Einer unserer heißerwartesten Titel der Spiel 2023 in Essen war Rats of Witsar des italienischen Verlags Cranio Creations. Unser Redakteur Jonas und ich hatten großes Interesse am Spiel und konnten es kaum erwarten es zu testen. Nun erschien das Spiel von Danilo Sabia und Simone Luciani dank dem PD-Verlag auch in Deutschland unter dem Namen Die Ratten von Wistar. Wie sich das Spiel schlägt, erfahrt ihr in der folgenden Rezension.
Eines schönen morgens traten Curie, Hippokrates, Humboldt und Einstein aus ihrem Unterschlupf ins Freie. Der Tag begann mit denselben Witzen wie eh und je, doch so war es nicht immer gewesen. Vor einiger Zeit spielte sich ihr Leben nur zwischen vier sterilen Wänden aus Plexiglas ab, die sie nur verlassen konnten, wenn die Menschen es zuließen. Sie gaben ihnen auch die Namen und waren verantwortlich für die Fähigkeiten, die die vier Ratten besaßen. Nach ihrer großen Flucht aus der Gefangenschaft bauten die Ratten einen Unterschlupf, der ihnen mehr Annehmlichkeiten bot als jegliche Unterkunft der Menschen über Tage. Die Kolonie an Ratten wuchs und wuchs. Den vier Ratten und ihren Familien ging es durchaus gut. Doch das Glück lies nach, es deutete sich an, dass es einen Anführer oder eine Anführerin braucht, die das ganze Chaos koordiniert. So kamen die vier Ratten auf die Idee eines Wettbewerbes. Wer innerhalb von fünf Tagen mehr zum Wohle der Kolonie erreichen würde, sollte den Vorsitz übernehmen.
An die Macht!
In „Die Ratten von Wistar“ übernehmen wir die Rolle von einer der vier Ratten und versuchen uns würdig zu erweisen, den Vorsitz der Rattenkolonie zu übernehmen. Dazu versuchen wir über fünf Runden lang möglichst viele Betten zu bauen, Räume auszugraben, Missionen zu erledigen, Gastmäuse einzuquartieren, Erfindungen zu bauen und Ziele zu erreichen. Die Ratte, die am Ende die meisten Siegpunkte gesammelt und damit das meiste für das Gemeinwohl getan hat, gewinnt.
Der Spielablauf ist dabei angenehm simpel. In klassischer Worker Placement-Manier platzieren wir eine unserer drei Chefratten auf ein Aktionsfeld des Aktionsrades auf dem Spieltableau und führen diese Aktion aus. Anschließend ist die nächste Person am Zug, bis alle Spielenden ihre drei Chefratten platziert haben. Jedes Feld besitzt eine Nebenaktion, die an eine von sechs Hauptaktionen angeknüpft ist. Platzieren wir eine unserer Chefratten auf einem Aktionsfeld, so können wir in beliebiger Reihenfolge die Neben- sowie die Hauptaktion ausführen. Während wir die Nebenaktion genau einmal ausführen dürfen, werden die Hauptaktionen durch die Anzahl an Ratten bestimmt, die in den jeweiligen Sektoren stehen.
Jeder Sektor beherbergt zwei Hauptaktionen. Im Wald können wir Holz sammeln und Räume graben. In der Höhle Metall sammeln und Betten bauen. Auf der Farm Erfindungskarten nehmen und die Farm erkunden. Möchten wir beispielsweise Holz sammeln gehen und haben drei Ratten im Wald stehen, so erhalten wir auch drei Holz. Möchten wir irgendwann Räume graben, so könnten wir dann drei Räume graben. Besitzt ein Sektor keine Ratte, so können wir die Hauptaktion nicht ausführen.
Mehr Ratten = Stärkere Aktionen
Am Anfang einer Partie besitzen wir nur zwei Ratten, die wir in irgendein Gebiet setzen können. Möchten wir eine in einen anderen Sektor verschieben, so müssen wir die dafür ausgelegte Nebenaktion besetzen oder gesammelte Bewegungsmarker ausgeben. Da es mit nur zwei Ratten meistens jedoch eher schwieriger ist vorankommen, müssen weitere Ratten her. Diese erlangen wir, wenn wir Betten bauen und in unserm Bau platzieren. Dieser besitzt jedoch begrenzt Platz, weshalb neue Räume ausgegraben werden müssen. Um überhaupt Räume ausgraben zu können und Betten zu bauen, benötigen wir Metall und Holz. Durch diesen Loop verbessern wir Schritt für Schritt unseren Rattenbau und können bis zum Ende der Partie immer mächtigere Aktionen ausführen.
Im Farmsektor können wir uns Erfindungskarten nehmen, die Sofort-, Runden-, Spielend-, Einkommens-, Angriffs- und Dauerhafte Effekte haben können. Spielendeffekte geben klassischerweise Siegpunktbedingungen vor, während Einkommenseffekte uns Ressourcen und weiteres am Anfang einer neuen Runde geben. Angriffseffekte besitzen Take That-Elemente, die den anderen Spielenden schaden können. Bei Bedarf können diese jedoch rausgelassen werden. Erfindungskarten können mit Nebenaktionen ausgespielt werden, wenn man dessen Kosten bezahlen kann und aktivieren neben dem Effekt ihren Erfindungstyp und Symbole, die wir zum Erfüllen von Missionen auf der Farm benutzen können.
