Die Detective-Spielreihe hat mit Batman: Everybody Lies einen neuen Ableger bekommen. Die Spiele sind bei Portal Games erschienen und werden in Deutschland von Pegasus Spiele in der lokalisierten Version vertrieben. Batman – Everybody Lies hält sich an das, was man von der Detektivspielreihe erwarten kann, fängt die Atmosphäre um den populären Comic-Helden allerdings ziemlich gut ein.
Wenn ihr die Detective-Reihe noch nicht kennt, findet ihr hier eine Rezension zum ersten Detective-Spiel und hier zum Detective-Spiel im Dune Universum. Nun geht es in einer neuen Auskopplung um die Fledermaus.
Everbody lies im Batman-Universum
Batman: Everybody Lies spielt wie der Name vermuten lässt im Batman-Universum. Ihr werden von Jim Gordon rekrutiert und müsst Fälle lösen, um die sich das GCPD nicht kümmern kann. Dabei übernehmt ihr die Rollen von Harvey Bullock, Vicki Vale, Warren Spacey oder Catwoman – hier eine kleine Enttäuschung, denn niemand kann Batman spielen. Allerdings ist dieser Schritt auch verständlich denn ansonsten würde zu Beginn vermutlich viel diskutiert werden, wer Batman spielen darf. Außerdem ist Batman: Everybody Lies ist ein kooperatives Spiel und seien wir mal ehrlich Batman hat so seine Probleme mit Gruppenarbeiten.
Was bekommt ihr?
- 85 Spurenkarten: Das können Hinweise oder generell Informationen im Spiel sein.
- 31 Szenenkarten: Schönes Element, um die Geschichte greifbarer zu machen. Immer wieder dürft ihr Szenenkarten aufdecken und bekommt dadurch ein Bild von der Szene.
- 27 persönliche Ziele: Ihr spielt zwar im Team, habt aber auch eigene Ziele, die ihr verfolgen könnt.
- 16 Intros: Einführungen in die jeweiligen Kapitel. (kommen im Umschlag)
- 1 Spielbrett: Gotham City mit den wichtigen Orten, sowie der Zeitleiste, die bestimmt, wie viele Punkte ihr am Spielende bekommt.
- 8 Ortstafeln: Diese legt ihr auf dem Spielbrett ab. So könnt ihr sehen, wo ihr bereits wart und welche Orte euch aktuell zur Verfügung stehen.
- 4 Charaktertafeln: zu den spielbaren Personen, samt Info, über die Fähigkeit
- diverse Marker und Plättchen: 3 Zugangs-, 10 Beweismittel-, 4 Charakterplättchen, 1 Standort- und 1 Ermittlungsmarker)
- Stadtplan von Gotham: Übersicht über Gotham City samt Orte, die in den Geschichten aufgegriffen wurden. Dient vor allem der Orientierung.
Insgesamt könnt ihr vier Kapitel spielen, wovon das erste als Prolog gespielt wird und kürzer und einfacher als die späteren Kapitel ist. Er eignet sich somit super um als Tutorial oder Einführung gespielt zu werden.
Die Spieldauer wird mit 120-180 Minuten angegeben – stellt euch also auf eine etwas längere Detektivarbeit ein. Spielbar ist das Spiel für 2-4 Personen, wobei ihr es auch problemlos alleine spielen könnt. Dann übernehmt ihr einfach die Rolle mehrerer Charaktere. Die geheimen Ziele müsst ihr dann allerdings offen spielen (was nicht unbedingt ein Nachteil ist – dazu später mehr)
Wie läuft das Spiel ab?
Öffnet den geheimen Umschlag und lest ihn laut vor. Jeder Umschlag enthält eine oder mehrere Intros in das Spiel und umschreibt den Fall. Ihr erfahrt, was passiert ist, was euer Hauptziel ist, ob es Regelanpassungen gibt, etc. Außerdem erhaltet ihr Vorschläge zu Orten, die ihr als nächstes besuchen könnt, um die Ermittlungen zu starten. Macht euch hierbei ggf. bereits Notizen, um später nicht alles neu lesen zu müssen. Generell bietet es sich an, wenn jemand sich während des Spiels Notizen machen. Auch wenn ihr alle Karten und Informationen jederzeit erneut anschauen dürft.
Wenn ihr einer Spur folgen wollt, sucht ihr die entsprechende Karte aus dem Spurenkartenstapel heraus. Je nachdem wo sich die Spur befindet, müsst ihr eure Bewegung auf dem Spielplan anzeigen. Aber Achtung, nicht alle Orte stehen euch zu Beginn zur Verfügung – einige müsst ihr erst noch freischalten. Bspw. das Rathaus oder das Stadtzentrum kostet nichts, für Orte, wie den Untergrund oder die Bathöhle braucht ihr bestimmte Tokens.
