Der Sommer ist noch im vollen Gange, doch die Kirmes- und Jahrmarkt-Saison wirft ihren Schatten voraus. Auf den Brettspieltischen kann sie mit „Der Große Jahrmarkt“ bereits jetzt beginnen. Wir haben das Spiel in der deutschen Lokalisierung von Skellig Games getestet und uns auf wilde Fahrgeschäfte und an unterhaltsame Buden gewagt.
Mitten in der Corona-Zeit war die englische Erstausgabe The Grand Carnival wahrscheinlich die beste Möglichkeit, Jahrmarktfeeling in den eigenen vier Wänden aufkommen zu lassen. Dies war auch sehr erfolgreich. 2023 kam deshalb daher direkt die nächste Auflage heraus. Mit im Gepäck waren dabei dann auch verschiedene Lokalisierungen. Die deutsche Ausgabe wurde von Skellig Games übernommen und ist seit ein paar Wochen erhältlich.
Leicht zugänglich
Als Kennerspiel im unteren Komplexitätsbereich bringt Der Große Jahrmarkt ein übersichtliches Regelwerk. Über die sieben Runden mit ihren je fünf Aktionen des Spiels stehen den Spielenden drei unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten zur Verfügung: Fundament platzieren, Besucher bewegen oder Attraktion bauen.
Um eine Aktion durchzuführen platziert man einen der fünf Arbeiter auf den von 1 – 5 durchnummerierten Feldern auf dem eigenen Playerboard. Die Aktion hat dann die entsprechende Zahl als Stärke.
Platziert man ein Fundament, darf man eines der Fundamentplättchen vom Waggon-Spielplan nehmen. Man darf ein beliebiges Plättchen wählen, das auf einem Feld mit einem Wert kleiner oder gleich der Stärke der eigenen Aktion liegt. Mit einer 1 darf man nur ein verdecktes Plättchen ziehen. Anschließend kann man aber die offen ausliegenden Plättchen austauschen.
Besucher bewegen sich so viele Schritte, wie die Stärke der Aktion erlaubt plus zusätzliche Schritte für Marktschreier. Diese Schritte dürfen nicht auf mehrere Besucher aufgeteilt werden. Beenden die Besucher ihre Bewegung neben einer Attraktion, erhält diese Tickets. Betreten sie das Zirkusdach, bleiben sie dort bis zum Spielende und werden dann gewertet.
Beim Bau von Attraktionen bestimmt die Stärke der Aktion, wie große das Plättchen sein darf. Anders als die Fundamente dürfen die Polyominoplättchen der Attraktionen beliebig gedreht und gewendet werden. Der Vorrat an Attraktionen jeder Größe ist begrenzt und von der Personenzahl abhängig.
Erfüllt man die Bedingung eines Tricks der Zunft, platziert man einen der drei zusätzlichen Arbeiter darauf. Die Fähigkeit des Tricks steht einem ab dem nächsten Zug zur Verfügung. Alle anderen müssen die Bedingung des Tricks in ihrem nächsten Zug erfüllen. Danach ist dieser Trick gesperrt.
Nach sieben Runden folgt die Wertung. Hier zählen nur die Attraktionen, die mindestens ein Ticket haben. Es gibt Punkte für Sets aus Attraktionen der gleichen Größe, für ein Set mit mindestens einer Attraktion jeder Größe und für Besucher auf dem Zirkusdach. Weitere Punkte gibt es, wenn man mindestens 15 Tickets besitzt. Jeder Marktschreier, die man erhält, wenn keine Besucher mehr am Eingang warten, bringt drei Punkte und jedes Hammersymbol, das nicht überbaut wurde, kostet einen Punkt. Die Person, die mit ihrem Jahrmarkt die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt die Partie.
