Frosthaven hat einen grandiosen Endspurt hingelegt, der in diesem Ausmaß unerwartet kam. Der Nachfolger zu Gloomhaven scheint Fans überzeugt zu haben: über 80.000 Backer haben Investitionen von insgesamt rund 13 Millionen US-Dollar getätigt und damit nicht nur das Brettspiel-Projekt finanziert, sondern Frosthaven zum bislang erfolgreichsten Crowdfunding-Brettspiel gemacht. Und nicht nur das: Die Kampagne von Cephalofair Games gehört zu den drei erfolgreichsten auf Kickstarter überhaupt. Was der Autor Isaac Childres zu diesem Erfolg sagt, erfahrt ihr im nachfolgenden Beitrag.
Frosthaven: Backer investieren rund 13 Millionen US-Dollar
Der direkte Vergleich zeigt, wie rund die Kampagne von Frosthaven gelaufen ist. Das Dungeon-Spiel Kingdom Death: Monster 1.5 erreichte im Jahr 2017 einen bis jetzt als unerreichbar geltenden Meilenstein von etwas über 12 Millionen US-Dollar, aufgrund des Preises waren dafür allerdings weitaus weniger Backer notwendig. „Nur“ 19.200 Fans gaben KDM ihren Segen.
Frosthaven wurde regelrecht zu einem Massenphänomen. 83.193 Backer haben insgesamt 12.969.608 US-Dollar in den hochpreisigen Dungeon-Crawler gepumpt und das Projekt damit ganz nebenbei auf das Siegertreppchen der bislang größten Kickstarter-Erfolge gehoben. Das Projekt von Isaac Childres und Cephalofair Games rangiert auf dem dritten Platz, davor liegen mit der Pebble-Smartwatch (20 Mio.) und dem „Coolest Cooler“ (13.3 Mio.) lediglich zwei Alltags-Gadgets. Übrigens: Frosthaven konnte mehr Unterstützer aktivieren als die beiden genannten Gegenstände.
Das Konzept von Childres und Cephalofair Games ging auf: Mit einem Stand-alone als Nachfolger zu Gloomhaven konnte man all jene Brettspieler ansprechen, die das Prequel bisher nicht ihr Eigen nennen – ganz gleich ob aus Kostengründen oder weil das Spiel über eine lange Zeit vergriffen gewesen ist. Frosthaven wurde daher vermutlich auch als „Chance“ verstanden, sich dem Grundkonzept von Gloomhaven widmen zu können und zwar ohne auf Vorerfahrungen zurückgreifen zu müssen.
Schon Gloomhaven war ein Erfolg: finanzieller Natur, vor allem aber spielerisch. Der Mix aus Karten-getriebenem Kampf, Kampagnen-Spiel, Legacy-Elementen und Storytelling kam gut an. So gut, dass Gloomhaven immer noch Top-Platzierungen in All-time-Rankings einnimmt. Ähnliches wird nun von Frosthaven erwartet. Nicht zuletzt, weil das Sequel auf dem spielerischen Grundgerüst von Gloomhaven aufbaut. Zudem gibt es neue Mechaniken, etwa ein frisches Loot-System und die Möglichkeit, die Stadt „Frosthaven“ im Verlauf der Kampagne zu erweitern und somit auf neue Ausrüstungsgegenstände oder Charaktere zurückzugreifen. Die Spielerfahrung entspinnt sich bei Frosthaven über zwei Jahreszeiten – jeweils mit eigenen Herausforderungen. Der Sommer in Frosthaven bildet den Standard bei der Monster-Toughness, und dann, wenn der Winter naht, wird es ungemütlich auf dem Spieltisch.
Isaac Childres: „Mit diesem Erfolg haben wir nicht gerechnet“
Es ist eine Sache, über den Erfolg eines Kickstarter-Brettspiels zu berichten – und eine völlig andere, den Erfolg aus der Sicht der Projektverantwortlichen zu betrachten. Wir haben also einfach nachgefragt. Dass Frosthaven rund 13 Millionen US-Dollar einsammeln konnte ist Fakt.
Und auch wenn die positiven Rückmeldungen seitens der Fans angesichts der Gloomhaven-Vorgeschichte vermutlich vorprogrammiert gewesen sind, mit einem derartigen Erfolg hatte man bei Cephalofair Games nicht gerechnet: „Wir haben mit einem solch großen Erfolg nicht gerechnet“, bestätigt Isaac Childres auf Nachfrage.
„Naheliegend ist, dass wir wussten, dass die Kampagne erfolgreich verlaufen würde, aber nicht in diesen Dimensionen und vor allem nicht als die Corona-Pandemie ausbrach.“ Bei Cephalofair Games hatte man mit einer Finanzierungssumme zwischen fünf und zehn Millionen US-Dollar gerechnet, verrät Isaac Childres.
… somehow it worked!
