Zur SPIEL gab es natürlich auch bei Funtails eine Neuheit. Mit dieser wurde gleichzeitig das neue Label Funtails Family gestartet. Treehouse Diner ist der zweite Titel des Verlags, der nicht durch Crowdfunding finanziert wurde, sondern direkt in den Verkauf kam. Wie viel Spielspaß hinter den süßen Illustrationen steckt, zeigt sich im Test.
Rüdiger Dorn hatte bereits eine überarbeitete Version seines Spiels Da Luigi, das 2015 bei Kosmos erschienen ist.
In Zusammenarbeit mit Funtails wurde diese Überarbeitung noch einmal überarbeitet und die beiden Module (Bienen und Geheimzutat) sind entstanden. So wurden etwa auch die „Kosten“ der Karten neu berechnet und die Berechnung der Zeitkosten entfällt.
Wer noch mehr über Funtails als Verlag erfahren möchte, findet viele Informationen in unserer Verlagsvorstellung.
Ähnlich wie Glen More II: Chronicles im Vergleich zum Vorgänger Glen More den verbesserten Kern beibehält und selbst viel Neues mitbringt, sind auch Da Luigi und Treehouse Diner vergleichbar. Da sich Da Luigi II: Chronicles nach Steffens aussage nicht so gut angehört hätte, gab es hier einen neuen Titel und wunderschöne neue Illustrationen.
Die Spielenden übernehmen die Rolle von Küchenhilfen, die den Köchen die richtigen Zutaten bringen sollen und auch das Telefon im Blick behalten müssen.
Aufbau der Küche
In der Box mit dem wunderschönen Artwork findet sich alles, was es für einen gut laufenden Lieferdienst im Wald braucht. Für jeden Mitspielenden gibt es ein eigenes Küchentableau samt Zufriedenheitsmarker. Das Lager und die Telefonablage können mit den extra Stücken auf die richtige Personenzahl eingestellt. Der Stapel mit den Bestellungen wird gemischt und alle Felder der Telefonablage werden gefüllt. Im Lager werden alle Regalfächer gefüllt, indem zufällige Zutaten aus dem Zutatenbeutel gezogen werden.
Bevor es losgehen kann, erhalten alle noch zwei Startbestellungen. Je eine hat die Zubereitungszeit 4 und die anderen die Zubereitungszeit 6. Nun gibt es noch für jeden drei Startzutaten und schon kann der Wettstreit der Waldlieferdienste beginnen.
Lager oder Telefon?
Eine Partie Treehouse Diner wird so lange gespielt, bis eine Person eine bestimmte Anzahl an Bestellungen erfüllt hat. Diese Anzahl ist abhängig von der Personenzahl. Bis dahin läuft das Spiel in Zügen reihum.
Wer am Zug ist, muss sich entscheiden, ob er oder sie ins Lager geht oder neue Bestellungen annehmen möchte.
Im Lager kann man sich neue Zutaten besorgen. Man wählt eines der Fächer einer Regalebene aus und nimmt alle Zutaten aus diesem Fach. Die Fächer enthalten zwischen einer und vier Zutaten. Leert man das letzte Fach einer Zeile, gibt es den Zeilenbonus. Für jede genommene Zutat muss man eine Bestellung in der eigene Küche um ein Feld nach rechts bewegen. Man kann Bestellungen auch vom eigenen Küchentableau runter schieben, um mehr Zeit zu gewinnen. So verliert man allerdings Zufriedenheitspunkte.
Das Küchentableau besteht aus insgesamt sechs Feldern, denen die Zubereitungszeiten zwischen 1 und 6 zugeordnet sind. Je kleiner die Zahl, desto weiter rechts befindet sich das Feld auf dem Tableau.
