Seit einigen Tagen ist nun die Xbox Series X, Microsofts leistungsstarke Next-Gen-Konsole, erhältlich – und „Team Xbox“ feiert den eleganten schwarzen Klotz. Nicht allein, weil die Konsolen-Hardware alte und neue Spiele enorm beschleunigt, sondern weil Microsoft damit einen Prozess zu einem Höhepunkt bringt, der schon vor Jahren begonnen hat: Die Redmonder haben ein einzigartiges Verständnis von Next-Gen.
Für Microsoft ist der Release der Xbox Series X | S mehr als bloß die Lobpreisung neuer Hardware. Klar, auch das bietet die Konsole: Viel Power, schnelle Ladezeiten, Quick Resume, sogar 4K in 120 Hz, vorausgesetzt man verfügt über entsprechende Hardware. Dass Microsofts Flaggschiff das Spielen beschleunigt, ist keine Überraschung. Das schlanke Klötzchen liefert ab, beeindruckt durch Leistung, bietet im Grunde aber weitaus mehr als bloß Technik. Mit der Veröffentlichung der Xbox Series X | S hat Microsoft einen jahrelangen Prozess zu einem zwischenzeitlichen Höhepunkt gebracht.
Xbox Series X macht alten Spielen Beine
Der Sprung auf die Xbox Series X ist beeindruckend, im direkten Vergleich mit der Vorgänger-Konsole allerdings derzeit gering – zumindest teilweise. Was grafisch geboten wird, ist eher im Detail verbessert: Schönere Lichteffekte werden in Spielen vielfach sichtbar, teilweise beeindruckend ist der Vergleich von Assassin’s Creed Valhalla auf der Xbox One X und Xbox Series X. Ansonsten profitieren Fans derzeit eher von deutlich schnelleren Ladezeiten. Als „nice to have“ abtun muss man das aber nicht, insbesondere bei Open-World-Titeln sorgen die verkürzten, manchmal kaum mehr vorhandenen Ladebalken dafür, dass man noch tiefer eintauchen kann in grenzenlose Welten.
Rein technisch gesehen macht die Xbox Series X mit ihrer RDNA-2-GPU und der Zen-2-CPU von AMD der Software Beine. Bis zu zwölf Teraflops leistet der schmucke Klotz, besonders heiß wird die Konsole selbst im Dauerbetrieb nicht. Ein weitere Vorteil: Die Xbox Series X läuft unfassbar leise. Einige Spiele erhalten aufgrund der neue Ressourcen also bereits inhärente Leistungssteigerungen: Bilder werden dann mit 60 FPS dargestellt, wo man auf der Xbox One X noch mit weitaus weniger zufrieden sein musste. Die Unterschiede sind optisch eindrucksvoll. Die Games laufen weicher, weil die Xbox Series X bei abwärtskompatiblen Titeln keine Schwierigkeiten hat, ihre Stärken auszuspielen. Das gilt aber längst nicht für alle Spiele, vor allem bei Titeln, die eine FPS-Sperre haben, wird auch die Series X nicht Framezahlen nicht erhöhen. Hier sind Entwickler gefordert, um Optimierungen nachzureichen, damit ältere Titel von den frei geworden Ressourcen profizieren können.
Spaß kommt auf, wenn man Forza 4 erneut angeht, diesmal in 4K und mit 60 FPS: Dann kommt schnell die Frage auf, wie man sich den hübschen Racer vormals überhaupt in minderer Qualität antun konnte. Dennoch: Im Grund ist das aktuell Dargebotene nur der Start in die neue Generation. Man wird nun darauf warten müssen, dass Entwickler die Leistungsressourcen der Xbox Series X konsequent nutzen und Spiele speziell für die neue Konsole optimieren. Das weiß man auch bei Xbox: Phil Spencer machte jüngst deutlich, dass die entscheidenden Titel für die neue Konsolengeneration zum Weihnachtsgeschäft 2021 auf den Markt kommen werden. Eine nachvollziehbare Einschätzung, denn Publisher und Entwickler benötigen Zeit, um die volle Leistung der Konsole abrufen zu können.
Form und Aufbau der neuen Konsole stützen das technische Grundgerüst. Die Wärmeabgabe nach oben hinaus ist eine grandiose Idee: Warme Luft steigt aufgrund ihrer geringeren Dichte automatisch nach oben, der gigantische Lüfter im Inneren der Konsole verstärkt damit eine Art Tunneleffekt, um die Xbox Series X trotz ihrer vergleichsweise geringen Größe gut kühlen zu können. Zwar kann man die Xbox Series X auch hinlegen, wirklich gemacht zu sein scheint die Konsole dafür aber nicht, was unter anderem die Bodenplatte andeutet, die in vertikaler Aufbewahrungsart nicht besonders elegant aussieht. Immerhin: Vier kleine Stellnoppen zum Hinlegen sind vorhanden, wir halten allerdings den Standbetrieb für deutlich geeigneter, weil der Hauptlüfter im oberen Bereich angebracht ist. Je weniger dieser sich drehen muss, desto leiser läuft am Ende die Konsole – das sollte man schon durch die Art der Aufstellung unterstützen. Dennoch: Viel zu beachten gibt es nicht beim Stell- oder Legeplatz, lediglich der Luftstrom sollte freibleiben, sodass man dem Lüftungsausgang der Konsole mindestens eine Handbreit – besser noch etwas mehr – Platz geben sollte.
