Diese Woche startet mit Wasted ein neues Portal rund um Games. Dahinter stecken Christian Schiffer und Jagoda Froer, die mit dem digitalen Angebot ein „Experiment, das es so im deutschsprachigen Spielejournalismus noch nie gegeben hat“ starten. Die verrückte Idee: Das Portal soll zu 100 Prozent durch die Community finanziert werden.
Der geizige Durchschnitts-Internetnutzer wird angesichts der Idee vermutlich Schnappatmung bekommen: Man will sein Geld. Christian Schiffer und Jagoda Froer haben diese Woche das Gaming-Portal Wasted ins Leben gerufen, bei dem sich alles um Videospiele dreht. Finanziert werden soll das Projekt via Patreon und damit auf freiwilliger Basis mittels Abonnements.
Exklusiver Content statt drei Cappuccinos
Unzählige Games-Magazine sind an Bezahl-Abos bereits gescheitert oder betreiben den ruinösen Weg bis zur Abschaltung der Druckerpressen, im digitalen Bereich nehmen derartigen Formate dank Paywalls oder Patreon allerdings an Fahrt auf. Nun hat mit Wasted ein Portal das Licht der Welt erblickt. Es geht es um Games, der Ton ist rotzig, die Präsentation mindestens speziell – irgendwie „indie“ – in dieser Kombination ist das jedenfalls neu.
„Unser Ziel mit Wasted: Mainstream im Inhalt und Indie in der Form. Wir haben einen starken Communityfokus und legen sehr viel Wert auf die elegante Einbindung von Interaktionsmöglichkeiten auf unserer Webseite, wie man an den Wasted-Quartettkarten bereits erproben kann“, so Jagoda Froer.
Jagoda Froer, sie bloggt unter anderem über Indie-Games, ist als Herausgeberin dabei. Chefredakteur ist Fabu, den manche als früheren Mastermind hinter Superlevel.de kennen könnten. Wasted ist zugleich der online-Nachfolger des preisgekrönten Print-Magazins WASD. „Wenn die WASD die Sputnik-Rakete des Gamesjournalismus war, dann ist Wasted eine ausgewachsene Mars-Mission“, so WASD-Gründer Christian Schiffer, der ebenfalls als Herausgeber des neuen Portals fungiert.
Was Wasted ist, erklären die Macher in ihrer zum Start veröffentlichten Mitteilung: Es handele sich um ein „gamesjournalistisches Vollsortiment“, mit Reviews, Analysen und Newsletter, aber auch einer Reihe von Podcasts, darunter mit „Wasted Weekly“ ein Talkformat mit Sebastian Tyzak (GameTwo) und Portfolio Royal, wo es um alles gehen wird, das mit Videospielen, Wirtschaft und Aktien zu tun hat.
Den knauserigen Gratis-Lesenden spricht Wasted trotz Abomodell an: So mancher Artikel lässt sich nämlich völlig kostenfrei konsumieren. Das richtig tolle Zeug hängt allerdings hinter der Bezahlschranke – und die schlägt monatlich mit einem Gegenwert von drei Cappuccinos zu Buche (rund acht Euro), die Referenzpreise stammen dabei offenbar aus Wanne-Eickel und nicht aus München oder Hamburg. Allerdings gilt auch: Für Knapp sechs Euro kann man übrigens ein halbes Kilo Cappuccino-Pulver kaufen, das nach Herstellerangaben für etwa 50 Tassen reicht.
Wahlweise gibt es zudem teurere Abonnements mit einigen Bonusinhalten und Goodies. Über 100 Patreons unterstützen das Projekt bereits – bei 250 haben die Macher ein erstes Ziel gesetzt.
Ganz neu ist das Bezahlmodell im Games-Segment nicht, aber irgendwie doch. Konkurrenz-Portale setzen nämlich längst auf Paywalls und kostenpflichtige Abonnements, drangsalieren ihre Lesenden allerdings zusätzlich mit offensiven Affiliate-Artikeln. Andere wiederum machen es wie wir und pflastern den Bildschirm mit nervigen Werbebannern zu, in der Hoffnung, irgendein ein Irrer verklickt sich oder interessiert sich tatsächlich dafür, wie man über Nacht reich, schön oder berühmt werden oder im Krankenhaus mit „einem Trick wie ein Privatpatient behandelt werden“ kann. Bei Wasted zeigt man sich offenbar genügsamer und möchte lediglich an jene Kohle ran, die Fans bewusst freiwillig zahlen, um damit nicht nur Autoren durchzufüttern, sondern Spielejournalismus direkt unterstützen.
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