In Weiler bei Bingen heißt es „SPIEL DAS!“. Dort ist der Sitz des Verlags, um den es in dieser Verlagsvorstellung geht. Vom ersten eigenen Brettspiel bis zum eigenen Verlag hat es hier es recht lange gedauert. Mehr als 25 Jahre sind hier vergangen, bis 2020 der Verlag gegründet wurde. Dann ging es aber direkt mit voller Kraft voraus. Wir haben mit Robert Heller über die Spiele, den Verlag und kommende Projekte gesprochen.
Dieser Artikel ist der siebte Teil unserer Reihe von Verlagsvorstellungen. In dieser stellen wir Verlage vor und zeigen ihre Geschichte, ihre aktuellen Spiele und können auch einen kleinen Ausblick auf zukünftige Projekte des Verlags geben.
Nicht nur geografische liegt der Verlag nah an einer Grenze (von Rheinland Pfalz und Hessen), sondern auch spielerisch bewegt man sich an einer. Im SPIEL DAS! Verlag finden sich Familienspiele/leichte Kennerspiele. Im ersten Verlagsjahr noch exklusiv beschränkt auf Spiele von Gründer Robert, entwickelte sich der Verlag in diesem Jahr fleißig weiter. Es gab sowohl ein Spiel eines deutschen Autorenduos, bei dem Robert auch seine Finger mit im Spiel hatte, als auch eine Lokalisation eines Spiels von iello. Auch weitere Spiele von Robert sind in der Zukunft zu erwarten. Wie es genau zum Verlag gekommen ist und wo der Weg hinführen wird, haben wir im Gespräch mit Robert erfahren.
Spiele im Schlaf entwickeln
Das erste Spiel entwickelte Robert bereits im Alter von 12 Jahren im Rahmen eines Schulprojekts im Deutschunterricht zum Thema „Robinson Crusoe“. Dieses war ein klassisches Roll-and-Move mit Triviafragen zur Geschichte des einsamen Inselbewohners. Ob ihn hier direkt auch der beliebte Lehrerspruch „Wenn ich dich Nachts um drei wecke, muss das sitzen“ beeinflusst hat, haben wir im Gespräch nicht geklärt, aber viele seiner Ideen kommen ihm im Schlaf. Da auch Meisterwerke wie Yesterday der Beatles im Schlaf entstanden sein sollen, spricht dieser Punkt sicher für Robert.
Doch der Reihe nach. Bereits vor dem Schulprojekt hatte er sich in seiner Kindheit in der DDR mit viel Fantasie immer wieder Spiele (auch im nicht brettspielerischen Sinne) für die Freundesgruppe überlegt. In den 90er-Jahren kamen dann auch erste Brettspiele dazu. Natürlich waren Spiele wie Monopoly oder Spiel des Lebens mit dabei. Aber auch inzwischen zu Klassikern gewordene Titel wie Bohnanza oder Risiko (hier vor allem die Herr der Ringe Variante) kamen im Freundeskreis auf den Tisch.
Ernster wurde es mit der Spielentwicklung dann erst knapp 20 Jahre nach dem in der Schule entwickelten Spiel zu Robinson Crusoe. Ende 2011 gab es die ersten Probespiele mit Magistra: Duell der Magier. Wie bei allen Titeln von Robert auf dieser Liste, kam ihm die Grundidee zu diesem Spiel im Halbschlaf.
Dank der einfachen Grundmechanismen des Spiels war ein Prototyp schnell erstellt und in den verschiedenen Testrunden kam dieses 2-Personenspiel gut an. Viel hat sich hier auch nach der ersten Idee fürs erste nicht verändert.
2014 entstand bereits der nächste Prototyp. Dieser gehörte zum Spiel Neue Helden. Ein Spiel, das Robert als sein Lieblingsspiel bezeichnet. Als Fan von Superhelden und Superheldenparodien ist das Thema besonders passend. Den Film „Mystery Man“ bezeichnet er im Hinblick auf die Fähigkeiten der Helden im Spiel als „Blaupause“, ohne eine direkte Inspiration zu sein.
Der Spielplan mit den Wegen war schnell erstellt und funktionierte bereits in der ersten Version so gut, das er kaum verändert wurde. Lange existierte das Spiel nur mit beschriebenen Bildern und ohne „echte“ Illustrationen. Da die Spielwelt aber in den Spielgruppen trotzdem durch die Fantasie der Kinder und Erwachsenen greifbar wurde und das Spiel sehr gut ankam, sollte es mit diesem und Magistrar zum Nachwuchsautorenwettbewerb gehen. Vorher bekam das Spiel noch ein paar Illustrationen. Diese stammen von Marco Armbruster, der seitdem die Spiele von SPIEL DAS! illustriert.
