Mit Rise of Ix hat das Brettspiel Dune: Imperium von Paul Dennen seine erste Erweiterung erhalten. Der Preis ist angesichts der insgesamt dürftigen Ausstattung hoch, dennoch sind die Zusatzinhalte für Fans des Grundspiels ein Muss. Hat man einmal mit der Erweiterung gespielt, will man nicht mehr ohne.
Es ist längst auch im Brettspiel-Segment zur ewigen Frage geworden: Lohnt sich die Erweiterung? Angesichts des durchaus hohen Preises von UVP rund 50 Euro überlegt selbst so mancher Fan von Dune Imperium, ob sich das Gebotene sein Geld auch wert ist. Zum Glück gibt es Rise of Ix einerseits meist zu deutlich günstigeren Kursen, andererseits ist die Erweiterung ein spürbarer Mehrwert für das Spielerlebnis. Drauf verzichten? Nein, eigentlich ist das nicht möglich.
Dune Imperium: Noch besser dank Erweiterung?
Dune Imperium von Paul Dennen hat hohe Wellen geschlagen. Jüngst wurde das Brettspiel – hierzulande in deutscher Sprache über Asmodee erhältlich – für die Auszeichnung als Kennerspiel des Jahres 2022 nominiert. Die Mischung aus Deckbuilding und Workerplacement funktioniert, ist anspruchsvoll und unterhaltsam. Gerade weil das Grundspiel mechanisch und spielerisch überzeugen konnte, war die Veröffentlichung einer Erweiterung nicht ohne Risiko. Das Balancing hätte beschädigt oder der Spielfluss negativ beeinträchtigt werden können. Inzwischen kann man Entwarnung geben: Nichts dergleichen ist passiert, Rise of Ix fügt sich nahtlos und perfekt ein in das Erlebnis des Grundspiels. Mehr noch: Es macht den Spielablauf durch relevante Anpassungen deutlich besser.
Was ist neu an der Dune-Erweiterung Rise of Ix? Zunächst sind es die unzerstörbaren Dreadnoughts, die als drei Soldaten zählen und mit Kosten von drei Solari ein ziemlich Schnäppchen sind, das man auf dem Planeten Ix zukaufen kann. Zwei dieser Spezialeinheiten kann man im Verlauf der Partie erhalten und damit seine Armee aufbessern und durch die höhere Präsenz auf den Schlachtfeldern Entscheidung sogar erzwingen. Entsprechend spannend ist das Rennen um die Dickschiffe, die man nicht nur haben will, sondern muss. Und: Sie bleiben auf dem Spielfeld, lassen sich also strategischer einsetzen als zuvor die Bodentruppen.
Frachter füllen, Frachter leeren
Für eine weitere taktische Ebene sorgt die Spielfelderweiterung rund um Frachter. Auf diesem Tracking-Brett lassen sich Boni generieren, die man dann in den sicheren Hafen transportieren kann. Also stehen Spieler vor einer weiteren relevanten Entscheidung: Weiter sammeln oder die bislang generierten Ressourcen nach Hause holen, um sie einzusetzen? Ziemlich clever.
Nicht minder interessant sind zudem die Tech-Zukäufe, mit denen man auf ixianische Technologien und Maschinen zugreifen kann, die dann wiederum für situationsabhängige Boni sorgen. Anders formuliert: Man kann seine persönliche Spielstrategie auf einer weiteren Detailebene ausarbeiten. Die aus dem Grundspiel bekannte Prämisse bleibt trotz all der neuen Inhalte nämlich erhalten: Ressourcen sind knapp und ihr Einsatz will wohlüberlegt sein. Schon aus diesem Grund ist „Rise of Ix“ ein Muss: die strategischen Optionen werden erweitert, allerdings ohne die Herausforderungen aus dem Spiel zu nehmen. Weiterhin müssen Spieler Runde um Runde wichtige Entscheidungen treffen, gegen den Mangel ankämpfen, gleichzeitig aber dafür sorgen, dass jetzt – oder in absehbarer Zukunft – Punkte auf das eigene Konto wandern.
Und noch etwas schafft die Erweiterung: Sie sorgt für noch mehr Konfrontation, diesmal allerdings im Verborgenen. Weil Dune Imperium ein Deckbuilder ist und die Karten somit den Mittelpunkt des Brettspiels darstellen, vergrößert Rise of Ix die Auswahl. Durch Karten mit einem Infiltrationssymbol lassen sich eigene Agenten auch auf bereits durch gegnerische Figuren beanspruchte Felder schicken – das klingt zunächst wie eine Aufweichung der Schwierigkeit, immerhin konnte man im Grundspiel mit Agenten Felder vollständig blockieren. Es entpuppt sich allerdings als Mechanismus, der – eng umgrenzt – die Optionen für den aktiven Spieler erweitert und damit die Entscheidung noch schwieriger macht. Mann kann nämlich Felder weiterhin besetzen, der Gegner kann das nun allerdings teils umgehen – sofern er die passende Karte hat. Das sorgt für mehr Spannung bezüglich der Agenteneinsätze, die auch mit der Erweiterung für Dune Imperium weiterhin taktisch möglichst clever platziert werden wollen.
