Viele Brettspiele führen ihre eigene Welt ein. Warum aber sollte es bei einem Spiel in einem Universum bleiben? Genau das dachten sich auch Valerio und Paolo von Twoid Games. Nachdem sie während der Corona-Pandemie ihre erste Idee zum Brettspiel Legends of Void verwirklicht haben, entwickelte das Universum des Spiels schnell ein Eigenleben. Es gab noch viel zu erzählen aus der Welt, in der sich das „Nichts“ ausgebreitet hat.
Die Neuheit Fall of Lumen schreibt die Geschichte fort, die mit Legends of Void begonnen wurde. Abgesehen vom Thema bietet das Spiel neue spielmechanische Ansätze. Hier gibt es nun ein komplexeres Deck und Tableau Building-Spiel mit Worker Movement-Element. Wir haben mit Valerio von Twoid Games über die Entwicklung des Spiel gesprochen, wie sich die Geschichte weiter entwickelt hat und auch was im kommenden Kickstarter zu erwarten ist.
Die im Artikel verwendeten Bilder zeigen digitale Prototypen des Spiels. Bis zum fertigen Spiel können sich hier noch einzelne Aspekte ändern.
Eine Welt wird vom Nichts bedroht
Die Story und der große „Bösewicht“, das Nichts (Void), weisen Ähnlichkeiten zu Michael Endes „Die Unendliche Geschichte“ auf. Das „Nichts“ manifestiert sich in Legends of Void in den Seraphs. Das gemeinsame Ziel der Spielenden ist das Besiegen dieser gottgleichen Kreaturen, die die „Outer Lands“ Stück für Stück ihrer Schönheit berauben und alles Schöne durch Nihil ersetzen.
Auf eine einzige Vorlage lässt sich die Inspiration zu Legends of Void aber nicht beschränken. Kartennamen, die Struktur der Welt und weitere Bestandteile des Spiels basieren auf vielfältigen Einflüssen wie Comics, Mangas, Serien, weiteren literarischen Werken und diversen Mythologien.
Unabhängig von diesem gemeinsamen Ziel wird am Ende nur eine Person gewinnen. Alle übernehmen hier die Rolle eines Helden, die ihre jeweils eigene Fraktion anführen. Es gilt, sich die Gunst der Eternals aus der Fliegenden Stadt Lumen zu sichern. Die Eternals haben die Macht über alle bekannten und unbekannten Länder. Sie versorgen die Helden mit den Schriftrollen halten sich aber ansonsten weitestgehend aus den Geschehnissen am Boden raus.
Genau dieses Heraushalten wird ihnen nun zum Verhängnis.
Sabotiert die Fliegende Stadt
Viele Jahre sind seit den Kämpfen gegen die Seraphs vergangen. Die Outer Lands sind nach den Jahren der Kämpfe weit von ihrem einstigen Glanz entfernt. Die Menschen sind bereit, sich ihr altes Leben wieder aufzubauen. Es gibt jedoch einige, die die Präsenz der Fliegenden Stadt Lumen nicht haben möchten und die Teilnahmslosigkeit der Eternals nicht akzeptieren.
Die Spielenden übernehmen wieder die Rolle von Helden. Nun wollen sie dafür sorgen, dass die Fliegende Stadt wortwörtlich auf den Boden gebracht wird. Hierfür wollen sie dort Hüter einschleusen, die die Stadt sabotieren. Die Hüter gehörten zu den Machthabenden vor dem Eintreffen der Eternals. Sie wurden verbannt.
Durch die Veränderungen, die das „Nichts“ hervorruft können sie aber zurück. Es gilt möglichst viele Hüter zurück in die Welt zubringen und sie dann in die Fliegende Stadt einzuschleusen.
Man trifft viele bekannte Gesichter aus Legends of Void wieder. Die Fraktionen haben nicht mehr eine so wichtige Rolle. Sie sind eher passiv, da sie sich nicht offen mit den Eternals anlegen können. Trotzdem bieten sie den Helden wichtige Unterstützung.
