Tank Mechanic Simulator ist Teil der beliebten mechanischen Simulationsreihe. Nur arbeitet Ihr diesmal nicht mit Autos und Lastwagen, sondern mit Panzern, von denen viele seit über 60 Jahren nicht mehr gefahren oder sogar aus einem Schlammgefängnis befreit wurden. Ob wir die alten Rostlauben wieder zum fahren gebracht haben erfahrt Ihr in unserem Test.
In gewisser Weise folgt dies auf das von PlayWay veröffentlichte Spiel Plane Mechanic Simulator, mit dem Ihr historische Flugzeuge reparieren könnt zurück. Auch gibt es in dieser Richtung noch ganz andere Simulatoren wie z.B. den Car Mechanic Simulator oder auch den House Flipper Simulator in dem man Häuser kauft und neu saniert. Beim Tank Mechanic Simulator aber gehen wir an die großen Geschütze und versuchen alte Panzer wieder zum laufen zu bringen. Ob uns das gelungen ist, lest Ihr jetzt.
Historische Panzer und hässliche Umgebungen
Mit dem Tank Mechanic Simulator können all die Kriegsmaschinen, über die Ihr vielleicht schon mal in Geschichtsbüchern über den Zweiten Weltkrieg gelesen habt, hautnah und praktisch persönlich erleben. Es gibt sogar eine kleine Story. Ihr spielt den jüngsten Erben einer Panzermechaniker-Werkstatt und eines Museums und beginnt, euch einen Namen zu machen. Ihr seid neu im Business, daher sind die ersten Aufträge, die man annimmt, klein und nicht besonders anspruchsvoll, wie es sich für einen neuen Ladenbesitzer nun mal gehört.
Anfangs beginnt man damit, einige kleine periphere Teile zu ersetzen und Tanks zu reinigen, aber schließlich beginnt Ihr damit, ganze Baugruppen selbst zu ersetzen. Darüber hinaus geht man gelegentlich ins Feld, um alte Tanks mit Metalldetektoren, bodendurchdringendem Radar und sogar Drohnen zu bergen. Die Optik ist ziemlich gut gelungen für die Panzer und den Laden selbst. Die Exkursionen, die Ihr unternimmt, zeigen, dass der Schwerpunkt vor allem auf der mechanischen Seite des Spiels liegt. Die Bodenbedeckung, das Laub und die Wassereffekte wirken im direkten Vergleich detailarm und verwaschen – so, als hätte man seinen alten Amiga aus dem Keller geholt, das Gerät entstaubt, zum Laufen gebracht und ein Panzer-Werkstatt-Spiel installiert.
Basteln beruhigt – die Musik auch
Jeder einzelne der im Spiel verfügbaren Panzer ist jedoch liebevoll und realitätsgetreu nachgebildet, zeigt einzelne Teile und ermöglicht dem Spieler die Interaktion mit den meisten von ihnen. Die Stücklisten für die im Spiel dargestellten Panzer sind recht umfangreich, gehen aber nicht ins Detail. Ihr werdet zum Beispiel nicht ein Bruttogewicht einer bestimmten Mutter- oder Schraubengröße bestellen, nur um einen Panzer wieder zusammenzubauen, den Ihr vom Spielfeld geborgen habt.
Während der Arbeit im Laden wird man durch das Radio beruhigt, das klassische Rockmelodien ohne Gesang spielt. Es wirkt wie ein netter Rückfall, wenn Ihr Teile am Computer durchschaut, nach dem Werkzeug sucht, das Ihr gerade in die Grube unter dem Tank fallen gelassen habt, oder man sich zurücklehnt und eine gut gemachte Arbeit bewundert.
Die Geräusche der Werkzeuge, die man am Panzer oder auf dem Feld hört, sind angemessen – nicht unbedingt realistisch – und geben ein befriedigendes Gefühl, auch wenn man zusieht, wie Rost und Farbe verschwinden, während man die Tanks bis auf das Stahlgrau reinigt, das sie von den Fließbändern hatten. Man darf die Panzer auch nach dem Reinigen lackieren – und es ist durchaus amüsant, diese Maschinen in leuchtend roter Grundierung zu sehen, bevor die nächste Schicht aufgetragen wird.
Spannungskurve in der Panzer-Werkstatt? Fehlanzeige!
Klar muss sein, wenn Ihr etwas Spannendes zum zocken sucht, ist dies nicht gerade das richtige Spiel. Es ist ziemlich langsam und methodisch, und die Aufgaben wiederholen sich sehr oft, meist ist es eine Panzerreparatur oder -extraktion die man ausführen muss. Die Extraktionsaufgaben könnten sogar etwas frustrieren, da eine Beschreibung des Ortes fehlt, nur auf dem Tech Pad sieht man grob den Ort. Man läuft zu Fuß oder fährt mit dem Auto einfach in das Gebiet, in dem sich der Panzer angeblich befindet, was durch einen grauen Kreis auf der Karte angezeigt wird.
