Mit Jurassic World: Evolution 2 hat Frontier Developments seiner Dinopark-Simulation einen waschechten Nachfolger spendiert. Der ist nicht nur umfangreicher und komplexer, sondern auch unterhaltsamer – was, ganz simpel gesprochen, an der Zunahme bei Umfang und Komplexität liegt.
Dinosaurier ausbrüten ist komplex und irgendwie magisch. Weitaus weniger schwierig scheint es für Frontier Developments gewesen zu sein, aus einem guten Simulationsspiel ein noch besseres zu machen. Jurassic World: Evolution 2 ist genau an den Stellen verbessert worden, an denen man es hätte verbessern müssen, um noch mehr Spaß beim Dinopark-Management zu haben.
Jurassic World: Evolution 2 – deutlich komplexer
Der Flug zum Mars ist für die Menschen derzeit greifbarer als die Umsetzung von John Hammonds Idee, einen Themenpark um lebendige Dinosaurier aufzubauen. Was in dem Filmklassiker aus dem Jahr 1993 so leicht erschien, ist in der Realität immer noch unmöglich – zum Glück, würde Dr. Ian Malcolm sagen. Schade, sagen jene, die gern durch einen solchen Freizeitpark spazieren würden. Immerhin auf PC und Konsole ist das möglich, auch wenn es bis zur Umsetzung der Idee gefühlt Jahrmillionen gedauert hat.
Irgendwann kam Frontier Developments mit der Idee um die Ecke, einen Parkmanager umsetzen, bei dem Urzeitechsen und eine mächtige Lizenz den bisherigen Einheitsbrei um Karussells, Achterbahnen und Zuckerwatte ersetzen sollten. Das kam bereits bei dem Debüt-Titel Jurassic World: Evolution aus 2018 gut an – nun haben die Entwickler noch einen oben drauf gesetzt. Das Ziel bleibt im Nachfolger jedenfalls gleich: Als Manager eines Dinoparks soll man seine Aufgabe besser machen als die Protagonisten in der Filmvorlage. Frontier Developments setzt konsequenterweise auf das funktionierende Grundgerüst, spendiert dem Nachfolger allerdings viele neue Features und Inhalte sowie Verbesserungen, insbesondere bei der Spielmechanik. Das Endergebnis ist – das verraten wir an dieser Stelle – besser, runder, spaßiger. Perfekt ist allerdings auch Jurassic World: Evolution 2 noch nicht. Was auf eine Art gut ist, denn so können die Entwickler erneut nachlegen und einen dritten Teil auf den Markt bringen – der Spielereihe zu wünschen wäre das jedenfalls.
Story setzt nach „Das gefallene Königreich“ an
Jurassic World: Evolution 2 hat eine Story. Die spielt nach dem letzten Jurassic-Kinofilm „Das gefallene Königreich“ und knüpft an die auf der Leinwand hinterlassene Verwüstungsorgie an. Der Spieler soll es richten, aufräumen und dabei natürlich reichlich Dinos aus der Wildnis einsammeln, um die Tierchen wieder sicher hinter Zäunen einzuquartieren. Entsprechend agiert man als Mitarbeiter des „Department of Fish and Wildlife“ in den verschiedenen Landstrichen Nordamerikas – von Wüstenabschnitten bis hin zu eisigen Berglandschaften. Immer wieder werde kleine Story-Fetzen durch Dialogsequenzen eingestreut, nicht alles ist dabei aber stets nachvollziehbar. Und: Besonders lang ist die Kampagne mit rund sieben Stunden Spielzeit am Ende auch nicht.
Es geht darum, die Dinos einzufangen und wegzusperren. Der Fokus liegt nicht auf dem Aufbau eines Parks als Besuchermagnet. So richtig herausfordernd ist das Ganze ebenfalls nicht. Knappe Geldmittel? Fehlanzeige. Die CIA zeigt sich spendabel, wenn man als Wildtierfänger nur dafür sorgt, dass die Echsen in ihren Gehegen bleiben. Und auch von viele Spielelementen macht die Kurz-Kampagne keinen Gebrauch. Insgesamt hätte man sie also weglassen können. Die Kampagne zu spielen, lohnt sich vor allem für jene, die den Vorgänger bislang ignoriert haben. Dann nämlich taugt der Story-Part zumindest als eine Art Tutorial.
Deutlich cooler ist da schon der zweite Spielabschnitt mit dem Titel „Chaostheorie“. In bekannten Was-wäre-wenn-Szenarien geben die Entwickler Spieler die Möglichkeit, die Geschehnisse an den fünf Kinofilmen nachzuspielen – und zu verändern! Dieser Kniff ist deutlich gelungener als die simple Dino-Einsperr-Kampagne, insbesondere weil Spieler ihre eigenen Erinnerungen an die Filmvorlagen mit dem Spielgeschehen auf dem Bildschirm verbinden können. Das fügt dem Ganzen eine zusätzlich Erfahrungsebene hinzu, die gefällt. Vor allem Fans des Franchise wird es freuen, die Fehler der Original-Park-Manager ausbügeln zu können. Und so führt Frontier Developments Spieler zurück auf die Isla Nublar oder nach San Diego. Der Umfang der fünf einzelnen Szenarien ist zudem deutlich größer: Mit einer Mission ist man bis zu zehn Spielstunden beschäftigt. Insgesamt liegt die „Kampagne 2.0“ damit bei 40 bis 50 Stunden Spielzeit. Und noch etwas ist anders: die Szenarien sind spürbar komplexer.
