Es gibt für Familien kaum schönere Momente als gemeinsame Spielabende mit einem Brettspiel, das nicht nur fordert, sondern auch den einen oder anderen Lacher produziert. Im Fall von Finger Weg! von Zoch sorgen verpatzte Antworten für jede Menge hämisches Gelächter auf Seiten der Familienmitglieder, die entweder durch gutes Allgemeinwissen oder völlige Ahnungslosigkeit auffallen. Finger Weg! ist ein klassisches Wissensspiel, das jedoch mit einem ausgeklügelten Spielsystem für knisternde Hochspannung sorgt. Wer Gefallen an Finger Weg! finden kann und ob Papa die Anschaffungskosten des Familienbrettspiels gerne tragen sollte, lest Ihr im nachfolgenden Test zu Finger Weg! Viel Spaß!
Allgemeinbildung hilft, Glück auch
Achtung Hochspannung. Zugegeben, das Design der Verpackung deutet eher auf einen Elektronik-Baukasten hin als auf ein Brettspiel, aber Finger Weg! ist eben genau das: Ein klassisches Wissensspiel um kuriose Fragen. Wie in anderen Spielen dieser Art sind auch bei Finger Weg! diverse Wissenskategorien vorhanden. Die Themen reichen von Sport über Kunst und Kultur bis hin zu Klassikern wie Geografie. So wird jede Menge Spezialwissen abgefragt und das Familienbrettspiel dadurch erheblich fairer. Lebenserfahrung und eine ordentliche Portion Allgemeinbildung helfen zwar, sind aber keine Garantie für den Sieg bei Finger Weg! Das liegt an den teilweise extrem kuriosen Fragestellungen, die alles abfragen nur kein Grundlagenwissen. Oder weißt du (ohne zu googlen!) wie die Nationalflagge von Sambia aussieht und ob grade auf dieser Flagge ein Vogel abgebildet ist?
Hauptwerkzeug für Mitspieler ist das „Schaltbrett“, in das jeweils die aktuelle Karte eingelegt wird. Der Clou an Finger Weg!: Die Wissensfragen werden nicht von jedem Spieler einzeln beantwortet, um sich im Falle einer falschen Antwort blöde Sprüche anhören zu müssen, sondern es ist die gesamte Spielerrunde für jede der 8 Antworten aktiv. Ziel ist, solange im Spiel zu bleiben, bis jemand die falsche Antwort erwischt, von der er besser die Finger gelassen hätte. Bei Finger Weg! sind auf jedem Antwortbrett nämlich 8 Antworten vorgegeben: 7 richtige und eine falsche. Letzteres sollte man natürlich nicht wählen, wenn man gewinnen möchte. Im Detail läuft eine Spielrunde folgendermaßen ab: Der aktive Spieler wählt eine Karte und steckt diese in das Schaltbrett, sodass niemand (auch er selbst nicht) den Blitz als Markierung für die falsche Antwort erkennen kann. Er ist auch derjenige, der zunächst seine Einschätzung für die erste Antwortmöglichkeit abgibt. Dazu nutzt er seinen hölzernen Marker und legt ihn entweder mit der freien Fläche (Antwort ist richtig) oder mit dem Blitz (Dies ist die falsche Antwort: Finger Weg!) nach oben vor sich. Anschließend folgen reihum die anderen Spieler und fällen ihre Entscheidungen. Nun deckt der aktive Spieler den Schieberegler auf und offenbart das Ergebnis. Für jede „überlebte“ Runde erhalten die Spieler Punkte. Bei falsch gelegten Markern scheiden die jeweiligen Spieler bis zum Ende der aktuellen Runde aus, erhalten jedoch Punkte gutgeschrieben. Wer es bis zum Ende der Schalttafel schafft, erhält satte 10 Zähler. Gespielt werden so viele Runden wie es Mitspieler gibt, da jeder einmal als aktiver Spieler gewirkt haben muss.
Finger Weg! setzt auf ein Mischkonzept aus knallhartem Wissensspiel und unterhaltsamen Zügen eines lustigen Familienspiels. Die Fragen sind teilweise derart kurios (hier bleibt es spoilerfrei!), dass die passenden Antworten manchmal selbst dem größten Streber ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Durch solides Allgemeinwissen kann man einige Antwortmöglichkeiten natürlich ausschließen, doch es bleibt stets genügend Raum für Spannung, da selbst wahre Experten auf einem Gebiet ins wanken kommen und unverhofft vom Blitz getroffen werden. Ein wunderbares Goodie ist das beiliegende Lösungsheft, das aufgrund der Erklärungen für so manches Schmunzeln sorgt. Eine tolle Idee, denn so bleibt keine noch so merkwürdige Frage ungeklärt und die gesamte Familie lernt jede Menge neues und teilweise wunderbar unnützes Wissen, mit dem man auf der nächsten Jahresfeier des Golfclubs so richtig den Klugscheißer geben kann. Rate-Fans werden jedenfalls fürstlich unterhalten.
Infobox
Spielerzahl: 3 bis 8 Spieler
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten
Schwierigkeit: einfach
Langzeitmotivation: niedrig
Verlag: Zoch ►
Erscheinungsjahr: 2013
Autor: Peter Wichmann
Sprache: deutsch
Kosten: 25 Euro
Fazit
Finger Weg! von Zoch ist ein spannendes Wissensspiel, das sich perfekt für gemeinsame Familienspielabende eignet. Das Einstiegsalter von 12 Jahren ist natürlich dadurch begründet, dass ein gesundes Maß an Allgemeinwissen nicht nur hilfreich ist, sondern Finger Weg! erst so richtig spielenswert macht. Selbstverständlich kann man auch raten, und das muss man sogar manchmal tun, jedoch verkommt das Familienbrettspiel so zu einem reinen Glücksspiel, was für deutlich weniger Unterhaltung sorgt. Dass das Wissensspiel auch für Kinder nicht unfair ist und die jungen Spieler sich durchaus mit den Erwachsenen messen können, liegt an der guten Mischung der Fragen. Einige Fragen sind derart speziell, dass durch Rate-Runden knisternde Spannung aufkommt; andere Fragen richten sich dagegen vornehmlich an jüngere Mitspieler.
Finger Weg! ist ein spannender Titel, der motiviert. Zumindest bis man alle Fragen kennt und die zugehörigen falschen Antworten im Gedächtnis gespeichert hat – dann ist der Punkt erreicht, an dem Finger Weg! seinen Reiz verliert. Das dürfte jedoch einige Wochen oder gar Monate dauern.