Nicht weniger als ein furioses Finale haben Fans von dem Abenteuerbrettspiel Die Legenden von Andor III – Die letzte Hoffnung erwartet. Bekommen haben sie einen spürbar schwereren Nachfolger, der fast alles richtigmacht. Der dritte Teil der Andor-Reihe belegt, dass die kreativen Leistungen von Illustrator und Spieleautor Michael Menzel keine Zufälle waren. Mit der Andor-Trilogie hat der Krefelder ein ganzes Brettspiel-Genre beeinflusst. Umso trauriger war für Fans die Verkündung des Abschlusses der populären Brettspielreihe aus dem Hause KOSMOS.
In unserer Rezension zum Brettspiel Die Legenden von Andor III – Die letzte Hoffnung erfahrt ihr, weshalb selbst Niederlagen keine Spielspaßkiller sind.
Das Ende einer langen Reise
Die Reise, die nun ein Ende gefunden hat, begann im Jahr 2012. Fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass der erste Teil der Andor-Trilogie bei dem Verlag KOSMOS erschienen ist. Als Spielereihe steht Die Legenden von Andor für die gelungene Kombination aus spielerischem Vergnügen und tollen Geschichten, eingebettet in einen stimmungsvollen Rahmen optischer Genüsse. Mutig kürte die Jury das Fantasy-Brettspiel Die Legenden von Andor im Jahr 2013 zum Kennerspiel des Jahres. Die Begründung, das Brettspiel gleich einem Roman, der den Spielern das Eintauchen in eine stimmungsvolle Geschichte ermögliche, stimmte damals genauso wie heute. Auch Andor III – Die letzte Hoffnung baut auf dem Prinzip einer sich entwickelnden Handlung auf. Spieler erleben im Rahmen eines kooperativen Spielablaufs sieben neue Legenden, von denen die letzte Geschichte (Legende Nr. 17) auf einem eigens dafür gestalteten Spielplan stattfindet. Das erinnert ein wenig an Tolkiens Herr der Ringe und die zwei mutigen Hobbits, die sich ihren Weg durch Mordor bahnen, um einen Ring (bzw. DEN einen Ring) in den Feuern des Schicksalsberges zu vernichten. So episch wie Andor mit Veröffentlichung des Grundspiels im Jahr 2012 begonnen hat, endet die Saga auch: allein die abschließende Legende umfasst 35 Karten.
Die Hintergrundgeschichte knüpft an die Geschehnisse aus dem Vorgänger Die Legenden von Andor – Reise in den Norden an. Die kampdesmüden Heldinnen und Helden kehren aus den nördlichen Gebieten zurück und finden ihr Königreich in Trümmern vor. Die Krahder haben das Land mit Tod und Verwüstung übersät und zu allem Unglück zahlreiche Einwohner gefangen genommen. Dass bei einem derartigen Setting selbst müde Helden munter werden, dürfte zumindest erfahrene Rollenspieler kaum verwundern. Und so machen sich 2 bis 4 Spieler gemeinsam auf die Reise Richtung Süden, um das gefährliche Graue Gebirge zu durchqueren und in das Reich der Krahd zu gelangen.
Die Vorgänger werden zum Spielen von Die Legenden von Andor – Teil III: Die letzte Hoffnung* nicht benötigt. Der finale Ableger ist als Stand-alone-Spiel konzipiert, erzählt die bereits begonnene Hintergrundgeschichte jedoch konsequent weiter. Auch wenn es möglich ist Andor Teil III ohne Vorkenntnisse zu spielen, können wir das aufgrund der fortlaufenden Story nicht empfehlen. Allein aufgrund des deutlich angehobenen Schwierigkeitsgrads führt für (unerfahrene) Abenteurer kein Weg an den Vorgängern vorbei. Um Umstand der Verlag, Autor und Spielern gleichermaßen zugutekommt, denn die gesamte Andor-Trilogie ist es ohnehin wert gespielt zu werden. Auch wenn die Geschichten innerhalb ihrer Erzählstränge durchaus verständlich und abschließen erscheinen, gibt es durchaus Passagen, die erst mit dem Finale ihren erzählerischen Abschluss finden. Nach dem Ausflug in die nasseren Gefilde von Andor, kehren Spieler mit dem dritten Teil zurück zu ihren Wurzeln und damit auf das Festland.
Mit der, aus der Andor-Reihe bekannten, Losspielregel beginnt das Abenteuer – in so manchen Brettspielgruppen wegen des vergleichsweise harten Einstiegs bestimmt auch mehrmals.