Im Juni 2018 ging es dann endlich zum Autorenwettbewerb. Der Plan, hier Kontakte zu einem Verlag für die eigenen Spiele zu finden, war leider nicht erfolgreich. So legte Robert eine kurze Pause ein, bis er sich Mitte 2020 schließlich entschloss, SPIEL DAS! zu gründen. Der Name stand sofort fest. Magistrar kam zu Kickstarter. Veröffentlicht wäre es auch bei einer nicht erfolgreichen Crowdfundingkampagne worden. Diese sollte vor allem die Reichweite des Spiels erhöhen.
Da Robert auf jeden Fall drei Spiele zum Start des Verlags haben wollte, um Vielfältigkeit zu beweisen, entwickelte er in 2021 auch das Kartenspiel Trötofanten, das im November des Jahres erscheinen sollte.
Aus dem eigentlichen Plan, die eigenen Spiele mit dem neuen Verlag auf Messen vorzustellen, wurde wegen der Coronapandemie nichts. Dadurch war es ebenfalls nicht leicht, Kontakte aufzubauen und durch Rezensionen, den Verlag und die Spiele bekannter zu machen.
Nach diesem schwierigen Start war die SPIEL in Essen 2021 dann schließlich die erste Messe für den neuen Verlag. Der Verkauf der beiden Spiele lief sehr gut und der Verlag gewann mehr Aufmerksamkeit. Hier entstand auch der Kontakt zu Arve D. Fühler, der Robert einen Prototyp namens „Star Race“ zeigte.
Im Januar setzten sich die beiden dann zusammen und nach ein paar Testpartien, neuen Ideen von Robert, weiteren Testrunden mit Guido Eckhof und dem Etablieren eines neuen Themas, wurde aus „Star Race“ ein leichtes Kennerspiel namens AEOLOS. Bei der SPIEL, wie auch weiteren Messen in diesem Jahr, war das Spiel extrem beliebt und zog viele Spielende an die Tische des Verlags.
Nach dem ersten Spiel „fremder“ Autoren folgte noch in diesem Jahr die Lokalisation eines fremdsprachigen Spiels. Auf Empfehlung eines Freundes begann Robert Kontakt zu iello aufzunehmen. Vom französischen Verlag wurde Ninja Academy auf Deutsch veröffentlicht.
Die einzelnen Spiele schauen wir uns im Folgenden etwas genauer an.
Spiel das und das und das…
Aktuell gibt es bei SPIEL DAS! fünf Titel. Hier stellen wir alle einmal kurz vor. Bereits ein zweistelliges Alter hat Magistrar. Es ist ein taktisches 2-Personenspiel mit einer kurzen Spielzeit. Beide wollen die besten Zaubersprüche sprechen und den Gegner besiegen. In jeder Partie gibt es fünf Duelle, die jeweils aus 6 Begegnungen bestehen.
Für jedes Duell zieht man sechs seiner 30 Energieplättchen aus dem Beutel und platziert sie im eigenen Energiebereich. Anschließend platzieren beide nacheinander jeweils sechs Figuren der Stärke schwach, mittel oder stark. Sind alle Figuren platziert, wird jede Begegnung für sich gewertet. Die stärkere Figur erhält die Energie auf ihrer Seite. Wer mehr Begegnungen gewonnen hat, gewinnt das Duell. Das letzte Duell läuft etwas anders ab. Hier wird jede Begegnung einzeln abgehandelt. Wer am Ende mehr Duelle gewonnen hat, ist der mächtigste Zauberer oder die mächtigste Zauberin.
Das Spiel für 2 Personen ab 8 Jahren spielt sich in etwa 15 Minuten und kann mit drei Varianten weiter angepasst werden.
In Neue Helden wollen die Spielenden der beliebteste Superheld werden. Sie erfüllen Missionen und sammeln neue Fertigkeiten und Ausrüstungsgegenstände. In den einzelnen Zügen können verschieden Aktionen ausgeführt werden. Welche und wie viele das sind, bleibt den Spielenden überlassen.
Hat man noch nicht so viele Fans, gibt es einen Heldenpunkt als Taschengeld. Da man nur ein angesehener und beliebter Held wird, wenn man Missionen erfüllt, muss man immer mindestens eine besitzen. Eine zweite ist optional. Diese nimmt man im Jobcenter an. Um Missionen besser erfüllen zu können, legt man neue Ausrüstung an. Durch Bewegungen gelangt man zu den „Hotspots“, an denen die Missionen erfüllt werden können. Endet man nicht auf einem Hotspot, trainiert man.
