von dem ich unzählige Screenshots mache. Kein anderes Spiel verleitet mich dazu, dermaßen viele Screenshots zu machen.
Hier ein paar Screenshots idyllischen Landschaften in Call of the Wild:
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Call of the Wild punktet mit einer sehr gelungenen Immersion. Die Stories sind allerdings etwas flach. Sie hielten mich kaum bei der Stange und das Erkunden machte mit Freunden einfach mehr Spaß als es durch die Story zu erleben.
Achtung Spoiler: Vielleicht liegt es auch daran, dass es keinen einzigen NPC im Spiel gibt – für das freie Spiel, braucht es aber auch keinen. Bei der Map Vurhonga ist man auf der Spur nach Wilderern und die Handlung ist durchaus spannend. Der Sprecher suggeriert, dass die Wilderer gefährlich und ganz in der Nähe sind. Wenn man durchschaut hat, dass das Spiel keine NPCs hat, dann besteht keine Gefahr, abgeknallt zu werden. Viel eher wird man von einem Büffel niedergetrampelt. Text davor einfach markieren, um diesen sichtbar zu machen!
Call of the Bugs?!
Was das Spiel wirklich gut macht, kann es wieder mit den Bugs so richtig versauen. Unmengen an Bugs und mit jedem neuem Release einer Map kommen neue dazu.
Du hast hunderte The Hunter – Call of the Wild Stunden gespielt und etliche Trophäen in deiner Lodge ausgestellt? Das ist schön – bis eines Tages ein Update dir alle Trophäen löscht und deine Lodge einer Wüste gleicht. Die Antwort heißt dann „Danke für Nichts, Expansive World!“. Auch passiert: Diamanten, die nicht zählen, zu Orten schnellreisen, wo du nicht hinwolltest, Quad fährt in der Nacht ohne Licht, Spuren die einfach verschwinden, unauffindbare Gänse, durch die Lüfte geschleudert werden, wenn zwei Player auf einem Punkt spawnen wollen und vieles mehr. Abstürze und kuriose Tieranimationen gehören zwar auch dazu, aber zählen nicht zu den nervigsten Fehler.
Viele dieser Bugs, findet man vor allem im Multiplayer Modus. Mit Abstand am nervigsten ist ein spezieller Sound Bug, der Tiere verschreckt, wenn Kollegen die Waffe wechseln. „Hey, ich habe eine Herde Rothirsche gefunden. Kommt alle, diese Zone dünnen wir mal aus!“. Schnellreise, zur besagten Stelle hin latschen und bei einem Waffenwechsel wird ein Schuss (Sound) ausgelöst, den man selbst gar nicht mal hört. „aLtEr, wer hat gerade gEsChOsSeN???“. Tja – niemand hat geschossen und alles was Ohren mit Fell hat, ist schon längst über alle Berge.
Zum Glück kann man manche Bugs bei The Hunter – Call of the Wild zum Farmen nutzen, wenn sich Tiere in einem Gebiet festhängen und nicht flüchten können. Und zum Glück sind einige Bugs auch unterhaltsam und bringen das Jägerherz zum Lachen.
Die Bugs verärgern immer wieder die Community und bei jedem Live Stream von Expansive World gibt es nicht wenige, die darüber Kund tun. Genau da liegt ein großes Problem: Es gibt wenige Alternativen für die Spieler und solange es keine gibt, kann sich Expansive World wohl einiges „erlauben“. Man darf den Entwicklern zumindest die Offenheit auf Social Media zu Gute heißen.
Hier ein paar ausgewählte Bugs, die ich selbst begegnet bin:
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Trotz Bugs ist es ein solides Spiel, das durch die gute Immersion einen einfach in den Bann ziehen kann. Der Funke muss auch erst Mal rüber springen. Ich hatte das Glück ziemlich am Anfang mit einer geübten Jägerschaft mitzumachen. Da geht einem Vieles leichter von der Hand, wenn man Fragen stellen kann.
Anfängerfehler bei Call of the Wild
Hier findet ihr einige Tipps zu The Hunter – Call of the Wild, damit euer Einstieg leichter ist:
Ihr beginnt mit einer schweren Map
Laut Auswertung von Expansive World ist ‚Hirschfelden‘ zwar die beliebteste Map, aber das liegt wohl eher daran, dass sie auch die erste und beim Basisspiel inkludiert ist. Die 2020 erschienene Map ‚Silver Ridge Peaks‘ mit Rocky Mountain Flair ist deutlich einsteigerfreundlicher. Ihr erspäht Tiere viel eher wegen den vielen offenen Flächen und die Population an Tieren ist größer. In Hirschfelden hingegen ist sehr viel Wald und das macht das Jagen nicht wirklich einfach. Vor allem wenn ihr ein angeschossenes Tier im Dickicht suchen müsst.
Ihr findet keine Tiere
Entweder ist seid zu laut durchs Laufen, ihr werdet gesehen weil eure Deckung schlecht ist oder ihr stinkt die Tiere in deren Windrichtung an. Ihr könnt durch die Prärie streifen und sobald ihr eine frische Spur oder einen Ruf hört, legt ihr den Pirschmodus (Stehen bleiben und ducken) ein. Laufen ist leider nur auf der Straße leise. Es kann auch sein, dass ihr zur falschen Uhrzeit am falschen Ort seid. Die Tiere haben gewisse Zeiten wann sie schlafen, essen und trinken. Habt ihr einmal die Trinkzeiten einer Tierart rausgefunden, so gilt das für die ganze Map.
Ihr trefft auf große Distanzen nicht
Ein echter (virtueller) Jäger würde bald wissen warum, aber für Anfänger sei gesagt: Die Kugel verliert bei lange Distanzen an Höhe. Daher einfach minimal höher zielen und ihr trefft das Tier richtig. Mit mehr Levels wird das Einschätzen auch einfacher. Ist euch ein Tier zu weit weg, dann könnt ihr manche Tierarten sogar mit Pfeifen etc. anlocken.
Es gibt auch Dinge, die ihr nur 2 Mal macht – also einmal und nie wieder:
- Schwimmen: In Call of the Wild kann man nicht schwimmen. Ihr werdet einfach auf dem Land zurückgespawnt. Wie oft habe ich mir schon ein Kanu gewünscht. Vielleicht wird mein Wunsch einmal wahr.
- Außerhalb der Mapgrenzen schießen: Jagt nicht zu nah an den Außengrenzen, denn wenn das erlegte Tier aus der Map rausläuft, könnt ihr es eventuell gar nicht mehr holen. Ihr habt nur wenige Sekunden Zeit bis euch das Spiel wieder innerhalb der Grenzen verfrachtet. Mit einem Quad (DLC) kann man noch weitere Distanzen außerhalb der Map zurücklegen.
- Vorteile zurücksetzen: Im Laufe des Spiels bekommt ihr Vorteilspunkte, die ihr auf einem Skilltree verteilen könnt. Überlegt euch gut, welche Skills ihr wollt. Zwar kann man die Auswahl zurücksetzen, aber das ist sehr kostspielig. Folgende Skills braucht ihr nicht wirklich: Wind vorhersagen, Wetter vorhersagen, 15 Prozent mehr Gesundheit.
Es gäbe noch so viel mehr zu Call of the Wild zu sagen, aber das lasse ich dich selber bei The Hunter – Call of the Wild herausfinden.
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