Erfolgsstory Andor: Beständigkeit statt Überraschungen
An den grundlegenden Spielabläufen hält Michael Menzel auch bei Die Legenden von Andor – Teil III: Die letzte Hoffnung fest. Getreu dem Motto „Never change a winning team“, sind es die lieb gewonnenen Helden, die erneut zahlreiche Abenteuer in bekannter Weise bestehen müssen. Ein auffallend spannendes Spielelement ist der sogenannte Tross-Wagen, der stets entlang der Zwergenstraße zu finden ist. Statt der sicheren Burg, finden Spieler fort an Schutz in einem mobilen Kriegslager, das an den Tross-Wagen gebunden ist. Im weiteren Spielverlauf treffen Spieler dann auf neue Spielbestandteile wie Kreaturen oder den Brückenteil. Wer die Legendenkarten nicht vorab beim Auspacken des Spielmaterials „spoilert“ behält sich den romanhaften Charakter von Die Legenden von Andor Teil III: Die letzte Hoffnung und damit eine der größten Stärken dieses Abenteuerbrettspiels.
Wie in einem guten Buch werden nach und nach zusätzliche Elemente in das Spiel eingeführt, die den Helden das Leben erleichtern, manchmal aber auch enorm erschweren können. Bereits bei der Betrachtung des doppelseitigen Spielplans bekommen Spieler einen Eindruck von den umfangreichen Herausforderungen, die sie im Verlauf der Partien erwarten werden. Helden, die sich gedankenlos in die Abenteuer stürzen, stürzen sich in ihr Verderben. Dass ein Held einem Spieler unter den Händen wegstirbt kommt häufiger vor als so manch kühnem Ritter lieb ist. Bei Die Legenden von Andor – Teil III: Die letzte Hoffnung sind Helden nur dann heldenhaft, wenn die Spielzüge clever vorausgeplant werden.
Das Spielmaterial von Andor III: Gewohnt guter Inhalt
Bei dem beiliegenden Spielmaterial gibt sich auch der dritte Teil der Andor-Trilogie keine Blöße. Neben dem doppelseitigen Spielplan, der sich nahtlos an den des zweiten Teils anschließt, liegen dem Spiel 144 große sowie 33 kleine Karten, 40 Spielfiguren samt Kunststoffhalterungen, 25 Spielwürfel und 4 Heldentafeln bei. Weiteres Kleinod in Form von Tokens und Kartonteilen rundet den Verpackungsinhalt ab. Ein optisches Highlight von Die letzte Hoffnung ist zudem der Tross-Wagen, der stets entlang der Zwergenstraße patrouilliert und den Helden als mobiles Lager dient. Wie so oft im Fantasy-Segment sind Heldenlager die bevorzugten Angriffspunkte für allerlei Schurken – so auch bei Andor III. Der Tross-Wagen ist damit kein nebensächlicher Ort der Erholung, sondern ein veränderliches strategisches Spielelement, das Spieler bei ihrer Planung berücksichtigen müssen.
Was dem finalen Teil der Abenteuer-Brettspielserie nicht beiliegt ist Spielmaterial für große Spielrunden. Fans müssen sich derzeit mit maximal drei Mitspielern zufriedengeben, auch weil Die Legenden von Andor III – Die letzte Hoffnung nicht mit der Spielerweiterung Neue Helden* kompatibel ist. Für Abhilfe sorgt die geplante Mini-Erweiterung Dunkle Helden, die das Spiel auch für fünf und sechs Spieler erlebbar macht.
Insgesamt ist vor allem der doppelseitige Spielplan der heimliche Star des finalen Ablegers der Andor-Trilogie. Die Front zeigt den südlichen Teil des Königreichs Andor samt Grauem Gebirge und der Zwergenstraße. Die Rückseitige bildet das Reich der Krahd ab. Detailverliebt bis hin zu den Schatten der Bäume, hat Michael Menzel ein grafisches Meisterwerk für den heimischen Spieltisch geschaffen, das eine tolle Fantasy-Stimmung aufkommen lässt.
