Deckbuilding gehört mit zu den beliebtesten Mechanismen in der Brettspielwelt. Es lässt sich variabel kombinieren, funktioniert aber im Gegensatz zu manch anderem Mechanismus auch hervorragend alleine. Gerade reine Deckbuilder lassen sich super mitnehmen, erfordern meist wenig Regelwissen und spielen sich in unter 30 Minuten. Mit Eternitium haben sich Ornament Games aus Köln genau einen solchen kompakten Deckbuilder geschnappt, übersetzt, das Material optimiert und werden das Spiel bei der SPIEL in Essen mit im Gepäck haben.
Im Frühjahr kam mit ChronoFall ein großes kooperatives Spiel um Zeitreisen bei Ornament Games raus. Bereits beim Prototypentestspielen im Februar haben sie angeteasert, dass auch die nächste Neuheit mit Zeitreisen in Verbindung stehen würde. Auf der Spiel Doch! stand dann schon das erste Mal ein Banner mit Artwork von Eternitium.
In diesem kleinen Deckbuilder versuchen die Spielenden vor allen anderen den legendären Eternitium-Kristall zu finden. Dazu reisen sie mit Hilfe von Portalen in unterschiedliche Zeitalter und verfolgen die Spur des Kristalls, bis er endlich gefunden werden kann.
Klassisches Deckbuilding
Wer generell mit Deckbuildern vertraut ist, wird keinerlei Schwierigkeiten haben, sich in Eternitium zurecht zu finden.
Jeder Zug beginnt damit, dass man zu den fünf Karten, die man für jeden Zug auf der Hand hat, eine weitere Portalkarte aus der Auslage nimmt. Es gibt von jeder der vier Portalformen zwei Karten pro Person am Spielbeginn.
Nun kann man so viele Karten ausspielen, wie man möchte. Die Portalkarten erlauben es einem, in die entsprechenden Zeitalter zu reisen. Alle haben ihren eigenen Stapel Zeitalter, von denen zu Beginn des Spiels die oberste offen liegt. Alle anderen Karten sind verdeckt und können nur mit Karteneffekten umgedreht werden.
Spielt man ein Portal mit der gleichen Form wie die oberste Zeitalterkarte, darf man diese Zeitalterkarte abwerfen. Man kann auch bei einer verdeckten Zeitalterkarte sein Glück versuchen, läuft dann aber Gefahr, am Ende des Zuges nur vier statt fünf Karten nachziehen zu dürfen, wenn man ein falsches Portal spielt.
Hat man alle Karten gespielt, die man in dieser Runde spielen möchte, wirft man den Rest auf den eigenen Ablagestapel. Nun kann man eine neue Karte aus der Auslage kaufen. Es gibt fortgeschrittene und Basis-Technologien. „Bezahlt“ werden die Technologien in Form von Zeitalterkarten, die aus der offenen Auslage auf dem eigenen Zeitalterstapel platziert werden. Die neu erworbene Technologie kommt auf den eigenen Nachziehstapel.
Zum Abschluss des eigenen Zuges zieht man neue Handkarten für die nächste Runde und die nächste Person ist an der Reihe.
Das Spiel endet, sobald eine Person den Eternitium-Kristall auf dem eigenen Playerboard freigelegt hat, in dem die letzte Zeitalterkarte abgeworfen wurde. Die aktuelle Runde wird noch beendet.
Sollten mehrere Personen den Kristall in der gleichen Runde gefunden haben, gewinnt die Person, die die meisten Technologien erworben hat.
Infos zu Eternitium
Personenzahl: 1 bis 5 Personen Alter: ab 10 Jahren Spielzeit: 15 bis 30 Minuten Schwierigkeit: Kennerspiel Langzeitmotivation: gut Mechaniken: Deck Building, Push-your-luck Spielidee: Thomas Carlier Illustrationen: Baptiste Perez Verlag: Haumea Games, dt. Ausgabe: Ornament Games Offizielle Website: Eternitium Erscheinungsjahr: 2024 Sprache: deutsch Kosten: 20 Euro |
Fazit
Spielmechanisch erlebt man hier keine wirklichen Überraschungen. Mit dem klassischen Deckbuilding-Ablauf, einfach möglichst alle Karten von der Hand zu spielen, reist man durch die Zeitalter und jagt den Eternitium-Kristall. Das kleine Push-your-luck-Element mit dem Ausspielen von Portalen bei verdeckten Zeitalterkarten bringt insbesondere in größeren Gruppen und gegen Ende eine schöne Dynamik rein, die die Atmosphäre auflockert.
