Das kostenlos spielbare ARPG Lost Ark von Amazon Games und Smilegate hat den Weg auf den westlichen Markt gefunden. Free-2-play, Asia-Stil, teilweise Diablo-Klon – kann das in dieser Kombination gutgehen? Es kann. Und wie! Lost Ark ist ein gutes, nein hervorragendes Action-Rollenspiel – nicht perfekt, aber nah dran.
Lost Ark ist nicht neu, sondern lediglich für den westlichen Markt adaptiert und veröffentlicht worden. In dem Action-Rollenspiel stecken rund drei Jahre Entwicklungsarbeit, genau das merkt man dem Titel auch an. Den Spielern hierzulande kommt das jedenfalls zugute. Und: das Spiel mag zwar nicht gänzlich neu sein, aber es kommt zur rechten Zeit.
Wo Blizzard mit sich und Diablo 4 oder Diablo Immortal hadert, verzögert und verschiebt, besetzt Lost Ark nun jene Nische, aus dem sich der Genre-Primus und Geburtshelfer für die Hack’n-Slash-Titel kaum verdrängen ließ. Spiele wie Path of Exile haben es versucht – und zwar mit Qualität, geschafft haben sie es aber nicht.
Lost Ark sucht sich seinen Platz
Nach Jahren der Warterei auf einen echten Diablo-Nachfolger – nein, das aufbereitete Diablo 2: Resurrected zählt nicht – nehmen Fans des Genres nun dankbar ab, was Amazon Games und Smilegate ihnen anbieten.
Verstecken muss Lost Ark sich hinter der Konkurrenz nicht, im Gegenteil. Die Kombination aus Free-2-play und Asia-Style droht mit einem Grind-Gameplay – und tatsächlich ist das Spiel über weite Strecken repetitiv und harte Arbeit, gleichzeitig bringt es aber auch frischen Wind in ein angestaubtes Genre. Die Mischung aus ARPG und MMORPG steht symbolisch für den Mittelweg, den die Entwickler mit Lost Ark beschreiten. Der Titel will beides sein und das auch noch mit dem Gratis-Argument „Free to play“, das unentschlossene Spieler fast schon dazu nötigt, Lost Ark wenigstens auszuprobieren. Sie sollen jedenfalls belohnt werden.
Perfekt ist Lost Ark dabei aber längst nicht, auch wenn so manch gehypte Wertung anderes vermuten lässt. Geschmäcker sind eben verschieden. Offensichtlich ist: das Spiel vereint die Stärken zweier Genres. Gleichzeitig allerdings deren Schwachstellen.
Der Einstieg ist gefällig: Man wählt seine Grundklasse, erstellt den Charakter, und schon geht es los im Fantasy-Abenteuerland. Schnell trifft man auch erste Makel: das Quest-System spiegelt nicht jene Innovationen wider, die das Spiel durch seinen durchaus neuartigen Genre-Ansatz vorgibt. Die Quest-Texte sind allenfalls solide, teils abgedroschen, die Präsentation der Aufgaben hat man in dieser Form schon in unzähligen Asia-Grindern gesehen – vielleicht geliebt, vermutlich aber gehasst.
Für seine grandiose Story und Aufgabenpräsentation wird man Lost Ark wohl nicht spielen, das haben die Diablo-Titel – sofern man beide Spiele überhaupt miteinander vergleichen möchte – die Nase vorn. Sieben Artefakte, sie zu knechten, sie alle zu finden. Ins Dunkel zu treibe – und so weiter. Man begibt sich jedenfalls auf die Suche nach Altertümlichem, bevor böse Mächte alles und jeden ins Verderben reißen. Das kennt man ja. Es braucht einen Helden oder eine Heldin – die Wahl ist relevant bei Lost Ark, denn Klassen sind ans Geschlecht gebunden. Für einige ist das allenfalls ein optischer Unterschied, andere hingegen fühlen sich dadurch eingeschränkt. Aufs Gameplay bezogen ist es letztendlich egal, aber diese Hürde muss man bei der Charaktererstellung erstmal nehmen.
Klassenvielfalt – von Paladin bis Scharfschütze
Die Auswahl bei den Klassen ist üppig: fünf Grundklassen teilen sich auf ins insgesamt 15 Spezialisierungen. So zählen zu den Magierinnen die klassischen Elementarzauberinnen, aber auch Barden. Bei den Kriegern gibt es Paladine oder Gunlancer. Ein Klassentester lässt Spieler nach der Charaktererstellung zunächst in-Game ausprobieren, welche der Spezialisierungen besonders gefällt. Eine gute Idee, um die Chance einer Fehlwahl zu verringern.
