Need for Speed haben viele Gamer schon in ihrer Kindheit gespielt, damals noch auf dem PC. Die besten Teile der Need for Speed-Reihe sind wohl mit Abstand Need for Speed Underground und Underground 2. Need for Speed: Hot Pursuit kam hingegen im Jahr 2010 auf den Markt und gilt als Highlight unter den Arcade-Racer der Konsolengeneration um Xbox 360 und der Playstation 3. Nun hat Publisher Electronic Arts eine Remaster-Edition des Rennspielklassikers veröffentlicht. Hierbei sind vor allem zwei zentrale Fragen zu klären: Macht dieser Arcade Racer auch im Jahr 2020 noch Spaß? Und: Warum sollte man ein Update eines zehn Jahre alten Spieles überhaupt spielen?
Im Jahr 1994 erschien der erste Titel der Need for Speed-Videospielserie unter dem Namen The Need for Speed und seitdem sind bis heute, je nach Zählweise, 24 Ableger der Serie erschienen. Anstatt ein neues Need for Speed in diesem Jahr zu präsentieren, hat man sich bei Electronic Arts dazu entschlossen, dem 2010 entstandenen Ableger Need for Speed: Hot Pursuit ein Update für die aktuelle Konsolengeneration zu verpassen.
Altes Spiel in neuem Gewand
Das Remaster ist für die Konsolen Xbox One, Playstation 4, der Nintendo Switch und dem PC erschienen. Erstmals hat man hier auch Cross Gaming zwischen den einzelnen Endprodukten möglich gemacht. Somit ist es dem PS4 Spieler über den Online Modus möglich, sowohl gegen Xbox Spieler als auch Nintendo Switch oder PC-Spieler anzutreten, um sein Können zu zeigen.
Need for Speed: Hot Pursuit Remastered bietet alles, das im Spiel von 2010 bereits enthalten war und darüber hinaus allen erschienenen downloadbaren Content (DLC), die zum Spiel entwickelt wurden. Das Gameplay hat sich im Vergleich zum Original kein bisschen geändert. Lediglich die Präsentation in Form von Grafik und Texturen wurde deutlich verbessert. Im Spiel selbst können wir als Racer uns in verschiedenen Spielmodi wie z.B. Rennen, Zeitfahren, Hot Pursuit, Preview und Gauntlet messen. Während wir dagegen auf der Polizei Seite Modi wie z.B. Rapid Response, Interceptor, Hot Pursuit und ebenfalls Preview finden können.
Auswahl gibt es mehr als genug bei den verfügbaren Spielmodi:
Racer Modi
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- Race: Normales Zeitrennen mit anderen Fahrern
- Hot Pursuit: Hier fahren wir gegen andere Fahrer und werden aber zusätzlich von der Polizei gejagt.
- Preview: In diesem Modus bekommt man eine Vorschau auf einen neuen Wagen oder Modus
- Gauntlet: Im Gauntlet Modus fahren wir alleine, um eine bestimmte Zeit zu schlagen, während wir allerdings von der Polizei gejagt werden.
- Time Trails: Klassische Einzel Zeit-Rennen
Police Modi
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- Rapid Response: Hier müssen wir im Dienstwagen möglichst schnell an einen Einsatzort fahren. Dabei wird allerdings jegliche Kollision mit einer Zeitstrafe bestraft.
- Interceptor: Als Einsatzfahrzeug versuchen wir in diesem Modus Raser zu stoppen. Hierbei stehen uns zahlreiche Hilfsmittel wie Straßensperren, Helikopter, elektromagnetische Impulse (EMP) und Nagelketten zur Verfügung.
- Hot Pursuit: Wir müssen eine Anzahl von Rasern festnehmen, ehe diese das Ziel erreichen.
- Preview: Ähnlich wie auf der Racer Seite werden uns hier bestimmte Vorschau auf Modi und Fahrzeuge geboten
Das Kontrollzentrum von Need for Speed ist der Autolog-Modus. Hierbei handelt es sich um ein interaktives Online-System, das jegliche Aktivitäten speichert, sofern man denn eine aktive Internetverbindung aufrecht erhält. Egal ob Fotos, neue Fahrzeuge oder Bestzeiten: alles wird durch die Autolog-Funktion festgehalten. Alle Freunde können, sofern sie ebenfalls das Feature aktiviert haben, den Fortschritt des Spielers genau verfolgen und direkt agieren, um eine gerade aufgestellte Bestzeit zu knacken.
Das Fahrverhalten in Need for Speed: Hot Pursuit Remastered, gleicht im Großen und Ganzen dem Spiel Burnout Paradise. Ein klassischer Arcade Racer. Wer hier Reifenverschleiß oder gar ein Schadensmodell erwartet wird hier enttäuscht. Stattdessen hat man Nitro-Einspritzung zur Verfügung, um seine Kontrahenten abzuhängen. Während der einzelnen Modi sammelt man Kopfgeld für rasante Fahrmanöver und Platzierungen im Rennen. Hierdurch erhalten wir eine höhere Fahndungsstufe. Das wiederum sorgt dafür, dass wir neue Fahrzeuge und Modi freischalten.
Durch Kollisionen im Spiel erleidet unser Fahrzeug Schaden. Der Fortschritt dieses Schadens wird uns mit einem roten Balken im Tacho angezeigt. Sobald dieser komplett gefüllt ist, ist unser Fahrzeug zerstört und der gerade gespielte Modus verloren. Durch Kollisionen werden wir klassisch für Arcade Racer zeitversetzt wieder auf die Straße gebracht. Die Grafik ist im Vergleich zum Original deutlich verbessert, gerade aufgebohrt worden. Flüssiger Ablauf und 4K-Support machen sich bei entsprechender Hardware bemerkbar. Und zwar auf einem Level, bei dem man über eine spürbare qualitative Verbesserungen sprechen kann: Need for Speed: Hot Pursuit Remastered wird durch die Überarbeitung tatsächlich ein besseres Spiel, wenn auch vorrangig optisch.
