Gesellschaftsspiele auf den Tisch zu packen kostet Zeit, die in vielen Familien ohnehin zu einem seltenen Gut geworden ist. Am Ende lohnt sich die Investition jedoch, um das Familienglück zu vermehren oder zumindest den Familienfrieden wiederherzustellen. Erst kürz ist bekannt geworden, dass in vielen deutschen Familien sehr wenig Zeit für gemeinsames Spiel aufgewendet wird. Das können Eltern ändern, sie müssten es sogar. Gute Brettspiele helfen dabei, alle Familienmitglieder gemeinsam an einem Tisch zu versammeln, um zu erkennen, dass man dabei sogar Spaß haben kann.
Steigende Nachfrage trotz geringer Spielzeit
Nicht einmal eine Dreiviertelstunde wird durchschnittliche in jeder dritten deutschen Familie pro Tag gespielt. Die Nachfrage nach Gesellschaftsspielen steigt dennoch: vor allem in den Monaten zwischen November und Februar.
Wenn es draußen kalt und ungemütlich wird, verlagern viele Familien ihre Freizeitaktivitäten in die heimischer vier Wände, wo es eben warm und gemütlich ist. Brett- und Kartenspiele bleiben auch im digitalen Zeitalter attraktive Alternativen zu Tablet, Smartphone und Video-Stream.
Statistisch gesehen spielen rund zwei Drittel aller Deutschen Brettspiele, insbesondere Familienspiele. An Gesellschaftsspiele werden dabei meist vergleichsweise strenge Anforderungen gestellt:
- Sie sollten niedrige Einstiegshürden bieten, also leicht zugänglich für Eltern und Kinder sein
- Das Material ist idealerweise optisch ansprechend und lädt zum Spielen ein
- Die Kosten müssen überschaubar sein
- Die Spielzeit hält sich in Grenzen und liegt selbst bei komplexeren Titeln bei maximal 60 Minuten
Auch die Wohnregion scheint einen signifikanten Einfluss auf die Attraktivität von Gesellschaftsspiele zu haben. In einer internen Analyse der Vergleichsplattform Idealo wurde festgestellt, dass die Nachfrage auf der Plattform in einzelnen Bundesländern überdurchschnittlich hohe Werte aufweist, so etwa in Bayern und Baden-Württemberg, vor allem aber in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt werden im Süden und Südwesten der Bundesrepublik Brett- und Kartenspiele deutlich häufiger nachgefragt als in den übrigen Regionen.
Gesellschaftsspiele unterliegen Trends
Unter den verbreiteten Gesellschaftsspielen gibt es echte „Evergreens“, also Spiele, die trotz ihres hohen Alters stetig auf den Tischen landen. Dazu gehören Mensch ärger dich nicht, Monopoly oder Die Siedler von Catan – allerdings auch die bekannte Spielesammlung, die jeder betagte Vielspieler bereits aus der eigenen Kindheit kennen dürfte. Viel verändert hat sich über die Jahrzehnte in den Grundlagen nicht, wechselnde Trends existieren natürlich trotzdem, und diese haben Auswirkungen auf die ausgesprochenen Empfehlungen und Kundennachfragen.
Derzeit liegen hybride Spielkonzepte, also die Vermischung von analogen und digitalen Elementen, im Bereich der Brettspiele im Trend. Hinzu gesellen sich sogenannte „Escape-Brettspiele“, also Titel, die – ähnlich wie „Escape-Rooms“ – auf ein Setting setzen, das Spieler zum Lösen von Rätseln animiert. Das funktioniert auf dem Spieltisch in der Praxis überwiegend gut, ist spannend und fördert Kreativität und geistige Flexibilität. Der Charakter des typischen Brettspiels geht dabei jedoch ein wenig verloren, was am Ende Geschmackssache ist. Brettspiele allein zu spielen ist ebenfalls ein Trend, der sich immer stärker abzeichnet. Solo-Brettspiele gewinnen stetig an Bedeutung, was unter anderem an einem steigenden Angebot an derartigen Titeln erkennbar ist. Immer häufiger setzen Autoren und Verlage auf Gesellschaftsspiele, die in größerer Runde Spaß machen, aber auch mit nur einem Spieler funktionieren. Damit platziert sich das Gesellschaftsspiel in einem Segment, das bisher nur Videospielen und Spiele-Apps vorbehalten gewesen ist.
