Als Shogun Anfang der 1980er erstmals über die Bildschirme flimmerte, war die siebenteilige Literaturverfilmung eine Sensation. Insbesondere das amerikanische Publikum galt bis zu diesem Zeitpunkt als Prüde. Die offen gezeigten Darstellungen von Sex und Gewalt waren ein Novum. Etwa vierzig Jahre später wird die beliebte Geschichte um den Engländer, der zu Zeiten des feudalen Japans Schiffsbruch erleidet und Samurai wird, von FX/Disney Plus neu erzählt.
Die Dramaserie toppt ihre eigenen Erfolge und räumt bei den Emmys rekordverdächtig ab. Um noch tiefer in die Geschichte Shoguns einzutauchen, bieten sich insbesondere Brettspiele, die das traditionsreiche Thema aufgreifen, an. Insgesamt 18 der begehrten Trophäen gab es für das Format, darunter Emmys für die beste Dramaserie und Preise für die Darsteller.
Shogun beruht auf dem gleichnamigen Weltbestseller des Autors James Clavell. Der seinen Lesern darin die vermutlich wahre Geschichte des ersten europäischen Samurai William Adams erzählt. Im Mittelpunkt der Disney+ Serie steht der englische Navigator John Blackthorne (Cosmo Jarvis), der im 16. Jahrhundert vor der Küste des feudalen Japans strandet und in die kriegerische Fehde von fünf korrupten Daimyos gerät, die mit Hilfe von portugiesischen Missionaren um die Herrschaft des verstorbenen Shoguns kämpfen.
Yoshii Toranaga (Hiroyuki Sanada) ist einer der machthungrigen Fürsten. In seiner Rolle als strategische Zielscheibe der Anderen verbündet er sich mit dem Briten, der nunmehr Anjin genannt wird, um die Vorherrschaft seines Clans zu sichern. Die Sprachbarrieren zwischen dem Adeligen und dem Seefahrer weiß Lady Mariko (Anna Sawai), die fließend Englisch, Portugiesisch und Japanisch spricht, zu überwinden.
Spannende Lore mit Wahrheitsgehalt
William Adams, der als Vorbild von Clavells Roman gilt, war Seefahrer. Er wurde 1564 in der Nähe von London geboren. Als Jugendlicher Halbweise begann er eine Ausbildung zum Schiffsbauer, um seine Familie zu versorgen. Einige Jahre später trat er der Royal Navy bei und erhielt das Kommando über ein Versorgungsschiff, das 1588 in der Seeschlacht von Gravelines für Frontlieferungen sorgte.
Nach seinem Einsatz arbeitete Adams als Navigator auf Handelsschiffen, heiratete seine Frau und wurde Vater. 1598 erhielt er den Auftrag, unter niederländischer Flagge nach Ostindien (heute Indonesien) in See zu stechen. Er führte das navigatorische Hauptkommando über fünf Schiffe. Doch die lange Reise sollte sich als beschwerlich und voller Gefahren für die Besatzungen zeigen. Lediglich ein Handelsschiff erreichte das Ziel. Adams erlag mit seinem Schiff, der Liefde, im Jahr 1600 Schiffsbruch vor der Küste eines vom Rest der Welt fast gänzlich isolierten Japans. Lediglich portugiesische Missionare hielten sich auf dem Inselstaat auf.
Shogun beruht auf wahren Begebenheiten
Adams und seine Besatzung wurden von dem örtlich hersschenden Daimyo festgenommen. Die Missionare sollten aufgrund seines Befehls vermitteln, zeigten sich jedoch als korrupt und warfen der gesamten Crew Freibeuterei vor. Die Liefde wurde anschließend beschlagnahmt und Adams zu Tokugawa Ieyasu gesandt, dem Vormund des Erben des Shoguns. Beeindruckt von dem Wissen des Seefahrers sah der Adelige seine Chance, Adams dazu einzusetzen, seine politischen Machtvorhaben zu erreichen. Schon wenig später, nach der Schlacht von Sekigahara, erreichte Tokugawa Ieyasu sein Ziel. Er ließ sich zum Shogun ernennen.
Zwischen den beiden Männern entwickelte sich eine tiefe Vertrautheit, die so weit reichte, dass Tokugawa Ieyasu seinem britischen Verbündeten die Ausreise verbot. Adams arbeitete ab diesem Zeitpunkt unter der Flagge Japans und brachte es zuwege, europäische Handelsbeziehungen zu küpfen. Als Zeichen der tief empfundenen Dankbarkeit des Shoguns erhielt William Adams ein Lehen auf der Halbinsel Miura. Darüber hinaus wurde ihm das Tragen von zwei Schwertern erlaubt. Eine Ehre, die sonst nur Samurai zuteil wurde.
Anführer der Samurai in Brettspielen
Geschichtliche Themen bilden nicht nur eine Grundlage für Literatur und Film. Auch in Brettspielen werden die Überlieferungen fesselnd umgesetzt. Die Geschichten über Shogune, die den höchsten Posten der Samurai des feudalen Japans innehatten, haben bereits häufig ihren Weg in die Spielschachteln gefunden und laden mal mehr, mal weniger historisch korrekt dazu ein, gemeinsam in vergangene Welten und Sagen Japans einzutauchen.
