Blood Rage versetzt Spieler ab jetzt auch am Computer in das Zeitalter der Wikinger, in spannende Schlachten und den Kampf um einen Platz in Walhall. Ob die digitale Version aber wirklich überzeugen kann, verrät der folgende Spieletest zur Blood Rage: Digital Edition, die bereits für PC-Steam erhältlich ist.
Die Vorlage der digitalen Version wurde von dem bekannten kanadischen Autor Eric M. Lang erdacht und sehr aufwendig gestaltet. In Deutschland durch den Verlag Asmodee vertrieben, wurde Blood Rage nun auch digital umgesetzt, kaum überraschend: von Asmodee Digital. Entwickelt wurde die PC-Variante von Exozet.
Das Brettspiel in seiner Ur-Version überzeugt nicht nur durch seinen Spielemechanismus, sondern eben auch durch die Gestaltung des Spielmaterials. Da ebendieses jetzt wegfällt, bleibt die Frage, ob auch die digitale Version überzeugen kann? Preislich ist sie jedenfalls deutlich erschwinglicher und das Spiel gegen die Künstliche Intelligenz erlaubt das Einzelspiel.
Blood Rage digital: Alternative zum Klassiker?
Wie in der Originalversion vertreten die Spieler jeweils einen Wikingerclan mit dem sie um die Kontrolle von Gebieten kämpfen und plündernd durch Midgard ziehen. Die Figuren, die Karten und das Spielbrett behielten das Design des beliebten Strategiespiels bei, doch es gibt auch zusätzlich wählbare Clans, die die Brettspiel Version nicht bietet. Entscheiden kann der Spieler sich nun zwischen 8 Clans und 3 verschiedenen Spielevarianten: Allein gegen die KI, im lokalen Mehrspielermodus oder online mit ELO-Ranking und Rangliste. Das Ziel ist in allen Varianten gleich, der ruhmreichste Clan gewinnt. Nach drei Zeitaltern endet das Spiel und wer es schafft bis zum Schluss seinen Ruhm zu mehren erlangt den glorreichen Sieg.
Die Hintergrundmusik begleitet einen durch das Spiel mit nordischen Klängen und Kriegstrommeln. Sie ist zwar stimmungsvoll und atmosphärisch, aber nicht besonders abwechslungsreich. Es gibt zwar Sound-Effekts zu den verschiedenen Aktionen, die einen wissen lassen was gerade geschieht, aber wirklich Stimmung wird keine aufgebracht. Hier würde etwas mehr Variation dem Gehör – und damit auch der akustischen Präsentation – guttun. Auch die verschiedenen Zeitalter lassen sich nicht akustisch voneinander unterscheiden.
Die Optik hat ebenfalls ein paar Schwierigkeiten, zumindest, wenn man keinen größeren Gaming PC zur Verfügung hat. Das Spielfeld wirkt verworren und die Details sorgen bei der Draufsicht für ein unübersichtliches Gesamtbild. Während die Tabletop-Vorlage, hier offensichtlich sehr aufmerksam adaptiert wurde und das Spielbrett in jener auch vollsten überzeugt, sieht man bei der digitalen Version Gegenteiliges. Auch die Charaktere, die von Fans des Blood-Rage-Brettspiels besonders gefeiert werden, sind in der digitalen Fassung schwerer zu erkennen, die Optik leidet zumindest in niedrigerer Auflösung. Die Gesamtsicht funktioniert, auf Detail-Ebene darf nachgebessert werden.
Anders ist es mit den Spielkarten, diese überzeugen durch ihre schöne Illustration und deren präzisen Beschriftungen. Auch die anderen Spieler sind gut verteilt und die seitlichen Drop Down Menüs eignen sich gut. Doch leider ist auch hier alles etwas zu klein geraten.
Alles in allem ist der Spielbereich sehr aufgeräumt und auch Anfänger erkennen schnell wie das Spiel organisiert ist. Durch einige Drop Down Funktionen und automatischem Zoom bei Handlungen von anderen Spielern wird eine gewisse Übersicht beim eigentlichen Spielen gestattet. Dies vereinfacht es enorm den Überblick zu behalten, wie die Stärken und Ruhmpunkte verteilt sind.
Überblick schafft auch das Kompendium, dass im Hauptmenü zu finden ist. Hier werden nicht nur die Regeln noch einmal gut zusammengefasst dargestellt sondern auch die einzelnen Karten die später beim draften vorkommen können. Wenn man die Zeit investiert und sich mit den einzelnen Zielen, Kampfkarten und Upgrades bekannt macht, kann man darauf seine Strategien aufbauen. Ein weiterer Pluspunkt findet man unter Taktiken, hier sind einfache Strategien erklärt und die Vorlieben der KIs erläutert. Vor allem für Anfänger bietet das Kompendium einen guten Einstieg. Aus meiner Sicht ist die Lernkurve hier sogar schneller als im anfänglichen Tutorial.
Wenn es bei Computerspielen einen immerwährenden Vorteil gegenüber den physischen Spielen gibt, dann ist es wohl das ellenlange Regelwerk. Statt mühsam Seiten zu durchforsten und immer wieder nachschlagen zu müssen, bietet die digitale Version ein Tutorium. Was gibt es besseres als einen schnellen Einstig zu finden und einfach drauflos spielen zu können? Und genau das wird bei der digitalen Version von Blood Rage erfüllt. Falls dann doch noch offene Fragen bleiben, liest es sich im oben erwähnten Kompendium mühelos nach. Spaß wird auch durch die verschiedenen Wege zum Sieg garantiert. Ob durch zahlreiche Schlachten die man gewinnt, erfüllte Missionen oder mit Hilfe des Tricksters Loki. Langeweile kommt gewiss nicht auf. Zudem kommen verstellbare Schwierigkeitsgrade bei den KIs, dies ermöglicht eine immer neue Herausforderung und langanhaltenden Spielspaß.