Apropos Gameplay: hier trumpft Lost Ark endlich auf. Und zwar so richtig. Das liegt an der Kombination aus effektiven wie optisch eindrucksvollen Kampffertigkeiten, die man auf die Gegnermassen loslässt. Opponenten drängen in Horden auf den Spieler ein, sodass es sich auch tatsächlich lohnt, die Skills zu entfesseln.
Mit jedem Level-up werden Charakter und Fertigkeiten mächtiger – so geht Progress, der wirklich motiviert. Durch das Verteilen von Punkten werden die einzelnen Kampfaktionen effizienter, beispielsweise schneller, stärker oder mit Elementarschaden angereichert. Auch die Kampftaktiken passt man durch den Fortschritt immer wieder an: Einige Skills erweisen sich zu Beginn oder später als besonders gute „Opener“, um sich den Gegnerhorden zunächst entgegen zu werfen und diese dann „von innen heraus“ – wie das Messer durch die warme Butter – zu zerstören.
Effektgewitter!
Lost Ark geizt dabei nicht mit Licht und Gewackel, weshalb es sogar einen speziellen Modus gibt, der das Effektgewitter ein abschaltet. Wer das aus gesundheitlichen Gründen nicht tun muss (schon die bloße Option ist übrigens ganz großes Kino!), sollte sich die kunterbunten Kämpfe im „Original“ anschauen, denn tatsächlich macht das einen Teil des Spaßes aus. Gegner in Massen bedeutet dabei übrigens nicht auch Herausforderung, die gibt es nämlich allenfalls in Maßen. Die Schwierigkeitsstufe von Lost Ark ist moderat, echte Challenges sucht man vergeblich – erst recht als Genre-Veteran. Gelegentlich sorgen Bosse für Abwechslung und die Dungeons kann man auch im schwierigen Modus angehen. Meist besteht die Herausforderung allerdings darin, sich richtig zu positionieren oder mal einem Effekt auszuweichen. Ansonsten ist die Knüppeltaktik angesagt.
Das Spiel selbst nimmt den Helden oder die Heldin zu Beginn auf ihren Abenteuern an die Hand. Man wird durch verschiedene Zonen geführt, die Reihenfolge ist festgelegt. Haupt- und Nebenquests gibt es genug, um sinnvoll vorankommen zu können. Irgendwie haben die Entwickler allerdings scheinbar vergessen, dass zum Questen auch Erkundung gehören sollte: geht es etwa darum, eine bestimmte Anzahl an Monstern zu eliminieren, kann man an einem Hotspot besser auf den Respawn warten als sich auf die Suche nach weiteren Gegnern zu machen. Das ist absurd.
So hastet man meistens von Quest zu Quest, klickt zu durch die teils dämlichen Dialoge, in der Hoffnung, der nächsten große Massen-Fight stünde wieder an – dann wächst auch der Spaßfaktor wieder ins Unermessliche. Lost Ark ist ein ständiger Wechsel als mühsamen Aktionen und grandioser Klopperei. Letztere ist es, die den Hype um Lost Ark rechtfertigen kann. Die Kampfanimationen sind auf den Punkt, die Effekte eindrucksvoll, die Fertigkeiten abwechslungsreich und vielfach sinnvoll kombinierbar. Außerhalb der Kämpfe laufen oder klettern die Pixelhelden dann, als hätte man ihnen die Gelenke mit Stöcken blockiert, oder sie schweben in den Zwischensequenzen einfach einige Zentimeter über dem Boden – Tschüss, Immersion.
So einfallslos die Quests oft sind, sie reihen sich hervorragend aneinander. Die Entwickler haben es verstanden, den Spieler voranzutreiben. „Backtracking“ ist daher zum Glück selten. Mitunter führt das allerdings auch zu merkwürdigen Momenten: Wenn ein NPC den Spieler beauftragt mit einem anderen NC zu sprechen, der fünf Meter entfernt zu finden ist, dann fragt man sich, weshalb einige Computermännchen so furchtbar faul sind. Trotzdem hilft man gern, nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern für den Loot. Beute gibt es nämlich in regelmäßigen Abständen, sodass sich selbst die bekloppteste Aufgabe belohnend anfühlt. Und weil das so ist, denkt man selbst darüber nach.
In den meisten Spielgebieten folgt als Abschluss der Besuch eines Dungeons, dort kann man mit bis zu drei weiteren Mitstreitern rein. Aufbau und Optik der Spielumgebungen sind toll, Smilegate bietet Spielern bei Lost Ark etwas fürs Auge. Von billiger Free-2-play-Produktion ist keine Spur. Geht es an die Dungeons, beweist Action-Rollenspiel Qualitäten, die man in den übrigen Spielzonen manchmal vermisst: Kein ständiger Respawn und die Möglichkeit, eine Gegend tatsächlich zu erkunden, sind die beiden großen Stärken. Einen Kampf kann man zur Abwechslung also wirklich „gewinnen“.
