2016 erschien Scythe von Stonemaier Games und überzeugte viele Spielerinnen und Spieler mit seinem Setting und seinem abwechslungsreichen Gameplay. Mit einer aktuellen Wertung von 8.2 und einem Stammplatz in den Top 100 der besten Spiele auf BoardGameGeek kann das Spiel selbst heute noch von sich überzeugen. Kein Wunder, dass man auf diesem Erfolg aufbauen möchte und mit Expeditions ein neues Spiel im Universum des beliebten Brettspiels herausbringt. Wie gut sich der neuste Titel aus der Feder von Jamey Stegmaier schlägt, erfahrt ihr in dieser Rezension.
Die Herrschaft Rasputins und Fenris ist vorbei und bringt eine Zeit des relativen Friedens nach Europa. Die Heldentaten alter Zeiten verblassen zu Legenden und die Augen der Welt richten sich nun auf Sibirien, wo ein gewaltiger Meteorit in der Nähe des Tunguska-Flusses einschlug und uralte Verderbnis erweckte. Unter der Leitung von Dr. Tarkovskij bricht eine Expedition in die Taiga auf, um mehr über den Meteoriten und seine Auswirkungen zu erfahren. Monate verstrichen ohne einen Bericht. Gerüchte sagen, dass die Mitglieder der Expedition von seltsamen Parasiten befallen worden sind. Nun hat die Abenteuerlust die Helden des alten Krieges gepackt. Privatfinanziert führen sie ihre eigenen Expeditionen durch und hoffen dort Artefakte zu finden, Herausforderungen zu meistern und somit ihren Ruhm wiederzuerlangen.
Expeditions ist ein komplett neues Spiel
Zuallererst: Expeditions ist ein Spiel im Scythe-Universum und spielt geschichtlich nach den Geschehnissen aus Scythe. Spielerisch hat Expeditions allerdings nichts mit Scythe gemeinsam. Expeditions ist nämlich eine Art kartengetriebener Engine-Builder, indem wir die Region um den Tunguska-Fluss erkunden, Karten sammeln und uns ihre Effekte zu nutzen machen, um verschiedene Erfolge zu erreichen. Sobald eine Person 4 Erfolge erreicht und damit geprahlt hat, endet das Spiel. Die Person, die die meisten Münzen sammeln konnte, gewinnt.
Unseren Zug beginnen wir immer, indem wir unseren Aktionsmarker verschieben. Hier können wir uns dazu entscheiden Aktionen auszuführen oder zu Rasten. Führen wir Aktionen aus, so schieben wir den Marker auf eine der drei Aktionsfelder Bewegen, Spielen oder Sammeln. Die nun sichtbaren Aktionen können wir anschließend in beliebiger Reihenfolge ausführen. Bedeutet: Schieben wir unseren Aktionsmarker auf das Feld Spielen, so wird diese Aktion verdeckt und wir können die Aktionen Bewegen und Sammeln ausführen. Führen wir in unserem nächsten Zug wieder Aktionen aus, so müssen wir den Aktionsmarker auf eines der freien Aktionsfelder schieben und somit eine neue Aktion blockieren.
Die Aktion Bewegen lässt uns unseren Mech an einen anderen freien Ort in Entfernung von 1 – 3 Orten verschieben. Landen wir dabei auf einem verdeckten Ort, so erhalten wir den auf ihm befindlichen Landkartenmarker, decken dann den Ort auf und ziehen Verderbnismarker aus einem Beutel, bis diese in ihrer Summe gleich oder höher der vorgegebenen Zahl auf dem Ort sind. Verderbnismarker blockieren stärkere Ortsaktionen, die erst nach entfernen dieser Marker genutzt werden können.
Mit Sammeln aktivieren wir die Aktionen des Ortes, an dem sich unser Mech derzeit befindet. Je nach Ort sammeln wir hier die Ressourcen List und Stärke, Münzen, Arbeiter in verschiedenen Farben, sowie ausliegende Karten in Form von Artefakten, Meteoriten und Aufträgen. Diese Karten können mit stärkeren Aktionen an unser Spieltableau gebunden werden, um Erfolge zu erreichen und Sofort- bzw. permanente Boni zu erhalten. Sobald wir einen Erfolg erreicht haben und ein Ort mit der Aktion Prahlen freigeschaltet worden ist, können wir dort mit unserem Erfolg prahlen. Dafür erhalten wir einen Stern, der uns Boni und Siegpunkte beschert, sowie das Ende der Partie näherbringt.
Die Aktion Spielen ist das Herzstück von Expeditions. Mit dieser spielen wir unsere Anführerkarten, sowie erworbene Artefakt-, Meteorit- und Auftragskarten aus. Spielen wir eine Karte aus, so erhalten wir zuallererst die dazugehörige Ressource. Anschließend dürfen wir uns dazu entscheiden einen Arbeiter derselben Farbe wie die Karte selbst auf der soeben ausgespielten Karte zu platzieren, um den besonderen Effekt der Karte zu aktivieren. Mit diesen Effekten können wir beispielsweise Verderbnis von Orten entfernen, weitere Arbeiter, Karten oder Ressourcen erhalten und vieles mehr.
Mit diesen drei Aktionen im Gepäck reisen wir von Ort zu Ort, aktivieren Ortsaktionen und spielen Karten aus, um ihre Effekte zu aktivieren. Da ausgespielte Karten erst einmal offen liegen bleiben, gehen uns mit der Zeit die Möglichkeiten aus, sodass wir uns irgendwann dazu entscheiden müssen zu Rasten.
