Star Wars: Squadrons hat sich im Test mindestens als das Spiel erwiesen, das Fans sich im Vorfeld erhofft hatten. Mehr noch: Es ist der Space-Shooter, an dem man nicht vorbeikommt, wenn man Nervenkitzel und schnelle Action mag. Dass Squadrons auch noch die perfekte Mischung Star Wars bietet, ist angesichts der spielerischen Qualität eher ein Bonus als eine zwingend notwendige Erfordernis. Kurzum: Rein ins Cockpit und los!
Ein bisschen fühlt es sich Star Wars: Squadrons an wie eine Zeitreise. Als man am Bildschirm zum ersten Mal bei Star Wars: Squadrons im Cockpit saß, durch das Schutzglas ins Weltall blickte, kam die Erinnerung hoch an jene grandiosen Momente, die man Ende der neunziger mit Star-Wars-Spielen wie X-Wing vs. Tie-Fighter oder Star Wars: X-Wing verbracht hatte, später dann mit Star Wars: Rogue Squadron – und nun eben mit dem neuesten Werk, bei dem die Entwickler von EA Motive dem Spieler erlauben, sich erneut an den Steuerknüppel setzen zu können.
Von langer Hand geplant wirkte das ganze Projekt zunächst nicht, überraschend für einen Publisher wie Electronic Arts, der über eine lange Zeit hat Kritik einstecken müssen für die Nutzung besser Nicht-Nutzung der Star-Wars-Lizenz. Dann kamen Star Wars: Jedi Fallen Order und ein umfangreicher Patch für Battlefront 2 und Fans wurden versöhnlich gestimmt. Jetzt, mit der Veröffentlichung von Star Wars: Squadrons, scheint klar: Electronic Arts hat dazugelernt und ist willens, Star Wars auf ein Level zu heben, das die Lizenz verdient hat.
Star Wars: Squadrons erzählt eine grandiose Story
Zunächst muss man festhalten, dass Star Wars: Squadrons ein Titel ist, der sowohl einen Solomodus samt Kampagne also auch einen Mehrspielerpart umfasst. Und genau dabei blickt man mit Erstaunen auf das Konzept, das EA Motive sich erdacht hat. Star Wars: Squadrons wurde im Vorfeld stets als Spiel mit einem starken Fokus auf Multiplayer-Erfahrungen beworben. Der eigentliche Star des Space-Shooters ist allerdings der Solo-Part, genau die grandiose Kampagne. Spieler erstellen sich zu Beginn zwei Charaktere: einen für die Rebellenallianz, den anderen für das Imperium – und stülpen sich so im Verlauf der Kampagne beide Helme über. Der stete Wechsel der Perspektiven ist gelungen, vor allem, weil immer wieder auch Überraschungen dafür sorgen, dass die Handlungen miteinander verknüpft werden und man niemals das Gefühl bekommt, von einer Gesamthandlung entkoppelte Missionen für die Fraktionen zu fliegen.
Die Einleitung in den zeitlichen Rahmen handelt das Spiel fix ab: Der zweite Todesstern ist vernichtet worden, Alderaan gibt es da schon lange nicht mehr und auch den Imperator hat da Vater-Sohn-Gespann besiegt. Es geht um die klassische Trilogie, jene, die bei Fans am besten wegkommt und daher den idealen Nährboden für spannende Nebenhandlungen bietet. EA Motive nutzt das aus und schickt Spieler auf Missionen, die in eine spannende und sogar ziemlich umfangreiche Hintergrundgeschichte eingebettet sind. Vorangetrieben werden die Geschehnisse durch hervorragend und deutschsprachig vertonte Zwischensequenzen, die selbst vollwertigen Rollenspielen in nichts nachstehen. Insgesamt 14 Aufgaben warten auf die Spieler, jede davon dauert ungefähr eine halbe Stunde, sodass sich der Kampagnen-Part von Star Wars: Squadrons auf etwa sieben bis zehn Stunden summiert. Ja, es gab schon mehr Story und auch länger, dafür ist es eine enorm intensive Erfahrung.