Andor III – Die letzte Hoffnung: Manchmal hoffnungslos
Wo derart viel Spielmaterial vorhanden ist, erwarten Spieler in einem Fantasy-Abenteuerbrettspiel verschiedene Gegnertypen, die ihnen das Heldenleben schwermachen. Und selbstverständlich gibt es im finalen Teil der Andor-Trilogie neue Kreaturen, die nur darauf warten bekämpft zu werden. Manchmal suchen die Widersacher sogar aktiv nach einer Konfrontation. Das trifft vor allem auf den neuen Gegnertypen der Skelette zu, der von der tapferen Heldengruppe magisch angezogen wird. Die knöchernen Buschen sind dabei ziemlich anhänglich und stets darauf bedacht, die Wege der Helden zu kreuzen. Dieses Spielelement zählt zu den wohl tollsten Neuerungen, denn mit Einführung der Skelette und einem alternativen Bewegungssystem werden Verfolgungsjagden spannend, aber dennoch spielerisch leicht nachvollziehbar, umgesetzt.
Weil sich auch Die Legenden von Andor – Teil III: Die letzte Hoffnung nah an den bekannten Spielprinzipien orientiert, finden sich erfahrene Andori sofort zurecht. Regeländerungen werden schrittweise in den Spielverlauf eingebunden, sodass selbst neue Spielhandlungen einfach erlernt werden können. Das trifft insbesondere auf die Mechanik des erwähnten Tross-Wagens zu. Was die Burg im ersten Teil der Andor-Saga, ist nun das mobile Lager. Das Kriegslager der Helden zieht Widersacher an und muss dementsprechend immer wieder verteidigt werden. Der Tross-Wagen zieht stets über die unterstrichenen Zahlenfelder (etwa 203), die die sogenannte Zwergenstraße bilden. Mit jedem Sonnenaufgang halten Kreaturen auf das Lager zu, ebenfalls über die unterstrichenen Zahlenfelder. Sollen Konfrontationen vermieden werden, können Helden auf angrenzenden Feldern den Tross-Wagen vorantreiben, was jedoch ebenfalls Tageszeitressourcen kostet. Ebenfalls neu sich Gebirgsschluchten, die quasi das Pendant zu Meerengen aus dem zweiten Andor-Teil bilden. Weil dichte Nebelschwaden die Tiefe der Schluchten verbergen, können Helden diese nur dann alleine überwinden, wenn sie über die entsprechende Willenskraft verfügen. Angezeigt wird das wie gewohnt durch Zahlenwerte.
Aus der Kombination sämtlicher Neuerungen ergeben sich stellenweise ziemlich verzwickte Situationen, die selbst die hoffnungsvollsten Helden frustrieren können. Aber seit Game of Thrones gehören Niederlagen so selbstverständlich zu epischen Sagen wie Ritter und schöne Jungfrauen.
Furioses Ende einer grandiosen Reihe
Als Abenteurer, der in Die Legenden von Andor eine beliebte Spielreihe gefunden hat, fühlt man sich sofort zu Hause, sobald die ersten Spielvorbereitungen abgeschlossen sind. Der Wiedererkennungswert ist enorm, was bei einer auf eine Trilogie ausgelegten Brettspielreihe hilfreich und erwünscht ist. Jeder Held ist wie gewohnt in einer weiblichen wie auch männlichen Variante spielbar und verfügt über einen Startbetrag an Stärkepunkten sowie über sieben Willenspunkte. Die Werte verändern sich im Laufe der Partie und zeigen sich für unterschiedliche Effizienzbereich verantwortlich. Während die Stärke in erster Linie eine Aussage über die Kampfkraft eines Helden macht, symbolisieren Willenspunkte einerseits der Lebenspool und andererseits den Erschöpfungsgrad der Charaktere. Wie für gute Rollenspiele üblich, hat zudem die Ausrüstung einen großen Einfluss auf die Schlagfertigkeit der Recken. Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind die Sonderfertigkeiten der Heroen, die Kennern der Reihe zumindest teilweise bekannt vorkommen dürften.
Einwesentliches Spielelement sind die Tag-Nacht-Abläufe im Königreich. Jeder Held verfügt pro Tag über insgesamt sieben Stunden, mit denen die Figuren über den Spielplan bewegt werden dürfen. Über eine angenehme 35-Stunden-Woche würden sich hierzulande sogar Beamte freuen, während das nicht die zusätzlichen Wochenenddienste der Helden sowie die zahlreichen Kreaturen, die in so manche stahlgeschütze Kniekehle reingrätschten. Gegner werden wahlweise allein oder zusammen mit Mitspielern bekämpft – immer jedoch unter Einsatz von Stundenressourcen. Notfallmäßig können die Arbeitstage um drei weitere Stunden verlängert werden, was einsatzfreudige Helden aber Willenspunkte kostet, die dann an anderer Stelle fehlen. Die Legenden von Andor – Teil III: Die letzte Hoffnung ist immer rund um Entscheidungen aufgebaut, die mal mehr, mal weniger stark ins Gewicht fallen.