Entscheidet man sich dazu, ans Telefon zu gehen, wählt man eine der ausliegenden Bestellungen von der Telefonablage aus, platziert sie entsprechend ihrer Zubereitungszeit in der eigenen Küche und führt ihren Soforteffekt aus. Gegebenenfalls müssen bereits dort liegende Karten weiter geschoben werden. Nun nehmen alle Mitspielenden reihum eine der verbliebenen Bestellungen und führen ebenfalls deren Effekte aus. Die letzte verbliebene Bestellung geht wieder an die Person, die am Zug ist. Die Telefonablage wird anschließend wieder aufgefüllt.
Egal welche der beiden Optionen man im ersten Teil des Zuges gewählt hat, muss man im zweiten Teil nun alle Zutaten, die sich im eigenen Vorrat befinden, den Bestellungen auf dem Küchentableau zuweisen. Es darf am Ende des Zuges keine Zutat mehr im eigenen Vorrat sein, die zugewiesen werden könnte. Gibt es mehrere Möglichkeiten, darf man sich natürlich die Bestellung, der man die Zutat zuweist, aussuchen. Einmal platziert können die Zutaten nicht mehr verschoben werden. Vier beliebige Zutaten oder zwei Gänseblümchen fungieren als Joker.
Spielende und Module
Wenn eine Person die geforderte Anzahl an Bestellungen erfüllt hat, endet das Spiel wenn die aktuelle Runde beendet ist. Nun zählen alle die Zufriedenheitspunkte auf ihren Bestellungen und addieren (oder subtrahieren) die Punkt entsprechend der Position ihres Zufriedenheitsmarkers. Wer nun die meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel.
Das einfache Grundprinzip des Spiels kann mit zwei Modulen erweitert werden.
Mit dem Bienen-Modul kommen weitere Plättchen in den Beutel: Bienen. Diese werden im Lager wie normale Zutaten behandelt. Sammelt man sie im Lager ein, verteilt man sie gleichmäßig auf die Bestellungen in der eigenen Küche. Wird eine Bestellung erfüllt, auf der Bienen liegen, bringen die ausliefernden Flughörnchen diese zurück in ihren Bienenstock. Jede so gerettete Biene bringt am Spielende einen Punkt. Wer die meisten Bienen retten konnte, erhält drei weitere Punkte.
Zusätzlich enthält dieses Modul noch Herausforderungskarten. Am Anfang des Spiels erhalten alle Mitspielenden drei zufällige Herausforderungen. Hat man die Bedingung einer oder mehrerer Herausforderungen am Ende des eigenen Zuges erfüllt, erhält man als Belohnung zwei Zufriedenheitspunkte für den Zufriedenheitsmarker.
Mit dem Modul Geheimzutat kommen die Chilis ins Spiel. Sie werden wie jede andere Zutat behandelt, sind aber sehr selten. Zusätzlich gibt es für alle zu Beginn des Spiels eine Aktionskarte. Im Spielverlauf kann man von diesen weitere sammeln. Sie bieten einmalige Spezialeffekte, die dabei helfen, die Bestellungen rechtzeitig auszuliefern.
Nutzt man das Geheimzutat-Modul dreht man das Lager auf die andere Seite. Die Bonusse für das Leeren einer Zeile sind hier anders. Auch das Kartendeck ist ein anderes. Anstelle von bestimmten Zutaten benötigt man für manche Bestellungen (Suppeneintöpfe) nun bestimmte Konstellationen (z.B. zwei Zutaten einer Art und zwei einer anderen Art oder vier unterschiedliche Zutaten).
Infobox
Personenzahl: 2 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spielzeit: 45 Minuten
Schwierigkeit: leicht
Langzeitmotivation: gut
Genre: Familienspiel
Kernmechanismen: Set collection, Ressourcen Management
Autor: Rüdiger Dorn
Gestaltung: Hendrik Noack
Offizielle Website: Treehouse Diner
Erscheinungsjahr: 2022
Sprache: deutsch
Kosten: 45 Euro
Fazit
Dieses Spiel ist nicht nur außen „Hui“. Auch innen gibt es ein sehr schönes Familienspiel. Das Thema ist nett, aber abgesehen von den hervorragenden Illustrationen nicht sehr präsent. Dafür wirkt es an manchen Stellen etwas mechanisch. Solange die Spielmechanik funktioniert, ist dies allerdings auch kein großes Manko. Das tut sie zum Glück sehr gut.
