Zum 37. Mal finden die Internationalen Spieltage in Essen statt. Für die SPIEL19 haben die Organisatoren so etwas wie den „next big step“ geplant. Die SPIEL’19 ist wagt den Schritt von der Spieleveranstaltung zum Games-Event. Nicht zuletzt liegt das an neuen Konzepten, mit denen die Macher der Messe den anhaltenden Hype aufrechterhalten wollen.
„Die Branche boomt“, so die Ausrichter. Sie meinen damit nicht nur Brett- und Kartenspiele als weltweit omnipräsente Themen, sondern auch das Zahlenwerk, das sich dahinter verbirgt. Analysten zufolge erfahren Brettspiele eine enorme Nachfrage. „Research and Markets“ spricht von einer jährlichen Umsatzsteigerung von neun Prozent bis zum Jahr 2022.
Spürbar wird das in jedem Jahr an den wachsenden Dimensionen der Messe selbst. „In den letzten fünf Jahren hat die SPIEL ihre Ausstellungsfläche fast verdoppelt“, berichten die Verantwortlichen beim Bonner Friedhelm Merz Verlag, der die Messe in Essen ausrichtet. In diesem Jahr wächst die SPIEL um eine ganze Halle. Somit steht noch mehr Ausstellungsfläche zur Verfügung, noch mehr Aussteller können ihre Neuheiten präsentieren: mehr als 1.500 sind es in diesem Jahr. Gemeldet wurden den Organisatoren sogar 1.700, dann wurde aussortiert.
Der nächste große Schritt
Die SPIEL19 zeigt sich den Besuchern moderner und innovativer. Fast scheint es, als wolle man ein angestaubtes Image loswerden – durch Livestreaming, Panels mit Youtubern und Blogger, aber auch durch einen Fokus auf Inhalte für Fachpersonal, etwa im Rahmen des neuen Educator‘s Day, einem Tag, an dem Brettspiele als sinnvolle Lehr- und Lernmittel präsentiert werden. Das Konzept kommt an, verrät Dominique Metzler vom Friedhelm Merz Verlag. Mit 180 Plätzen plante der Veranstalter den Educator’s Day – vermeintlich großzügig für eine Erstveranstaltung. Dann zeigte sich, wie viel Anziehungskraft eine solche Veranstaltung tatsächlich hat: „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass das Interesse so groß sein könnte“ sagt Metzler überrascht. Die Pädagogen zeigten sich angetan von der Idee und „sind offen für neue Themen“.
„Die SPIEL19 hat sich weiterentwickelt“, freut sich Metzler und spricht von einer Art SPIEL 2.0. Ob die SPIEL – traditionell eher als „riesenhaftes Brettspieltreffen verstanden – tatsächlich eine Runderneuerung benötigt, entscheiden am Ende die Besucher. Rund 190.000 Fans aus aller Welt werden bis Sonntag in Essen erwartet. Aus mehr als 100 Nationen reisen Spielebegeisterte an, um sich die neuen Ideen ebenfalls internationalen Aussteller anzusehen. Trotz aller Modernisierungsmaßnahmen geht es am Ende doch nur um ein zentrales Thema: Spiele – und zwar in allen Formen und Farben.
Einen ersten Überblick gewährt in jedem Jahr die „Neuheitenschau“, die sich an die Pressekonferenz anschließt:
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Ideen haben die Autoren und Verlage viele. Sie reichen von klassischen Würfel- oder Kartenspielen bis hin zu Innovationen. So veröffentlicht Parallax Games ein Sci-Fi-Kartenspiel, bei dem „unsichtbare Tinte“ als Spielelement eingesetzt wird. Sichtbar wird die Schrift nur unter Schwarzlicht. Andere Verlage, auch kleinere, setzen weiterhin auf Hybrid-Spiele, Brettspiele, die mit einer App-Unterstützung arbeiten.
Wad niemals fehlen darf – auch in der Branche der Gesellschaftsspiele nicht – sind Neuauflage, Reworks oder Reboots. Klassiker präsentieren sich dann im neuen Gewand, manchmal nur hübscher, manchmal regeltechnisch überarbeitet. Sogar Retro-Spiele gibt es im Jahr 2019: zu namhaften Marken wie Star Wars oder Dungeons & Dragons.