Die sechs neuen Anführer mit jeweils eigenen Spielvorteilen sorgen für etwas mehr Varianz, und sorgen – je nach Auswahl – auch für leicht angepasste Spielstrategien. Auch hier bleibt Autor Paul Dennen der Linie aus dem Grundspiel treu. Vorteile gibt es zwar, aber keine übermächtigen. Es kommt letztendlich weiterhin auf den Spieler selbst an, die Boni auch möglichst gewinnbringend einzusetzen.
Eine Stärke von Dune Imperium baut man auch mit der Erweiterung Rise of Ix weiter aus: das Solo-Spiel. Mit den neuen „Haus Hagal“-Karten. Alle übrigen Mechanismen aus dem „Mehrspieler-Modus“ fügen sich dabei prima ein. Kleines Manko: Lediglich zwei der neuen Anführer stehen im Rahmen des Hauses Hagal zu Verfügung, das ist allerdings verzeihlich. Wer möchte, spielt bis zum Erreichen von zwölf Siegpunkten im Rahmen der „epischen Partie“ – dann inklusive kleinen Anpassungen beim Spielaufbau.
Materialqualität und Stil der Illustrationen bleiben unverändert, sie entsprechen dem im Grundspiel Dune Imperium Gebotenen. Es gab allerdings wenig Anlass zu Veränderungen, denn optisch sind vor allem die Karten weiterhin teils kleine Kunstwerke. Was allerdings ebenfalls erhalten bleibt: der leicht billig wirkende Charme der Holzbestandteile. Wenig verwunderlich, immerhin möchte man Fans des Brettspiels offenbar weiterhin dazu animieren, das kostenpflichtige Deluxe-Upgrade zu kaufen.
Infobox
Spielerzahl: 1 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spielzeit: 30 bis 75 Minuten
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: sehr gut
Genre: Kennerspiel
Kernmechanismen: Workerplacement, Deckbuilding
Autor: Paul Dennen
Verlag: Asmodee Deutschland/Dire Wolf Digital
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2022
Sprache: deutsch
Kosten: 40 Euro
Fazit
Dune Imperium: Rise of Ix ist eine große Überraschung in einer kleinen Box. Dass man das ohnehin bereits sehr gute Grundspiel derart deutlich würden verbessern können, war für Fans eher eine Art frommer Wunsch. Nun zeigt sich: Es ist Paul Dennen tatsächlich gelungen, den Spielablauf nicht nur mit weiteren, sondern auch mit sinnvollen Zusatzmechanismen zu ergänzen. Die Erweiterung tut dabei, was sie soll: Sie macht aus Dune Imperium kein neues Spiel, sondern sorgt für einen im Detail veränderten Ablauf. Das große Ganze folgt dabei der bekannten roten Linie.
Wer befürchtet hatte, die Erweiterung könnte den Grad der taktischen Herausforderung aufweichen, kann aufatmen. Rise of Ix bewirkt sogar das Gegenteil. Man hat mehr Optionen, nicht jedoch zwangsläufig auch mehr Ressourcen. Zudem sorgen die Anpassungen dafür, dass kleinere Schwächen aus dem Grundspiel einfach ausgebügelt werden konnten. Vor allem die Intrigenkarten haben nun einen deutlich geringeren Einfluss. Zudem wirken sich die Veränderungen bei Schwertmeister und Mentat positiv auf das Spielerlebnis aus – es sind nun Möglichkeiten, nicht mehr Pflichthandlungen.
Das alles schafft der Autor übrigens, ohne die insgesamt moderate Komplexität des Brettspiels zu beeinträchtigen. Dune Imperium bleibt mit Rise of Ix ein nachvollziehbares, unkompliziertes Spiel, das sich der Mechanismen aus deutlich komplexeren Brettspielen bedient. Es gibt verschiedene Wege zu punkten, das Spiel drängt auf Entscheidungen von Relevanz, die verschiedenen Strategien sind nicht nur zahlreich, sondern müssen sinnvoll in denen eigenen Spielablauf eingebettet werden. Rise of Ix sorgt an all diesen Stellen für Verbesserung, nicht für Veränderung.
Die Dune-Imperium-Erweiterung Rise of Ix macht sich aus ihrer Qualität heraus zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Deckbuilding-Brettspiels. Vor allem erfahrene Spieler profitieren aus den neuen Möglichkeiten, um an Punkte zu gelangen. Gleichzeitig kann das in Spielrunde mit unterschiedlich starken Spielertypen dazu führen, dass die Abstände auf der Punkteleiste deutlicher ausfallen. Das ist jedoch kein Makel, sondern eine Aufforderung an jeden Spieler, sich möglichst effiziente Strategien zurechtzulegen. Die Lernkurve bleibt steil und Rise of Ix legt dazu noch den Finger in die Wunde: Die Spielstärke der einzelnen Spieler bildet sich teils deutlich auf dem Spielbrett ab.
War das Grundspiel Dune Imperium bereits grandios, so setzt Rise of Ix noch eine Schippe Spice drauf.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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