Dinos können echte Diven sein
Die Entwickler setzen bei der Verbesserung der Simulationsaspekte zunächst bei den Dinosauriern selbst an: Die Tierchen sind um ein Vielfaches anspruchsvoller als im Vorgänger, wenn es darum geht, ihre Lebensräume einzurichten. Zaun drum, Wasser und Futter rein – fertig? So einfach kommen Parkmanager bei Jurassic World: Evolution 2 nicht mehr davon. Die Urzeitechsen wissen genau, was ihnen schmeckt und was nicht, wie der Untergrund ihres Geheges beschaffen sein muss und mit wem sie sich gern in Gesellschaft aufhalten. Mehrere Mikro-Faktoren bestimmen dann den Komfortfaktor. Manche Pflanzenfresser mögen hohe Bäume, andere lieben Gestrüpp. Der eine Fleischfresser hat es gern sandig, ein anderer mag Bewuchs im umzäunten Territorium.
Am besten ist es daher, die Tiere so zu umsorgen, dass sie sich möglichst wohlfühlen. Aus zwei Gründen: Erstens, weil man möchte, dass es den Dinos so gut wie möglich geht. Und zweitens: Weil zufriedene Dinosaurier nicht darüber nachdenken, für Ärger zu sorgen. Ausbruchsversuche gilt es nämlich zu vermeiden. Schon im Sinne der Parksicherheit sollten die Urzeitechsen daher möglichst komfortabel leben.
Das endet bei Jurassic World: Evolution 2 übrigens nicht bei Bäumchen, Speis und Trank, sondern auch bei der Gesundheit. Dazu schickt man dann das Rangerteam los, um die Tiere zu begutachten und gegebenenfalls tiermedizinisch zu versorgen. Mal reicht eine Spritze, manchmal sind Dinosaurier allerdings auch schwerer verletzt und müssen in den Dino-Klinik behandelt werden. Sind es nicht die Dinos selbst, die für Arbeit sorgen, so ist es ein Unwetter, das Zäune beschädigt, die dann repariert werden sollen. Immer wieder gibt es also etwas zu tun im Dinopark, immer wieder kann das etwas anderes sein. Jurassic World: Evolution 2 ist abwechslungsreich, was die Tagesaufgaben betrifft.
Besucher können echte Diven sein
Die Detailverbesserungen gelten gleichsam für die Besucher. Die haben die Entwickler grob in vier Typen unterteilt, deren Vorlieben es zu befriedigen gilt. Abenteuertouren für die einen, Hotels für die anderen und sogar der Tierschützer-Typ hat den Weg ins Spiel gefunden. Naturbewusste Besucher schauen beim Komfort der Dinos besonders genau hin. Egal, womit man die Besucher auch ködern kann, eines wollen sie alle: Toiletten und Schutz. Also müssen Spieler ihren Park auf mehreren Ebenen ausrichten. Entlang der Dino-Vorlieben, entlang der Besucher-Vorlieben und entlang der grundsätzlichen Bedürfnisse der Gäste. Damit verbunden sind dann die klassischen Themenpark-Elemente. Fresstempel bauen, Besuchern das Geld in Souvenirläden aus den Taschen ziehen – vieles lässt sich dabei sogar im Detail anpassen. Die Läden kann man zusätzlich mit Modulen ausstatten, um die Effizienz zu erhöhen. Das kann sich lohnen, muss es aber nicht. Je besser ausgestattet Shops und Co sind, desto teurer ist der Unterhalt. Stets gilt es die Investitionen also abzuwägen. Spätestens dann wird klar, warum auch Jurassic World: Evolution 2 eine zumindest größtenteils klassische Park-Simulation ist. Etwas schade ist am Ende das ungesetzte Potenzial, denn obwohl die Besucher unterschiedliche Bedürfnisse haben, sielt das für den allgemeinen Zustrom an Gästen zunächst keine Rolle. Soll heißen: An der Kasse sind die alle gleich.
