Der Kleinverlag Godot Games hat bislang vor allem mit Brettspielen aus dem Social Deduction-Genre auf sich aufmerksam gemacht. Mit der Neuheit Foxpaw wird alles anders – ein kleines Element der sozialen Deduktion bleibt allerdings trotzdem erhalten. Finanziert wird das Brettspiel über ein Crowdfunding, das am 14. Januar startet.
Human Punishment, Human Punishment: The Beginning, Among Cultists und Galactic Heroes – allesamt Social Deduction-Idee und darum eben allesamt Brettspiele aus einem inzwischen enorm populären, aber überschaubaren Genre. Die genannten Titel stammen von Godot Games, einem deutschen Verlag, der sich bislang auf seine Spezialisierung verlassen hat. Zum Jahresbeginn ändert sich das, denn dann startet mit dem Brettspiel Foxpaw ein Crowdfunding, mit dem der Verlag ein Worker placement-Brettspiel finanzieren und letztlich eine völlig neue Zielgruppe erreichen möchte. Und die ist deutlich größer als bisher.
Ein Brettspiel um Magische Schulen
Auf der SPIEL’24 in Essen hatte Godot Games die geplante Neuheit im Gepäck, stellte das Brettspiel dem großen Publikum vor: Volle Tische, viele Erklärungen, die Macher waren oft in Gespräche vertieft. Offensichtlich gefiel den Messebesuchern, was sie sahen. Vermutlich nicht ohne Grund: Foxpaw basiert ideell auf einer ziemlich bekannten Vorlage – woraus der Verlag auch keinen Hehl macht. Im Gegenteil:
Die Grundidee: Man hat als Spieler eine Einladung erhalten, sich an einer magischen Schule ausbilden zu lassen. Dabei kann man dem Weg folgen, den die Eltern vorgegeben haben – oder man wagt sein eigenes Abenteuer. Die Wahl ist durchaus relevant, denn je nach Entscheidung gibt es bei Foxpaw verschiedene Startbedingungen, mehr Fähigkeiten oder mehr Ressourcen. „Jedes Haus spielt sich anders“, erklärt der Autor Stefan Godot. Die erste Entscheidung direkt zum Spielstart sei also wichtig. Ansonsten setzt das Brettspiel grundsätzlich auf ein Workerplacement-Konzept: Man setzt seine Arbeiter ein, erhält Ressourcen oder löst andere Effekte aus.
Ein Kniff bei Foxpaw: Weil die Arbeiter der Spieler auch mal in die Nacht, also schlafen gehen müssen, ist man als jeweils aktiver Spieler auch an dieser Stelle vor Entscheidungen gestellt. Den Zeitpunkt der Pause und mögliche gute oder schlechte Konsequenzen bestimmt man nämlich selbst. Um die negativen Effekte hat der Autor Stefan Godot ein Element gestrickt, das zumindest in Ansätzen der Kernkompetenz der Verlags entspricht: direkte soziale Interaktion. In einer Arena treten Spieler an, um die schlechten Karten loszuwerden – gekämpft wird mit Magie. Dazu liegen dem Spiel „echte“ Zauberstäbe bei, mit denen man Gesten vollführt, die letztlich über das Ergebnis entscheiden.
„Wir halten die Zauberstäbe einfach vor unser Gesicht“, erklärt Stefan Godot. „Dann schließen wir die Augen und treffen eine Entscheidung. Die teilt man dann mit“. Natürlich könne man auch lügen, könne sich einen Vorteil verschaffen – oder auch alles verlieren. Denn: Auf die Zuschauer der Kampfarena könnten belohnt werden. „Irgendwer kriegt immer was. Die Frage ist nur: Bist du dabei oder nicht?“, so der Spieleautor über das Konzept. Die Idee ist eine Anleihe an frühere Spiele von Godot Games. „Ein bisschen Deduction ist drin“, freut sich Stefan Godot. „Ein bisschen von unserem Geist“. Hinzu kommen bei Foxpaw auch einige Ärger-Elemente: „Wir können viel manipulieren. Im Lehrerzimmer kann man all die bösen Sachen machen“. Jemanden krank melden zum Beispiel, die Hauslehrer beeinflussen oder Tiere anwerben. AN dieser Stelle kommen bunte Tier-Figuren ins Spiel, die bereits in den Sozialen Medien so machen Fan regelrecht verzaubert haben. „Die Tierwesen sind mächtig, es sind neue Worker für uns“, so Godot. „Neue Arbeiter bedeutet, wir bekommen mehr Fähigkeiten und mehr Dinge, die wir machen können.“ Der Clou: Die Tiere bleiben nicht für immer auf dem Spielfeld, „sie haben nur eine bestimmte Ausdauer“, erklärt der Autor. Hinzu kommt ein Prestigesystem, mit dem man zusätzliche Punkte sammeln kann, ähnlich verhält es sich mit Zaubersprüchen.
Zudem interessant: Magische Events. Drei davon gibt es. „Die sind allerdings geheim. Man weiß also nicht, was einen erwartet“, erklärt Stefan Godot. Typisch Schule: „Wir können allerdings auch spicken. So können wir herausfinden, was gebraucht wird. Wir können uns also vorbereiten.“ Letztlich könne man in dem Event dann besser abschneiden.
Schlussendlich geht es um Siegpunkte, die man in den insgesamt fünf Spielrunden sammeln muss. Godot Games dreht seit vielen Wochen die Werbetrommel für die am 14. Januar startende Crowdfunding-Kampagne auf Gamefound. Über 8.500 Fans folgend dem Projekt dort bereits, was das Erreichen des Finanzierungsziels ziemlich wahrscheinlich machen dürfte.