Isaac Childres, Cephalofair Games
Dass man ein Schwergewicht wie Kingdom Death: Monster 1.5 überhaupt schlagen könne, wurde dem Team um Isaac Childres zum ersten Mal bewusst, als die Kampagne 5 Millionen US-Dollar innerhalb des ersten Tages generieren konnte. „Da dachten wir, wir hätten vielleicht eine kleine Chance“, meint Childres. Allerdings sei es harte Arbeit gewesen. „Wir musste die Kampagne jeden Tag anschieben, um sie am Laufen zu halten.“ Dann kam der Endspurt und damit die letzten 48 Stunden, in denen die Macher noch einmal alles gaben – am Ende hat es funktioniert, erzählt der Autor.
Damit deutet Childres an, was vor allem jene unterschätzen, die zum ersten Mal eine Kampagne starten: man muss einen enormen Aufwand betreiben, um Erfolge feiern zu können. Selbstläufer sind meist auch die besten Ideen nicht.
Pledge-Manager bis zum Jahresende offen
Die Corona-Pandemie war ein Faktor, den es im Auge zu behalten galt. Bei Cephalofair Games war man „nicht sicher, wie sich die Pandemie auf das Projekt auswirken würde“, erklärt Childres. Sicher wusste man allerdings, dass viele eine harte Zeit durchmachen, auch finanziell. Bei Cephalofair Games wollte man daher so entgegenkommend wie möglich sein, erklärt Childres und so auch jenen die Chance bieten, Frosthaven zu backen, für die es derzeit finanziell eigentlich nicht möglich sei.
„Wir haben Fans dazu ermutigt, die Kampagne für einen US-Dollar zu unterstützen, falls sie nicht sicher waren, ob sie sich derzeit mehr leisten könnten“. Der Pledge-Manager wird nun bis zum Ende des Jahres verfügbar sein, damit Backer viel Zeit haben, um das Brettspiel bezahlen zu können.
I hope you enjoy Frosthaven! It will be an epic experience!
Isaac Childres zu den deutschen Fans
Fans bekommen dann alles, was sie benötigen, um Frosthaven als Stand-alone spielen zu können. „Alles befindet sich in einer Box“, so Childres, der besonders den Siedlungsbau als einzigartiges Feature hervorhebt: „Die größte Neuheit bei Frosthaven ist der Aufbau der eigenen Siedlung. Das gab es in Gloomhaven nicht. Man muss aus der Stadt heraus, Ressourcen sammeln, um die Siedlung zu erweitern – und dann den Winter überleben.“ Gloolmhaven vorher gespielt haben muss man ausdrücklich nicht, bestätigt Isaac Childres. Es handelt sich um eine komplett neue Geschichte.
Man fokussiere sich bei Cephalofair Games nun voll auf Frosthaven, weitere Zukunftspläne wollte Childres daher noch nicht verraten. In der Zwischenzeit erscheint mit Jaws of the Lion eine seichte Gloomhaven-Erfahrung im Einzelhandel, voraussichtlich im August.
Wie wertvoll Kickstarter als Plattform für die Branche ist, unterstreicht Isaac Childres mit einem Satz: „Cephalofair Games hätte es ohne Kickstarter definitiv nicht gegeben.“ Als Student hat es angefangen Spiele zu entwerfen, mit nur wenig Geld in der Tasche, erzählt Childres. Erst Kickstarter-Backer gaben ihm die Geldmittel, um weitermachen zu können. Der Autor schwärmt von der Crowdfunding-Community: „Sie ist großartig und voller kreativer Leute, die dir mit dem helfen wollen, was du benötigst!“
Weitere Informationen gibt es unter www.cephalofair.com.
Frosthaven: Deutsche Version erscheint bei Feuerland
Erscheinen soll Frosthaven im März des kommenden Jahres, später dann im Einzelhändel. Wie bereits bei Gloomhaven, wird der Verlag Feuerland Spiele die Lokalisierung der deutschen Version übernehmen.
Feuerland plant, im Januar 2021 eine erste Aktion für Vorbesteller auf die Beine zu stellen. Die deutsche Version von Frosthaven soll dann im Sommer des kommenden Jahres erscheinen. Das hat der Verlag bereits parallel zum Start der Kickstarter-Kampagne des Dungeon-Crawlers bestätigt.
Zudem: Jaws of the Lion, das „Gloomhaven light“ für Einsteiger, wird voraussichtlich im Spätsommer 2020 erhältlich sein und laut Verlag „vermutlich zwischen 55 und 60 Euro kosten“. Der Titel lässt sich auch als Erweiterung zu Gloomhaven nutzen. Eine gesonderte Pre-Order-Aktion wird es nicht geben, so Feuerland.
[atkp_product id=’9805′ template=’secondwide‘][/atkp_product]
[stextbox id=’autor‘ caption=’Wir suchen Verstärkung für die Redaktion‘]Wir suchen nach News-Autoren in den Bereichen Gaming, Bücher, Brettspiele sowie Filme und Serien. Du möchtest mitmachen? Dann > hier < klicken und bewerben.[/stextbox]