An dieser Stelle könnten die Entwickler also durchaus optimieren, sodass sich die Ausrichtung eines Themenparks spürbarer auf den Simulationsfaktor auswirkt. Der ist dankenswerterweise nämlich insgesamt ziemlich ausgeprägt: Immer wieder muss man Hand anlegen, weil nicht alles automatisch abläuft. Besonders deutlich wird das bei der Forschung: All die Wissenschaftler wollen nämlich verwaltet werden und zwar aktiv. Projekte und Expeditionen zuweisen, neue Dinos ausbrüten, jeder Forscher hat unterschiedliche Stärken und Schwächen bei den Charakterwerten. Und damit auch hier keine Langeweile aufkommt, kann man die Wissenschaftler im Verlauf des Spiels entsprechend ausbilden. bei allem, das man tut, muss man die Finanzen im Auge behalten. Mit Geld um sich werfen, ist möglich, aber wenig erfolgreich. Frontier hält sich an eine simple Faustformel: Besseres kostet mehr. Gute Forscher wollen ein größeres Stück vom Kuchen, zusätzliche Ausstattung kann Unsummen verschlingen – und immer wieder belasten Versorgungskosten die Geldbörse: Vorräte auffüllen, Benzinnachschub besorgen, Forscher in die Ruhepause schicken. Kostenlos gibt es bei Jurassic World: Evolution 2 nichts.
Zeit verbringen kann man mit dem Nachfolge-Simulationsspiel übrigens viel, insbesondere der Herausforderungsmodus ist teils eine harte Nuss. Dabei gilt es, in knapper Zeit seinen Park mit einer Fünf-Sterne-Wertung auszustatten. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade sorgen für zusätzlichen „Spaß“. Wer damit nichts anfangen kann, spielt die Sandbox und tut, was Dinopark-Manager ebenso tun – dann entlang der selbst eingestellten Vorgaben. Bei allem Zuwachs an Komplexität, ist auch Jurassic World: Evolution 2 weit entfernt von tiefgründigeren Parksimulationen – dafür gibt es im Gegenzug eben Dinosaurier zu bestaunen und Inhalte, die Spiel und Filme geschickt und spannend verbinden.
Infobox
Spielerzahl: Singleplayer
Alter: ab 12 Jahren
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: hoch
Genre: Simulationsspiele
Untergenre: Park-Simulation
Entwickler: Frontier Developments
Publisher: Frontier Developments
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2021
Plattformen (Testsystem): PC, Playstation 4, Playstation 5, Xbox One, Xbox Series X|S
Sprache: deutsch
Kosten: ab 59,99 Euro
Fazit
Jurassic World Evolution 2 ist eine spürbare Weiterentwicklung im Vergleich zum gleichnamigen Vorgänger ohne Laufnummer. Allerdings bleiben die Entwickler mit ihrem Konzept weiterhin unter dem, was für eine Wirtschaftssimulation grundsätzlich möglich wäre. Jurassic World Evolution 2 ist ein Kompromiss aus Parkmanager mit Ökonomie-Management und Wildlife-Videospiel. Ausgerechnet diesen Titel als Schönbau-Spiel zu bezeichnen, wäre unpassend: Denn besonders viel Schönbauerei lässt sich leider nicht betreiben. Dafür sehen die Gebäude sich zu ähnlich, sie sind oft zu steril. Ja, das passt zur Jurassic-Marke mit ihrem grundlegend futuristischen Look, entspricht aber nicht dem, was man von Spielen wie Planet Coaster oder Planet Zoo gewohnt ist.
Und trotzdem schlägt Jurassic World Evolution 2 als Simulationsspiel ein. Nicht zuletzt liegt das an dem grandiosen Grundthema: die faszinierenden Urzeitechsen im Spiel zu umsorgen und zu beobachten, macht einfach Spaß. Daraus zieht der Titel – wie bereits der Vorgänger – einen Großteil seines Reizes. Fans von Dinosauriers kommen mit Jurassic World Evolution 2 quasi doppelt auf ihre Kosten: sie können spielen und gleichzeitig ein Paralleluniversum in Verbindung mit den Kinofilmen erleben.
Dass Jurassic World Evolution 2 so gut ist, wie es ist, ist den Entwicklern zu verdanken – die haben nämlich an den passenden Stellen nachgebessert und zwar im Detail. Statt alles Funktionierende zu überwerfen, hat man also optimiert. Bisweilen fühlt sich Jurassic World Evolution 2 wie eine Art notwendiger Zwischenschritt an, den Frontier Developments zunächst hatte gehen wollen. Das Spiel ist unterhaltsam und wunderbar präsentiert, allerdings mangelt es langfristig an Abwechslung. Fakt ist jedenfalls: Ohne Dinosaurier würde der reine Management-Part deutlich schlechter abschneieden als bei vergleichbaren Wirtschaftssimulationen. Die Dinos retten das Spiel also – gut so!
Für den dritten Teil – der hoffentlich kommen wird! – wünscht man sich dann etwas mehr Liebe für den Story-Modus. Der kommt bei Jurassic World Evolution 2 nicht ganz so gut weg. Ja, die Szenarien sind klasse, aber man wird das Gefühl nicht los, das einfach mehr drin gewesen wäre. Wenn man schon ankündigt, die Ereignisse nach dem letzten Blockbuster spielen zu können, dann sollte es krachen. Einfach nur Dinos einsperren, das ist dann doch zu einfach.
Trotzdem: Wer mit Jurassic World Evolution Spaß hatte, der wird mit dem Nachfolger umso mehr Spaß haben.
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