Der Drogenkrimi „Das Kartell“ von Don Winslow ist keine seichte Abendlektüre, es ist ein brutaler Ritt durch den mexikanischen Drogensumpf: schonungslos, explizit, exzessiv. Bereits der Vorgänger „Tage der Toten“ gilt als eines der wichtigsten Krimiwerke der letzten Jahre. Und auch der zweite Teil der Trilogie – der letzte Band „Die Jahre des Jägers“ ist ab dem 27. Februar erhältlich – hat es auf die einschlägigen Bestsellerlisten geschafft.
Das Kartell: Brutal wie die Realität
Don Winslows Drogen-Thriller „Das Kartell“, erschienen bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur, erzählt vom ewigen Kampf zwischen den USA und den mexikanischen Drogenbossen. Ganz nebenbei schreibt der Roman auf über 800 Seiten die Geschichte eines Landes, das durch einen jahrzehntelangen Raubzug der Drogenbarone gezeichnet ist.
Das Kartell ist der Fortsetzungsroman zu „Power of the Dog“ (dt. „Tage der Toten“), mit dem Don Winslow im Jahr 2005 seinen Durchbruch schaffte. Auf romantisierende Vorstellungen von ikonischen Verbrecherbossen, die halb kriminell und halb heldenhaft sind, hat Winslow schon im ersten Teil der Drogenkrimi-Trilogie verzichtet. „Tage der Toten“ war so brutal und schonungslos wie die Realität von der die Leser eigentlich gar nichts wissen wollen – aber doch so viel wissen sollten. Auf eine sanfte Einführung in die Entstehungsgeschichte des mexikanischen Drogenkriegs verzichtet Don Winslow in „Das Kartell“ – das alles hat er schon erzählt. Stattdessen wirft er seine Leser mitten hinein in eine Schlachtgrube aus Blut, Gewalt und Perversion.
Was Winslow streckenweise auf das Papier gebracht hat, geht weit über das Erträgliche hinaus: man will aufhören zu lesen und gleichzeitig durchhalten. Das Bewusstsein darüber, dass all die Verbrechen tagtäglich in Mexiko geschehen, macht betroffen. Und wütend. Manchmal auch verzweifelt.
„…wen die körperliche Folter nicht zerstört, den treibt die seelische Qual in den Wahnsinn.“
Das Kartell, Don Winslow
Die Geschichte beginnt, wo der Vorgänger endet. Arthur Keller, gezeichnet von den Kämpfen gegen die Drogenmafia, hat unlängst Zuflucht in einem abgelegenen Kloster in der Einöde von New Mexico gefunden. Er lebt zurückgezogen in den Tag hinein, kümmert sich als Imker um Bienen und genießt das friedliche, einfach Klosterleben.
Bis eines Tages ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wird – ausgelobt von seinem einstigen Freund und nun Feind Adán Barrera, der sich auf dem Gefängnis heraus auf seine Rückkehr in das Milieu vorbereitet. Arthur Keller tut, was gealterte Helden wie er in derartigen Situationen eben tun: er kehrt zurück zur DEA, lässt sich nach Mexiko versetzen und wartet auf den richtigen Moment um loszuschlagen.
Dann, im Jahr 2007, erklärt der mexikanischen Präsident Felipe Calderón den Kartellen den Krieg – und Mexiko explodiert in einer Wolke aus Brutalität und Gewalt.
„Mexiko ist ein Friedhof der Geheimnisse.“
Art Keller ist nicht die einzige, die den Drogenbossen in „Das Kartell“ den Kampf angesagt hat. Der Fortsetzungsroman erzählt nicht nur von einem übergeordneten Drogenkrieg zwischen den USA und Mexiko, er erzählt auch die Geschichten ganz einfacher mexikanischer Einwohner, die zwischen die Fronten geraten, sich wehren, oftmals sterben.
Die jahrelange Recherche, die Winslow für seine Drogenkrimis getrieben hat, zahlt sich aus. Der Detailreichtum der Haupt- und Nebengeschichten zieht Leser in den Bann. Nicht sofort, aber fortschreitend mit jeder gelesenen Buchseite. Winslows Werk auf die Darstellung eines Schlachtfestes zu reduzieren, wird seinem Können und seinem Eifer nicht gerecht. „Das Kartell“ weiß Emotionen zu wecken: Trauer, Wut, Ärger, Unverständnis, Sorge – Faszination. Die Geschichte ist fiktiv, aber faktenbasiert. Hinter vielen Figuren stecken reale Vorbilder, die Rahmenhandlung ist ohnehin real, was den Roman „Das Kartell“ erschreckend greifbar macht.
„Es dauerte zwei Tage bis alle Leichen geborgen und alle Leichenteile zugeordnet waren.“
Das Kartell, Don Winslow
Das Kartell ist eine Tour-de-Force. Auch, weil Winslow nicht zimperlich mit den Geschichten um die kleinen Leute umgeht. Der Journalist Pablo Mora oder die Ärztin Marisol Cisneros, beide eng verwoben mit den Geschehnissen um Art Keller, sind niemals sicher – auch wenn Leser sich für sie Unverwundbarkeit wünschen würden. „Das Kartell“ ist auf eine faszinierende Weise geheimnisvoll, immer wieder überraschend, und am Ende schonungslos ehrlich.
Man muss die schriftstellerische Leistung von Don Winslow anerkennen, aber auch seinen Mut: der chaotische Drogenkrieg ist kein Glanzstück der US-amerikanischen Geschichte, sondern seit jeher auch eine Art Mahnmal für politisches Versagen und von sich geschobener Mitverantwortung. Winslow benennt die Schuld der US-Behörden. Er stellt das „Drogenproblem“ nicht als rein mexikanisches Problem dar, sondern als ein globales. Transitländer, Konsumenten, Banken, Politiker, Geschäftsleute: sie alle sind Teil des Romans – und damit Teil eines weltumspannenden Problemnetzwerks. Don Winslow geht gnadenlos mit ihnen allen ins Gericht und lässt Leser bei der Anklage über seine Schulter schauen.
Wer gegen derart mächtige Gegenspieler wie Adán Barrera in die Arena auf fremdem Territorium steigt, muss zu jeder Zeit mit Verlusten rechnen. „Das Kartell“ macht betroffen, weil es eine Geschichte ist – und weil es auch eine Art Wahrheit ist. Als Vorbereitung auf den dritten Teil der Drogenkrimi-Trilogie, „Die Jahre des Jägers“ von Don Winslow, unbedingt lesen.
Gewinnspiel: Mache jetzt mit!
Mache mit bei unserem Gewinnspiel und gewinne ein Exemplar von Don Winslows Drogenkrimi „Das Kartell“ von Droemer Knaur.
Was du dafür tun musst?
Hinterlasse einen Kommentar unter diesem Beitrag und verrate uns, was dich an Mexiko besonders fasziniert.
Das Gewinnspiel läuft vom 27. Februar 2019 bis zum 6. März (23.59 Uhr). Die Benachrichtigung erfolgt per E-Mail. Bitte zusätzlich beachten: Es gelten unsere üblichen Gewinnspielbedingungen.