Wenn Konsolenspieler außerhalb der Nintendo-Sphäre eine namhafte Serie schmerzlich vermissen, dann dürfte das wohl The Legend of Zelda sein. Die Action-Abenteuerspiele mit dem Protagonisten Link zählt zu den besten in der Games-Branche und hat nicht nur aufgrund des großartigen Ablegers Zelda: Breath of the Wild für Furore gesorgt.
Wer eine Xbox One oder Playstation 4 sein Eigen nennt, schaut angesichts der Nintendo exklusiven Serie in die Röhre. Hervorragende Alternativen gibt es zwar, jedoch eher eigenständige. Das Spielgefühl eines echten Zelda konnte bisher kein anderes Abenteuerspiel nachahmen. Oceanhorn – Monster of the Uncharted Seas ist nicht nur ein Rollenspiel unter vielen, sondern gilt als DAS Zelda für Smartphones, Tablets sowie Xbox- und Playstation-Konsolen, das Nintendo bisher niemals liefern konnte.
Wir haben uns Oceanhorn für die Xbox One auf dem großen Bildschirm angeschaut und verraten in unserem Spieletest, wie gut der Zelda-Zwilling wirklich ist.
Der Zelda-Ersatz für Xbox One, PC und PS4
Als Mobile Game hat FDG Entertainment das Action-Abenteuerspiel Oceanhorn – Monster of the Uncharted Seas bereits im Jahr 2013 veröffentlicht. Vor vier Jahren galt der Titel als perfekter Zelda-Ersatz für Smartphones und Tablets, den Nintendo bis heute nicht geliefert hat. Gerüchten zufolge befindet sich ein echter Zelda-Ableger für mobile Endgeräte in der Entwicklung, sicher ist das mangels offizieller Ankündigungen jedoch nicht. Immerhin steigt die Wahrscheinlichkeit, seit Nintendo das Smartphone als Plattform für hauseigene Spielemarken entdeckt hat (siehe Mario Run oder Fire Emblem Heroes).
PC- und Konsolen-Spieler mussten sich weitere Jahre gedulden. Erst 2015 erschien der Zelda-Zwilling Oceanhorn für den PC, ein Jahr später dann auch für die Konsolen Playstation 4 und Xbox One. Möchte man die legendäre Marke Zelda mit einem Zwillingstitel vergleichen, kommt es vor allem darauf an, den richtigen Maßstab anzusetzen. Oceanhorn kann es nicht mit dem grandiosen Zelda: Breath of the Wild* für Nintendo Switch und Wii U aufnehmen, hält Vergleichen mit Videospielen wie The Legend of Zelda: Majora’s Mask 3DS* (Nintendo 3DS) aber stand.
Als Faustformel gilt: Ein Zelda-Klon ohne Link kann niemals ein echtes Zelda sein. Ein gut gemachter Zelda-Klon sorgt aber für jede Menge Unterhaltung. Dass die Entwickler von Oceanhorn – Monster of the Uncharted Seas rollenspielaffine Gamer unterhalten wollen, merkt man dem Spiel sofort an. Oceanhorn ist kein billiger Abklatsch drittklassiger Videospielentwickler, die mit kopierten Inhalten in die Geldbörsen der Spieler greifen wollen. Im Gegenteil: Schaut man sich das Rollenspiel im Detail an, erkennt man viele gut umgesetzte Gemeinsamkeiten mit der Zelda-Reihe, jedoch auch kleinere Unterschiede, die spielerisch aber nicht zu Ende gedacht wurden. Nennenswert ist insbesondere das Levelsystem. Der Hauptcharakter sammelt stetig Erfahrungspunkte und steigt nach und nach im Level auf, was letztendlich jedoch zu eher simplen Charakterverbesserungen führt. So können Spieler etwa mehr Bomben oder Pfeile tragen, was die typischen „Einkaufspausen“ des Rollenspiel-Genres erfreulicherweise reduziert. Vielmehr hat das Levelsystem aber nicht zu bieten – das ist schade, denn an dieser Stelle hätten die Entwickler viel mehr eigene Ideen einbringen können. Insgesamt sind die Charakteraufstiege ein netter Bonus, den man gern mitnimmt – aber auch eine verschenkte Chance auf mehr Eigenständigkeit.
Die Proteste waren laut als Oceanhorn 2013 für iOS erschien. Eingefleischte Fans der Zelda-Serie witterten bloße Geldmacherei und warfen den Entwicklern vor, Zelda dreist zu kopieren. Grundsätzlich ist Oceanhorn eine Kopie, aber eine wohlwollende, die Rollenspielern außerhalb der Nintendo-Schutzatmosphäre die Möglichkeit bietet auf den Spuren des Protagonisten Link zu wandeln, ohne Link zu sein.