Dort angekommen muss man mit dem Metalldetektor direkt zum Mittelpunkt des Kreises, um eine Fahne zu pflanzen, wenn das Piepen am höchsten ist. An diesem Punkt könnt Ihr wählen, ob man sich die Schaufel schnappt oder ob Ihr das Bergungsobjekt mit dem Tech-Pad herbeirufen wollt. Zum Schluss sei noch erwähnt das man sogar in der Lage ist, mit den Panzern eine Runde auf dem Schießstand zu drehen, ein echter Test, ob ihr alles wieder richtig zusammengesetzt habt oder nicht.
Einen gewissen Unterhaltungsfaktor kann man dem Spiel nicht absprechen, die Präsentation ist allerdings zum Abgewöhnen – mit Ausnahme der Panzermodelle selbst. Letztere stehen eindeutig im Fokus des Spiels, der Rest ist vermutlich nur eingebaut worden, damit man die stählernen Ungetüme nicht in einem themenlosen Nirvana zusammenschrauben muss oder sich grob an Himmel – im Spiel dargestellt durch einen grau-blauen Dunst – oder Erde – im Spiel dargestellt durch eine braun-grüne Matte – zu orientieren.
Seichte Unterhaltung ist, was man dem Spiel am ehestens bescheinigen kann. Herausforderungen gibt es nicht, Aufgaben dagegen schon. Die sind allerdings schnell erledigt und wiederholen sich dann in regelmäßigen Abständen. Sie rauschen an den Spielern vorbei wie eine Macke in einer Panzerkette. Wer das mag und unbedingt selbst die Schraubenschlüssel in die Hand nehmen möchte, der dürfte mit dem De Generals‘ Tank Mechanic Simulator mangels Alternativen sicher einige spaßige Stunden verbringen, alle anderen setzen sich besser hinter das Steuer eines anderen virtuellen Panzers und machen kaputt, was kaputt gemacht werden soll.
Fairerweise muss man sagen, dass der Tank Mechanic Simulator ein echtes Indie-Projekt ist, dass die polnischen Entwickler schrittweise in kleinteiligen Arbeitsschritten bis zur Marktreife designen. Weil heutzutage „Indie“ nicht mehr gleichzusetzen ist mit „Hobby“, dürfte das Simulationsspiel aufgrund seiner Qualität dennoch an der breiten Masse der Gamer vorbeiziehen. Allenfalls Gelegenheitsspieler können einen Blick riskieren.
Infobox
Spielerzahl: 1
Alter: ab 0 (USK)
Schwierigkeit: leicht
Langzeitmotivation: mittel
Publisher: PlayWay
Entwickler: De Generals
Erscheinungsjahr: 2020
Plattformen: Nintendo Switch, PC
Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Koreanisch, Russisch, Chinesisch
Kosten: 17,99 Euro
Fazit
Man muss ganz klar sagen wenn Ihr Panzer im Allgemeinen mögt und gegenüber Simulationen nicht abgeneigt seid und wenn Ihr bei der Reparatur ein wenig Innere Ruhe finden wollt, kann man den Tank Mechanic Simulator durchaus empfehlen.
Wir fanden es befriedigend, da jedes Projekt immer mehr in die Tiefe ging, auch wenn sich die Reparaturen gerne mal wiederholen, bis man schließlich das letzte Quäntchen Rost gejagt hat, um den Indikatorbalken bis auf 100% zu bringen. In dem Simulationsspiel ist vermutlich weitaus weniger Spiel enthalten, als man von ähnlichen Titeln erwarten würde. Es handelt sich um ein absolutes Nischen-Werk – das ist Fluch und Segen. Segen, weil es überhaupt spielerische Alternativen zu stupiden Tank-Schlachten gibt. Fluch, weil Tank Mechanic Simulator nicht weniger stupide Spielhandlungen zu bieten hat.
Die meisten Spieler werden den Tank Mechanic Simulator nicht mit der Kneifzange anfassen, echte Fans – vorrangig echte Fans, die Videospiele eher gelegentlich spielen – freuen sich hingegen darüber, dass man endlich mal mit Panzern herumspielen darf ohne die Maschinen über den Haufen schießen zu müssen. Der Tank Mechanic Simulator ist wohl der beste Panzer-Mechanik-Simulator, den es momentan auf dem Markt gibt – möglicherweise ist es aber auch der einzige.