Um eine Mission zu erfüllen, vergleicht man den eigenen IQ- und Kraftwert mit den Anforderungen der Mission. Sind die eigenen Werte niedriger, würfelt man einen blauen und rosa Würfel und addiert die Werte zu IQ und Kraft. Reicht es immer noch nicht, kann man für je 2 Heldenpunkte weitere IQ- und Kraftpunkte für die Mission kaufen. Im Erfolgsfall gewinnt man Fans und Heldenpunkte.
Am Ende des Zuges kann man für Heldenpunkte noch Karten kaufen und die Mitspielenden bewegen sich um einen Schritt. Landen zu einem beliebigen Zeitpunkt zwei Helden auf dem selben Feld, kommt es zu einer kleinen Rangelei.
Das Spiel endet, sobald eine Person 50.000 Fans hat und keine offene Mission mehr besitzt. Das Spiel lässt sich auch im Teammodus spielen.
Ein Held kann man ab 8 Jahren werden. In Neue Helden wettstreiten 2-8 Personen um diesen Titel. Die 50.000 Fans erreicht man in 60-90 Minuten.
Chef der Trötofanten werden
Das Trio der Neuheiten des ersten Verlagsjahres wurde von den Trötofanten vervollständigt. Der Trötofanten-Zirkus ist ein schnelles Kartenspiel für 2-8 Personen ab 6 Jahren, das in 10 Minuten gespielt ist. Hier will jeder der neue Direktor des namensgebenden Zirkus werden. Am Anfang des Spiels trainieren drei Elefanten in der Manege. Diese wird durch die restlichen Karten gebildet, die als Ring um die drei offenen Karten herum liegen.
Zu Beginn jeder Runde ziehen alle eine Karte aus dem verdeckten Ring. Reihum spielen sie dann diese Karten aus. Hierbei hat man die Wahl zwischen Tröten, Paaren, Trainieren oder Spazieren.
Beim Tröten zieht ein Trötofant einen Stapels eines Mitspielenden in den eigenen Spielbereich. Er muss vom Wert genau um eins höher sein als die oberste Karte des Stapels. Beim Paaren lockt die eigene Karte eine der drei offenen Karte aus der Mitte der Manege an, wenn die beiden den gleichen Wert haben. Liegen in der Manege keine drei Tiere aus, muss die eigene Handkarte in die Manege gespielt werden zum trainieren.
Ist das alles nicht möglich, geht der Elefant oder Trötofant spazieren. Er wird außerhalb der Manege abgelegt. Liegt dort bereits eine Karte mit dem gleichen Wert, bilden diese beiden ein Paar und werden verdeckt im eigenen Spielbereich abgelegt. Nach dem Spazieren wird die Mausefalle eingesetzt. Mit ihr klaut man einen beliebigen Stapel. Hat man am Anfang einer Runde eine Maus gezogen, darf man ebenfalls einen Stapel klauen.
Das Spiel endet, wenn der Ring um die Manege leer ist. Nun zählt jede offene Karte einen Punkt und jede verdeckte Karte und die Mausefalle kosten einen Punkt. Mit dem Dompteur und dem Lasso lässt sich der Stapel noch erweitern.
AEOLOS war die SPIEL-Neuheit 2022 bei SPIEL DAS. Sie werden wir im Januar noch ausführlich vorstellen und rezensieren. Hier segeln die Spielenden durch das Inselreich von Aeolos und streben danach, möglichst viel Anerkennung zu sammeln, um als Günstling in den Bund der Götter aufgenommen zu werden.
In jedem Zug spielt man eine Segelkarte aus und bestimmt den Segelwert. Mit diesem darf man ein Schiff bewegen. Falls man kein Schiff auf ein Flussfeld bewegt hat, darf man die Hafenaktion ausführen, die dem Segelwert entspricht. Dafür muss man in dem entsprechenden Hafen mit einem Schiff oder einer Siedlung präsent sein. Am Ende des Zuges wirft man eventuell überschüssige Windplättchen ab und zieht eine Karte nach.
Das Spiel ist für zwei bis vier Personen ab zehn Jahren geeignet und spielt sich in etwa 60 Minuten. Noch mehr Abwechslung gibt es mit der Poseidon-Erweiterung, variablen Spielertableaus und neuen Hafenplättchen.