Mit dem Start steigen Spieler direkt in die Geschichte von Oceanhorn ein. Als kleiner Junge wacht man in seinem Zelt auf und findet einen Brief seines Vaters vor, der aufgebrochen ist, um eine Kreatur namens Oceanhorn zu finden. Von nun an, liegt es an den Spielern herauszufinden, was es mit diesem mysteriösen Einstieg in den Handlungsstrand auf sich hat.
Oceanhorn: Hübsch mit Dudel-Musik
Die Hintergrundgeschichte wird mittels optisch gelungener Zwischensequenzen und durch Texteinträge erzählt. Die wesentlichen Dialoge sind in englischer Sprache vertont. An manchen Stellen wirken die Sprecher allerdings etwas gelangweilt. Manchmal passen die Stimmen auch nicht auf die Charaktere. Eulenwesen, die völlig akzentfrei sprechen, wirken zumindest etwas befremdlich – was aber auch Geschmackssache sein kann. Immerhin, und das muss man den Entwicklern von Oceanhorn zugute halten, sind die Dialoge überhaupt vertont. Davon ist Zelda noch heute weit entfernt, sodass die Vertonung einen gravierenden Unterschied zu Nintendos legendärer Abenteuerreihe darstellt. Der Atmosphäre von Oceanhorn tut das spürbar gut. Der zweite atmosphärische Beitrag stammt von den Komponisten der herrlich dudeligen Musik.
Verantwortlich für die Hintergrundmusik von Oceanhorn – Monster of the Uncharted Seas sind zwei Legenden aus der Videospielebrache: Nobuo Uematsu und Kenji Ito. Uematsu hat seine kreativen Fähigkeiten bei nahezu jedem Spiel aus der Rollenspielserie Final Fantasy von Square Enix unter Beweis gestellt. Kenji Ito zeichnet sich vor allem durch seinen musikalischen Beitrag zur Mana-Reihe (Seiken Densetsu) aus. Unaufdringlich, aber stets passend, plätschert der Soundtrack von Oceanhorn dahin und lässt Spieler manchmal sogar vergessen, dass sie eben nicht Zelda oder Final Fantasy spielen, sondern einen eher unbekannten Gameplay-Zwilling.
Mit Schwert und Schild: Gradliniges Gameplay
Ausgerüstet mit Schwert und Schild ziehen Spieler los, um sich den Monsterscharen zu erwehren. Die Kämpfe laufen relativ gleichförmig und eher simpel ab: mit erhobenen Schild werden gegnerische Angriffe abgeblockt, was jedoch an der grünen Kraftleiste zehrt. Auf Knopfdruck vollführt der Held Schwertschläge, die die Lebenskraft der Gegner verringern.
Besonders clevere Spieler nutzen die herumliegenden Gegenstände, um Monster schnell und effizient zu besiegen. Dass sich herumstehende Krüge und Steinbrocken aufheben lassen, um diese dann in Richtung der Opponenten zu schleudern, ist kein Zufall. Viel eher kann man es als eine Art Hommage an die Zelda-Reihe sehen, in der wahrscheinlich mehr Gegner von Vasen erschlagen als mit dem Schwert gerichtet wurden.
Im Verlauf des Spiels greifen Helden zudem auf weitere Ausrüstungsgegenstände wie Bomben oder Pfeile, aber auch auf Magie zurück.
Durch das geschickte Platzieren von Belohnungen, entwickelt sich schnell die bekannte Suchtspirale. Nur noch die auf der Mini-Map angezeigte Kiste erreichen; noch diesen Dungeon abschließen – und schon ist eine weitere Spielstunde wie im Flug vergangen. Rein spielerisch unterhält Oceanhorn auf einem ordentlichen Niveau und auf großen Bildschirmen sieht das Action-Abenteuer zudem gut aus. Zwar merkt man dem Spiel seine Herkunft aus dem Segment der Mobile Games an, trotzdem wirken vor allem die liebevoll gestalteten Inselwelten alles andere als altbacken. Hübsche Lichteffekte sorgen für die richtige Stimmung, vor allem wenn Helden sich in die Untiefen der Dungeons begeben. Mit kleineren Abstrichen steht Oceanhorn dem Zelda-Zwilling auch atmosphärisch in nichts nach.
Kisten schieben. Schalter knüppeln.