Ausgeruht mit voller Kraft voraus
Rasten wir, so schieben wir den Aktionsmarker auf das Rasten-Feld. Anschließend werden alle ausgespielten Karten zurück auf die „Hand“ genommen und alle Arbeiter aufs eigene Tableau gestellt. In unserem nächsten Zug dürfen wir alle drei Aktionen, also Bewegen, Sammeln und Spielen in beliebiger Reihenfolge ausführen. Zusätzlich dazu kriegen wir all unsere Karten wieder auf die Hand zurück und die benutzen Arbeiter werden wieder aufs Spieltableau gelegt. Damit stehen uns alle taktischen Möglichkeiten wieder offen und wir können erneut mit voller Kraft auf unsere Erfolge hinarbeiten.
Insgesamt gibt es 8 Erfolgstypen. Drei von ihnen geben uns vor, dass wir vier Karten jeweils einer Art (Auftrag, Meteoriten & Artefakte) an unser Spieltableau anlegen. Dies erledigen wir mit Hilfe von Ortsaktionen oder Karteneffekten und kann ganz nützlich sein, da wir nicht nur Erfolge damit erlangen können, sondern, je nach Art der Karte, noch besondere Boni erhalten. Um beispielsweise einen Auftrag zu erfüllen, müssen wir die angegebenen Kosten am rechten Rand der Karte bezahlen und erhalten den dazugehörigen Bonus. Anschließend schieben wir den Auftrag unter unser Tableau. Pro erfüllten Auftrag erhöht sich unsere Siegpunktzahl pro Erfolg, mit dem wir geprahlt haben (bzw. pro platzierten Stern). Verschmelzen wir hingegen Meteoriten erhalten wir hingegen Sofortpunktboni, die von einer Anzahl an Karten abhängig sind. Mit jedem neu verschmelzten Meteorit, erhalten wir die Boni aller verschmolzenen Meteoriten erneut. Wird eine Artefaktkarte ausgerüstet, so aktivieren wir ihren permanenten Effekt und müssen diese Karte nicht immer wieder ausspielen, damit dieser aktiv ist.
Infos zu Expeditions
Spielerzahl: 1 – 5
Alter: ab 14 Jahren
Spielzeit: 60 – 90 Minuten
Schwierigkeit: Kennerspiel
Langzeitmotivation: hoch
Klassifikation: Engine Builder, Area Movement
Autor: Jamey Stegmaier
Illustrationen: Jakub Rozalski
Verlag: Feuerland Spiele, Stonemaier Games
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2023
Sprache: Deutsch
Kosten: 79,99 Euro
Fazit
Als großer Fan von Scythe war ich natürlich richtig gespannt, als Stonemaier Games Expeditions angekündigt hatte. Nun, nachdem ich das Spiel mehrere Male spielen durfte, bin ich durchaus zufrieden mit dem, was Jamey Stegmaier uns hier bietet. Expeditions ist ein durchaus gelungenes Spiel geworden. Der Aktionsauswahlmechanismus macht Spaß und zwingt uns immer wieder dazu, stark über unsere zukünftigen Züge nachzudenken, denn eine Aktion fehlt uns immer. Gleichzeitig müssen wir jedoch immer das Spielfeld im Auge behalten. Welche Karten liegen aus? Können wir uns diese irgendwie zu Nutze machen? Das alles ist ein nettes kleines Puzzle, woran wir uns Richtung Sieg entlanghangeln.
Doch auch, wenn Expeditions ein eigenständiges Spiel ist, kommt man durch das Thema und den starken Fokus auf das Scythe Universum einfach nicht an einem Vergleich mit dem Hauptspiel vorbei. Expeditions ist deutlich einfacher gestrickt als Scythe und bietet nicht dieselbe Tiefe. Das möchte es auch nicht, dennoch kann man als Fan von Scythe davon enttäuscht werden. Insgesamt gesehen ist Expeditions eben nicht so gut wie der Erfolgstitel von Stonemaier Games. Das Spiel zieht sich mit der Zeit, da man durchweg eigentlich nur dasselbe tut und sich nicht viel im Verlaufe verändert. Man spielt immer wieder mit demselben Pool an Karten, was mit fortlaufender Spieldauer sehr eintönig werden kann. Scythe bot einfach viel mehr Abwechslung, alleine aus dem Spiel heraus.
Zudem ist Expeditions zu überproduziert. Kleinere Karten, kleinere Landschaftsplättchen, kleinere Miniaturen – einfach von allem etwas weniger, hätten hier auch gereicht. Somit hätten die Box und das Spiel im Allgemeinen etwas kleiner gehalten und der Preis von etwa 80 Euro eventuell gesenkt werden können. Dieser ist unserer Meinung nach nämlich etwas zu teuer für Expeditions. Hier gibt es einfach viele Spiele, die deutlich mehr zu bieten haben und weniger bzw. genauso viel kosten. Beispielsweise schon Scythe selbst.
Am Ende bin ich persönlich etwas zwiegespalten. Expeditions ist definitiv kein schlechtes Spiel. Es macht eine Menge Spaß und ist auch für Spielende, die nichts mit Scythe anfangen können, ein super Spiel. Doch irgendwie stört diese Verbindung zu Scythe. Expeditions hätte ein eigenes Thema bekommen und weniger pompös produziert werden sollen. Dann hätte sich das Spiel sicherlich etwas runder angefühlt. In dieser Form fühlt sich alles an Expeditions ein wenig was erzwungen an.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Feuerland Spiele 31025 Expeditions Brettspiel * | 61,62 EUR |
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