Da ihr als Team spielt, gehören euch alle Tokens zusammen und ihr müsst gemeinsam entscheiden, was euer nächster Schritt ist und ob ihr die Tokens ausgeben wollt. Euer Vorrat ist natürlich auch begrenzt, sodass eure Schritte gut planen solltet.
Immer wenn ihr einen (neuen) Ort besucht, müsst ihr den Ermittlungsmarker auf dem Spielplan bewegen. Insgesamt gibt es hier 16 Felder in 4 verschiedenen Farben. 0-8 in Blau, 9 und 10 in Grün (höchste Punktzahl), 11-13 in Gelb (mittlere Punktzahl) und 14-16 in Rot (wenigsten Punkte). Je schneller ihr einen Fall lösen könnt, desto besser. Jeder der drei Punktbereiche hat ein Feld auf dem „Zusammenfassung“ steht. Sobald euer Marker dieses Feld erreicht, rekapituliert ihr einmal alle Informationen, die ihr bis hierhin sammeln konntet. Ihr könnt diese Zeit auch nutzen, um euch euer weitere Vorgehen zu besprechen, denn jetzt ist die Phase, in der sich eure Punktzahl entscheidet. Ihr könnt jederzeit euch dazu entschließen das Kapitel abzuschließen. Dafür wählt ihr den entsprechenden Eintrag auf der Website aus und beantwortet die Abschlussfragen.
Persönliche Ziele
Auch wenn das Spiel kooperativ gespielt werden kann, hat jede Person persönliche Ziele, die sie verfolgen kann. Ob ihr die persönlichen Ziele erfüllt habt, wird am Ende des Kapitels abgefragt – über die Website, ähnliche wie die generelle Aufgabe des Kapitels.
Die persönlichen Ziele könnt ihr geheim haltet, ihr könnt sie aber auch offenlegen und als Teil der Gesamtaufgabe ansehen. Wie ihr es spielt, bleibt euch überlassen; je nachdem ob ihr rein kooperativ spielen wollt oder auch eigene Ziele haben wollt. Mir persönlich gefiel es besser mit offenen persönlichen Zielen zu spielen. So bleibt das Feeling von einem gemeinsamen Ermittlungsteam bestehen.
Batman – Everybody lies: Pro und Contra?
Wer die Detective Spiele kennt, weiß es vermutlich schon: Ihr ruft während des Spiels eine Internetseite auf, auf der ihr weitere Hinweise untersuchen könnt. Wann ihr einen solchen digitalen Hinweis bekommt, sagt euch das Spiel auf den Karten. Dafür tragt ihr einfach den Code auf der Seite ein und es öffnet sich der Hinweis, den ihr untersuchen könnt. Dadurch können die Hinweise deutlich abwechslungsreicher sein als bei rein physischem Material. Das klappt auch komplett problemlos. Allerdings gibt es keinen Hinweis auf der Packung. Es muss allerdings angemerkt werden, dass die Hürde hier deutlich geringer ist, im Vergleich zu einer benötigten App. Dennoch wäre ein entsprechender Hinweis schön gewesen, da es auch Personen gibt, die Spiele ohne digitale Technik spielen möchten.
Persönliche Ziele bringen neue Elemente und Ziele für jede Person hinzu, wirken aber eher störend. Bei einem kooperativen Spiel brauche ich ein solches Element nicht – stattdessen würde ich (wie laut Regeln möglich) mit offenen Zielen spielen und diese als allgemeine Aufgabe ansehen. Das ist aber natürlich Geschmackssache.
Die Bewegungsmarker wirken etwas überflüssig. Da ihr euch auf der Zeitleiste nur dann bewegt, wenn ihr eine neue Karte zieht (und nicht wenn ihr euch bewegt), scheint der Bewegungsmarker etwas überflüssig zu sein. Es ist zwar schön zu sehen, wo man gerade ist, es macht für das Spiel aber keinen Unterschied. Mich hat es zu Beginn eher verwirrt, weil ich dachte, jede Bewegung kostet auch eine Zeiteinheit. Ebenso die besonderen Zugangsplättchen. Um bspw. die Bathöhle zu besuchen, braucht ihr einen Batman-Marker. Den erhaltet ihr, sobald Catwoman im Spiel ist und ihr zwei Hinweismarker gegen einen Batman-Marker tauscht. Dann kommt der Marker aber direkt wieder aus dem Spiel. Ein bisschen viel Tauscherei für eine einfache Bewegung.
Kommen wir jetzt zu Aspekten, die das Spiel gut macht. Ihr startet mit geheimen Umschlägen und bekommt so die ersten Informationen und das Spiel eine gewisse Spieltiefe. Gibt es bei Ermittlungsarbeit einen cooleren Start als die Infos aus einem Umschlag zu bekommen? Ich glaube nicht. Jeder kennt solche Szenen aus Filmen und einfach durch die Tatsache, dass die Umschläge zu Beginn verschlossen sind, kommt ein schönes Element hinzu.
