Erst kürzlich hat das großartige Forests of Pangaea gezeigt, wie gut der Lebenszyklus eines Baumes als spielmechanische Grundlage in einem Brettspiel funktioniert. Das Erstlingswerk Mycelia von Split Stone Games bringt den Spielenden auf nicht weniger spannende Weise die Welt der Pilze näher. Wir haben mit Jack Neville von Split Stone Games über sein Spiel gesprochen, das er auch illustriert hat. Das Crowdfunding für das Spiel startet ziemlich genaue einen Monat vor der SPIEL am 7. September bei Kickstarter.
Mycel ist das oft mit dem Auge nicht vollständig sichtbare „Netzwerk“ eines Pilzes. Genau so ein Netzwerk bauen die Spielenden in diesem leicht zu lernenden Spiel mit Area Control-Element auf. Leicht zu lernen heißt hier aber nicht, dass es dem Spiel an taktischer Tiefe mangelt. Ähnlich fein und weitreichend wie das namensgebende Netzwerk sind auch die Möglichkeiten, die sich im Spiel bieten. Neben einem kurzen Interview über die Entwicklung des Spiels konnten wir auch einen Prototypen testen. Die Eindrücke aus den Partien folgen im zweiten Teil dieses Artikels. Alle Fotos zeigen den Prototypen. Das fertige Spielmaterial kann vom gezeigten Material abweichen.
Zwei Leidenschaften finden zusammen
Pilze faszinieren Jack Neville schon länger. Brettspiele sind eine weitere Leidenschaft des Engländers. Nach einigen, nach eigener Aussage nicht sehr gelungenen, Versuchen ein Brettspiel zu entwickeln, wuchs Anfang des Jahres 2020 die Idee, ein Spiel über Pilze zu entwickeln.
Neben dem persönlichen Interesse für das Thema hat die naturnahe thematische Umsetzung des Spiels einen weiteren entscheidenden Vorteil: Viele Mechaniken haben sich natürlich entwickelt. Nah am Lebenszyklus eines Pilzes orientiert ist in gut drei Jahren ein leicht zugängliches Kennerspiel entstanden, das auch Personen, die viel spielen herausfordern kann.
Bevor das Spiel in wenigen Tagen nun aber ins Crowdfunding starten kann, sind seit der ersten Idee ein paar Jahre vergangen. Die ersten anderthalb Jahre wurde das Spiel im privaten Rahmen getestet und weiter entwickelt, bevor es weitere Tests gab. Auch wenn das Spiel bereits erste öffentliche Auftritte auf der UK Game Expo hatte, ist die Entwicklung immer noch nicht abgeschlossen. Es gibt immer Kleinigkeiten die angepasst werden können.
Im Verlauf der Entwicklung des Spiels haben sich zum Beispiel die Dreiecksplättchen oder die Wind-Mechanik verändert. Auch wie sich die Sporen auf dem Spielfeld verteilen wurde überarbeitet, um das Spiel nicht chaotisch oder unübersichtlich werden zu lassen. Natürlich waren auch die Karten mit ihren Siegpunkten, Kosten und Effekten eine große Baustelle, an der viele Stunden gearbeitet wurde.
Es wurde nicht nur die Spielmechanik intensiv verbessert und gestreamlined. Auch das Gesamtpaket wurde optimiert. Die Box des Spiels soll so effektiv wie möglich genutzt werden. Daher sind zum Beispiel die Tableaus der Spielenden in fünf einzelne Tableaus aufgeteilt, um sie platzsparend unterbringen zu können.
Baut euer Pilznetzwerk auf
Mycelia gehört zu den Spielen, die schnell zu lernen aber schwer zu meistern sind. Nur fünf Hauptaktionen und eine gelegentlich mögliche Aktionen stehen zur Auswahl. Im eigenen Zug darf man immer zwei unterschiedliche Aktionen nutzen.
Mit der Bewegungsaktion darf man den eigenen Hauptpilz bis zu zwei Felder über die langen Seiten der Dreiecksplättchen bewegen. Gefallen einem die ausliegenden Plättchen nicht oder wird es langsam etwas zu voll, kann man sich entscheiden, ein verdecktes Plättchen zu ziehen und anzulegen. Eine weitere Aktion ist das Ziehen einer neuen Handkarte. Diese kann verdeckt sein oder aus der offenen Auslage stammen.
Um sein eigenes Netzwerk zu vergrößern, kann man einen der eigenen Pilze Sporen verteilen lassen. In welche Richtung sich die Sporen ausbreiten hängt vom Ergebnis des Windwürfels ab. Die Sporen breiten sich pyramidenförmig vom Plättchen des sporenden Pilzes aus. Der Hauptpilz verteilt immer zwei Sporen. Pilze, die über die Karten ausgespielt wurden, haben eine variable Sporenanzahl. Die Pilze von Karten können nur zwei Mal Sporen verteilen, bevor sie bereit für den Verfall sind.
Hat man Sporen auf den richtigen Feldern, kann man einen neuen Pilz ausspielen. Jeder Pilz hat Kosten, die angegeben, von welcher der vier Geländearten Sporen abgeworfen werden müssen. Die Karte legt man anschließende auf eines der fünf eigenen Tableaus und platziert den Pilztoken von diesem auf ein Feld, von dem man Sporen abgeworfen hat. Die abgeworfenen Sporen müssen Teil des eigenen Netzwerks sein. Gegnerische Hauptpilze oder Pilztoken können als übergeordnete Elemente eigene Sporen blockieren.