Am Ende des Tages fährt der Erzähler mit seiner Geschichte fort, was durch Weiterrücken des Erzählermarkers angezeigt wird. Zu vorbestimmten Zeitpunkten werden zudem Erzählerkarten aufgedeckt, die neuralgische Punkte des Abenteuerbrettspiels darstellen. So werden schrittweise neue Kreaturen eingeführt oder Heldenaufträge erteilt, die für das gewinnen einer Legende essentiell sind. Weil die Zeit oft knapp bemessen ist und der Erzähler unaufhaltsam Richtungen Legendenende strebt, sind Abwägungsentscheidungen und gute Absprachen untereinander wesentlich für Sieg oder Niederlage. Da mehrere Geschehnisse gleichzeitig auf dem Spielbrett ablaufen und ein Auge immer auch auf die Verteidigung des eigenen Lagers geworfen werden muss, sind effiziente Züge und eine vorausschauende Planung enorm wichtig.
Hunger Games im Königreich Andor
Was dem Brettspiel Die Legenden von Andor – Teil III: Die letzte Hoffnung zusätzliche Spannung verleiht und Spieler fordert ist die zunehmende Erschöpfung der Helden. Neue Kräfte tanken die Recken durch Proviant. Beendet ein Spieler seinen Zug innerhalb des schützenden Lagers, stellt die Versorgung kein Problem dar. Jeder Aufenthalt in der freien Wildbahn führt zum Verzehr von Proviantpaketen: nur so können Helden von der totalen Erschöpfung bewahrt werden. Ist kein Proviant verfügbar, kostet das den Heroen wahnsinnige acht Willenspunkte, was seinerseits zum Verlust von Stärke und damit zu Kampfkrafteinbußen führt. Aus der Proviantregelung ergibt sich damit ein ziemlicher Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt. Nahrungsressourcen finden Spieler im Laufe des Spiels, jedoch vergleichsweise selten. Dadurch wird es für einen Teil der Heldengruppe umso wichtiger, stets einen Fuß im schützenden Lager zu behalten – auch, weil niemals die gesamte Truppe effizient versorgt werden könnte. Hunger schwebt daher wie ein Damoklesschwert über den Helden, die sich Willenskraftverringerungen aufgrund der Schluchten ohnehin nicht leisten können. Ist der Weg in das rettende Lager dann noch durch eine gegnerische Blockade verwehrt, steigt der Stresspegel unaufhaltsam. Der Druck einer drohenden Niederlage ist stets spürbar, macht Die Legenden von Andor – Teil III: Die letzte Hoffnung aber auch extrem spannend. Das Regelwerk ist in seinen Details hervorragend ausgearbeitet und immer eine Gratwanderung zwischen Erfolg und Misserfolg.
Der taktische Anspruch ist auch für erfahrene Brettspieler enorm. Im Laufe der Partien entwickelt sich zudem eine tiefgründige Geschichte, die Andor III zu dem spielbaren Roman macht, der so oft gelobt wurde.
Als Spieler möchte man nicht, dass die Andor-Trilogie so endet, man möchte, dass sie weitergeht. Das passiert im Kleinen mit der Mini-Erweiterung Dunkel Helden, bleibt im Großen jedoch wohl aus – es sein denn, den Autor tauft seine Sage doch noch Quadrologie. Die letzte Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Bilder zu Die Legenden von Andor Teil III – Die letzte Hoffnung
Infobox
Spielerzahl: 2 bis 4 Spieler
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 bis 100 Minuten
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: mittel
Verlag: KOSMOS
Autor: Michael Menzel
Erscheinungsjahr: 2016
Sprache: deutsch
Kosten: 40 Euro
Fazit
Mit seinem dritten Teil der Abenteuerreihe Die Legenden von Andor musste sich Illustrator und Spieleautor Michael Menzel den urteilenden Brettspiel-Rezensenten ohne den Gedanken des Welpenschutzes für stellen. Galt das Grundspiel von Die Legenden von Andor als herausragendes Erstlingswerk und vielleicht wohlwollend bewertetes One-Hit-Wonder, waren die Erwartungen bei der Fortsetzung ungleich höher, dennoch wurden die erneut hervorragenden Kreativleistungen eher als Zufälle bewertet. Vom großen Finale Andor Teil III erwarteten die Spieler nicht weniger als einen erneuten Hit, der aufgrund der bereits bewältigten Abenteuer zwingend ein würdiger Abschluss der populären Fantasy-Serie unter den Brettspielen sein musste. Und Sie sollten nicht enttäuscht werden.
