Mit Geht noch was? ist ein neues Würfelspiel von Jens Merkl bei Schmidt Spiele erschienen. Zuletzt hatte er dort u.a. Gönnen können entworfen und bei Pegasus Spaceship Unity samt Erweiterung. Bei seinem neuen Familienspiel geht es um Würfelglück und eine Portion Risikoabwägung.
Das Würfelspiel gehört zu den Sommerneuheiten von Schmidt Spiele, darunter auch Der Ringträger (Rezension folgt), Quacksalber-Das Duell (zur Rezension) und Luminos (zur Rezension)
Die Regel ist leider etwas holprig, wodurch das Spiel auf den ersten Blick deutlich komplizierter wirkt, als es am Ende wirklich ist. Lässt man sich trotzdem darauf ein, entpuppt es sich als rasantes Würfelspiel, bei dem man auch mal (ordentlich) Glück braucht.
Jede Person erhält eine Punkteleiste mit aufgedruckten Multiplikatoren. Je höher die Karten später liegen, desto mehr Punkte oder Einkommen geben sie euch. Außerdem erhält jede Person sechs Startkarten, die sie auf die unteren 3 Reihen verteilt (je zwei pro Zeile). Das sind die Aufgaben, die die Person zu Beginn hat und stellen Bedingungen dar, die die Person erwürfeln muss. Das können folgende Arten sein: Eine bestimmte Augenzahl, eine bestimmte Augenzahl in einer bestimmten Farbe, eine bestimmte Anzahl Würfel, die mindestens eine bestimmte Augenzahl zeigen, gleiche Würfel, eine Treppe, usw.
Dabei könnt und müsst ihr bei jedem Würfelwurf genau eine Aufgabe erfüllen. Wer in der aktuellen Runde der Dealer ist, würfelt und diese Würfel gelten für alle Personen. Sucht euch dann eine Aufgabe in der aktuellen oder der darüberliegenden Ebene und markiert diese als erfüllt – sofern ihr sie mit den Würfeln erfüllen könnt. Dabei beginnt ihr jede Runde in der untersten Ebene und könnt euch nach und nach nach oben arbeiten. Wichtig, ihr könnt nicht wieder absteigen, ihr müsst also immer in der aktuellen oder der nächsthöheren Ebene eine Aufgabe erfüllen. Wenn ihr keine weiteren Aufgaben mehr erfüllen wollt (oftmals weil ihr denkt, die Wahrscheinlichkeit ist zu gering), könnt ihr den Durchgang für euch beenden. Dann können die anderen Person ohne euch weiterspielen und ihr Glück herausfordern. Geht dabei aber kein zu großes Risiko, denn könnt ihr den Würfelwurf nicht nutzen, gibt euch das einen Nachteil, dazu später mehr.
Neue Karten oder lieber Punkte
Sobald alle Personen ihren Durchgang beendet haben, könnt ihr neue Karten kaufen, Punkte machen oder Karten verschieben. Nach einem Durchgang könnte eure Auslage so aussehen.
Jetzt dürft ihr bei jeder erfüllten Karte entscheiden, was ihr machen wollt. Ihr könnt sie in die nächst höhere Ebene verschieben (dann bleiben sie links der Leiste) oder ihr schiebt sich nach rechts. Karten, die rechts liegen, können im Spiel nicht mehr bewegt werden. Diese Karten können euch aber am Ende jeder Runde Einkommen für neue Karten geben und/oder am Spielende Siegpunkte. Das Einkommen verfällt am Ende des Durchgangs, also solltet ihr es möglichst vollständig aufbrauchen. Dabei wird auch der Multiplikator der Leiste berücksichtigt.
Das Nachkaufen neuer Karten ist auch essenziell bei diesem Spiel, denn ihr wollt weiterhin viele Möglichkeiten haben, um in einer Runde Aufgaben erfüllen zu können. Solltet ihr alle Karten nach oben schieben (dort ist der Multiplikator größer und ihr bekommt mehr Punkte und Einkommen), habt ihr in jeder der unteren Ebenen nur noch eine Karte (das ist auch das Minimum) und seit vollkommen auf diese angewiesen. Solltet ihr diese Aufgabe nicht erfüllen, ist euer Durchgang direkt beendet. Achtet also darauf, immer eine gute Auswahl an Aufgaben zu haben, um nicht zu früh auszusteigen.
Wie ihr sicherlich schon vermutet habt, braucht man bei dem Spiel eine ordentliche Portion Würfelglück. Damit man sich da aber nicht nur drauf verlassen muss, gibt es auch Glücksmarker, die man einsetzen kann, wenn man keine Aufgabe erfüllt hat und dennoch weiterspielen will.
Insgesamt schafft es das Spiel ein spannende Erlebnis zu transportieren und man hat stets das Gefühl „pokern“ zu müssen. „Schiebe ich die Karte lieber eine Ebene hoch oder verschiebe ich sie nach rechts, um mehr Einkommen für mehr neue Karten zu bekommen?“. „Steige ich aus oder versuche ich mein Glück noch weiter?“
Vom Gefühl her endet das Spiel dann aber zu schnell wieder. Nur in seltenen Partien haben wir es geschafft, Aufgaben bis nach ganz oben zu verschieben und auch zu erfüllen – vielleicht hätten wir aber auch mehr riskieren müssen?
So bleibt das Gefühl, dass sobald man eine gute Grundlage geschaffen hat, um ganz oben anzugreifen, das Spiel auch schon zu Ende ist.
Manchmal war auch frühzeitig zu erkennen, wer das Spiel gewinnt. Versucht auf jeden fall zu vermeiden eine Runde abbrechen zu müssen, weil ihr keine Aufgabe erfüllen könnt. Ihr erfüllt in dieser Runde dann keine Aufgabe und seid ihr euren Handlungen eingeschränkter.
Gut fand ich, dass es für die Aussteiger (sowohl freiwillig als auch erzwungen) einen kleinen Trostpreis gibt. Für jede weitere Runde im Durchgang gibt es einen Glücksmarker, der durchaus stark sein kann, da er ein Scheitern abwenden kann. Wer also (Würfel)Pech hatte, kann sein Glück damit etwas auffüllen
Zusammenfassend gibt „Geht noch was?“ vor, was man bekommt, nämlich die ständige Frage, ob noch was bzw. mehr geht. Wie stark möchte man sein Würfelglück ausreizen. Gibt man sich zufrieden mit dem, was man hat oder reizt es weiterzumachen? Dabei vereint es einfache und bekannte Mechaniken mit etwas Neuem, auch wenn die Anleitung es anfangs komplizierter wirken lässt.
Es wird auf jeden Fall immer mal wieder auf den Tisch kommen.
Last but not least: Das Spielmaterial ist solide. Einziger Kritikpunkt ist, dass das Spielmaterial munter durch die Box fliegt, wodurch vor jeder Partie die Startkarten gesucht werden müssen. Diese sind nämlich mit einem kleinen Buchstaben markiert. Im schlimmsten Fall muss man alle Karten durchgucken, oder sich eine Organisationsmöglichkeit überlegen.