Nach dem Lesen der Regeln bleiben keine Fragen offen. Dies muss man natürlich auch gerade bei einem Spiel für Wenigspieler erwarten. Auf großartige Flavourtexte wurde verzichtet. Es gibt genug Beispiele und auch sonst ist die Anleitung visuell sehr ansprechend gestaltet.
Das Material des Spiels ist gelungen. Gerade die modularen Tableaus für das Lager und die Telefonablage wissen zu gefallen. So ist das Spiel auch zu zweit nicht größer als nötig. Alles ist sehr übersichtlich gestaltet. Die Icons sind praktisch alle selbsterklärend. Auf den Herausforderungs- und Aktionskarten hat man sich zum Glück für Texte entschieden, so dass auch hier der Spielfluss nicht durch das Nachschlagen unübersichtlicher Icons unterbrochen wird. Der Zutatenbeutel wirkt stabil und gut verarbeitet, wie auch das gesamte andere Spielmaterial.
Der Spielablauf ist sehr flüssig. Selbst bei höheren Personenzahlen ist die Downtime hier gering. Die Interaktion zwischen den Spielenden ist sowohl bei den ausliegenden Bestellungen als auch im Lager sehr angenehm.
Der Ablauf des reihum Bestellungen nehmen im Zug des aktiven Spielenden ist etwas unintuitiv, aber nicht wirklich etwas, was tatsächlich Probleme bereitet. Das Nehmen der Zutaten kann von Zeit zu Zeit etwas Grübeln erfordern, wenn man mehrere Regalfächer gegeneinander abwägt. Die Gefahr für AP ist allerdings sehr gering.
Fraglos ist der Faktor Glück an einigen Stellen präsent im Spiel. Beim Ziehen von Zutaten als Bonus für das Leeren einer Regalreihe oder für das Annehmen einer Bestellung kann ein glückliches Händchen einen Vorteil verschaffen. „Pech“ wird aber nicht bestraft in diesem Spiel, da man immer etwas tun kann und eben nur ein kleines bisschen „mehr“ hat mit ein bisschen Glück.
Einen hohen strategischen Anspruch hat das Spiel nicht. Das muss es als Familienspiel auch nicht besitzen.
Am Spielende sind die Punktzahlen immer schön knapp, so dass es bis zum Schluss spannend bleibt. Durch die Module erhält man auch wirklich mehr Punkte, so dass dort das Gefühl entsteht, dass sie etwas hinzufügen. Gerade für den Langzeitspielspaß und für Vielspieler sind die Module wichtig. Ohne sie wäre der Wiederspielreiz des Spiels deutlich geringer. Beide integrieren sich sehr gut ins Grundspiel. Im Spiel mit beiden Modulen gibt es das volle Treehouse Diner-Erlebnis. Möchte man nur mit einem der beiden Module spielen, bietet das Bienen-Modul ein etwas besseres Spielerlebnis, als das Geheimzutat-Modul alleine.
Im Test ist das Spiel von Partie zu Partie gewachsen. Hielten wir es beim ersten Durchspielen „nur“ für ein „einfaches“ Familienspiel, ist es nicht zuletzt dank der Module zu einem der meist gespielten Spiele der letzten Wochen geworden. Eine hervorragende Eigenschaft eines Spiel, wenn es immer wieder zu neuen Partien reizt.
Mit Treehouse Diner startet die Funtails das Label Funtails Family mit einem sehr guten Familienspiel, das alles mitbringt, was ein Spiel für unerfahrene Spielenden besitzen muss. Auch die Vielspieler werden mit den Modulen abgeholt. Es macht Lust auf die nächsten Spiele, die unter diesem Label erscheinen werden.
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