Zur Spiel 2022 war Lacrimosa vom spanischen Publisher Devir ein großer Hit. Das Spiel verkaufte sich hervorragend und auch wir waren sehr gespannt auf den neusten Titel von Gerard Ascensi und Ferran Renalias. So gespannt, dass wir diesen in unsere Topliste der Spiel 2022 aufgenommen haben. Umso mehr hat es uns natürlich gefreut, als Kosmos den Titel für den deutschen Spielemarkt ankündigte. Nun – kurz vor der Spiel 2023 – erschien das Spiel, indem wir Mozarts Leben Revue passieren lassen auch auf Deutsch. Grund genug uns tiefer ins Spiel zu stürzen und zu schauen, wie gut Lacrimosa wirklich ist.
Im Dezember 1791 schrieb Wolfgang Amadeus Mozart im Alter von 35 Jahren schwer krank die letzten acht Takte seines Lebens. Mozarts Witwe Constanze beschloss bis zu vier der großzügigsten Mäzene des verstorbenen Komponisten zu kontaktieren, damit sie ihr dabei helfen, die richtigen Komponisten zu beauftragen, um Mozarts letztes Werk, Lacrimosa des Requiems in d-Moll, zu vollenden.
Erinnerungen an eine gemeinsame Zeit
In Lacrimosa spielen wir über fünf Runden, je fünf Epochen aus dem Leben Mozarts durch. Dabei erinnern wir uns an Werke, die bei Mozart in Auftrag gegeben worden sind und erinnern uns an die Reisen Mozarts zu den Städten und Königshöfen in Europa. Wir halten an Erinnerungen, in Form von Karten, fest, die wir unserem Kartenstapel in Deck-Building-Manier hinzufügen und helfen Constanze dabei, das Requiem in einer Art Area Control-Mechanismus zu vollenden. Dabei sammeln wir Anerkennung in Form von Siegpunkten, die uns am Ende zum Sieg führen.
Eine Runde bzw. Epoche verläuft über 4 Züge. In unserem Zug ziehen wir auf 4 Handkarten auf. Anschließend wählen wir zwei unserer Handkarten aus und schieben diese in die Einschübe am oberen und unteren Rand unseres Spieltableaus. Die sogenannten Erinnerungs-Karten bestehen aus zwei Abschnitten. Während der obere Abschnitt der Karte entscheidet, welche Aktion wir diese Runde ausführen, gibt uns der untere Abschnitt Ressourcen in Form von Story-Punkten, Geld oder Siegpunkte am Ende der Runde. Somit müssen wir in jedem Zug uns dazu entscheiden, welche Aktion wir für diese Epoche aus dem Spiel nehmen. Insgesamt gibt es 5 Arten von Aktionen: Erinnerungen aufschreiben, Opus in Auftrag geben, Opus aufführen/verkaufen, Reisen und am Requiem arbeiten.
Die Aktion Erinnerungen aufschreiben ist die Deck-Building Komponente von Lacrimosa. In dieser Aktion nehmen wir uns eine der Erinnerungskarten aus der Auslage und bezahlen die dazugehörigen Kosten. Anschließend tauschen wir die Karte, die wir in den unteren Einschub unseres persönlichen Tableaus geschoben haben mit unserer neuen Karte aus. Die alte Karte wird aus dem Spiel entfernt. Somit bleibt unser Deck das gesamte Spiel über gleich groß und verbesserte Karten haben einen größeren Einfluss.
Opus-Karten liegen gemeinsam mit Erinnerungs-Karten in der Auslage bereit. Geben wir einen Opus in Auftrag so zahlen wir seine Kosten und legen diesen vor uns ab. Für einen Opus erhalten wir sofort Siegpunkte. Zusätzlich dazu können wir Opera in einer weiteren Aktion aufführen oder verkaufen. Das Aufführen eines Opus gibt uns Geld und ist in jeder Runde einmal möglich. Verkaufen wir einen Opus, entfernen wir diesen aus dem Spiel, erhalten Siegpunkte und dürfen auf der Einkommensleiste nach vorne rücken. Die Einkommensleiste gibt uns, je nachdem wie weit fortgeschritten wir auf dieser sind, zu Anfang jeder Runde Geld, Ressourcen und Siegpunkte.
Siegpunkte für Mozarts Reisen und die Arbeit am Requiem
Mit der Reisen-Aktion ziehen wir mit der Mozart-Figur auf dem Spielplan von Stadt zu Stadt. Diese Aktion soll die Erinnerungen an Mozarts Reisen darstellen. Hier entscheiden wir uns für ein Ziel und bezahlen die dazugehörigen Reisekosten in Form von Geld. Anschließend dürfen wir an unserem Zielort die dazugehörige Ortsaktion ausführen, wenn wir ihre Kosten bezahlen. Während uns Städte Belohnungen in Formen von zusätzlichen Aktionen, Ressourcen oder Siegpunkten gibt, erhalten wir bei Königshöfen neben einer Belohnung noch ein Ziel. Dieses Ziel gibt uns am Ende der Partie bei Erfüllung weitere Siegpunkte.
Am Requiem arbeiten wir, indem wir einen der fünf Sätze des Requiems auswählen und diesen bei einem der zwei im Spiel befindlichen Komponisten in Auftrag geben. Wir zahlen dafür die dazugehörigen Kosten, nehmen uns den passenden Noten-Marker von unserem persönlichen Tableau, erhalten dafür die dazugehörige Belohnung und platzieren diesen mit der Seite, passend zum gewählten Komponisten, auf das entsprechende Feld des gewählten Satzes.
