Wald- und Naturthemen sind in Brettspielen sehr beliebt. Das Thema erlaubt sowohl natürliches wie auch fantasievolles Artwork, das die Spielenden thematisch in seinen Bann zieht. Mit Living Forest hat am Wochenende gerade erst ein Vertreter dieses Themas den Kennspielpreis beim Spiel des Jahres gewonnen. Dies ist Grund genug fünf Titel vorzustellen, die ein Waldthema haben.
Die künstlerische Seite von Brettspielen ist beinahe so wichtig wie die Spielmechanik selbst. Die Optik ist mitentscheidend dafür, ob ein Spiel einen Hype erlebt, vor allem wenn noch nicht viel mehr über das Spiel bekannt ist, wie im Vorfeld zu Crowdfunding-Kampagnen. Zu den folgenden Spielen ist schon alles bekannt und viele sind sehr erfolgreich und zum Teil mehrfache Preisträger diverser Spielepreise. Vom Kennerspiel an der Grenze zum Familienspiel bis zum komplexen Eurogame ist von jede Komplexitätsstufe etwas dabei.
Everdell – Die größte Spielewelt mit Waldthema
In Everdell bauen die Spielenden ihre eigenen Städte im gleichnamigen Tal auf. Das leicht zugängliche Workerplacement und Tableau-building-Spiel besitzt bereits drei Erweiterungen und zwei weitere haben eine erfolgreiche Kickstarterkampagne durchlaufen. Eine detaillierte Übersicht über die Erweiterungen findet sich hier.
Die Regeln des Spiels sind schnell gelernt. Der Reiz des Spiels liegt in den vielen verschiedenen Karten und deren möglicher Kombinationen untereinander. Wer am Zug ist, kann einen Arbeiter platzieren, um Ressourcen zu sammeln oder später im Spiel, wenn die jeweilige Bedingung erfüllt ist, ein Ereignis zu beanspruchen. Hat man sich schon gut mit Ressourcen eingedeckt, kann man Karten von der Hand oder der Wiese in seine Stadt spielen. Von Sofortaktionen über Ressourcenproduktion bis hin zu Siegpunkten haben diese Gebäude- oder Tierkarten verschiedenste Effekte, mit denen sich die eigene Strategie individuell gestalten lässt. Sind beide Aktionen nicht möglich, bereitet man sich auf die nächste Jahreszeit vor und sammelt seine Arbeiter wieder ein und erhält die Ressourcen der Produktionskarten, mehr Arbeiter und/oder neue Karten.
Am Ende des Spiels gewinnt natürlich die Person, die nach vier Jahreszeiten die Stadt mit den meisten Siegpunkten durch Karten und Ereignisse aufgebaut hat.
Hier ist keine Partie wie die andere. Durch die vielen unterschiedlichen Karten, die immer in unterschiedlicher Konstellation verfügbar sind, müssen immer neue Wege gegangen werden, um die beste Stadt in Everdell aufzubauen.
Das Kennerspiel ist für 1-4 Personen (mit Bellfaire-Erweiterung bis 6 Personen) ab 10 Jahren geeignet. Eine Partei spielt sich in 40-80 Minuten.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Pegasus Spiele 57600G - Everdell (deutsche Ausgabe) * |
56,99 EUR |
Living Forest – Ausgezeichnetes push-your-luck-Spiel
Stilistisch anders steht das Artwork von Living Forest dem von Everdell in puncto Schönheit in nichts nach. Anstatt etwas aufzubauen, muss hier verhindert werden, dass der Wald von den Flammen Onibis zerstört wird. Die Regeln sind hier noch etwas einfacher als bei Everdell. Jede Runde des Spiels ist in drei Phasen unterteilt.