Man muss sich auch auf das lockere Spielen einlassen. Eternitium ist kein „ernstes“ Spiel, bei dem man mit der perfekten Taktik die Mitspielenden mühelos bezwingen kann. Es gehört auch eine Portion Glück dazu, zur richtigen Zeit die richtigen Karten zu ziehen und auch mal auf ein Zeitaltersymbol zu pokern, das noch verdeckt ist. Bei der kurzen Spielzeit von locker unter 30 Minuten ist das auch alles kein Problem. Wir haben eigentlich immer mehrere Partien Eternitium hintereinander gespielt. Man will sich ja revanchieren.
Bei den Regeln und beim Spielmaterial haben Ornament Games bei der Lokalisierung viele Verbesserungen eingebracht. Die Verständlichkeit und Übersichtlichkeit der Regeln wurde verbessert, die Icons sind auf den Karten besser erkennbar (auch wenn sie dadurch nicht inhaltlich besser geworden sind) und es gibt bei der Lokalisierung eine Icon-Übersicht für alle Spielenden. Zusätzlich wurde das persönliche Tableau verkleinert und um eine Darstellung zum Zugablauf ergänzt. Durch das kleinere Tableau ist die Box auch mindestens ein Drittel kleiner und somit deutlich transportabler.
Optisch ist das Spiel wirklich schön. Die Icons sind zwar ohne die Spielhilfe kaum verständlich, aber zum Glück gibt es die Spielhilfe in der deutschen Ausgabe. Nach ein paar Partien ist man auf diese dann auch nicht mehr angewiesen. Bei einem einsteigerfreundlichen Deckbuilder wäre etwas Text (sowohl Kartennamen als auch Effekte) aber doch die etwas angenehmere Lösung.
Die Illustrationen auf den Karten sind großartig und thematisch passend. Auch das Playerboard ist sehr schön und vor allem funktional gestaltet, so dass alles sehr aufgeräumt vor einem liegen kann.
Der Spielfluss ist sehr angenehm. Selbst wenn man selbst und/oder die Mitspielenden comboreiche Züge ausführen hat man nie große Downtime. Je näher man dem Ende kommt, desto mehr steigt die Spannung, insbesondere wenn mehrere dem Sieg gleich nah sind.
Langfristig macht sich beim häufigen Spiel die Einfachheit etwas bemerkbar. Man spürt, dass nicht sehr viele verschiedene Technologien im Spiel enthalten sind. Trotzdem ist das Spiel für mich zu einem meiner liebsten Filler geworden. Das Spiel brauchte etwas Zeit, um sich zu entfalten und kleinere Zweifel auszuräumen, aber dann wurde es von Partie zu Partie unterhaltsamer. Insbesondere die verschiedenen Möglichkeiten mit den verdeckten Karten umzugehen, ohne sich stark auf Technologien zu verlassen, die Zeitalterkarten umdrehen, gefällt mir sehr. Man hält die Vielzahl an erfolgsversprechenden Combos nach den ersten Partien kaum für möglich.
Interessanter Solomodus
Auch solo lässt sich Eternitium wunderbar spielen. Hier hat man acht Runden Zeit, den Kristall zu finden. Für den Solospielenden bleiben die Regeln gleich.
Man spielt gegen bzw. mit einer KI, deren Deck aus vier Technologien (insgesamt neun Karten) zusammengesetzt wird.
Im zusätzlichen sechsten Schritt des Zuges zieht man die oberste Karte des KI-Decks und führt die Aktion aus. Die Effekte der KI bringen immer wieder etwas Chaos ins eigene Spiel und machen einem die Suche nach dem Eternitium-Kristall nicht gerade einfacher.
Für das Solospiel stehen zehn unterschiedliche Missionen zur Verfügung, die alle eine andere Herausforderung bieten und so nochmal Abwechslung mitbringen.
Insgesamt ist Eternitium für mich eine positive Überraschung. Nach den ersten Partien war ich noch etwas skeptisch, doch wenn man die unterschiedlichen Combo-Möglichkeiten entdeckt, mit den Technologien zu arbeiten, entwickelt das Spiel für mich vor allem im Solomodus ein großes Suchtpotential.
Eternitium*
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