Das Spieleuniversums gibt die Geschichte vor
Legends of Void war anfangs nicht mehr als ein Projekt, das aus Spaß an der Sache selbst begonnen wurde. Vielmehr als eine „eigene“ (komplexere) Version von Terraforming Mars solle es bis zur Corona-Pandemie gar nicht sein. Doch mit den Lockdowns wuchs die Zeit, die man hatte, um sich ernsthafter mit diesem Spiel auseinanderzusetzen. Die fantasievolle Spielwelt wuchs und wuchs, Fraktionen entwickelten sich, Helden bekamen ein Gesicht und in den zahllosen Testpartien entwickelten sie ein Eigenleben. Dieses Eigenleben war der Grundstein für Fall of Lumen.
Paolo und Valerio war es wichtig, dass das Thema und die Welt bestehen und anschließend die Spielmechanik, die von der Welt vorgegeben ist, in die Welt gebracht wird. Ihre Spiele sollen einen aus dem „Hier“ holen und in die fremde Welt, die vom „Nichts“ bedroht wird, entführen.
Es war klar, dass das neue Spiel nicht nur thematisch andere Wege einschlagen würde, auch wenn die Welt die selbe ist. Spiele wie Die Verlorenen Ruinen von Arnak oder Burggrafen des Westfrankenreichs und ihr Deck Building brachten hier die spielmechanische Inspiration. Die Welt, die Helden und die Fliegende Stadt geben die weiteren Mechanismen wie das Worker Movement vor.
Die vielen Erfahrungen aus der Entwicklung des ersten Spiels waren hier sehr wertvoll. Da die beiden alles selbst in der Hand halten, können sie Probleme sowohl von einem produktionstechnischen Standpunkt als auch von einem spielerischen Standpunkt aus betrachteten und lösen.
Wirklich große Herausforderung oder grundlegende Änderungen ergaben sich nicht. Es gab mal die Idee, die Spiele ähnlich wie die „Pax“-Reihe aufzubauen, doch da die beiden selbst etwas anderes bevorzugen, wurde diese Idee schnell verworfen.
Was ebenfalls besonders wertvoll war, ist die sich gegenseitig anspornende Zusammenarbeit von Valerio und Paolo. Valerio ist er der Mann für die Zahlen, während Paolo vor allem das künstlerische übernimmt. Die Arbeit des einen bestimmt auch immer die Arbeit des anderen.
Das Spiel hat einen „klassischen“ Entstehungsprozess durchlaufen. Nach dem Ausarbeiten der ersten Version wurden noch grobe Anpassungen vorgenommen. Jede zukünftige Version blieb dann immer länger die aktuellste und die Anpassungen wurden immer feiner und es ging zum Balancing über.
In wenigen Wochen geht das Spiel ins „externe“ Playtesting. Zuerst mit Spielegruppen in Italien und im Sommer dann mit gedruckten Prototypen, die in die ganze Welt verschickt werden an Personen, die bereits bei Legends of Void mit Feedback unterstützt haben.
Die ernsthafte Arbeit an Fall of Lumen begann vor etwa anderthalb Jahren. Mit dem aktuell noch anstehenden intensiven Playtesting wird das Spiel voraussichtlich im September/Oktober ins Crowdfunding starten.
Wie bringt man Lumen zu Fall?
Im Vergleich zu Legends of Void wird das neue Spiel Fall of Lumen etwas kompakter sein. Von der Komplexität wird es trotzdem sicher in den in den 3er-Werten (BGG-Wertung) liegen. Zentraler Mechanismus ist nun Deck building. Zudem gibt es Tableau building (Follower und Schmuckstücke) und Area Movement (Helden)
Auch das Ziel des Spiels ist klar: Es gilt, Hüter in Lumen einzuschleusen, damit diese die Fliegende Stadt sabotieren. Jeder Hüter, der sich am Spielende in Lumen befindet bringt Punkte. Da es nicht verborgen bleibt, sich gegen die Eternals zu stellen, gibt es Patrouillen, deren Gefangennahme ebenfalls noch ein paar Punkte bringt. Minuspunkte gibt es für jede Lumen´s Eye-Karte, die sich am Spielende noch im eigenen Deck befindet. Einen unübersichtlichen Punktesalat findet man hier zum Glück nicht.
In jeder der sieben Runden stehen den Spielenden fünf Handkarten zur Verfügung. Es werden solange Züge reihum gespielt, bis alle gepasst haben. Wer am Zug ist, darf eine Hauptaktion und beliebig viele Freie Aktionen ausführen.