Skill-Game: Ninja Academy
Die Geschicklichkeit der Spielenden wird in der Ninja Academy auf die Probe gestellt. In jeder Partie müssen sich die Ninja-Schüler gegen ihre Klassenkameraden und Klassenkameradinnen in unterschiedlichen Herausforderungen beweisen. Es gibt Gruppen- und Duellherausforderungen. An einer Gruppenherausforderung nehmen alle teil und im Duell treten zwei Ninjas gegeneinander an.
Wer gewinnt, erhält drei Münzen bei einer Gruppenherausforderung oder zwei Münzen im Duell. Die anderen Ninjas sind dann Zuschauer und können auf den Sieger wetten und erhalten eine Münze bei einem richtigen Tipp.
Bei den Herausforderungen handelt es sich um Geschicklichkeitsaufgaben, welche die Spielenden auf Zeit erfüllen müssen. Beispielsweise müssen alle in einer Gruppenherausforderung eine Ninjafigur auf ihrem Handrücken balancieren. Auf ein Signal hin versuchen sie die Mitspielenden so anzustoßen, dass deren Figur herunterfällt.
Ein Beispiel für ein Duell wäre das Aufbauen eines Turms aus fünf Holzbalken, auf dem ganz oben eine Ninjafigur platziert werden muss.
Wurden alle auf der Aufbaukarte angegebenen Duelle ausgeführt, endet die Partie. Wer nun die meisten Münzen gesammelt hat, ist der beste Ninja der Klasse.
Das turbulente Geschicklichkeitsspiel eignet sich für 3-5 Ninja-Lehrlinge ab 8 Jahren, die 20 Minuten Zeit für ihre Prüfung haben.
Noch mehr zu spielen
Durch die hauptberufliche Arbeit im Verlag fehlt Robert die Zeit, selbst ausgiebig an eigenen Spieleideen zu arbeiten. Aus nächtlichen Geistesblitzen haben sich in diversen Schubladen um die 40 Ideen angesammelt.
Eine davon soll 2023 zur SPIEL erscheinen. Sie hört auf den Namen Geistervilla. Hierbei handelt es sich um ein Kartenspiel für die ganze Familie mit Ärgerfaktor und einer fantasievollen Welt. Bis zur Veröffentlichung sind noch ein paar letzte Schritte im Balancing der Karten nötig. Die Zeit hierfür zu finden, ist neben der sonstigen Verlagsarbeit nicht einfach. Trotzdem ist Robert sehr optimistisch, dass das Spiel pünktlich fertig wird.
Ein weiters Spiel eines externen Autors wird es im zweiten Quartal 2023 zur „Spiel Doch“ in Dortmund geben. Mit dem sechsten Spiel im Verlag gibt es auch einen sechsten verschiedenen zentralen Mechanismus. Die erste Neuheit des nächsten Jahres wird ein Roll-and-Write, das eine etwa 20-minütiger Spielzeit haben wird. Dem Mechanismus geschuldet, wird das Thema hier nicht ganz so fantasieanregend sein, wie es sonst Standard ist im Verlag. Den Autor (und das Spiel) hat Robert beim Nachwuchsautorentreffen von SPIEL DAS! kennengelernt.
Diese wird es im halbjährlichen Abstand wieder geben.
Durch die begrenzte Zeit, die Robert selbst für die Weiterentwicklung eigener Spiele hat, wird es auch weitere Lokalisierungen geben. Hier ist noch nichts spruchreif. Es gibt aber verschiedene Optionen, unter denen auch ein weiterer Titel von iello ist.
Mit einem weiteren erfahrenen deutschen Autor wird aktuell an einer weiteren Neuheit gearbeitet. Die Rede ist von Martin Schlegel, aus dessen Feder unter anderem Aqua Romana stammt. Hier entwickelt sich ein Kartenspiel.
Generell soll neben den „lagerfüllenden“ Lokalisationen der Verlag vor allem eine Anlaufstelle für deutsche (Nachwuchs-)Autoren werden. Besonders die Nachwuchsautorentreffen sind hier ein wichtiger Aspekt, um neue Ideen zu finden.
Alle Spiele bei SPIEL DAS! bewegen sich im Graubereich zwischen Familien- und Kennerspiel. Spiele vom Verlag sollen sowohl für Familien mit Kindern als auch für Spielegruppen, die nur aus Erwachsenen bestehen, geeignet sein. Alle hier genannten Spiele erfüllen diese „Bedingungen“. Hier fühlt sich auch Robert in der Entwicklung am wohlsten.
Wer solche Spiele sucht, sollte sich die Spiele von SPIEL DAS! auf jeden Fall anschauen. Hier wird mit viel Herzblut an tollen Spielen für Familien- und Mehrspieler gearbeitet, die fantasievolle Welten mit Spaß am und im Spiel verbinden.
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