Wenig überraschend: In jeder Altersklasse gibt es unterschiedliche Spielinteressen. Und das beeinträchtigt auch die Liste der beliebtesten Spiele. Bei den Drei- bis Sechsjährigen stehen nach Angaben von Idealo Kakerlakak von Ravensburger und SOS Affenalarm sowie Blokus Classic (beide Mattel) auf dem Siegertreppchen. Alle drei Titel sind kindgerecht aufbereitet, kurzweilig und richten sich an 2 bis 4 Spieler. Bei der preislichen Entwicklung scheinen Gesellschaftsspiele dieser Altersgruppe in den Frühlingsmonaten und im Sommer besonders günstig zu sein: Ersparnisse bis zu 17 Prozent sind dann keine Seltenheit.
Überraschender präsentiert sich die Top-Liste für den Bereich der Altersklasse 7 bis 12, denn dort hat es mit Azul von Plan B Games und Pegasus Spiele das Spiel des Jahres 2018 unter die beliebtesten Brettspiele für Kinder geschafft. Vorn liegt Mattels Uno Extreme, Skip-Bo belegt den dritten Platz. Insgesamt sind alle Gesellschaftsspiele in dieser Altersgruppe bereits deutlich tiefgründiger, vor allem aber spielerisch anspruchsvoller. Spielzeiten von teilweise deutlich über 45 Minuten sind bei derartigen Titeln verbreitet – und scheinen zu belegen, dass Spielern von Titel der Gruppe zwischen sieben und zwölf Jahren viel Geduld für analoge Spielideen aufbringen. Ersparnisse von bis zu 22 Prozent ergeben sich für den Monat Oktober, der bekanntlich auch der Monat der Internationalen Spieltage in Essen ist. Ein wichtiges Stichwort könnte hier auch „Sortimentswechsel“ sein.
Bei den Gesellschaftsspielen ab 13 Jahren zeigen sich die aktuellen Trends. Unter den zehn besten Gesellschaftsspielen dieser Altersgruppe befinden sich daher Escape-Spiele wie „Escape Room“ von Noris oder Hybrid-Spiele wie „Villen des Wahnsinns, 2. Edition“ von Heidelberger bzw. Asmodee, einem Brettspiel mit App-Unterstützung. Überraschenderweise tauchen auch enorm komplexe strategische Titel auf, darunter „Star Wars – Rebellion“ von Asmodee (im Original von fantasy Flight Games) oder „Blood Rage“ (Asmodee). Beide Titel gehören übrigens zu den hochpreisigen Brettspielen, richten sich damit im Kern eher an Vielspieler. Spiele dieser Altersklasse weisen im Monat November mögliche Ersparnisse von bis zu 17 Prozent aus.
Das Spielen zählt, nicht das Spiel
Am Ende ist wichtig, dass überhaupt gespielt wird in deutschen Familien. Dann auch länger als die durchschnittlichen 43 Minuten in jeder dritten Familie. Gesellschaftsspiele können mindestens so unterhaltsam sein wie moderne digitale Inhalte, vereinen jedoch zusätzlich eine Vielzahl positiver Effekte, darunter je nach Spieletitel die Verbesserung der Geschicklichkeit, der Kreativität oder des logischen Denkens.
Vor allem Kinder profitieren in hohem Maße von regelmäßigen gemeinsamen Spielmomenten und lernen – das ist keine Floskel – für ihr Leben. Geduld, Planungsverständnis, Menschenkenntnis, Regelerfordernisse: all das sind Schlüsselfähigkeiten, die Brett- und Kartenspiele auf unterhaltsame Weise vermitteln und stärken. Am Ende lohnt sich jedes Spiel, egal welches.