Awaken Realms ist bekannt für seine großen, epischen Expertenspiele, wie Nemesis, The Tainted Grail oder ISS Vanguard. Unter dem Namen Awaken Realms Lite nimmt der erfolgreiche polnische Spieleverlag seit 2018 nun auch den Familien- und Kennerspielmarkt genauer ins Visier. Mit Platformer startete 2021 ein Spiel auf der verlagseigenen Crowdfunding Plattform Gamefound, dass schon vom Namen seine Inspiration verkündet. Ob das analoge Spiel in Sachen Spaß an seine virtuellen Jump’n’Run-Vorbilder anknüpfen kann, erfahrt ihr in der folgenden Rezension.
Inspiriert durch ein Videospiel-Genre
Platformer ist ein Jump’n’Run-ähnliches Abenteuerspiel für 1 – 4 Personen. Ziel ist es, das oberste von vier Leveln zu erreichen und als erstes den dort herrschenden Boss zu besiegen. Dafür müssen wir eine bestimmte Menge an Schaden zufügen, welche von der gewählten Spieldauer abhängig ist. Denn auch, wenn wir direkt zum Boss durchmarschieren könnten, ist dies nicht immer der schlauste Weg. Vorerst sollte man sich gut auf den Kampf vorbereiten, indem man kleinere Monster aus unteren Leveln besiegt, deren Belohnungen abstaubt und damit Ausrüstungen und Tränke erwirbt.
Bis eine Person gewonnen hat, wird Platformer in Zügen immer weitergespielt. In unserem Zug würfeln wir 5 Aktionswürfel, sowie einen Monsterwürfel. Anschließend wenden wir die Würfel an – beginnend mit dem Monsterwürfel, welcher bestimmt, in welche Richtung sich alle Monster bewegen oder ob sie Helden auf benachbarten Feldern angreifen. Nachdem die Monster ihren Zug abgeschlossen haben, nutzen wir die Aktionswürfel, um verschiedenste Aktionen auszuführen. Welche Aktionen das sind, wird durch das Symbol auf dem Würfel bestimmt. Zur Auswahl stehen ein Stiefel-, ein Schwert-, ein Münz-, ein Monster- und ein Fertigkeits-Symbol. Beim Stiefel können wir unseren Helden ein Feld diagonal oder vertikal bewegen – treffen wir dabei auf einen Gegenspielenden, so können wir ihn um 1 Feld schubsen. Beim Schwert erhalten wir einen Schaden und bei der Münze eine Münze. Mit dem Monstersymbol können wir hingegen ein Monster in eine beliebige Richtung verschieben und mit dem Fertigkeitssymbol die besondere Fähigkeit unseres Helden bzw. unserer Heldin aktivieren.
Unsere Aktionen können mit gesammelten Kristallen, die überall auf der Karte auftauchen, verstärkt werden. Die Anzahl an Kristallen verdoppelt sich pro Punkt, den man verstärken möchte. Möchte man einen Bewegungswürfel beispielsweise um 1 Stärken, so benötigt man nur einen Kristall. Verstärkt man den um 1 erhöhten Würfel nun ein weiteres Mal, sind zusätzliche zwei Würfel von Nöten. Daher sollten Kristalle gut auf mehrere Würfel aufgeteilt werden, damit man möglichst viele Würfel für möglichst wenig Kristalle verstärken kann. Alternativ können wir jederzeit auch ein Symbol speichern und als zusätzlichen Würfel für die nächste Runde verwenden.
Das Ding mit der Schwerkraft…
Nachdem wir unsere Aktionen durchgeführt haben, aktiviert sich die Schwerkraft und alle Helden und Monster, die sich in der Luft befinden (beispielsweise durch das Schubsen oder Versetzen der Figur), fallen so lange, bis sie auf Boden treffen. Dadurch kommt es, besonders in Spielen zu viert, des Öfteren dazu, dass man gezielt Gegenspielende in den Abgrund stürzt. Allgemein besitzt Platformer eine hohe Interaktion. Man kann Gegenspielenden Ausrüstung oder Ressourcen vorwegnehmen und sie eben auch von Plattformen runterschubsen.