Blood Rage: Digital Edition sorgt für Überblick
Eine entscheidende Rolle bei Blood Rage spielt die Übersicht – und genau das funktioniert in der digitalen Version. besonders gut. Die Basis bildet klassisches Area Control Spiel: Erkunden, Ausbreiten, Plündern und – im Falle von Blood Rage- Ausgelöscht werden. Denn das stößt allen Kriegern zu die am Ende des Zeitalters noch auf einem Gebiet siedeln, dass in der Phase des Ragnarök in Flammen aufgehen wird. Aufgebrochen wird der klassische Mechanismus des Gebietserwerbs jedoch durch das Ziehen von Aktionskarten, die von Mitspieler zu Mitspieler gereicht werden. Strategie ist also nicht nur sich selbst gut zu positionieren sondern auch andere Spieler zu sabotieren. Im Mittelpunkt steht seine Strategie jederzeit geschickt anzupassen und immer den Überblick zu behalten.
Über ihren Weg zum Ziel entscheiden Spieler bei Blood Rage selbst, auch in der digitalen Adaption des Brettspiels. Auch wenn das Ziehen der Karten den Verlauf des Spiels weniger planbar gestaltet, ist es keineswegs ein Glücksspiel. Kampfhandlungen sind in Blood Rage entscheidend, doch ob man aufs Verlieren setzt oder gewinnen muss um Ruhm zu erlangen ist dem Spieler überlassen. Der Kampf um ein Gebiet bestimmt die Interaktion zwischen den Spielern, so kann man jedes Mal entscheiden ob man in den Krieg ziehen möchte. Doch Übereifer kann schaden, sobald man keine Wut (Energie) oder keine Krieger mehr hat, ist der Handlungsfreiheit ein jähes Ende gesetzt. Dabei bleibt das Spiel wohl realistisch, denn sinnloses Opfern hat noch keinen guten Kriegsherrn ausgemacht.
Es gilt, durch vorausschauende Planungen seine Karten geschickt einzusetzen und Spielboni zu erhalten. Zudem muss man geduldig sein, denn wenn man seine Züge ausgespielt hat, heißt es Warten. Da auch das Karten ziehen, während den Aktionsphasen, nicht parallel sondern nacheinander erfolgt, kann es in Runden mit Online Gegnern zu längeren Wartezeiten kommen. Diese sind jedoch mit einem Timer auf ein Maximum begrenzt, der die Spielzeit zumindest ein wenig eingrenzt. Schnelle Runden bleiben jedoch schwer vorstellbar. Wer Blood Rage spielen möchte, sollte genügend Zeit mitbringen.
Dennoch spielt sich Blood Rage: Digital Edition – zumindest in der Solo-Variante – relativ flüssig: Erfahrene Spieler sind schätzungsweise 50 bis 60 Minuten mit einer Partie beschäftigt. Auszuprobieren, zu taktieren, auch mal zu verlieren, fühlt sich bei den Partien aber niemals wie verschwendete Zeit an. Gegen reelle Mitspieler entfaltet das Spiel nochmal eine höhere taktische Dichte; die anspruchsvollere KI agiert teilweise sehr unerwartet.
Infobox
Spielerzahl: Solo- und Mehrspieler
Alter: USK nicht vorhanden
Spieldauer: 45 Minuten
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: mittel bis hoch
Publisher: Asmodee Digital
Entwickler: Exozet
Erscheinungsjahr: 2020
Plattformen: PC-Steam
Sprache: deutsch
Kosten: 19.99 Euro
Fazit zu Blood Rage: Digital
Blood Rage: Digital Edition bleibt den Grundsätzen der Vorlage treu. Was bei der Vorlage begeistert, enttäuscht leider in der digitalen Version. Das Spielbrett bleibt auch nach mehreren Spielen unübersichtlich. Hier hätte eine Vereinfachung gewiss nicht geschadet. Doch trotzdem ist das Spiel eine erschwinglichere Alternative, denn das Strategische Konzept bleibt gleich.
Was Blood Rage in der digitalen Fassung ausmacht, sind die Komfortfunktionen, die es dergestalt nur in Videospielen geben kann: Mouse-Over-Hinweise zu jedem Spielelement, Zoomfunktion, automatische Berechnungen der Spielerfolge und eine hilfreiche Kampfanalyse, mit der man sieht wodurch die anderen Spieler ihre Punkte errungen haben.
Spieler, die Blood Rage bisher nicht kannten, finden mit der digitalen Variante den perfekten Einstieg in das komplexe Tabletop. Begeistert reagieren wahrscheinlich eingefleischte Blood Rage Spieler, wenn Sie vom Add On Mystische Monster erfahren. In der digitalen Version gibt es exklusive Karten wie Ymir oder Garm, die noch mehr Abwechslung in das Spiel bringen. Blood Rage-Profis können durch den Online-Modus gegen andere menschliche Kontrahenten zu spielen, auch wenn die eingespielte Truppe mal keine Zeit haben sollte. Ein weiterer Vorteil von digitalen Brettspielen ist: Sie lassen sich zeitnah und einfach erweitern, anpassen und verbessern. Rund 20 Euro kostet die digitale Adaption zu dem erfolgreichen strategischen Brettspiel, das für PC-Steam erhältlich ist.
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