Shogun von Queen Games (2006/2024)
Das Strategiespiel von Autor Dirk Henn für drei bis fünf Spieler handelt von der Sengoku-Periode. Spieler treten in die Fußstapfen von machthungrigen Fürsten (Daimyos) im Japan des 16. Jahrhunderts. Das alte Shogunat ist zerfallen und ein jeder hat das militärische Ziel, seinem Clan zur Vorherrschaft in den Provinzen zu verhelfen. Nur so gewinnen die Spieler den Einfluss, den sie benötigen, um am Spielende zum Shogun ernannt zu werden. Dazu müssen Schlachten gewonnen und gleichermaßen Provinzen eingenommen, regiert und ausgebaut werden. Während Widrigkeiten wie Bauernaufstände und Hungersnöte walten. Spieler, die sich indes die Gunst des Tennos durch den Bau von Gebäuden erarbeiten, erhalten besondere Vorteile, die den Weg zur Machthaberschaft zusätzlich ebnen könnten.
Es ist eine Erweiterung „Tenno‘s Court“ erhältlich.
Von Mitte März bis Anfang April dieses Jahres lief ein Kickstarter zur Finanzierung einer überarbeiteten Version des Brettspiels aus dem Jahr 2006 und eines Upgrade-Kits. Das Projekt wurde mit 103.873 US-Dollar von 843 Teilnehmern und bei einem Zielbetrag von 5.000 US-Dollar finanziert.
Shogun no Katana von Placentia Games und Post Scriptum (2023)
Das Eurogame und Worker-Placement-Brettspiel von P.S. Martensen und Federico Randazzo ist für ein bis vier Spieler ausgelegt und handelt von der traditionsreichen Katana-Herstellung. Schwerter, die in der Feudalzeit Japans über das Schicksal der herrschenden Adelsfamilien in den Schlachten entschieden. In der Rolle von Schmiedemeistern liegt es in den findigen Händen der Spieler, die perfekten Katanas zu kreieren. Dazu nehmen sie Aufträge an, sammeln benötigte Ressourcen, arbeiten mit Künstlern zusammen und sichern sich die Unterstützung des Shoguns. Schritt für Schritt durchlaufen die Katanas die unterschiedlichen Stationen ihrer Herstellung, um am Ende das Shogunat zu schützen.
Es gibt bereits zwei Erweiterungen zum Grundspiel: Wandernde Charaktere – Geisha und Unsuiso.
Nostalgie-Tipp: Shogun von James Clavell (1983)
In einer Shogun-Brettspiele-Liste darf auf keinen Fall das Spiel zum TV-Serienerfolg aus den 1980ern fehlen! Das optisch in die Jahre gekommene Familienspiel von dem Autorenduo Ian Bailey und Ian Waddelon für zwei bis fünf Spieler hält sich an die Romanvorlage des britischen Autors. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von einem der fünf möglichen Daimyos im feudalen Japan. Neben dem Austragen von Schlachten versuchen sie ihren Einfluss auf die 25 Provinzen der Insel Honshu zu erhöhen, um am Ende der Partie Shogun zu werden.
Dieses alte Brettspiel greift direkt auf den Roman und damit auch auf die Ursprungsserie aus den Achtzigern mit Richard Chamberlain als John Blackthorne („Anjin-san“) in der Hauptrolle zurück. Trotz einiger deutlicher Änderungen im direkten Vergleich mit der Romanvorlage konnte das Serienformat damals Erfolge feiern. Nicht zuletzt lag das an einem simplen wie genialen Kniff: Die Zuschauer waren auf jenem Wissenstand, den auch die Hauptfigur hatte. Zuschauer waren damit nicht – wie in vielen anderen Serien aus jener Zeit – allwissend oder zumindest bezüglich der Handlungen im Vorteil.
Weitere Brettspiele mit Shogun-Thema:
- Shogun/Ikusa
- Erweiterung zu Tannhäuser: Shogunate Troop Pack
- Shogunate
- HeroCard: Rise of the Shogun
- HeroCard: Rise of the Shogun – Miko Expansion Deck
- HeroCard: Rise of the Shogun – Prince Expansion Deck
- Shogun
- Shogun Triumphant
- Shadows of Brimstone: Court of the Fallen Shogun Deluxe Enemy Pack
- James Clavell’s Shogun Card Game
- Beyblade Shogun Steel Memo
- Age of Battles: Shogun – Okehazama 1560
- Shogun: Takeda Kawanakajima 1553-1564
- Shogun Showdown
- Way of the Ninja: Capture the Shoguns Enemies!
- Tenka: Shogun Edition
- Twilight of Shogun
- Invictus: the Shogun
- Shogun Tactics
- Shogun Dynasty
- Galactic Shogun
- Epic Shogun
Egal, auf welches Shogun-Brettspiel die Wahl fällt. Eine spielerische Reise in das antike Japan ist garantiert und steigert die Lust auf den gleichnamigen Roman von James Clavell und die mehrfach Emmy prämierte Disney+ Serie.