Die Legenden von Andor – Teil III, Die letzte Hoffnung* richtet sich an erfahrene Abenteurer, die bereits Erfahrungen mit den Vorgängertiteln gesammelt haben. Damit ist Andor III kein seichtes Finale mit konzeptioneller Gleichgültigkeit, sondern ein kreatives Feuerwerk, das gleichzeitig als Dank an die treue Fangemeinde des Fantasy-Brettspiels zu verstehen ist.
Der Einstieg in den dritten Serienteil gelingt so reibungslos wie zuvor, mit der Einschränkung, dass die Geschichte direkt an Die Legenden von Andor – Die Reise in den Norden sowie Chada & Thorn anschließt. Vorkenntnisse der Hintergrundgeschichte sind zwar nicht erforderlich, dennoch sollten Rollenspieler sich die Geschehnisse aus den Teilen 1 und 2 nicht entgehen lassen. Wäre Die Legenden von Andor nicht als Trilogie konzipiert, könnte man sämtliche Brettspiele als Stand-Alone-Erfahrungen betrachten – so allerdings führt für Abenteuer kein Weg vorbei an der epischen Gesamtgeschichte, die durch ihre hervorragenden Illustrationen an Tiefe gewinnt.
Wer selbst dann noch nicht genug von der Droge Andor bekommen konnte, verbringt gemütliche Stunden mit dem Roman Die Legenden von Andor – Das Lied des Königs oder greift auf eine der unzähligen Fanlegenden zurück.
Andor Teil III – Die letzte Hoffnung ist ein herausragendes kooperatives Abenteuerspiel, das optisch begeistert und spielerisch fordert. Schon der Beginn ist spürbar härter als in den Vorgängern. Einsteiger könnte selbst die Losspielregel bereits frustrieren – bei entsprechendem Ehrgeiz jedoch eher motivieren. Mit der ersten „richtigen“ Legende nach der Einführung, steigt der Schwierigkeitsgrad deutlich an. Mehrere Spielpartien für einen erfolgreichen Abschluss durchlaufen zu müssen ist keine Seltenheit. Dem Spiel tut das jedoch sichtlich gut, denn trotz seiner Einsteigerfreundlichkeit wollte Die Legenden von Andor niemals ein triviales Spielerlebnis sein, dessen Aufgaben Rollenspieler und Abenteuerfans im Vorbeigehen erledigen.
Sich den herausfordernden Legenden zu stellen, unterhält und zwingt Spieler zu einem überlegteren Vorgehen als jemals zu vor im Königreich Andor. Die hartnäckigen Gegner verlangen Abenteurern einige Planung ab und auch der Einsatz der erweiterten Heldenfertigkeiten ist alles andere als ein spielerischer Nebenschauplatz. Wer trotz aller Ambitionen an bestimmten Legenden scheitert, greift wahlweise auf Erleichterungen zurück, um die Geschichte vorantreiben zu können. Echte Fans werden derartige „Easy-Modes“ wahrscheinlich nicht nutzen und sich einfach zum Erfolg sterben.
Was besonders positiv an Die Legenden von Andor III – Die letzte Hoffnung auffällt, ist das stets notwendige Kommunikationserfordernis. Damit wird der dritte Teil der Andor-Trilogie zu einem Idealbild für kooperatives Spieldesign. Weil Würfelergebnisse unvorhersehbar sind, muss der Glücksfaktor soweit es geht durch geschickte Planung abgeschwächt werden, damit insbesondere die bockschweren Legenden machbar sind. Fehler werden bei Andor Teil III manchmal verziehen, führen oft jedoch zu einer Niederlage, aus der echte Helden jedoch gestärkt hervorgehen. Dennoch zieht das große Finale der Trilogie aus dem angehobenen Schwierigkeitsgrad seine Faszination, auch weil erfahrene Brettspieler die Abenteuerreihe nicht mehr als triviales Rollenspiel abtun können.
Ohne Zweifel: Andor III ist ein grandioses Finale. Dieses Abenteuerbrettspiel ist der schwierigste, gleichzeitig aber auch nachhaltigste Teil der Andor-Reihe. Und wenn Die Legenden von Andor – Teil III: Die letzte Hoffnung eines falsch macht, dann ist es die simple Tatsache, dass bei Spielern die Lust auf einen Nachfolger geweckt wird.