Spätes Glück
Je weiter man im Spiel voranschreitet, desto unterhaltsamer werden die Quests – und auch die Story entfaltet ihren Reiz. Spätestens wenn man sein Schiff erhalten hat, und das Spiel den Spieler von der Leine lässt, kommt MMO-Feeling auf. Dann können Orte erkundet und Zonen spielerisch ausgekostet werden. Immer wieder trifft man auf schräge Figuren und was zu Beginn noch albern-dämlich war, ist manchmal witzig.
Ein fader Beigeschmack bleibt allerdings: so episch das Erlebnis Lost Ark auch sein mag, die Hauptgeschichte kann oftmals nicht mithalten. Auch die NPC-Charaktere bleiben blass, sind oft eindimensional, von Armel mal abgesehen. Und noch etwas ist schrecklich eindimensional: der Loot. Beute gibt es zwar reichlich, aber häufig läuft es auf die Verbesserung von Statuswerten hinaus – so richtig cooles Zeug ist Mangelware. Das liegt am Item-System selbst, denn die Entwickler setzen statt auf legendäre Ausrüstung eher auf Upgrade-Möglichkeiten durch einen Mix aus Ressourcen. Irgendwie typisch für ein F2P-Spiel und näher dran an einem MMO als an einem ARPG à la Diablo.
Lost Ark überrascht dafür immer wieder mit Kreativität, die man in manchen Situationen nicht erwartet. Gerade wenn man sich mit der Durchschnittlichkeit einzelner Elemente abgefunden hat, saugt einen das Spiel mit einem Twist ein: ein witziger Dialog, eine atemberaubende Spielumgebung, ein cooler Bosskampf – es gibt viele dieser einzigartigen Momente, die darauf hinweisen, weshalb Lost Ark mehr als ein x-beliebiges Asia-F2p-Spiel ist. Und so wird man im Verlauf des durch die grandiosen Kämpfe angetriebenen Action-Rollenspiels regelmäßig regelrecht aufgeweckt – um Lost Ark zu genießen.
Infobox
Spielerzahl: Multiplayer
Alter: ab 16 Jahren
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: hoch
Genre: Action-Rollenspiel / MMO
Untergenre: Hack’n’Slash
Entwickler: Smilegate / Tripod Studio
Publisher: Smilegate / Amazon Games
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2019 / 2022
Plattformen (Testsystem): PC
Sprache: deutsch
Kosten: ab 14,99 Euro / Kostenlos
Fazit
Wenn ein Action-Rollenspiel durch die Bank umwerfende Wertungen einheimst, dann muss an dem Hyp irgendetwas dran sein: und tatsächlich entfaltet Lost Ark einen besonderen Reiz. Einen, den man zuletzt verspürt hatte, als Diablo 3 erschien. Endlich wieder unkompliziert Monster kloppen und das auch noch gratis. Als Free-2-play-Spiel macht Lost Ark es Spielern leicht, sich für einige Teststunden zu entscheiden.
Spätestens mit dem ersten Kampf hat es einen dann gepackt. Skills und Effekte bilden die perfekte Symbiose, die actionreichen Kämpfe gegen Monster, die in Massen auftauchen, sind mehr als Genre-Standardkost. Lost Ark setzt Maßstäbe.
Allein die Story samt schwacher Charakterzeichnungen kann da nicht mithalten. Immerhin: Es gibt auch lichte Momente. Oft ist Lost Ark albern, manchmal jedoch charmant-witzig. Eine Wucht sind hingegen oft die Spielumgebungen – man wünscht sich dann, die Entwickler hätten der Hintergrundgeschichte noch etwas mehr entlocken können. Abwechslungsreich und unterhaltsam ist das Action-Rollenspiel allemal. Wer bislang gedacht hat, mit Lost Ark könnte man lediglich die Zeit bis zum Release von Diablo 4 überbrücken, irrt womöglich: Smilegate und Amazon Games haben einen Konkurrenten mit deutlich Alleinstellungsmerkmalen und hoher Qualität in den Ring geschickt. Zwingend anstellen muss man den Diablo-Vergleich trotz offensichtlicher Ähnlichkeiten also nicht – man könnte problemlos beide Titel parallel spielen. Wobei nicht gesetzt ist, dass D4 am Ende auch das bessere Spiel sein wird. Lost Ark ist grandios.
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Lost Ark: bronze Pionierpaket * | 14,99 EUR |
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Lost Ark: silbernen Pionierpaket * | 24,99 EUR |
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Lost Ark: goldene Pionierpaket * | 49,99 EUR |
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Lost Ark: Pionierpaket mit Platinstatus * | 99,99 EUR |
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