Nicht zuletzt liegt das am gelungenen Missionsdesign, bei dem Abwechslung klar im Mittelpunkt steht. EA Motive nutzt alles, was Piloten in den Star-Wars-Filmen bislang so leisten mussten, um daraus immer wieder neue Aufgaben zu entwickeln: Mal fliegt man Patrouille, mal eskortiert man Schiffe, mal greift man einen Außenposten an. Immer wider kommt es zu knackigen Dogfights, unter anderem gegen Tie-Jäger, die einen Tick zu viel auszuhalten scheinen. So robust kennt man das Kanonenfutter aus den Filmen zumindest nicht.
Sei es drum: Die rasanten Kämpfe machen Spaß, verlaufen selten in gelenkten Bahnen – auch, weil sich die Jäger so komplex steuern, dass man manchmal eher reagieren muss als agieren kann. Das ist kein Manko, sondern versprüht das Flair von Unberechenbarkeit. Auch in den Tie-Reaper oder einen U-Wing verschlägt es Piloten-Asse, und die Angriffe auf Großkampfschiffe dürfen ohnehin nicht fehlen. Egal, was auf den Spieler auch zukommt, immer fühlt sich Star Wars: Squadrons als wäre man mitten drin im Geschehen. So immersiv war ein Star-Wars-Spiel selten. Was EA Motive hier geschaffen hat, ist Star Wars pur.
Klar, insgesamt fehlt der Story die Tiefe. Das kann man bei einem derart gerafften Kampagnenerlebnis aber kaum erwarten. Man ertappt sich mitunter sogar dabei, dass man gern mehr wissen wollen würde über einige der Charaktere, denn die Vielfalt der Aliens kommt an. Wirklich glänzen kann in der simplen Gut-gegen-Böse-Story am Ende aber keine der Figuren. Nicht falsch verstehen: Eine Geschichte darf gern eine einfach Botschaft in den Mittelpunkt stellen, aber die Figuren sollten zumindest die Chance bekommen, sich entwickeln zu können.
Dabei sind die Ansätze dazu sogar vorhanden, selbst die Gesichter einiger Figuren weisen auf Geschehnisse hin, über die man gern mehr erfahren würde, Charaktergeschichten drängen sich so teilweise auf. Nur erzählt werden sie nicht – schade! Die Charaktere bleiben so insgesamt blass, wirklich in einen engeren Kontakt kommt man mit ihnen nicht – hier wäre mehr drin gewesen. Gleichzeitig böte sich hier ein guter Ansatzpunkt, um bei einem Verkaufserfolg vielleicht doch noch über eine Fortsetzung zu Star Wars: Squadrons nachzudenken. Bei Star Wars: Jedi Fallen Order hat es ja auch irgendwann geklickt.
Nervenkitzel im Cockpit
Sog gut Story und Missionen auch sein mögen, was funktionieren musste bei Star Wars: Squadrons war die Fliegerei. Und auch in diesem Punkt enttäuschen die Entwickler nicht, im Gegenteil: Sie ordnen das Konzept irgendwo ein zwischen Actions-Flugspiel und Simulation. In Star Wars: Squadrons fliegt man nicht so realistisch wie in Microsofts Flugsimulator und auch nicht so detailliert ausgearbeitet wie in Elite Dangerous oder Star Citizen, dennoch bietet das Fluggefühl mehr als genug Tiefgang, um auch Veteranen des Genres anzusprechen.
Es kommt am Ende an auf Details: Energie in Systeme umleiten, Gegenmaßnahmen treffen, Manöver fliegen oder Raketen abhängen: viele Handlungen machen – vor allem in den schnellen Dogfights – einen signifikanten Unterschied. Das gilt erst recht, wenn zwei erfahrene Piloten aufeinander treffen, die sich im Kampf um den entscheidenden Treffen nichts schenken. Im Sekundentakt wechseln dann die Positionen der Raumjäger, mal hängt man dem Gegner am Heck, mal ist es umgekehrt, oft in der Hoffnung, dass der Opponent den Bruchteil einer Sekunde zu langsam agiert und die Raketenaufschaltung erfolgreich durchläuft. Star Wars: Squadrons bietet grandiosen Nervenkitzel, bei dem das Gamepad klebrig-fecht wird vom Angstschweiß.
