Im Herbst will Konami mit eFootball die Revolution der Pro Evolution Soccer-Reihe schaffen. Nicht nur ein neuer Name soll es richten, sondern auch ein völlig überarbeitetes Konzept. Vollpreis-Fußball als kostenloser Free-2-play-Titel: Kann das gutgehen? Bei den Japanern hofft man das zumindest, Skepsis bleibt – und überhaupt: Irgendwie fühlt sich der Vorstoß wie ein Rückschritt an. So, als würde man Electronic Arts und FIFA 22 einfach das Feld überlassen wollen.
Eigentlich ist es jedes Jahr der ewig gleiche Kampf: FIFA oder PES – was ist besser? Auch dieses Jahr hatte Konami kurz nach der Vorstellung von FIFA 22 einen eigenen Fußballableger präsentiert, allerdings mit weitreichenden – und mindestens überraschenden – Änderungen. „eFootball“ nennt man das Kind nun, und es soll auch noch als Free-2-play-Spiel veröffentlicht werden. Klar, F2P ist heutzutage nicht mehr automatisch ein Hinweis auf miese Qualität, andere Spiele haben das längst bewiesen. Dennoch haftet dem neuen „Pro Evolution Soccer“, das nun nicht mehr zu heißt, ein Makel schon vor Release an.
Bitte einmal für alles – außer Nintendo Switch
eFootball wird Konami für Xbox One, Xbox Series X|S, Playstation 4 und Playstation 5 und auch noch als Mobile-Game veröffentlichen. Die Nintendo Switch bleiben außen vor, ganz soweit wollte man bei dem Neustart also wohl doch nicht gehen. Dabei läge angesichts der mauen Legacy-Editionen von FIFA doch vor allem auf der Nintendo Switch die große Chance für Konami, sich mit einem Fußballspiel zu behaupten. Egal. Mobil gespielt wird also nur mit der Budget-Version fürs Handy oder Tablet.
Die Idee für eFootball klingt grundsätzlich gar nicht schlecht: Kostet erstmal nix, soll kontinuierlich erweitert und mit neuen Inhalten angereichert werden und einmal jährlich gibt es ein großes Update. Bis auf den Kostenlos-Faktor ist das erstmal gar nicht so neu, wie Konami Fans verkaufen möchte. Statt einmal pro Jahr eine Einzelversion mit Laufnummer kaufen zu müssen, wird man fortan also einfach eFootball erweitern. Revolution? Nicht mal ein bisschen.
Cleverer wird es da schon bezüglich der Community. Es soll nämlich Cross-Plattform-Gaming geben – das wäre revolutionär. Schon im Winter will man erste Cross-Plattform-Wettbewerbe anbieten. Und Mobile-Fans? Die können mitmachen, müssen allerdings ein Gamepad verwenden. Das ist nur fair, denn mit Fummel-Steuerung am Minibildschirm gegen die Konsolenspieler auf den Platz zu müssen, wäre kaum eine sinnvolle Lösung gewesen.
Eine Roadmap gibt es auch und die ist derzeit ziemlich dürftig: Mickrige neun Clubs stehen offenbar zum Start im Herbst zur Verfügung – namhafte zwar. Aber „Auswahl“ geht anders. Immerhin sind einige der gängigen Krösus-Teams dabei: Bayern, Arsenal, Juventus und Manchester United, dazu einige südamerikanische Mannschaften. Lionel Messi macht derzeit noch fleißig Werbung mit seinem virtuellen Alterego – Paris Saint Germain gehört allerdings nicht zu den Starter-Clubs von eFootball. Ob und wie der Fußballzauberer also den Weg auf den Platz finden wird, bleibt abzuwarten.
Geld verdienen will Konami mit seiner Idee auch. Kostenpflichtige DLCs wird es demnach geben, das steht fest. So werden offenbar weitere Spielmodi Geld kosten, womöglich auch für weitere Clubs oder kosmetische Gegenstände, vielleicht werden sogar Gebühren für Turnierteilnahmen fällig. Eigentlich weiß man nichts, denn viel verraten hatte Konami bislang nicht. Fans sind entsprechend besorgt. Und schaut man sich die Entwicklungen im Sektor der Free-2-play-Spiele an, so man sagen: Sie sind zu recht besorgt. Am Ende könnte „eFootball“ ein Groschengrab und damit deutlich teurer als die jährliche Neuauflage mit Jahreszahl werden.
Einen rund sechs Minuten langen Trailer hat Konami zu eFootball veröffentlicht. Der verrät viel, aber längst nicht alles:
https://youtu.be/Jzd7OpCHCi0
Immerhin gibt es auch echte Entwicklung: Das Spiel setzt fortan auf die Unreal Engine 4, grafisch dürfte das Spiel damit gut aussehen. Sogar sehr gut. Der Trailer zeigt, worauf Fans sich freuen können, sofern sie sich auf das Experiment einlassen wollen. Die „ultimative Fußballerfahrung“ redet Konami sich den Spielern zurecht – die Präsentation zeigt: das könnte klappen. Optik und Animationen sehen gut aus. Nicht wie „F2P“, sondern wie PES 2022. Hut ab für diesen Mut. Auch beim Gameplay und den Zweikämpfen hat man Hand angelegt, um die Duelle auf dem Rasen noch lebensechter zu machen. Ob und wie das Ganze mit dem Mobile-Ableger kompatibel sein wird? Abwarten.
Klingt alles zu schön, um wahr zu sein? Auch Abwarten. Bislang hatte Konami bei Neustarts ihrer Franchises zwar selten ein glückliches Händchen bewiesen, bei PES – sorry, eFootball – könnte es aber klappen. Skepsis bleibt dennoch, denn das Feature „Free-2-play“ schwebt nicht selten wie ein Damoklesschwert über einer Marke. Und es verleitet zu Gier. Das läuft dann womöglich aus dem Ruder, Fans wandern ab. Am Ende triumphiert FIFA 22. Bloßes Schreckensszenario? Vielleicht, aber durchaus realistisch. Tritt der „worst case“ ein, war das mit dem Versuch. Konami steht nun vor einer Mammutaufgabe, um das Duell FIFA vs. eFootball für sich zu entscheiden.
Und Electronic Arts? Dort dürften im Anschluss an Konamis Präsentation vermutlich die Sektkorken geknallt haben. Nie war es für den Platzhirsch leichter, seine Position auf dem Feld zu verteidigen. Fußball mit vielen Lizenzteams? FIFA 22. Auswahl der Spielmodi? FIFA 22. Technik? FIFA 22. Preis? Vermutlich trotz Preiserhöhung tatsächlich FIFA 22. E-Sport? FIFA 22.
Mutmaßlich spricht viel dafür, dass Konami die Evolution vergeigt – was allerdings nicht heißt, dass man nicht einfach mal positiv überrascht werden möchte.
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