Infos zu den Boliden gibt es auch: Im Menü der einzelnen Fahrzeuge bekommen wir audiovisuelle Hinweise zum gerade vorgestellten Fahrzeug präsentiert. Hier werden Spitzengeschwindigkeiten und Fahrverhalten aufgeführt. So gut ich diese Funktion finde, passt diese eigentlich nicht in ein Arcade-Rennspiel. Denn wie bereits vorher erwähnt, sucht man realistisches Fahrverhalten oftmals vergebens.
Ob man ein Spiel benötigt, das gameplaytechnisch nicht verändert wurde und im Kern „nur“ ein grafisches Update geworden ist, muss natürlich jeder für sich selbst beantworten. Wer Need for Speed: Hot Pursuit ohnehin noch nie gespielt hat und einfach nur einen unterhaltsamen Arcade-Racer sucht, macht nichts falsch. Fans der Reihe vermutlich ebenso wenig, denn die knackscharfe Optik schmeichelt dem Auge, das Gameplay von damals ist auch heute noch aktuell. Dröhnende Motoren, quietschende Reifen, kilometerlanger Asphalt – dieses Trio funktioniert einfach.
Der für mich größte Nachteil ist aber der fehlende Story-Modus. Trotz der abwechslungsreichen Spielmodi zieht sich das Spiel deutlich in die Länge, sofern man vor hat, alle Modi und Fahrzeuge freizuschalten. Im Spiel gibt es 71 Racer Fahrzeuge und 54 Police Cars freizuschalten. Für mich hat der Racer keine Langzeitmotivation, da im Grunde genommen die Aufgabe ist immer von Punkt A nach B zu fahren. Das heißt jedoch nicht, dass das Spiel an sich keinen Spaß macht. Die Spielmodi aufseiten der Polizei haben mir die größte Freude bereitet. Eine Motivation auf lange Zeit wird sich hier aber auch nicht einstellen können.
Dennoch: Ein ohnehin gutes Rennspiel wird man durch ein gut gemachtes Remaster nicht zerstören können. Need for Speed: Hot Pursuit gehört als eines der besten Spiele der Serie auch heute noch zu den gefragten Rennspielen. Nun darf der Titel sein wohlverdientes Revival erleben und auch Spieler begeistern, die bislang keine Gelegenheit hatten, das Original zu spielen. Immer wieder sorgen Freischaltungen und neue Events für Unterhaltung, und das auch ohne Story-Modus.
Richtig überzeugend ist das Fahrgefühl, das – wenn auch nicht immer realistisch – sich von Wetter und Tageszeit beeinflussen lassen, wenn auch auf einem eher seichten Level gemessen an den Maßstäben moderner Racer wie Gran Turismo oder Forza. Schlicht genial ist, wie gut sich das klassische Jäger-Gejagter-System über die Jahre gehalten hat: Sich ans Heck seines Vordermannes hängen zu können, zu drängeln und zu drücken, das bringt enorm viel Spaß.
Infobox
Spielerzahl: Solo- und Multiplayer
Alter: USK 0
Schwierigkeit: mittel bis schwer
Langzeitmotivation: niedrig
Genre: Rennspiel
Untergenre: Arace-Racer
Publisher: Electronic Arts
Entwickler: Criterion Games
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2020
Plattformen: Xbox One, Playstation 4, Nintendo Switch, PC
Sprache: Deutsch
Kosten: ab 29,99 Euro
Fazit
Die Remaster-Version vom 2010 erschienenen Need for Speed: Hot Pursuit, ist gut gealtert. Kurzum: Was Electronic Arts und Criterion hier veröffentlicht haben, ist die bessere Version des Originals. Allein die Möglichkeit, das Rennspiel in 4K und mit stabilen Bildraten erneut spielen zu können, kommt an – zumindest bei Spielern, die mindestens eine PS4 Pro oder Xbox One X besitzen. Die grafische Darstellung hat sich im Gegensatz dazu deutlich verbessert. Es ist ein altes Spiel in neuem Gewand, das auch zehn Jahre nach dem ursprünglichen Release noch Spaß macht.
Das Gameplay wurde zwar nicht verändert, mit der Crossplay-Funktionalität haben die Macher Need for Speed: Hot Pursuit allerdings ein Feature spendiert, das nicht nur im Trend liegt, sondern Communities zu vereinen weiß. Wenn Xbox-Spieler die Bestzeiten ihrer Playstation-Konkurrenten knacken, dann hat das angesichts der Rivalität der beiden Lage einen ganz besonderen Reiz. Und wer weiß: Vielleicht trifft man in-Game auch auf den einen oder anderen Bekannten aus früheren Tagen.
Need for Speed: Hot Pursuit krankt es etwas an Langzeitmotivation, schon aufgrund des fehlenden Story-Modus. Kritiker würden zurecht die Frage nach stellen, ob EA nicht besser ein neues Need for Speed entwickelt hätte, anstatt ein altes Need for Speed: Hot Pursuit mit einem Grafikpatch von 32 Gigabyte zu versehen, der dann obendrein mit 40 Euro zu Buche schlägt. Jenen, die das behaupten, kann man schnell den Wind aus den Seeln nehmen, indem sie einfach selbst eine Runde auf der Straße drehen und sich von der Glanzoptik der Remaster-Version fesseln lassen. Und als kleines Bonbon sind natürlich auch die DLC-Inhalte mit dabei, die einige Stunden mehr Spielzeit auf das Konto von Need for Speed: Hot Pursuit Remastered bringen.