Foxpaw: Völlig anders als bisher
Die Idee zu dem Brettspiel kam Stefan Godot tatsächlich durch den bebrillten Zauberlehrling – und eben durch die Leidenschaft seiner Tochter für die Reihe. „Meine Tochter ist jetzt acht und in dem Alter, in dem sie die ersten Harry Potter-Filme gucken darf. Ab Teil drei wird es schließlich gruselig.“ Fünfzehn Mal habe Stefan Godot im vergangenen Jahr den ersten Film der Harry Potter-Reihe geguckt – „Mindestens! Ungelogen!“. Dabei seien sehr viele Ideen gekommen. „Wir wollten das Thema aber nicht aufsetzen“, so der Autor. Dass Foxpaw eben Foxpaw geblieben ist und nicht ein lizenziertes Harry Potter-Brettspiel, war eine bewusste Entscheidung: „Wir hätten die Chance gehabt, die Lizenz zu nutzen. Aber wir wollten nicht“. Das koste alles viel Geld und um die Autorin gebe es auch gespaltene Meinungen. „Wir möchten lieber unsere eigenen Geschichten erzählen“. So habe man eben ein eigenes Universum geschaffen: „Wir haben auch schon viel für die nächsten zwei Jahre geplant“, verrät Stefan Godot. Man habe viel vor mit Foxpaw – „mit dem Spiel und mit der Welt“.
Foxpaw selbst sei abgeschlossen. „Wir sind zu 98 Prozent fertig. Bis Januar ist es nur noch Warten“. An dem Brettspiel selbst arbeite man nicht mehr oder nur noch an Details. Stattdessen gehe es bereits um neuen Content. „Ab Januar müssen wir explodieren, damit wir weitermachen können“, meint der Autor mit Blick auf die nahende Finanzierungskampagne.
Auf der Messe kam die neue Ausrichtung von Godot Games mit dem Projekt Foxpaw gut an. „Social Deduction ist ja schon eine Nische“, meint der Autor. „Rund zehn Prozent der Szene spielen das Genre nur“, so Godot zu Ergebnisse aus verlagseigenen Umfragen. „Das ist wirklich wenig, aber dafür haben wir viel abgerissen“. Was er meint: Der Verlag sei in seiner gewählten Nische bislang ziemlich erfolgreich gewesen. Zugleich kennen die Macher die Probleme des Genres: „Wir wollen oder können nicht lügen“, meint Godot. „Oder du brauchst große Spielerrunden dafür. Es gibt einfach viele Faktoren, warum du das nicht sielst.“ Bei Workerplacement-Brettspiele sei das anders. „Das ist alles viel einfacher!“. Der Schritt hinzu mehr Mainstream war nicht zwingend geplant: „Alles fügt sich irgendwie“. Das bei Foxpaw zentrale „Gefangenendilemma“ habe er seit rund sieben Jahren im Kopf gehabt. „Ich habe nie ein Spiel gehabt, wo es rein passte. Das ist jetzt das erste. Mit Duellen, bei denen beide Spieler etwas haben oder nur die Zuschauer, wo du Konflikte hast, das ist sehr interaktiv.“
Stefan Godot gibt an, er möge Workerplacement-Brettspiele, viele seien aber einfach zu solitär. „Hier gibt es viele Punkte, bei denen man anecken kann“. Die Runden bei Foxpaw liefen immer sehr unterschiedlich ab. „Da ist sehr viel Varianz drin“.
Und das Image des Verlags? Bislang stand Godot Games ja stets für Social Deduction. Ob man bisherige Fans durch die Neuausrichtung nicht auch enttäuschen könnte? „Wir haben immer neue Ideen. Man muss sich überraschen lassen“. Foxpaw könne nun erstmal „jeder“ spielen. „Es ist das Niveau von Everdell, vielleicht ei bisschen mehr“, so Godot. Auch viele der bisherigen Social Deduction-Fans würde der Kampagne folgen. „Und ein kleines Deduction-Element haben wir ja, damit treffen wir vielleicht auch einen Nerv“. Habe man ein gutes Spiel, sei das ohnehin egal. Auch ein Vorteil von Foxpaw: Man könne mehr Frauen ansprechen. Die bisherigen Spiele seien alle eher düster gewesen. Wer dennoch stets Social Deduction von Godot Games erwartet, muss vorerst zumindest für Neuheiten aus dem Genre auf andere Verlage ausweichen. „Wir sind da ganz entspannt. Wir machen jetzt erstmal das hier“, so Stefan Godot. Mit rund 2.500 Unterstützern rechnet er mindestens bei der Kampagne. Und das Finanzierungsziel? „Das können wir noch nicht genau sagen“. Am Ende sei das finanzielle Ziel aber ohne „nur Marketing“. Es geht um Reichweite und den Algorithmus.
Große Preise ruft der Verlag für Foxpaw übrigens nicht auf. Für das Grundspiel werden es 45 Euro, verrät Stefan Godot. Mit diesem Preis startet der Verlag in die Crowdfunding-Kampagne. Eine optionale Erweiterung gibt es allerdings – mit einem zusätzlichen Haus und einem Solomodus.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Godot Games 81493 Zubehör, Mehrfarbig * | 35,90 EUR |
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Wird das Spiel auf Deutsch erscheinen?
Hallo,
ja, Godot Games ist ein deutscher Verlag. Das Brettspiel erscheint in deutscher Sprache; der Prototyp war bereits lokalisiert.
Insgesamt ist das Material fast sprachneutral (etwas Text beispielsweise auf den Karten).
Viele Grüße
André