„Cozy Brettspiele“: Ein Trend für die kalte Jahreszeit

Herbst und Winter nahen, die Temperaturen sinken – und damit beginnt die Zeit der Gemütlichkeit. Brettspiele gehören dann unbedingt dazu. Wer es besonders entspannend mag, greift auf „cozy games“ zurück. Die gibt es auch als Brettspiele.

Das Phänomen der sogenannten Cozy-Videospiele lässt sich auch auf den Brettspielbereich übertragen. Auch dort gibt es eine Vielzahl an Titeln, in denen man gewaltfrei und entspannt agieren kann. Denn unter anderem das macht „gemütliche Spiele“ aus. Man geht der Konfrontation aus dem Weg, zieht sein Ding durch, nimmt sich eine Auszeit und genießt die Freizeit beim Hegen und Pflegen.

Gemütliche Brettspiele um Natur, Katzen oder Nahrungsmittel

Zugegeben, so richtig einheitlich ist selbst die Definition eines „cozy“ Videospiels nicht. In so machen Toplisten tauchen Titel auf, die Fans für alles, nur nicht gemütlich halten. Der Umgang mit dem Begriff sorgt daher für Verwirrung, so mancher Influencer nutzt den Begriff zudem mehr oder minder als reines Reizwort, um Aufmerksamkeit zu generieren. Übereinstimmend sind in vielen Beiträger über cozy games allerdings Spiele zu finden, in denen das Hegen, Pflegen, Sammeln oder Umsorgen im Mittelpunkt stehen. Meistens geht es um Bewirtung, Landschaften oder Tiere.

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Ebenfalls ein zentrales Merkmal von gemütlich Spielen ist das Fehlen eines klaren Ziels. Statt einer Geschichte oder einem umgrenzten linearen Ablauf zu folgen, geht es bei entspannenden Gaming-Titeln eher um das Spielen an sich. Zocken als Selbstzweck quasi. Nicht selten stehen dabei auch Emotionen im Mittelpunkt, mal mehr mal weniger deutlich. Aus der Ausschluss konfrontativer Inhalte ist bezeichnend für cozy games. Das Genre ist insgesamt als eines zu verstehen, das Spieler einen Titel ohne klar definierte Regeln angehen lasst. Anders ausgedrückt: Wichtig ist, dass man sich treiben lassen kann.

Beispiele für erfolgreiche Cozy-Videospiele sind Stardew Valley, Nintendos Animal Crossing: New Horizons, Astroneer, Disney Dreamlight Valley oder Dorfromantik. Die Beispiele zeigen, dass die Ausrichtung von cozy games durchaus verschieden sein kann, nicht immer gibt es zudem einen kompletten Verzicht auf eine Story. Im Gegenteil: In einigen Fällen sind es vor allem die Geschichten, die zur Gemütlichkeit beitragen – etwa bei Coffee Talk.

Und: Das Beispiel Dorfromantik zeigt, dass der Sprung von einem cozy videogame zu einem cozy Brettspiel gar nicht weit ist. Auch umgekehrt funktioniert es inzwischen: Nach dem Erfolg des Brettspiels Calico (ein Paradebeispiel für ein gemütliches Brettspiel) ist eine Videospieladaption für PC-Steam auf den Markt gekommen – und auch dort geht es rund um Katzen und Flauschdecken ziemlich „cozy“ zu. Um sich beim Spielen entspannen zu können, also „cozy gaming“ zu betreiben, muss man längst nicht mehr zwingend zum Controller greifen. Auch Brettspiele glänzen mit ruhigen, unaufgeregten Settings und seichten Spielabläufen, mit denen man die Zeit einfach dahin plätschern lassen kann.

Wer die kalte Jahreszeit am Spieltisch mit einer Tasse Tee oder Kaffee und einem „cozy Brettspiel“ verbringen möchte, hat reichlich Auswahl. Wie bei den digitalen Vorreitern geht es auch bei den analogen Spielideen oft ums Sammeln oder Pflegen, in der Brettspielbranche wird das häufig bei Legespielen in den Mittelpunkt gerückt. Entsprechend viele gemütliche Brettspiele finden sich dort. Thematisch rückt der Fokus auf Nahrungsmittel, Tiere oder die Natur. Eine gute Portion „Hygge“ als Brettspiel gibt es beispielsweise bei Fika von Peter Van Gompel, der die schwedische Kaffeepause spielerisch verpackt hat, mit Illustrationen von Beth Sobel. Auch Deutsch erschienen ist der Titel bei Board Game Circus. Dieses Einstiegsbeispiel zeigt zudem: cozy Brettspiele müssen nicht zwangsläufig Solospiele sein. Auch zu zweit, dritt ider viert kann man eine entspannte Zeit verbringen. Nicht immer geht es dann kooperativ zu.

Im Gegensatz zu vielen „cozy videogames“ ist gemütliche Spielabläufe bei Brettspielen nicht zwingend völlig frei von „Gegnern“. Das Gewinnen ist insgesamt dennoch eher als Beiwerk zu verstehen. „cozy“ sollte bei Brettspielen vor allem bedeuten, dass man ohne Stress und mit positiven Gefühlen an das Spiel selbst und seine Spielzüge herangehen kann. Verbunden ist das häufig mit einem gewissen Grad an Knobelei.

Andere gute Beispiele für „cozy Brettspiele“ sind Sattgrün von Molly Johnson, Robert Melvin, Aaron Mesburne, Kevin Russ, Shawn Stankewich – also von Flatout Games. Auch hier war es Beth Sobel, die maßgeblich mit ihren Illustrationen das Thema Gemütlichkeit stützt. Es geht um Zimmerpflanzen, die es zu pflegen gilt. Nicht wenige „cozy“ sind Brettspiele wie Waffle Time von der Alderac Entertainment Group oder Der Perfekte Moment (im Original: Picture Perfect). Letztres Spiel ist auf Deutsch durch Corax Games umgesetzt worden, steht sinnbildlich für eine Ursprungsidee der cozy games, die viele bei den Lebenssimulationen verorten. Daran knüpft das Brettspiel von Anthony Nouveau zumindest vage an. Es geht darum, das perfekte Foto zu arrangieren und dabei die Wünsche vieler Personen zu berücksichtigen.

Auch Cascadia, Keystone Nordamerika oder Okanagan können als gemütliche Brettspiele verstanden werden. Viel deutlicher wird das Thema Gemütlich allerdings bei Brettspielen wie Patchwork oder Cottage Garden. Cozy ist demnach nicht gleichbedeutend mit simpel. Offensichtlich spielen gerade bei Brettspielen die Farben eine tragende Rolle. In vielen der als „cozy board games“ verstandenen Titel dominieren gedeckte Farben, Pastelltöne, oft Grün oder ein sanftes Beige.

30 gute Cozy-Brettspiele zum Ausprobieren:

1. Calico
2. Fika
3. Waffle Times
4. Sattgrün
5. Der Perfekte Moment
6. Cascadia
7. Keystone Nordamerika
8. Okanagan
9. Patchwork
10. Cottage Garden
11. Insel der Katzen
12. Everdell
13. Mischwald
14. Meadow
15. Parks
16. Arboretum
17. Café Barista
18. Wanderlust
19. Santa Monica
20. Dorfromantik
21. Stardew Valley
22. The Tea Dragon Society
23. Canvas
24. Kanagawa
25. Moorland
26. Cat Lady
27. Dog Park
28. Donut Shop
29. Flamecraft
30. Der Kartograph

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