Trial by Trolley ist ein lustiges Partyspiel mit teilweise bitterbösem Humor. Das Spiel stammt von Cyanide & Happiness, einem Webcomic von Rob DenBleyker, Kris Wilson, Dave McElfatrick und Matt Melvin. 3-13 Personen ab 16 Jahren wetteifern in jeder Runde darum, dass die Straßenbahn über die Karten des jeweils anderen Teams fährt. Dabei gibt es in jeder Runde einen Person, die die Straßenbahn fährt und sich für eine der beiden Gleise entscheiden muss. Klingt lustig (sofern man den Humor teilt) und baut auf einem philosophischen Gedankenexeperiment auf. Als Philosoph möchte ich dieses aufgreifen und euch neben dem Spiel auch die philosophische Idee hinter dem Spiel vorstellen. Wer direkt zum Spiel will, kann den folgenden Abschnitt einfach überspringen.
Das Trolley-Dilemma
Eine Straßenbahn ist außer Kontrolle geraten und droht, fünf Personen zu überrollen. Durch Umstellen einer Weiche kann die Straßenbahn auf ein anderes Gleis umgeleitet werden. Unglücklicherweise befindet sich dort eine weitere Person. Darf (durch Umlegen der Weiche) der Tod einer Person in Kauf genommen werden, um das Leben von fünf Personen zu retten? – Philippa Foot
Wie würdet ihr euch entscheiden, wenn ihr in einer solchen Situation seid? Manche würden wohl den Schalter umlegen und darauf verweisen, dass durch die Handlung fünf Personen gerettet werden können. Zwar stirbt durch die Handlung auch eine Person, aber ganz banal: Fünf ist mehr als Eins.
Akzeptieren wir diese – sehr vereinfachte Argumentation -, dann sehen wir uns direkt weiteren Problemen, konfrontiert. Wenn wir in dieser Situation sagen, dass wir eine Person opfern dürfen, um andere zu retten, warum dann nicht auch in anderen Fällen? Ändern wir das Szenario: Fünf Personen befinden sich im Krankenhaus und brauchen jeweils eine unterschiedliche Organspende. Eine weitere gesunde Person kommt ebenfalls in Krankenhaus und hätte die nötigen Organe. Wäre es ok, wenn der Arzt jetzt die Organe von der gesunden Person nimmt, und damit die anderen Patienten rettet? Intuitiv wohl nicht, aber warum?
Eine mögliche Antwort könnte sein, dass die Handlungen, auch wenn sie sich ähneln, doch verschieden sind. Während im Organfall die eine Person ganz klar als Mittel zum Zweck benutzt wird, wir müssen sie töten, um die Organe zu kriegen, ist es beim Weichenfall verschieden. Hier wollen wir primär die Personen retten und nehmen dabei den Tod der einzelnen Person im Kauf.
Im Laufe der Zeit wurde das Trolley Dilemma auch immer wieder modifiziert und angepasst. Hier findet ihr eine Übersicht über drei der bekanntesten: Links der klassische Fall. Und in der Mitte und rechts jeweils ein Szenario, wo die einzelne Person die Straßenbahn bremsen könnte.
Ich möchte an dieser Stelle auch gar nicht zu tief in die Philosophie abdriften, aber fand es ganz interessant, einen Einblick zu geben, auf welchem Gedankenexperiment Trial by Trolley aufbaut.
Trial by Trolley
Beim Spiel gibt es jetzt gewisse Unterschiede zu dem gerade dargestellten Gedankenexperiment. Die Person, die entscheidet, steht nicht an der Weiche, sondern fährt den Zug – dennoch entscheidet sie über welches Gleis sie fährt (fragt nicht, so ist das Spiel). Alle anderen Personen sind in zwei Teams aufgeteilt und versuchen die Person jetzt davon zu überzeugen, lieber über das andere Gleis zu fahren und die eigene Seite zu verschonen.
Aber der Reihe nach. In jeder Runde bildet ihr zwei Teams und bestimmt zusätzlich eine Person, die den Zug fährt. Dieser Zug muss auf einem der beiden Gleisen fahren, die die jeweiligen Teams repräsentieren. Beide Teams legen Personen und Modifikatoren aus, um die zugfahrende Person dazu zu bringen, doch lieber über das andere Gleis zu fahren. Entscheidet sie sich für ein Gleis, so erhalten alle Person, dieses Gleises Minuspunkte.
Spielablauf:
Entscheidet euch für eine Person, die zuerst den Zug fährt und platziert den Spielplan so vor ihr, dass die einzelne Strecke zu ihr zeigt. Alle übrigen Personen bilden zwei Teams und sollten sich im Idealfall gegenüber sitzen. Solltet ihr keine gleich großen Teams bilden können, ist das kein Problem, denn die Teams wechseln nach jeder Runde.
Bildet mit den Spielkarten drei Stapel je nach Kartentyp und mischt die Stapel. Es gibt folgende Karten: Unschuldig, Schuldig und Modifikator. Legt die Marker griffbereit, ihr braucht sie aber erst nach der Runde, um die Punkte darzustellen.
In jeder Runde legen die Personen jetzt an ihr eigenes Gleis Unschuldig-Karten und Schuldig-Karten an das gegnerische Gleis. Zusätzlich können Modifikatoren auch noch Einfluss nehmen. So kann eine sehr nette Person, die man eigentlich verschonen will, sich doch noch als sehr böse entpuppen.
Am Ende argumentiere beide Seiten dafür, dass das das eigene Gleis verschont werden soll und die fahrende Person muss sich abschließend für ein Gleis entscheiden.
Fazit
Das Spiel ist spaßig – wenn ihr mit der richtigen Runde spielt und den Humor von Cyanide & Happiness teilt. Der Humor ist teilweise sehr böse. Wer das mag und wer auch Freunde mit ähnlichem Humor hat, der wird hier durchaus Spaß haben.
Die Karten sind lustig illustriert und haben denselben Stil wie auch die Comics. Die Strecke wirkt vergleichsweise etwas billig, denn es handelt sich nur um ein faltbarer Blatt mit aufgedruckter Schiene. Die Box kommt sehr platzsparend daher, das heißt hier wird keine teure Luft verkauft, wie wir es in letzter Zeit häufiger sehen müssten, was auf jedenfall ein Pluspunkt ist.
Spielerisch ist das Spiel schnell erklärt und wirft keine Fragen beim Spielen auf. Ein Nachteil ist aber dennoch, dass es eben sehr vom Humor der Person abhängt, welche Seite gewinnt. Das heißt, auch wenn ihr die besten Karten habt und es objektiv richtig wäre, das andere Gleis auszuwählen, kann es sein, dass sich die Person anders entscheidet. Auch kann es passieren, dass man in großen Gruppen überfordert wird. Wie sollen denn die jeweiligen Personen gewichtet werden? Und dann auch noch mit den ganzen Modifikatoren? Spricht jetzt am Ende ein bisschen mehr für das eine oder für das andere Gleis?
An diesem Punkt merkt man dann, dass man das Spiel nicht zu ernst nehmen sollte. Spielt es nicht, weil ihr gewinnen wollt, sondern weil ihr Spaß haben wollt. Entscheidet sich die Person gegen euch, auch wenn eure Karten besser schienen, dann ist es eben so. Entscheidet euch aus dem Bauch heraus, welches Gleis besser ist, anstatt 30 Minuten lang das Für und Wider abzuwägen. Habt Spaß!