Die Läden der Einzelhandelskette Gamestop kennen auch Fans hierzulande – und viele von ihnen wissen auch um den Hype, der sich um die Aktie des Unternehmens dreht. Jüngst folgen auf raketenhafte Kurszuwächse drastische Einbrüche. Fertig geschrieben ist die Geschichte aber nicht.
Dieser Text dient allein zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar.
Gamestop ist eine Marke, die nahezu jedem Gaming-Fans bekannt ist – und dennoch hadert das Unternehmen mit dem eigenen Geschäftsmodell: Meist in bester Lage finden sich die Shops – die Mieten sind entsprechend hoch. Die Einnahmen können nicht mithalten. Gründe gibt es mehrere, einer ist zentral: der Spieleverkauf schwächelt, weil der Markt sich verändert hat. Physische Boxen von Videospielen werden schrittweise zu Auflaufmodellen, die Gebrauchtpreise von Gamestop sind meist zu hoch und daher wenig attraktiv. Und mit den übrigen Artikeln im Laden lässt sich zwar theoretisch Geld verdienen, doch die Zielgruppe für die „Nerd-Gegenstände“ kauft ausgerechnet versrärkt im Internet ein. Dort ist die Konkurrenz groß, fast übermächtig.
Rund 5.500 Filialen hat Gamestop eigenen Angaben zufolge weltweit – im vergangenen Jahr soll das Unternehmen allerdings erneut Federn gelassen haben. In Deutschland finden Fans rund 70 Filialen, verteilt in der Bundesrepublik in großen, aber auch kleineren Städten. Und ja: Gamestop bietet für Szene-Fans trotz des schwächelnden Geschäfts eine kunterbunte Anlaufstelle, um in Produkten aus der Gaming-Branche zu stöbern: hunderte Pop-Figuren von Funko, Plüschtiere, Tassen, Goodies – man könnte sein Spielezimmer mit Einkäufen von Gamestop nach Belieben dekorieren. Das allein reicht aber nicht für den finanziellen Erfolg des Unternehmens. Die Hoffnung liegen nun auf einer Transformation. Gerüchte gibt es längst: Ein Fokus auf das Einschätzen von Sammelkarten, der Einstieg in die Krypto-Welt, sogar Gamestop als Hedgefonds werden als Ideen diskutiert. In jüngsten Zeit verstärkt, denn die Gamestop-Aktien (GME) macht derzeit das Internet verrückt.
Die vergangenen Tage waren für Investoren der Gamestop-Aktie mehr als bloß bewegt: GME unterliegt einer hohen Volatilität, was nicht zuletzt daran liegt, dass das Papier zu einem Spielball geworden ist. Auf einen Mega-Kurssprung folgte am Freitag ein herber Rückschlag. Der Einbruch lag bei rund 40 Prozent. Der Grund: Gamestop hatte überraschend seinen Quartalsbericht und einen Verlust von 12 Cent je Aktie verkündet, Analysten sind von -9 Cent ausgegangen. Zudem teilte Gamestop mit, dass man weitere Anteilsscheine verkaufen will: bis zu 75 Millionen. Das Unternehmen hatte über eine entsprechende Einreichung bei der U.S. Securities und Exchange Comission (SEC) informiert.
Und dann war da noch der Auslöser des ganzen Spektakels: „Roaring Kitty“. Keith Gill, so sein Name im echten Leben, ist nach rund drei Jahren aus dem Nichts aufgetaucht. Entsprechend groß ist die Erwartung der Meme-Aktien-Szene an eine Wiederholung des Jahres 2021. Mit einem massiven Short Squeeze sorgte die Gamestop-Aktie für Schlagzeilen und für Furcht bei den Hedgefonds, die teils enorme Verluste zu verkraften hatten. Längst ist der Handel mit den Gamestop-Aktien zu einer Internetbewegung geworden: der Szene vor allem auf Reddit geht es um Geld, aber auch ums Prinzip: Sie stellen sich gegen die Hedgefonds, üben Kritik, wollen jene Firmen, die zum Niedergang von Gamestop ihren Teil beigetragen haben, finanziell bluten sehen.
Wall Street-Firmen und die US-amerikanischen Medien sehen nach dem jüngsten Kurseinbruch ein Ende der Rage gekommen – die Geschichte ist aber noch nicht zu Ende erzählt, denn insbesondere der erste Stream von „Roaring Kitty“ seit rund drei Jahren macht die Szene enthusiastisch. Sie glauben nämlich, dass der augenscheinlich plumpe Youtube-Livestream von Freitag nämlich genau das nicht war. Stattdessen halten einige Reddit-Nutzer das Video und auch die Aktionen von Gamestop selbst für eine „Bärenfalle“, welche die Hedgefonds ins taumeln bringen könnte. Was genau die Beweggründe von Keith Gill sind und welche Pläne der CEO Ryan Cohen für Gamestop verfolgt, ist völlig unklar. Damit scheint gleichzeitig zu gelten: Es kann auch weiterhin zu Überraschungen mit entsprechenden Kursausschlägen in alle Richtungen kommen.
In den vergangenen Tagen stieg die Aktie sprunghaft auf über 70 US-Dollar, derzeit liegt das Papier bei rund 30 US-Dollar.
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