Zu Beginn jeder Runde bilden alle eine eigene Tier-Reihe aus den Waldtieren ihres persönlichen Stapels. Wem seine zwei Aktionen lieb sind, hört auf verdeckte Karten zu ziehen, bevor die dritte Karte mit einem schwarzen Einzelgänger-Symbol aufgedeckt wird. Strapaziert man das eigene Glück zu sehr und zieht zu viele Einzelgängerkarten, bleibt für die Aktionsphase nur eine Aktion übrig. In dieser können mit den Symbolen auf den aufgedeckten Karten in der Tier-Reihe verschiedene Aktionen ausgeführt werden. So können nun neue Karten gekauft, Flammen gelöscht, Bäume gepflanzt oder Schritte um den Steinkreis gegangen werden. Durch das Betreten bestimmter Felder des Steinkreises oder das Bebauen bestimmter Felder auf dem persönlichen Spielplan gibt es Bonusaktionen. Am Ende der Runde greift Onibi den Baum und die Spielenden an. Hat man nicht genug Wasser-Symbole gelangen Feuerwarane in das eigene Deck, die keine Symbole besitzen und Einzelgänger sind.
Das Spiel endet, sobald eine Person zwölf Elemente einer der drei Siegbedingungen gesammelt hat.
Durch den Push-your-luck-Mechanismus ist natürlich eine gute Portion Glück im Spiel. Trotzdem gibt es genug Raum für taktische Möglichkeiten.
Living Forest ist mit 1-4 Personen ab 10 Jahren in 30 bis 60 Minuten spielbar.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Pegasus Spiele 51234G Living Forest * |
24,99 EUR |
Cairn – Taktisches Duell für zwei
In diesem taktischen 2-Personen-Spiel duellieren sich die Spielenden als rivalisierende Schamanen-Stämme. Die Schamanen des Seevolks und des Waldvolks möchten ihre Macht vergrößern, in dem sie Megalithen auf dem Spielfeld platzieren. Beide starten mit drei der fünf Schamanen auf dem Spielfeld. In jedem Spielzug kann eine Aktion der sichtbaren Seite eines der drei Aktionsplättchen ausgeführt werden. Dieses Plättchen wird anschließend umgedreht.
Man kann einen Schamanen diagonal oder gerade bewegen, über einen eigenen oder einen gegnerischen Schamanen in beliebiger Richtung springen oder einen neuen Schamanen ins Spiel bringen. Betritt man einen Megalithen, von denen anfangs zwei im Spiel sind, führt man dessen Effekt aus. Punkte erhält man durch das Erschaffen weiterer Megalithen. Dies schafft man entweder durch Verlassen des Spielfelds auf der gegnerischen Seite oder durch das Verbannen eines gegnerischen Schamanen. Die Verbannung wird ausgelöst, wenn die vorgegebene Konstellation des Transformationsplättchen vorliegt. Dieses wird anschließend auch auf die andere Seite gedreht. Der Stamm, der zuerst drei Megalithen erzeugt hat, gewinnt das Spiel.
Die Regeln dieses Spiels sind am übersichtlichsten von allen Spielen dieser Liste. Die taktischen Anforderungen in diesem Spiel sind aber sehr hoch. Es gilt immer die Zugoptionen der gegnerischen Schamanen im Blick zu halten.
Cairn ist ein reines 2-Personen-Spiel. Eine Partie dauert etwa 25 Minuten und die Altersempfehlung liegt bei 10 Jahren.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Matagot SAS SCAI1 - Cairn * | 39,99 EUR |
Bitoku – Buntes Spiel für Waldexperten
Den Abschluss macht das Expertenspiel mit Waldthema. Hier versuchen die Spielenden in der Rolle von Bitokus der nächste große Geist des Waldes zu werden. Bitoku ist dabei nah am Brettspieläquivalent zum Sprichwort „Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“. Eigentlich gibt es im eigenen Zug nur drei Optionen, die möglich sind. Selten stehen überhaupt alle davon wirklich zur Auswahl. An diesen Aktionen hängen aber zahllose Möglichkeiten sie im Detail zu gestalten und für alles gibt es am Ende Punkte. Das bunte und detaillierte Artwork hilft nicht unbedingt dabei einen leichten Einstieg zu haben. Wer sich der Herausforderung stellt, wird aber mit einem tollen Expertenspielerlebnis belohnt.