Auch die eher seichte Überarbeitung des Controllers scheint kein Zufall zu sein: Das neue Steuergerät verfügt über eine Share-Taste, hat dank Texturierung mehr Grip auf der Rückseite und im Bereich der Trigger, ist ansonsten aber eher subtil verbessert als innovativ umgearbeitet. Einzig das neue Acht-Wege-Steuerkreuz ist Geschmackssache. Zwar reagiert die Steuerung präzise, allerdings gestaltet sich das deutlich „knackiger“ als etwa beim D-Pad des Elite-Controllers – und „knackig“ ist hier wörtlich zu nehmen.
Highlight: Geringe Ladezeiten
Eines der Herzstücke – die Xbox Series X hat mehrere davon – ist die interne NVMe SSD mit einem Terabyte Speicher. Das ist unter heutigen Maßstäben nicht nennenswert groß, dafür ist der Speicher jedoch unglaublich schnell. Das beeindruckt nicht nur, sondern erweist sich beim Spielen tatsächlich als praktisch: Waren Ladebalken bislang echte Spaßbremsen, so gehen die Gaming-Sessions nun fast nahtlos über die Bühne. Die Xbox Series lädt nicht nur auf dem Papier deutlich schneller, sondern verkürzt die Zeiten in der Praxis tatsächlich drastisch. Bei Gears Tactics lässt sich grob eine Reduzierung um fast das Dreifach feststellen, bei Red Dead Redemption 2 purzeln die Ladezeiten von mehreren Minuten auf knapp 30 Sekunden und bei Gears 5 sind die Ladezeiten so gering, dass man davon kaum noch etwas spürt.
Wie bedeutsam die Änderung ist, muss man selbst spüren. Die nackten Zahlen deuten an, was sich In-Game so deutlich bemerkbar macht, dass man darauf in Zukunft nie wieder verzichten will. Die Mär von grenzenlosen Spielwelten könnte nun auch auf Konsolen zur Realität werden, bislang war das etwas, das nur PC-Spielern mit entsprechenden NVMe-Festplatten vorbehalten war.
Rund 800 Gigabyte freier Speicher stehen für Games zur Verfügung. Das klingt nach viel, dürfte sich jedoch zukünftig als knapp bemessen erweisen, wenn speicherhungrige Spiele erscheinen – und diese dann womöglich auch noch durch Patches und Erweiterungen vergrößert werden. Früher oder später führt der Weg damit entweder über das ständige Installieren und Deinstallieren von Spielen oder aber über eine Speicherweiterung.
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An der Xbox Series X lassen sich USB 3.0-Festplatten anschließen, um abwärtskompatible Titel zu spielen, die nicht für die Series X optimiert worden sind. Will man das Leistungsmaximum samt Optimierung, so geht der Weg ausschließlich über Microsofts internen Speicher oder aber über eine spezielle – derzeit nur in Kooperation mit Seagate entwickelte – Speichererweiterung: Die NVMe-Erweiterungs-SSD für Xbox Series X | S fasst ein Terabyte, kostet allerdings satte 240 Euro.
Microsofts Next-Gen ist nicht nur Hardware
Was Microsoft eigentlich unter der Next-Gen versteht, ist nicht bloß neue Hardware: Die Redmonder arbeiten seit Jahren unermüdlich daran, rund um die Xbox ein eigenes Ökosystem zu schaffen – und das ist inzwischen nicht mehr nur auf Konsolenspieler ausgerichtet. Microsoft nutzt seine Stellung als IT-Gigant und verknüpft die Welten von PC und Xbox, spätestens mit der Xbox Series X findet dieser Prozess nun seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt: Unzählige Abwärtskompatible Spiele; eine Abonnement-Flatrate, die man auf der Xbox und dem PC nutzen kann, und nun zudem ein Cloud-Gaming-Service, für den Spieler nicht extra bezahlen müssen, sondern der sich nahtlos in den Microsoft’schen Mikrokosmos einfügt.
Mit den runderneuerten Controller der Xbox Series X – und natürlich jedem anderen kompatiblen Bluetooth-Controller – lassen sich so auch Spiele auf dem Tablet oder Handy spielen oder besser: weiter spielen. Microsoft setzt auf eine Gaming-Erfahrung, die trotz neuer Konsolen-Hardware eben nicht mehr nur auf auf Gaming am Wohnzimmer-TV ausgerichtet ist. An jeder Ecke und Kante der Xbox Series X spürt man Microsofts Drang zu Effizienz. Dass die Konsole also schlicht und elegant und nicht auffällig und futuristisch daherkommt, ist kaum ein Zufall. Trotz der langweilig-einfach Optik vermisst man bezogen auf die technische Ausstattung nichts – und wer weiß: Vielleicht ist die an einen PC erinnernde Optik auf ein weiterer subtiler Hinweis auf die Verschmelzung von Zielgruppen. Wie man es auch dreht und wendet: Für knapp 500 Euro bekommt mit der Xbox Series X eine Konsole, die einem PC ähnelt, allerdings einem Modell, für dessen Hardware man ein Vielfaches mehr bezahlen müsste.
Gepaart mit dem Drängen auf die Ausweitung der Kompetenzen bei der Spielentwicklung, gemeint ist die stetige Vergrößerung der Xbox game Studios, wird man das Gefühl nicht los, dass die Xbox Series X nicht das Ende eines Prozesses ist, sondern erst der Anfang.
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