Es gibt auch eine Lernkurve, die ist allerdings weitaus weniger steil als man vermuten würde. Schrittweise führt einen die Kampagne zunächst an die Grundmechaniken und Handgriffe heran, irgendwann ist man auf sich allein gestellt und beginnt, das zentrale Energiesystem intuitiv in den Kämpfen zu nutzen. Je nach Situation leitet man so alle Energie in die Waffensysteme oder boostet seine Schilde. Richtig spannend wird es, wenn man die Manövrierfähigkeit an Maximum treibt, enge Kurven und abrupte Wendungen fliegt und es einem dann gelingt, den Gegner aus dem Cockpit zu pusten.
Von Electronic Arts hätte man es vielleicht nicht erwartet, aber bei Star Wars: Squadrons geht es nicht um gnadenlose Monetarisierung. Das Spiel kostet rund 40 Euro, es gibt weder Premium-Services oder einen Battle-Pass noch kosmetische Items in einem Shop. Progression und Belohnungen gibt es dennoch, das ist allerdings nicht besonders komplex, vor allem nicht besonders aufdringlich. Man spielt Mehrspielergefechte, verdient Erfahrungspunkte, levelt auf und schaltet so kosmetische Goodies und Ausrüstungsgegenstände für die Schiffe frei. Dennoch wird das nicht zum Fokus des Spiels, denn der liegt stets auf der Fliegerei.
Solospiel und Multiplayer deutlich verschieden
Man könnte es fast schon erahnen: Der Solopart und die Multiplayer-Gefechte unterscheiden sich auch bei Star Wars: Squadrons deutlich voreinander – wie so oft bei Videospielen, in denen zwei Teams von menschlichen Spielern antreten, um einen Sieger auszukämpfen. Während das Kampagnenspiel trotz aller Action sich eher gemächlich spielt, geht es in den Multiplayer-Gefechten so richtig zur Sache. Ein Grund: Die Unvorhersehbarkeit mit denen menschliche Gegner agieren. Ein Durchflug durch Hindernisse, ein Vorbeiflug knapp über der Unterseite einen Großkampfschiffs, ein Frontalflug samt schnelle Drift-Boost, all das sind die Momente, in denen man manchmal auf dem Sofa sitzend den Kopf einzieht oder mit Armen und Körper Ausweichbewegungen durchführt.
Etwas schade ist die mangelnde Auswahl bei den Spielmodi: Lediglich zwei gibt es für Multiplayer-Fans. Für ein Spiel, das dort einen Fokus hat, ist das im Grunde zu wenig. Entweder spielt man also Dogfights oder wagt sich sich in die Flottenschlachten. Spaß macht beides, aber die Abwechslung leidet dennoch. Dafür sind die Kämpfe selbst und damit die Fliegerei so intensiv, dass man zwischendurch Pausen benötigt. Während die Dogfights einfach nur rasante Skill-Prüfungen für die Spieler sind – es gewinnt tatsächlich einfach das Team mit den besseren Einzelspielern – erfordern die Flottenschlachten einen taktischeren Ansatz. Zunächst gilt es, feindliche Schiffe aus dem Weltraum zu schießen, sodann geht es gegen einen Kreuzer bevor die entscheidende Schlacht gegen ein Großkampfschiff ansteht.
Dieses stufenweise System sorgt für Unterhaltung, allerdings auf eine völlig andere Weise als in den Dogfights, wo es eher um schnelle Einzelentscheidungen und Reaktionen auf die jeweiligen Spielsituationen geht. In den Flottenkämpfe stehen hingegen eher Entscheidungen über die Teamzusammensetzung und das Vorgehen in der Schlacht im Mittelpunkt.