Das Ausführen der Hauptaktionen ist vielfach von der Position des eigenen Helden abhängig. Man kann beispielsweise Sammeln. Es gibt insgesamt fünf Ressourcen und fünf Skills im Spiel. An den Märkten kann man neue Karten kaufen, die entweder in den eigenen Spielbereich oder auf die Hand kommen und dort das Deck verbessern.
In den insgesamt acht Regionen auf dem Spielfeld gibt es außerdem Challenges, die man mit seinem Helden erfüllen kann. Solche eine große Herausforderung lenkt aber die Aufmerksamkeit der Eternals auf einen und eine Patrouille wird der Region hinzugefügt.
Für das Zahlen einer von drei möglichen Kosten kann man eine Patrouille gefangen nehmen. Durch solche Aktionen darf man zwar eine Truhe öffnen, sammelt aber auch Kopfgeld. Hat man drei Kopfgeldmarker, wird eine Lumen´s Eye Karte dem eigenen Deck hinzugefügt.
Die im Endeffekt wichtigste Aktion für Siegpunkte ist das infiltrieren von Lumen. Befindet sich der eigene Held in der Region der Fliegenden Stadt, können Hüter dort eingeschleust werden. Die Kosten sind hier abhängig von der jeweiligen Region und möglicherweise vorhandenen Agenten.
Eine weitere Hauptaktion ist das Spielen von Karten. Manche bieten einen nicht freien Effekt und zählen so bei Aktivierung als Hauptaktion. Für einen Beitrag darf der eigene Held auch zwischen den Regionen reisen.
Zu den freien Aktionen zählt das Umtauschen von Ressourcen, das Abwerfen von Handkarten oder Erschöpfen von ausliegenden Karten, um deren Skill zu erhalten.
Haben alle gepasst, folgt die Lumen Phase. Hier bewegt sich die Fliegende Stadt in eine neue Region, fügt neue Patrouillen hinzu. Zusätzlich können weitere Effekte ausgeführt werden, die die Karte des Lumen Decks vorgibt.
Sind die Aktionen der Fliegenden Stadt abgehandelt, bereiten sich alle auf die nächste Runde vor.
Es wird auch einen Solomodus geben. Dieser wird eine etwas andere Herausforderung als das Mehrpersonenspiel bieten. Hier gibt es Ziele, die sich aus bestimmten Kombinationen von Hütern in Lumen zusammensetzen, deren Erfüllung maßgeblich für das besiegen der Fliegenden Stadt ist.
Lumen ist hier ein direkterer Gegner, der einen mit unvorhersehbaren Aktionen einschränkt und so dazu herausfordert, trotz stärkeren Einschränkungen bei den eigenen Optionen kreative Lösungen zu finden.
Das Crowdfunding
Ein fixes Datum steht aktuell noch nicht fest. Nach dem aktuellen Plan planen Paolo und Valerio das Spiel voraussichtlich im September oder Oktober diesen Jahres ins Crowdfunding zu bringen. Eine Auslieferung ist bei erfolgreicher Finanzierung für Sommer 2024 geplant.
Erfrischend ist die offene Herangehensweise an die Kampagne. Es wird keine unübersichtliche Flut an Stretchgoals geben, die Karten hinzufügen oder weitere Helden oder Fraktionen freischalten. Alles was das Spiel hat und im Playtesting dabei war, wird auch von Anfang an erhältlich sein.
Stretchgoals beschränken sich vor allem auf „kosmetische“ Verbesserungen, wie besseres Material oder auch bessere Optionen beim Versand. „Spielereien“ wie Miniaturen wird es nicht geben. Wie schon beim Vorgänger beschränken sich die beiden auf Dinge, die sie selbst in Spielen lieben und fügen nichts hinzu, um einfach nur „mehr“ zu haben.
Wer sich das Projekt jetzt schon vormerken will, um den Start auf keinen Fall zu verpassen, kann dies sich hier bei Kickstarter tun.
Etwas, was noch keine konkreten Formen angenommen hat, aber als kleiner Traum in der Zukunft noch angegangen werden könnte, ist ein illustriertes Storybook, in dem es um die Outer Lands geht. Dies wäre eher ein Nebenprojekt. Wann es verwirklicht werden könnte und ob es vielleicht im Kickstarter zu Fall of Lumen auftaucht, bleibt abzuwarten.
Infos zu Fall of Lumen
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Personenzahl: 1 – 4 Personen Spielidee und Illustrationen: Paolo und Valerio Link zu Kickstarter-Kampagne: Link |
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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