Infos zu Der Große Jahrmarkt
Personenzahl: 1 bis 4 Personen Alter: ab 12 Jahren Spielzeit: 45 bis 60 Minuten Schwierigkeit: Kennerspiel Langzeitmotivation: durchschnittlich Mechaniken: Plättchen legen, offenes Drafting Spielidee: Rob Cramer Illustrationen: Ryan Goldsberry Verlag: Uproarious Games dt. Ausgabe: Skellig Games Offizielle Website: Der Große Jahrmarkt Erscheinungsjahr: 2024 Sprache: deutsch Kosten: 47 Euro |
Fazit
Der große Jahrmarkt kommt mit hochwertigem Material. In der Box ist ein sehr gutes Inlay enthalten, das den Aufbau erheblich erleichtert, und zu den vielen Holzkomponenten gesellen sich die weitere Komponenten aus stabiler Pappe. Optisch ist es sicher Geschmackssache, ob man dem Artwork etwas abgewinnen kann, doch für mich fehlt hier irgendwie das „lebendige“ im Spiel.
Die Regeln sind klar formuliert und stellen keine unnötige Hürde dar, schnell in das Spiel einsteigen zu können. Die Einfachheit der drei möglichen Aktionen schlägt sich aber auch im Spielgefühl stark nieder. Über die gesamte Spieldauer gibt es kaum Entwicklung, was dazu führt, dass sich die letzte Runde kaum anders als die zweite anfühlt. Dadurch, dass es nur minimale Interaktion bei der Auswahl der Plättchen und den Tricks der Zunft gibt fehlt es dem Spiel auch hier etwas an Dynamik.
Zwischen den einzelnen Partien fehlt es abgesehen von den wechselnden Tricks der Zunft ebenfalls etwas an Abwechslung. Die ersten Züge bzw. je nach verfügbaren Tricks mitunter die ganze erste Runde machen eigentlich alle das Gleiche. Dies lässt sich zwar mit den Fundamenten der Erweiterung etwas abmildern, doch für ein Grundspiel ist es nie vorteilhaft, wenn es eine separate Erweiterung braucht, um Dinge zu verbessern.
Das Puzzeln an sich auf dem persönlichen Tableau ist durchaus knifflig und bedarf guter Vorausplanung, damit gerade die großen Attraktion auch ihren Platz finden können. Durch das damit verbundene Knobeln würde ich das Spiel nur ungern mit mehr als drei Personen spielen.
Auch mit weniger als zwei Personen würde ich das Spiel nicht empfehlen. Der Solomodus ist zwar leicht umzusetzen, doch fühlt er sich noch monotoner an als das Mehrpersonenspiel. Hier geht darum, zwei Attraktionen jeder Größe mit Tickets zu versorgen und keine offenen Bauplätze zu haben. Man spielt nicht gegen einen automatisierten Gegner, sondern nur mit sich selbst. Am Ende gibt es je einen Punkt für jeden Marktschreier, erlernten Trick, Besucher auf dem Zirkusdach, drei Attraktionen einer Größe und Attraktionen mit mindestens zwei Tickets. Man verliert einen Punkt pro offenem Bauplatz und zwei/vier Punkte wenn man nur eine/keine Attraktion einer Größe besitzt.
Der Große Jahrmarkt ist ein solides Anfängerkennerspiel, das aufgrund seiner Einfachheit einen schnellen Einstieg erlaubt, aber unter dieser langfristig auch leidet. Mit den Erweiterungsmodulen lässt sich das Spielgefühl verbessern.
Die Erweiterung bietet mit ihren vielen kleinen und größeren Modulen an den unterschiedlichsten Stellen im Spiel vieles von dem, was ich mir im Grundspiel schon gewünscht hätte bzw. ergänzt dieses perfekt. Wer das Spiel grundsätzlich mag, der kann mit der Erweiterung Unterwegs nichts falsch machen, sondern macht eigentlich alles richtig.
Preview | Product | Rating | Price | |
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Skellig Games SKE48012 Der große Jahrmarkt * |
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