Missionen erhalten wir, wenn wir im Farmsektor die Farm erkunden. Diese macht den Rest des Spielplans aus und ist in sieben Räume unterteilt, die mit Gastmausplättchen und Missionskarten gefüllt sind. Durch die Erkundungsaktion können wir verschlossene Türen öffnen (und ihre Belohnungen erhalten), Räume betreten, Missionen aufdecken oder Gastmäuse anwerben. Werben wir eine Gastmaus an, so legen wir diese in einen freien Raum unseres Baus. Sie blockiert somit einen Platz für ein Bett, gibt uns aber auch wertvolle Boni und Siegpunkte. Decken wir Missionen auf, so können wir diese anschließend – mit Hilfe der Erfindungstypen, Symbole oder auch Ressourcen – erfüllen, um weitere Boni zu erhalten. Dazu muss sich unsere Ratte oder ein Zelt unserer Farbe im selben Raum wie die Mission befinden. Erreicht eine Ratte den letzten Kellerraum, wartet dort Käse, der dem ersten Spielenden sechs und dem zweiten drei Siegpunkte einbringt.
Ausweichmöglichkeiten und Ziele
Kann oder möchte man mal gar keine der Aktionen auf dem Aktionsrad ausführen, so kann man auch die sogenannte Alchemisten Aktion ausführen. Diese bestimmt die Zugreihenfolge in der nächsten Runde, je nachdem, wer als erstes diese Aktion ausgeführt hat. Zudem erhält man einen Bewegungsmarker sowie darf eine von vier Nebenaktionen ausführen: Eine Mission erfüllen, eine Erfindungskarte ausspielen, 1 Metall nehmen oder 1 Holz nehmen.
Die Zugreihenfolge kann im folgenden Zug eine wichtige Rolle spielen, da die Aktionen auf dem Aktionsrad ziemlich begrenzt sind. Mache wichtigen Nebenaktionen sind schnell belegt oder auch eine Hauptaktion. Je früher man dran ist, desto eher hat man Einfluss auf seinen Zug.
Unter dem Aktionsrad befinden sich zudem Ziele, die jederzeit kostenlos erfüllt werden können. In der Regel benötigt man eine gewisse Anzahl an Ressourcen oder Symbolen, um das Ziel zu erfüllen. Während die erste Person, die ein Ziel erfüllt noch die niedrigste Vorgabe hat, um dies zu schaffen, steigt diese Vorgabe mit jedem Spielenden, der dasselbe Ziel erfüllt. So wird es immer schwieriger die wertvollen Siegpunkte einzufahren.
Infos zu Die Ratten von Wistar
Spielerzahl: 1 – 4 Alter: ab 13 Jahren Spielzeit: 90 Minuten Schwierigkeit: Kennerspiel Langzeitmotivation: mittel Klassifikation: Worker Placement Autor: Simone Luciani, Danilo Sabia Illustrationen: Candida Corsi, Sara Valentino Verlag: PD Verlag, Cranio Creations Offizielle Website: Link Erscheinungsjahr: 2024 Sprache: Deutsch Kosten: 59,80 Euro |
Fazit
Im Grunde ist „Die Ratten von Wistar“ ein recht eingängiges Spiel. Das liegt aber auch daran, dass das Spiel nichts wirklich neu macht. Alles hat man schonmal irgendwo gesehen. Aber das was „Die Ratten von Wistar“ präsentiert funktioniert hervorragend und macht Spaß! Auch die Kombination mit dem Rattenthema wird schön präsentiert und fühlt sich unglaublich immersiv an. Alles am Spiel ist in sich stimmig.
Dennoch, wirklich fluffig läuft „Die Ratten von Wistar“ nicht wirklich. Das Spiel bombt einen mit verschiedensten Symbolen, besonders auf den Erfindungskarten, zu, die manchmal nicht wirklich klar sind. Besonders, wenn Konstellationen dazukommen. Im Appendix findet man zwar viele Symbole und Symbolkonstellationen wieder. Auch findet man hier Erklärungen zu einigen Erfindungskarten wieder, doch häufig hatten wir das Problem, dass wir in einer Partie vor der Frage standen, was die Karte nun wirklich bedeutet und ob wir sie richtig gespielt haben. Das ist schade, denn so gerät das Spiel immer wieder mit Regeldiskussionen ein wenig was ins Stocken. Was man dem Spiel aber durchaus positiv anmerken muss, ist eben diese Vielzahl an Karten. Man kann schon viele verschiedene Erfindungskarten haben, um im Spiel voranzukommen.
Der Solo-Modus von „Die Ratten von Wistar“ ist ebenfalls grundsolide. Hier spielen wir gegen einen automatischen Gegner namens Rat-o-Bot. Dieser bestimmt seine Aktionen anhand von Karten, die die Aktion bestimmen, die er ausführen möchte. Seine Aktionen führt der Rat-o-Bot etwas anders aus als die Spielenden. Am Ende muss der Rat-o-Bot in Sachen Punkte überboten werden, um ihn zu besiegen. Das macht durchaus Spaß und ist auch gut herausfordernd.
Insgesamt ist „Die Ratten von Wistar“ ein gutes Spiel, welches auf jedenfall Spaß macht und besonders durch sein Artwork auch überzeugen kann. Dadurch, dass man alles aber irgendwie schon kennt, denkt man sich irgendwie, dass man auch andere Spiele hätte spielen können, die eventuell nen gewissen Kick gegeben hätten. „Die Ratten von Wister“ plätschert fröhlich vor sich her und liefert eine gute Zeit ab. Ausprobieren sollte man es auf jedenfall mal, denn schlecht ist es in keiner Weise. Es ist aber eben auch nicht atemberaubend.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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PD-Verlag PDV05009 Die Ratten von Wistar * | 47,82 EUR |
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