Je nachdem wie weit man fällt, kann dies einen im Verlauf der Partie stören oder sogar recht gefährlich sein. Befindet sich ein Spielender am Anfang eines Zuges mindestens zwei Level über dem untersten Level, so wird dieses entfernt. Helden, die sich dann noch auf dem untersten Level befinden werden bewusstlos. Auch wenn alle Lebenspunkte verbraucht werden, wird der Charakter bewusstlos. Der Charakter wird daraufhin vom Spielfeld entfernt und kann nur mit einem Aktionswürfel wieder neu eingesetzt werden.
Gegen den Boss zum Sieg!
Im Spiel sind zwei Bosse vorhanden, Medusa und der mächtige Overlord Ikee. Beide haben verschiedene Tricks auf Lager, auf die man achten sollte. Wird man bewusstlos, so wird der Charakter an einem Shop im Bosslevel wiederbelebt. Heißt: Ist man einmal im obersten Level angelangt, so geht es nur noch gegen den Boss. Daher sollte dieser Schritt gut bedacht sein. Hat man die nötige Ausrüstung gegen den Boss zusammen oder könnte man weiterhin noch draußen bleiben.
Infos zu Platformer
Personenzahl: 1-4 Personen Alter: ab 12 Jahren Spielzeit: 60 Minuten Schwierigkeit: Familienspiel Klassifikation: Jump’n’Run, Würfeleinsetzspiel, Dungeon Crawler Spielidee: Artur Lutyński, Łukasz Włodarczyk Illustrationen: Krzysztof Piasek Verlag: Mirakulus, Awaken Realms Lite Offizielle Website: Link Erscheinungsjahr: 2023 Sprache: deutsch Kosten: 49,99 Euro |
Fazit
Platformer ist leider nicht ganz das Spiel geworden, worauf ich gehofft habe. Ich habe auf schnelle Action mit viel Interaktion gehofft, die dennoch was Raum für Taktik gibt. Ich mein, das Spiel ist immerhin dennoch von Awaken Realms und die haben bewiesen, dass auch ihre Lite Reihe Spiele auf den Markt bringen kann, in denen etwas Überlegung nötig ist. Platformer spielt sich jedoch recht stumpf. Im Grunde würfeln wir und versuchen das Beste aus unserem Ergebnis zu machen. Haben wir Pech, so können wir uns kaum auf den Kampf gegen den Endboss vorbereiten, haben wir Glück, umso mehr.
Viel Interaktion gibt es hier ab 3 Personen zwar schon, aber irgendwie will das Spiel bei uns nicht ganz zünden. Nie kam bei unseren Testpartien das Gefühl auf, dass man großartig etwas bewirkt hat, wenn der Boss letztendlich besiegt worden ist. Man hat einfach das Gefühl nicht so viel Einfluss auf die Partie zu haben. Natürlich ist es nicht einfach ihn zu besiegen, aber hier spielt ebenfalls Glück eine große Rolle. Wenn man sich voll auf den Boss vorbereitet und ein Gegenspielender weniger gut vorbereitet und mit viel Glück den Boss besiegen kann, lässt dies einen schonmal frustriert zurück.
In Platformer spielt man eigentlich nur vor sich hin und lässt alles auf sich zu kommen. Für Vielspielende kann dies zu öde, für Gelegenheitsspielende allerdings durchaus interessant sein. Mit seinen popkulturellen Anspielungen ist viel Potenzial zum Lachen und sich gegenseitig Anspornen da. Das Spiel ist durch seine Würfelaktionen und dem Glücksfaktor leicht zu erlernen und zu spielen. Zudem ist das an Jump’n’Run erinnernde Spielprinzip ein schöner Anreiz, für Personen, die sonst nur mit Videospielen etwas am Hut haben.
Platformer geht genau in die Richtung Spiel, die man an einem entspannten Abend, mit oder ohne Alkohol, gut spielen kann. Auch als Spiel für eine Brettspielbar kann ich mir Platformer sehr gut vorstellen. Insgesamt ist Platformer nämlich kein wirklich schlechtes Spiel. Nur sind wir wahrscheinlich gar nicht die Zielgruppe dafür und haben deshalb keinen großen Gefallen daran gefunden.
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