Im eigenen Zug kann man eine Karte auf das eigene Tableau ausspielen, deren Aktion nutzen und einen Würfel freischalten. Die zweite Möglichkeit ist das Einsetzen eines freigeschalteten Würfels an einem der fünf Orte und die Aktion entsprechend des Wertes des Würfels auszuführen. Die dritte Option ist das verschieben eines platzierten Würfels über den Fluss von einem Wald-Ort in die Hügelregionen. In der Hügelregion kann man neue Bitoku- oder Yokai-Karten erhalten oder eine Kombination aus zwei kleineren Aktionen, wie dem Ziehen neuer Visionskarten oder dem Vorrücken eines Kodamas auf einer beliebigen Leiste. Die Aktionen der Karten und Orte sind gleich. Man kann Libellen oder Mitamas erhalten, Gebäude bauen, Ressourcen sammeln, Kristalle erhalten oder Bewegungsschritte für den Pfad der Erleuchtung oder den Bitokupfad erhalten. Der fünfte Ort, der nicht im Wald liegt, ist für die Zugreihenfolge wichtig und bietet etwas schwächere Aktionen. Je nach gespielter Karte und Wert des platzierten Würfels, sind die Aktionen stärker oder schwächer. Am Spielende gewinnt der Bitoku, der die meisten Siegpunkte sammeln konnte.
Die schiere Menge an Möglichkeiten an Siegpunkte zu gelangen bringt diesem Spielen einen riesigen Wiederspielreiz. Durch die Bedeutung des Startspielers und der hohen Interaktion im Kampf um die knappen Plätze an den einzelnen Orte, deren Zahl mit der Personenzahl mitwächst, sind die Spielverläufe immer spannend und nie gleich.
Bitoku ist ein Expertenspiel für 1-4 Personen ab 12 Jahren. Die Spielzeit wird mit 120 Minuten angegeben, wobei man diesen schon zu zweit sehr nah kommt.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Devir - Bitoku * |
52,20 EUR |
Robin Hood an the Merry Men – Im Wald von Sherwood
Es gibt wohl kaum eine populäre Heldenfigur, die enger mit dem Wald verbunden ist als Robin Hood. Der Held aus dem Sherwood Forest hat die grüne Umgebung zu seinem Lebensraum und zur Zentrale für seine Raubzüge für die gute Sache gemacht. In dem semikooperativen Euro-Brettspiel Robin Hood an the Merry Men – im Original von Frontier Games, auch Deutsch über Taverna Ludica Games – geht es, trotz Story-Ansatz um den grünen Rächer, am Ende um Zählbares. Spieler schlüpfen in die Rollen bekannter Figuren und verteidigen Nottingham. Die Brücke zum Eurogame schlägt das Brettspiel dennoch schnell: am Ende kann nur einer gewinnen und der hat die meisten Punkte auf dem Konto.
Das Brettspiel hat seine Schwächen, aber auch Stärken. Vor allem die Karteneffekte sorgen für einen Willkür-Faktor. Das führt unter Umständen zu wenig ausbalancierten Spielmomenten. Ansonsten überzeugt der Titel jedoch, geizt vor allem nicht mit seinem Wald-Thema. Die Herausforderungen bei Robin Hood and the Merry Men ist, dem Spiel trotz einiger Makel eine Chance zu geben: Ist der Titel mehrfach auf dem Tisch gelandet, kann man nämlich Gefallen an den strategischen Spielereien finden.
Ursprünglich finanziert worden ist das Brettspiel durch Frontier Games als Crowdfunding via Kickstarter. Dort hatte man das Spiel erfolgreich durch die Kampagne gebracht. Der deutsche Kleinverlag Taverna Ludica Games sorgte letztendlich für eine lokalisierte Version. Deren redaktionelle Arbeit ist gelungen.
Wer Robin Hood and the Merry Men mit einer gewissen Regelmäßigkeit auf den Tisch zu bringen wagt, wird belohnt. Das Solospiel ist hingegen ziemlich gut gelungen und vielleicht das heimliche Highlight, das man so kaum kommuniziert.
Geeignet ist das Spiel für 1 bis 5 Personen ab etwa 12 Jahren und spielt sich in circa 60 bis 90 Minuten.
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