Insgesamt 14 verschiedene Schauplätze besuchen Heroen im Laufe des etwa 15 Stunden dauernden Action-Abenteuers. Neben den Hauptaufgaben, die sich aus der Rahmenhandlung ergeben, fordern einfache Nebenaufgaben die Spieler zum Erkunden auf. Simple Quests wie „Lasse einen Gegner zehnmal von deinem Schild abprallen“ bringen zusätzliche Punkte auf das Erfahrungskonto und damit schnellere Rangaufstiege innerhalb des motivierenden Aufstiegssystems. Knifflige Schiebe- und Schalterrätsel kennen erfahrene Abenteurer aus ähnlichen Spielen und auch Oceanhorn greift auf eine solche Gameplay-Mechanik zurück. So müssen beispielsweise Kisten auf bestimmte Schalter geschoben werden, um Tempeleingänge oder Dungeons zu öffnen. Immer wieder werden Helden mit seichten Rätseleinlagen konfrontiert, die auch das Absuchen der Umgebung umfassen. Zusätzlich agieren Spieler mit ihrer erweiterten Ausrüstung mit der Spielwelt, um neue Passagen freizuschalten. Wer mit Bomben versperrte Wege sprengt oder Zieletafeln mit Pfeilen beschießt, gelangt auf diese Weise an geheime Orte – oder folgt der spannenden Hintergrundgeschichte.
Richtig schwierig wird Oceanhorn dagegen nie. Weder die Rätsel noch die Kämpfe stellen den durchschnittlichen Gamer vor große Herausforderungen. Der niedrige Schwierigkeitsgrad hat sich im Rahmen unseres Spieltests als größter Kritikpunkt herausgestellt. Wer sein Gamepad einigermaßen gut beherrschst, weicht Gegnern durch geschickte Bewegungen problemlos aus und steckt nur selten kritische Schäden ein. Das ist vor allem deshalb schade, weil Helden ihren Lebenspunktevorrat im Laufe des Spiels vergrößern. Wer fleißig Herzfragmente sammelt, wird so zu einem echten Tank, der die Gegner auf sich einprügeln lässt.
Die Gestaltung der Levelumgebungen, Dungeons und Monster bewegt sich auf einem ordentlichen Niveau. Was fehlt sind allein die „Wow-Effekte“, die man von den namhaften Konkurrenten kennt. Immerhin sorgen die Bossmonster für die eine oder andere Überraschung im Verlauf des Abenteuers. Bildergalerie zu Football Manager 2019
Infobox
Spielerzahl: 1 Spieler
Alter: 12
Spieldauer: 15 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: mittel
Publisher: FDG Entertainment
Erscheinungsjahr: 2013 (mobile), 2015 (PC), 2016 (Xbox, PS4), 2018 (Switch)
Plattformen: PC, Mobile Devices, Konsolen
Sprache: Englisch mit deutschen Untertiteln
Kosten: 15 Euro
Fazit
Die Vorfreude auf neue Items oder Levelaufstiege treibt Spieler stets zum nächsten Dungeon. Schnell macht sich bei Oceanhorn die Suchtspirale bemerkbar, die den meisten Abenteuerspielen innewohnt. Auch wenn das Gameplay eher simpel ist, motivieren die kurzweiligen Kämpfe und Rätseleinlagen zum Weiterspielen. Oceanhorn ist ein charmanter Abenteuertitel für alle Konsolen- und PC-Spieler, die aufgrund ihrer Gerätewahl auf das Spielgefühl eines The Legend of Zelda verzichten mussten.
Dass es sich bei Oceanhorn – Monsters of the Uncharted Seas um einen Zelda-Klon handelt, ist offensichtlich. Ebenso offensichtlich wie die spielerischen Anleihen an Nintendos legendäre Abenteuerreihe, sind jedoch auch die soliden Gameplay-Qualitäten des Videospiels von FDG Entertainment. Die Optik ist gelungen, die Steuerung gut portiert – der Soundtrack hingegen ist grandios.
Der Schwierigkeitsgrad hätte abgestufter sein dürfen, um auch erfahrenen Spielern passende Herausforderungen zu bieten. Dennoch macht Oceanhorn insgesamt einen runden Eindruck. Das Spiel sorgt für Unterhaltung und überzeugt durch eine spannende Hintergrundgeschichte. Große Überraschungen darf man als Spieler aber nicht erwarten – wer Aha-Effekte im Stile eines Zelda-Abenteuers erwartet, kann seinen Erwartungen auch nur mit einem Spiel aus der Zelda-Serie gerecht werden. Alle anderen sind mit Oceanhorn bestens bedient. Bedenkt man zudem das tolle Preis-Leitungsverhältnis, kann man mit diesem Action-Abenteuer nichts falsch machen.
Übrigens: Oceanhorn war derart erfolgreich, dass ein Nachfolger bereits am Horizont erscheint. Oceanhorn 2 – Knights of the Lost Realm befindet sich bereits in der Entwicklung. Einen konkreten Releasetermin gibt es bislang nicht, bekannt ist aber, dass die Spielwelt des zweiten Teils frei erkundbar sein wird und das Kampfsystem mit einigen Innovationen aufwarten wird, die der Vorgänger vielleicht hat vermissen lassen. Sobald das Spiel erschienen ist, werden wir sicher auch dazu einen Spieletest veröffentlichen.