Gesellschaftsspiele als „soziales Training“
Hermann Hutter, erster Vorsitzender des Branchenverbandes „Spielverlage e.V.“ macht weiter Trends aus: strategische Familienspiele zum Beispiel, deren Verkäufe um 14 Prozent gewachsen sind. Auch für Erwachsenenspiele gelte das, erläutert Hutter weiter zu den aktuellen Zahlen. Insgesamt sei das Interesse an Gesellschaftsspielen gestiegen, auch auf medialer Ebene. Mehr Medienschaffende, darunter auch Blogger, Podcaster und Youtuber, als jemals zuvor würden den Saal zur Pressekonferenz füllen. Das ist eher ein Gefühl als ein Fakt und so nicht richtig. Dennoch: Gesellschaftsspiele sind angesagt und, so beschreibt es Hermann Hutter, „soziales Training“.
Den Erfolg der Brettspiele sieht Hutter auch in dem besonderen haptischen Gefühl begründet. Escape-Spiele liegen weiterhin im Trend, Kartenspiele sind beliebt. Opulente, reichhaltig ausgestattete Brettspiele mit optisch eindrucksvollem Material sprechen den modernen Vielspieler an. Spieleboxen dürfen dann groß sein, mehr kosten. – und auch mehr wiegen. Zu Gloomhaven sagt Dominique Metzler: „Wenn ich die Schachtel sehe, falle ich ihn Ohnmacht.“ Allein am Gewicht lässt sich die Qualität eines Brettspiel dennoch nicht messen.
Vor allem das leichtgewichtige, „mobile Spielen“ wird gerne und häufig genutzt. Hermann Hutter meint damit nicht etwas Smartphone-Spiele und Apps, sondern Reise-Varianten oder Brettspiele im Miniaturformat. Spiele werden heute dort gespielt, wo Spieler hingehen – ihre Favoriten nehmen sie dann mit, bestenfalls als Pocket-Version. Einen regelrechten Boom erleben „Brainteaser“, Knobelspiele, die nicht nur Spaß machen sollen, sondern auch die kognitiven Fertigkeiten trainieren.
Elektronik in Brettspielen: Ergänzung statt Abgrenzung
Und Apps? Elektronik sei zwar weiterhin Bestandteil einiger Brettspielkonzepte, löse die klassische Basis jedoch nicht ab. Apps dienen in Brettspielen vornehmlich dazu, den Spielspaß zu verlängern oder Geschichten zu präsentieren. Tatsächlich gibt es nicht allzu viele neue Hybridspiele – das Genre bleibt eine Nische. Allerdings eine, dich sich etabliert hat. Innovativ bleiben App-Spiele dennoch, das können allerdings auch klassische Brettspiele sein.
Was immer geht sind Lizenzspiele, so auch in diesem Jahr, Asmodee Deutschland setzt auf God of War, Herr der Ringe und Marvel, Kosmos ist erfolgreich mit Harry Potter und Ravensburger bringt den Mega-Seller Minecraft als Brettspiel auf den Tisch.
Wachstumstreiber sind Spiele heute weltweit. Brettspiel-Communities entwickeln sich nahezu überall. In Polen gibt es eine lebendige Szene, erzählt Dominique Metzler. Dazu beigetragen haben maßgeblich die story-dichten Spiele von Ignacy Trzewiczek und Portal Games. Auch in Nigeria und Iran wird gespielt. Und nicht nur das: Gesellschaftsspiele werden dort entwickelt. Gern hätten mehr Vertreter aus dem Iran ihre Konzepte auf der SPIEL19 vorgestellt, komplizierte Verfahren bei der Vergabe der Visa haben das verhindert – zu sehen gibt es am Länderstand dennoch jede Menge. Ein Blick über den Tellerrand kann sich lohnen.
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Unterhaltsam sollten die nächsten Tage für rund 200.000 Besucher werden. Etwa 1.000 Programmpunkte haben die Aussteller den Organisatoren gemeldet, darunter nicht nur klassische Play-Sessions, sondern auch Autogrammstunden und Mitmach-Aktionen. Bei letzteren gibt es nicht selten Gewinne abzustauben. Auf der offiziellen Webseite zur SPIEL sind alle Programmpunkte aufgeführt: www.spiel-messe.com.
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