Am Ende der Partie erhalten wir für jeden einzelnen unserer Noten-Marker im Requiem ebenfalls Siegpunkte. Hier geht es darum, welcher Komponist am meisten im jeweiligen Satz beigesteuert hat. Dafür addiert man die Noten-Marker beider Komponisten (Achtel- und Sechszehntelnoten) im Satz zusammen. Anschließend erhalten die Spielenden für jeden ihrer Noten-Marker, der zum häufiger vorhandenen Komponisten des Satzes gehört, den höheren Siegpunkte-Wert. Für jeden Noten-Marker des anderen Komponisten den kleineren Siegpunkte-Wert.
Infos zu Lacrimosa
Spielerzahl: 1 – 4 Alter: ab 14 Jahren Spielzeit: 90 Minuten Schwierigkeit: Kennerspiel Langzeitmotivation: hoch Klassifikation: Deck Building, Area Control Autor: Gerard Ascensi, Ferran Renalias Illustrationen: Jared Blando, Enrique Corominas Verlag: Kosmos, Devir Offizielle Website: Link Erscheinungsjahr: 2023 Sprache: Deutsch Kosten: 59,99 Euro |
Fazit
Lacrimosa ist ein Spiel, welches im Grunde nicht viel neues macht, aber einzelne Mechanismen sind so gut gemacht, sodass das Spielgefühl sich an einigen Stellen doch neu anfühlt. Allein, dass die Opus-Karten und die Erinnerungs-Karten in einer gemeinsamen Auslage angeboten werden ist ziemlich clever und bringt viel Abwechslung ins Spiel. Auch das Area Control ähnliche sticheln nach der Mehrheit eines Komponisten im Requiem ist eine witzige Umwandlung der klassischen Area Majority-Mechanik. Wir kämpfen hier nämlich nicht direkt um die Mehrheit eines Komponisten. Ab und an kann es nämlich auch ganz gut sein, sich dem anderen Komponisten anzuschließen, weil sein Plättchen beispielsweise derzeit deutlich günstiger ist als das des anderen. Dennoch erhalten wir am Ende der Partie Siegpunkte für alle unserer Noten-Marker.
Zudem bietet Lacrimosa einen guten Solo-Modus an, indem wir gegen Emanuel Schikaneder als „Solist“ antreten. Als Mäzene Mozarts treten wir hier gegen einen engen Freund der Familie an und versuchen die Geschichte des großen Komponisten bestmöglich zu erzählen. Auch wenn manch eine angepasste Aktion des Solisten sich etwas fragwürdig anfühlt, ist dieser im Großen und Ganzen aber ein solider Gegner. Immerhin kämpfen wir hier Kopf an Kopf gegen jemanden und rennen nicht irgendwelchen Highscores hinterher.
Dennoch, irgendwas an Lacrimosa störte während unserer Test-Partien immer wieder. So hat das Spiel während den Partien uns nie vollständig abholen können. Alles fühlte sich letztendlich dann doch irgendwie altbacken an und überzeugte nicht vollends. Die einzelnen Mechaniken mögen in sich zwar gut gemacht sein, aber sie fühlen sich irgendwie nicht passend zueinander an. Alles steht irgendwie für sich selbst. Schuld daran ist auch, dass das Thema kein bisschen im Spiel durchkommt. Wir erzählen die Geschichte Mozarts, aber zu keiner Sekunde fühlt es sich danach an. An sich spielen wir nur stumpf vor uns her und lösen Aktionen in den einzelnen Bereichen des Spiels aus.
Auch beim Material geht Lacrimosa einen Weg, der uns einerseits begeistert und andererseits ziemlich nervt. Das Spielmaterial ist top! Die persönlichen Tableaus sind wie kleine Bücher, in denen die Erinnerungs-Karten perfekt passend eingeschoben werden können. Viele Spiele können sich davon eine Scheibe abschneiden. Bis auf die Münzen bestehen alle Ressourcen aus Holz und fühlen sich dementsprechend hochwertig an. Die Karten besitzen ein edles Linen-Finish und wenn es Pappe-Plättchen gibt, sind diese schön dick, liegen gut in der Hand und lassen sich super greifen. Was allerdings tierisch nervt ist, dass Lacrimosa keinerlei Inlay oder Tütchen besitzt und das, obwohl viele kleine Plättchen, Karten etc. im Spiel vorhanden sind. Das alles macht den Aufbau von Lacrimosa zu einer Qual. Das Regelheft liest sich zudem ebenfalls nicht wirklich gut. Es wird mit vielen Begriffen um sich geworfen, ohne diesen vorab zu erklären. Das Spielmaterial wird erst nachdem der Spielablauf erklärt worden ist genau erklärt, was dazu führt, dass man sich in der ersten hälfte des Regelbuchs ständig fragt, was das, was gerade erklärt wird, eigentlich für einen Sinn hat.
Das alles ist sehr schade, denn Lacrimosa ist auf gar keinen Fall ein schlechtes Spiel. Wie schon gesagt, die einzelnen Mechanismen sind echt gut ausgearbeitet und nie hatten wir eine schlechte Zeit mit dem Spiel. Im Gegenteil. Dennoch, auch wenn Lacrimosa uns eine Menge Spaß machte, am Ende hatten wir immer das Gefühl, dass irgendwas fehlt und man alles in anderen Spielen irgendwie schonmal besser gesehen hat.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Kosmos 683931 Brettspiel, Multicolor, M * | 36,00 EUR |
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