Man kann sich in einen langsamen Bomber setzen, um den Schaden gegen die Kreuzer zu maximieren, benötigt dann aber seine Flügelpiloten, um ausreichend Schutz zu haben. Glücklicherweise erlaubt das Konzept, Schiffe zu wechseln, um so auf die jeweilige Spielsituation reagieren zu können. Dennoch gilt auch in den Großschlachten: Je besser ein Team zusammen spielt, desto höher ist die Erfolgschance und desto mehr Spaß kommt auf. Stets geht es nämlich auch darum, sich auf seine Flügelmänner- und frauen verlassen zu können. Wenn einem ein TIE am Heck hängt und man dem Bildschirmtod nur deshalb entrinnen konnte, weil ein Verbündeter zur Hilfe eilte, dann ist das ein grandioser Moment.
Ohnehin steigt der Spielspaß bei Star Wars: Squadrons, je besser man sich im Cockpit zurecht findet. Haarscharf an einem Asteroiden vorbei zu huschen, um einer Rakete auszuweichen, ist ein Manöver, das man sich nicht von Beginn an zu fliegen traut. Irgendwann ist man dann erfahren genug und bejubelt seine Flugkünste. Allein komplette Neueinsteiger in das Genre habe es schwer, aber Fliegen kann man ja bekanntlich lernen.
Infobox
Spielerzahl: 1 (Solo- und Multiplayer)
Alter: ab 6 (USK)
Schwierigkeit: mittel bis schwer
Langzeitmotivation: mittel
Publisher: Electronic Arts
Entwickler: EA Motive
Erscheinungsjahr: 2020
Plattformen: PC, Xbox, Playstation
Sprachen: Deutsch
Kosten: 39,99 Euro
Fazit
Star Wars: Squadrons ist mehr als das Spiel, das man erwartet hatte – und die Erwartungen waren hoch. Als der Space-Shooter angekündigt wurde, hegte man Hoffnungen auf eine Erfahrung wie sie damals Star War: X-Wing bieten konnte. So vieles war neu und spannend und innovativ. Das gilt für Star Wars: Squadrons nicht, denn alles, was man im Spiel sieht, gab es irgendwie bereits. Der Titel punktet nicht durch seinen Rahmen, sondern spielerisch – und genau das ist in diesen Zeiten herrlich erfrischend.
Man könnte Star Wars: Squadrons auch ohne Story spielen und hätte dennoch Spaß. Die Fliegerei ist es, die für Unterhaltung sorgt. Sobald man im Cockpit sitzt, steigt der Adrenalinpegel, im Mehrspielermodus sowieso, aber auch im Rahmen der Kampagne. Letzteres liegt daran, dass Star Wars: Squadrons dem Spieler immer genügend Raum gibt, niemals zu sehr das Kommando übernimmt. Die schönsten Momente erlebt man bei diesem Spiel nämlich, wenn man direkt die Kontrolle hat. Es sind Situationen, die einem im Gedächtnis bleiben, nicht unbedingt einzelne Story-Aufgaben, auch wenn die Hintergrundgeschichte weitaus besser ist als man bei der Ankündigung des Spiels mit Multiplayer-Fokus erwartet hat. Über das grobschlächtige Schwarz-Weiß hinaus kommt der Plot zwar nicht, unterhält dennoch.
Immer wenn es hektisch wird im All und man bei die Herausforderung meistern konnte, punktet Star Wars: Squadrons. Und Herausforderungen gibt es wie am Fließband. Eine Schlacht verläuft niemals wie an der Schnur gezogen, vor allem nicht, wenn menschliche Kontrahenten aufeinander treffen. Gleichzeitig kann Star Wars: Squadrons dann unerbittlich und frustrierend sein, aber da muss man einfach durch auf dem Weg zum Piloten-Ass. Das Progressionssystem ist unaufdringlich, aber dennoch motivierend. Jedes einzelne Elemente außerhalb der Fliegerei wirkt an Star Wars: Squadrons eher wie ein Bonus: Nicht erforderlich, aber es rundet das Gesamterlebnis ab. Und dass Star Wars: Squadrons ein Erlebnis ist, steht außer Frage.
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