Nach dem Wachsen ist vor dem Verfall
Hat ein ausgespielter Pilz zwei Mal Sporen verteilt, kann man ihn verfallen lassen. Die Pilzkarte wird unter das Tableau geschoben, der Pilztoken wird wieder auf dem Tableau platziert und man erhält einen Effekt von der gerade verfallenen Pilzkarte. Diese Effekte können einmalig, dauerhaft oder speziell für das Tableau sein, unter dem sie liegen.
Das Spiel endet, sobald eine Person unter allen fünf ihrer Tableaus mindestens einen verfallenen Pilz hat. Das Spiel endet dann sofort. Wer das Spielende auslöst erhält den entsprechenden Token, der fünf Punkte wert ist. Nun zählen alle die Punkte ihrer gewachsenen und verfallenen Pilze zusammen. Je zwei Insektentoken bringen einen weiteren Punkt. Diese kann man im Spiel auf entsprechenden Plättchen einsammeln. Durch das Abwerfen von zwei Insektentoken kann man einen gegnerischen Hauptpilz verschieben oder mit einem Insektentoken die drei offen ausliegenden Pilzkarten austauschen.
Das Spiel wird auch einen Solomodus besitzen. Dieser ist aktuell noch am stärksten in der Weiterentwicklung. Der Bot wird über ein Kartendeck gesteuert und ist vor allem ein Timer, der einen zwingt, möglichst effektiv in Richtung Spielende zu arbeiten. Auch wenn noch nicht so weit perfektioniert wie das Mehrpersonenspiel hatte ich auch in den Solopartien viel Freude mit den Spiel, so dass es auch für reine Solospieler zu empfehlen ist.
Taktische Tiefe dank einfacher Regeln
So kurz wie sich die Grundlagen des Spiels darstellen lassen, so viel lässt sich aus diesen heraus holen. Nach kurzer Zeit hat man alle Aktionen einmal ausgeführt und ihre Handhabung verstanden. Während des Spiels und in den verschiedenen Partien ergeben sich immer neue Situationen, die man mit den zwei schnell ausgeführten Aktionen zum eigenen Vorteil nutzen will.
Insbesondere die Interaktion zwischen den Spielenden ist hier wichtig. Man sollte nicht unterschätzen, wie umkämpft die Plättchen zu dritt oder viert sind. Zu Zweit kann man sich zwar aus dem Weg gehen, aber man will sich ja doch nicht nur darauf verlassen, dass die andere Person einfach von sich aus weniger Punkte als man selbst macht. Die Bewegungsfähigkeit des Hauptpilz ist ein beim Lesen der Regeln noch unterschätztes taktisches Element, das sich super dafür eignet, die Pläne der Mitspielenden zu durchkreuzen, in dem man ihre Sporen und Pilztoken blockiert.
Das Spiel spielt sich absolut flüssig. Die Abläufe, Aktionen und Möglichkeiten sind absolut klar dargestellt. Dank der offensichtlichen Punktequelle über Pilze gibt es am Ende keinen unübersichtlichen Punktesalat.
Auch optisch kann das Spiel absolut überzeugen. Gerade die individuell gestalteten Pilzkarten zeigen wunderbar die große Liebe zum Detail, die in das Spiel gesteckt wurde. Die Tischpräsenz mit den Dreiecksplättchen und viele Holzkomponenten ist ebenfalls etwas sehr besonderes.
Für uns kann sich das Spiel dank seiner leichten und zugänglichen Art, der sich natürlich anfühlenden Regeln und dem schnellen und taktischen Spielgefühl ohne Probleme in unserer Sammlung behaupten und wird, nachdem der Prototyp leider weiterziehen musste, auf jeden Fall wieder einziehen, sobald das Spiel durchs Crowdfunding gegangen ist.
Der Kickstarter
Das Spiel wird am 7. September bei Kickstarter ins Crowdfunding starten. Der Finanzierungszeitraum wird bis zur SPIEL in Essen reichen, auf der man sich das Spiel live und in Farbe anschauen und selbst von seiner Qualität überzeugen kann.
Die Auslieferung ist etwa neun bis zwölf Monate nach dem erfolgreichen Crowdfunding geplant.
Es wird insgesamt drei Varianten des Spiels geben. Die Grundausführung wird es für etwa 65€ geben. Hier sind bereits zweilagige Tableaus, ein Inlay und Holzkomponenten enthalten. Die Premiumausführung enthält zusätzliche Upgrades wie Baumwollsäckchen für die Komponenten und Kunstdrucke der hervorragenden Illustrationen des Spiels.
Wer etwas ganz besonderes haben möchte kann auch die absolute Deluxe-Ausgabe des Spiels finanzieren. Es werden nur ganz wenige Exemplare von dieser verfügbar sein. Hierbei wird alles, von den Dreiecksplättchen bis zur Box, handgefertigt aus Holz sein. Der Preis wird dementsprechend auch um ein Vielfaches höher sein und im mittleren dreistelligen Bereich bei etwa 400€ liegen.
Infos zu Mycelia
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Personenzahl: 1 – 4 Personen Spielidee und Illustrationen: J. J. Neville |
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Pegasus Spiele Swindler (Edition Spielwiese) * | 12,00 EUR |
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