Ihr bekommt sehr abwechslungsreich Informationen. Ihr lest Karten, bekommt Szenenkarten (die die Szene im Comicstrip zeigen) und könnt weitere Hinweise auf eurem Laptop/Tablet etc. anschauen. Dadurch ist das Spiel abwechslungsreicher als wenn ihr nur über Karten Informationen bekommt.
Das Setting ist schön: Man begegnet bekannte Persönlichkeiten aus dem Batman-Universum, bekommt insgesamt eine gute Story (die Karten sind ausführlich beschrieben) und erlebt das Batman-Flair. Das wird von dem einfachen, aber schönen Spielmaterial gut abgerundet. Besonders die erwähnten Szenenkarten bringen eine schöne Spieltiefe ins Spiel.
Die Lösung als echtes Finale
Bei manchen Rätselspielen stößt man irgendwann auf die Lösung und kann weiterspielen. Das ist hier nicht der Fall. Ihr sammelt Informationen und müsst selbst entscheiden, wann ihr glaubt genug zu wissen. Ihr müsst euch eure Lösung somit selbst herleiten und eigenständig das Kapitel beenden. Wenn ihr denkt, dass ihr die Lösung habt, wählt ihr das auf der Internetseite aus und müsst ein paar Fragen beantworten. Erst jetzt erfahrt ihr, ob ihr richtig oder falsch lagt. Das Prinzip der Ermittlungsarbeit hat mir sehr gut gefallen.
Jetzt noch ein paar Aspekte, die weder gut noch schlecht sind, ihr aber wissen solltet: Auch wenn ihr das Spiel komplett heile lasst, gibt es kaum Anreize das Spiel erneut zu spielen. Es kann euch zwar reizen, Karten und Orte, die ihr beim Spielen nicht erkundet habt, zu erkunden, allerdings kennt ihr bereits die Lösung, sodass keine Spannung aufkommt. Ihr könnt das Spiel aber problemlos im Freundeskreis verleihen oder verschenken.
Zu Beginn fand ich die Regeln stellenweise etwas unklar. Erst beim Spielen des Prologs wurden mir einige Regeln komplett klar: Mir war bspw. nicht sofort klar, dass ich neue Orte nicht extra freischalten muss, sondern sie jederzeit mit den entsprechenden Tokens erkaufen kann. Da ist der Prolog sehr nützlich und man kennt das ja auch von anderen Spielen, das man es spielen muss, um die Regeln zu verinnerlichen.
Ein bisschen habe ich es bereits angedeutet, aber durch den Zeitdruck (Punktekategorien laut Spielplan) wird man unter Druck gesetzt und kann nicht so tief in die Geschichte eintauchen bzw. allen Hinweisen nachgehen. Die Spieltiefe ist somit künstlich begrenzt und ihr müsst entscheiden, welchen Spuren ihr nachgehen wollt. Besonders da das Setting so schön gestaltet ist, möchte man eigentlich allen Hinweisen nachgehen.
INFOBOX
Spielerzahl: 2 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spielzeit: 120 bis 180 Minuten
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: niedrig
Genre: Krimispiel
Kernmechanismen: Rätsel, Logik, Deduktion
Autor: Weronika Spyra, Ignacy Trzewiczek
Illustratoren: Hanna Kuik, Maciej Simiński
Verlag: Portal Games, Pegasus Spiele
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2022
Sprache: Deutsch
Kosten: 45 Euro
Fazit
Insgesamt hat Batman: Everybody Lies überzeugt – auf sehr gutem Niveau. Das Spiel schafft es, dass Spieler sich gut in die Story einfühlen können und ein schönes Detective-Erlebnis präsentiert bekommen. Das liegt vor allem an den gut umgesetzten Karten, die einen immer näher an die Lösung des Falls bringen. Aber auch die Szenekarten und der Einsatz der Webseite, schaffen es ein schönes Feeling aufzubauen.
Schade bleibt etwas, das man nicht die Zeit hat alle möglichen Informationen zu sammeln, da man ja einem Zeitdruck unterliegt. Dadurch bleiben euch manche Karten verborgen. Inwiefern es sich lohnt das Spiel für die anderen Karten erneut zu spielen, würde ich eher bezweifeln, da ihr nach dem Spielen die Lösungen der jeweiligen Kapitel kennt. Dennoch bietet das Spiel genügend Spieltiefe für interessante Ermittlungsstunden. Auch das Thema hat mit sehr gut gefallen – ich bin allerdings auch ein Batman-Fan. Batman-Wissen bringt euch bei diesem Spiel zwar keinen Vorteil, ihr kennt einige Orte und Charaktere aber dann bereits und kommt tiefer in das Feeling rein.
Schade bleibt, dass niemand Batman spielen kann, aber aus den bereits genannten Gründen ist das verständlich. Wer Ermittlungsarbeit mag und auch von der Spieldauer nicht abgeschreckt wird, wird dieses Spiel wohl mögen.
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